JOHANNITERKOMTUREI TOBEL Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Thurgau | Bezirk Münchwilen | Tobel-Tägerschen |
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Allgemeine Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
Die 1228 durch eine Güterabtretung der Grafen von Toggenburg entstandene Komturei des Johanniterordens bestand bis ins frühe 19. Jhdt. und diente danach bis 1973 als kantonale Strafanstalt. Vom mittelalterlichen Baubestand ist noch ein sehenswerter Turm erhalten, der seit 1709 als Kirchturm dient. Das teilweise vom Zerfall bedrohte Ensemble mit Gebäuden aus verschiedenen Jahrhunderten wird heute vor allem für kulturelle Zwecke genutzt. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Informationen für Besucher | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Bilder | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Grundriss | |||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann aufgrund eigener Beobachtungen und: Knoepfli, Albert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. II: Der Bezirk Münchwilen | Basel, 1955 | S. 334-335 |
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Historie | |||||||||||||||||||||||||||||||
Gründung und Ausbau im Mittelalter:
Die Gründung der Johanniterkomturei Tobel steht gemäss der Chronik des Klosters St. Gallen in direktem Zusammenhang mit dem Mord von Graf Diethelm II. von Toggenburg an seinem Bruder Friedrich I. 1226 soll deren Vater Diethelm I. zur Sühne nicht nur die Stadt Wil und die Alt-Toggenburg an St. Gallen übertragen, sondern einen grossen Güterkomplex im Lauchetal der Johanniterkomturei Bubikon geschenkt haben. Wie vertrauenswürdig diese Darstellung ist, mit der die Abtei vor allem ihren Anspruch auf Wil und die Alt-Toggenburg unterstreichen wollte, ist umstritten. Nachdem die Söhne von Diethelm II. gegen diese Regelung aufbegehrt hatten, kam es 1228 zu einem Vergleich. Die Johanniter mussten den Toggenburgern einen Teil der Güter zurückgeben. Sie erhielten dafür den Fronhof in Tobel mitsamt der Kirche und mussten sich verpflichten, dort zwei Priester und einen dienenden Bruder zu beschäftigen. Damit war die Grundlage für die neue Komturei geschaffen, in der sich die Grafen auch eine Familiengrabstätte anlegen wollten. Wie die neue Niederlassung des Ordens baulich ausgestaltet war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Die Kirche von Tobel mit integrierter Ritterkapelle stand damals noch im Tal, daneben entstand wohl eine erste Wohnstatt für die Ordensbrüder. Hingegen lässt sich das Wahrzeichen der Anlage – der Wohnturm auf der nordostseitigen Anhöhe mit seinen spitzbogigen Fenstern – am ehesten in die zweiten Hälfte des 13. Jhdts. datieren. Er war von einem Graben umgeben, der heute verschwunden ist. Im Grundriss misst er 8,3 x 9,1 Meter, bei einer Mauerstärke von bis zu 1,8 Metern. Das mittelalterliche Mauerwerk ist bis auf eine Höhe von 15,3 Meter erhalten. Die Komturei wurde bald von Bubikon unabhängig; 1266 wird erstmals ein Konvent erwähnt, 1270 ein eigener Komtur. Tobel verzeichnete im 13. und 14. Jhdt. einen raschen Zuwachs an Gütern und Rechten. Unter anderem übernahm der Orden Burg und Herrschaft der benachbarten Herren von Heitnau und erhielt bis 1348 weitere Schenkungen von den Toggenburgern. Im 16. Jhdt. war der Aufbau des Herrschaftsgebietes weitgehend abgeschlossen, ein letzter grosser Zukauf war 1684 der Weinzehnten in Herten bei Frauenfeld. Auch baulich wurde die Komturei vergrössert. Ein geräumiges Wohnhaus mit Rittersaal entstand wohl bereits im ausgehenden Mittelalter, spätens aber unter Konrad von Schwalbach (Komtur 1501-1524). Auch durch Dietbald Gyss von Gyssenberg (Komtur 1532-1537) sind umfangreiche Bauarbeiten ausgeführt worden. Von der Reformation bis 1798: Schwierige Zeiten durchlebte die Komturei während der Reformation. Der Konvent löste sich auf und fortan war nur noch der Komtur ein Johanniter. Tobel wurde zu einem Rittersitz, der von der Zentrale auf Malta meistens Vertretern des schwäbischen Hochadels zugeteilt wurde. Ein Streit um Kirchrechte, die Besoldung der Pfarrer und die Verwendung des Zehntens führte unter anderem dazu, dass die Tobler Bauern im Februar 1529 die Ritterkappelle in der Kirche stürmten und verwüsteten. Es gab sogar Pläne, die Komturei in einen Vogteisitz des reformierten Zürich umzuwandeln. Doch die Niederlage der Zürcher gegen die katholischen Orte der Eidgenossenschaft im zweiten Kappelerkrieg von 1531 stärkte im Thurgau die Vertreter des alten Glaubens – die Komturei blieb bestehen. Im 17. Jhdt. bezeugen Visitationsberichte den schlechten baulichen Zustand der Anlage. Unter Konrad von Rosenbach (Komtur 1634-1643) wurde eine umfassende Renovation vorgenommen. Die Komturei umfasste damals auch verschiedene Stallungen, eine Mühle, eine Sägerei, eine Trotte, ein Back- und ein Waschhaus und etliche weitere Ökonomiebauten, die alle von einer Umfassungsmauer umgeben waren. Das Tor wurde von einem 1679 erstmals erwähnten Pförtnerhaus bewacht. Am 20. September 1692 zerstörte jedoch ein Erdbeben einen grossen Teil der Komturei. Betroffen war unter anderem das Hauptgebäude mit dem Rittersaal, das danach komplett neu aufgebaut werden musste. Die grössten Veränderungen erfuhr die Anlage jedoch im 18. Jhdt. Von 1706-1709 wurde die Kirche abgebrochen und auf der Anhöhe über dem alten Standort neu erbaut. Dabei erhielt der mittelalterliche Wohnturm eine neue Funktion als Kirchturm. Er wurde dafür aufgestockt und mit einem steilen Giebeldach versehen. Unter Franz Anton von Schönau (Komtur 1735-1748) entschloss man sich dann zu einem kompletten Neubau der ganzen restlichen Anlage. Von 1744 bis 1747 wurden die Hauptgebäude abgerissen und durch eine dreiflüglige Anlage des Architekten Johann Caspar Bagnato ersetzt. Baumängel führten aber dazu, dass abgesehen vom heute noch bestehenden Haupthaus die damals errichteten Gebäude schon bald ersetzt werden mussten. Ende der Komturei und spätere Nutzung: Das Ende der Komturei kam mit der helvetischen Revolution von 1798 und dem Einmarsch der fränzösischen Revolutionsarmee. Der bei seinen Untertanen durchaus beliebte letzte Komtur von Tobel, Carl Philipp von Hohenlohe, wurde vom neu geschaffenen Kanton Thurgau mit einer Pension ausgestattet und ins Bürgerrecht aufgenommen. 1809 wurde an der Pforte das Wappen des Johanniterordens durch das Kantonswappen ausgetauscht – damit war die Komturei endgültig Geschichte. In der Anlage wurde 1811 eine kantonale Strafanstalt eingerichtet. Dazu wurden in den folgenden Jahrzehnten viele Gebäude hinzugefügt, andere hingegen abgerissen. Im 20. Jhdt. wurden die Verhältnisse in den barocken Mauern aber zunehmend prekär. Schliesslich wurde das Gefängnis als nicht sanierungsfähig eingestuft und 1973 geschlossen. Sechs Jahre später beschloss der Kanton den Abbruch aller «denkmalpflegerisch wertlosen» Gebäude, wodurch die Anlage viel von ihrer historischen Substanz einbüsste. Überraschend wurde 1991 das Projekt eine Museums in der Komturei in einer Volksabstimmung sehr deutlich verworfen. Die Gebäude blieben leer und zerfielen weiter, bis 2004/05 ein Verein und eine Stiftung gegründet wurden, um in Tobel einen Treffpunkt für verschiedene Generationen einzurichten. Diese Idee scheiterte 2008. Seither wird versucht, das Bauensemble mit verschiedenen kleinen Projekten am Leben zu erhalten: mit Konzerten und Filmvorführungen, einem kleinen Gastronomiebetrieb und mit einem eigens gebrauten «Johanniterbier». Die Zukunft der ehemaligen Komturei bleibt ungewiss. |
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Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente | |||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Webseiten mit weiterführenden Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
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