CHÂTEAU DE BULLE
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Allgemeine Informationen
Die Burg von Bulle wurde im späten 13. Jhdt. durch den Bischof von Lausanne erbaut und hat ihr ursprüngliches Aussehen zu grossen Teilen bewahren können. Die nahezu quadratische Anlage ist dem Baustil des «carre savoyard» angelehnt. Ihr eindrücklichstes Element ist der runde Donjon in der südwestlichen Ecke, der besichtigt werden kann.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 37’ 02.70“ N, 07° 03’ 28.60“ E
Höhe: 767 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 570.840 / 162.980
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A12 bei der Ausfahrt Bulle verlassen und beim anschliessenden Kreisel nach Osten halten (Hauptstrasse 12). Beim zweiten Kreisel in südlicher Richtung auf die Route de Riaz einbiegen, die geradeaus ins Stadtzentrum hinein und zur Burg führt. Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum (kostenpflichtig).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Fribourg mit der Bahn nach Bulle. Die Burg steht mitten im Stadtzentrum, 200 Meter östlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
Die Route Fribourg en diagonale führt direkt an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Burghof tagsüber frei zugänglich, der Donjon kann bestiegen werden.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
bis in den Burghof möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Bulle
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020, auf Basis eines Plans von Anton Nein aus dem Jahr 1874
Historie
Bildung der bischöflichen Grundherrschaft im Hochmittelalter
Als «Butulum» wird Bulle bereits im Jahr 860 in den Schriftquellen erwähnt. Schon damals besass der Ort eine Pfarrkirche, und der Bischof von Lausanne hielt hier regelmässig Synoden ab. Durch zahlreiche königliche Schenkungen gelangte das Bistum auch zu Grundbesitz in Bulle, und 1011 mit der Verleihung der Grafschaftrechte über den «comitatus Waldensis» durch König Rudolf III. von Hochburgund auch die weltliche Herrschaft.
Als regionales Zentrum stand der Ort ab dem 12. Jhdt. in Konkurrenz mit Gruyères, das 1195 zugunsten von Bulle vorübergehend auf sein Marktrecht verzichten musste. Bei dieser Gelegenheit werden erstmals Bürger von Bulle erwähnt. Die damals wohl noch unbefestigte Stadt hatte ihr frühes Zentrum, das auch «vetus castrum» genannt wurde, um die Kirche. Ob damit eine frühe Burg an derselben Stelle gemeint war, ist umstritten.

Bau der Burg im 13. Jhdt.
Im 13. Jhdt. entstand schliesslich die befestigte mittelalterliche Stadt, deren Ausmasse heute auch ohne die Stadtmauern noch gut erkennbar sind. An ihrem südlichen Ende erbaute der Bischof als Stadtherr eine starke neue Burg, die bis heute mit nur wenigen äusserlichen Veränderungen erhalten geblieben ist. Die frühe Forschung schreib ihre Errichtung den 1230er Jahren zu, als der spätere Graf Peter II. von Savoyen als Prokurator und der heilige Bonifatius als Bischof in Lausanne tätig waren. Mittlerweile konnte die Anlage aber dendrochronologisch auf die Zeit um 1290 datiert werden. Bauherr war damit Wilhelm von Champvent (Bischof von 1273 bis 1301), ein Verbündeter König Rudolfs von Habsburg.

Für den Bauplan von Bulle wählte man eine abgewandelte Form des «carré savoyard». Der Grundriss bildet ein Geviert von 41 x 44 Metern. Im Gegensatz zur gleichzeitig erbauten Burg Champvent wurden drei der runden Ecktürme aber nicht vollwertig, sondern nur als vorkragende Rondellen ausgeführt. Umso beeindruckender ist hingegen der ebenfalls runde Donjon in der südwestlichen Ecke. Im Durchmesser misst er 13 Meter, er ist 33 Meter hoch und seine Grundmauern sind 2,16 Meter stark.
Im Südflügel der Burg befanden sich die bischöflichen Gemächer und die Küche, während der Kastellan seine Wohnung wahrscheinlich neben dem Burgtor auf der Nordseite hatte. Im östlichen Flügel waren die repräsentativen Räume untergebracht. Baulich interessant ist auch ein gut erhaltenes Nebentor (Poterne) auf der Südseite neben dem Donjon. Wie beim Haupttor konnte der Burggraben hier mittels einer Zugbrücke überquert werden.

Bauliche Veränderungen in der Neuzeit
Im Spätmittelalter blieb Bulle als bischöflicher Besitz von kriegerischen Ereignissen weitgehend verschont. Dank einem gerade noch rechtzeitig abgeschlossenen Burgrechtsvertrag mit Freiburg konnte die Stadt einen eidgenössischen Angriff im Burgunderkrieg vermeiden. Als Bern und Freiburg 1536 die Waadt eroberten, unterstellte sich Bulle erneut dem Schutz Freiburgs und wurde in dessen Territorium eingegliedert. Der Bischof von Lausanne musste dies notgedrungen hinnehmen, akzeptierte es formell jedoch erst 1614. Der bischöfliche Kastellan wurde nun durch einen freiburgischen Landvogt abgelöst.
Von 1763 bis 1768 wurde die Burg vor allem inwendig stark verändert und mit neuen Fenstern versehen. Im Burghof wurde direkt neben dem Hauptzugang ein Treppenhaus errichtet, um den Zugang zum Wohntrakt zu erleichtern. Ausserdem richtete man in der nordöstlichen Ecke einen grossen Gerichtssaal ein. Und 1778 wurde die Zugbrücke am Burgtor durch eine steinerne Brücke ersetzt.

Mit dem Zusammenbruch der alten Ordnung verliess 1798 der letzte Vogt die Burg, seit dem 19. Jhdt. beherbergt sie jedoch die Präfektur des Bezirks Gruyères und ist damit quasi bis heute das politische Herrschaftszentrum der Region. Das oberste Stockwerk des Südflügels diente bis ins 20. Jhdt. auch als Gefängnis. Die äusseren Wehranlagen wie der Burggraben und das daneben liegende südliche Stadttor verschwanden nach dem grossen Stadtbrand von 1805.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 195
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 210-217
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 2 [Cahiers d'archéologie romande 99] | Lausanne, 2004 | S. 550-552
  • De Vevey, Bernard - Châteaux et maisons fortes du Canton de Fribourg [Archives de la société d'histoire du Canton de Fribourg, Tome XXIV] | Freiburg i.Ü., 1978 | S. 57-63
  • Flückiger, Roland - Mittelalterliche Gründungsstädte zwischen Freiburg und Greyerz [Freiburger Geschichtsblätter, Bd. 63] | Freiburg i.Ü., 1984 | S. 131-148
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 119-122
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 106
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 69-70
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 148-149
  • Reiners, Heribert - Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, I. Teil | Basel, 1937 | S. 39-43
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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