SCHLOSS SCHWARZENBACH
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton St. Gallen | Wahlkreis Wil | Jonschwil

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Um 1280 kaufte König Rudolf von Habsburg die Herrschaft Schwarzenbach und liess hier kurz darauf eine neue Burg samt befestigter Stadt errichten. Sie diente ihm als Stützpunkt gegen die Stadt Wil, die dem Fürstabt von St. Gallen unterstand. Am Ende einer jahrezehntelangen Fehde musste die Stadt Schwarzenbach um 1307 wieder abgebrochen werden. Die Burg wechselte mehrfach den Besitzer und war von 1483 bis 1798 Sitz eines Landvogts der Abtei St. Gallen. Über die Jahrhunderte stark verändert, dient sie heute als Privatwohnsitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26’ 33.10“ N, 09° 04’ 09.30“ E
Höhe: 563 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.990 / 255.920
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Wil verlassen und anschliessend auf der Flawilerstrasse in südöstlicher Richtung die Thur überqueren. Nach der Brücke im Verkehrskreisel nach Süden abbiegen und bis nach Schwarzenbach fahren. Das Schloss befindet sich gleich am Dorfeingang rechts (Parkmöglichkeiten im Ort).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von den Bahnhöfen Wil oder Uzwil mit der Buslinie 729 bis Schwarzenbach, Wilerstrasse. Das Schloss befindet sich 200 Meter westlich der Haltestelle am Dorfrand.
Wanderung zur Burg
Der Thurweg führt am Zugang zum Schloss vorbei.
Öffnungszeiten
Die Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist nicht zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Schwarzenbach
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2021
Historie
Gründung unter König Rudolf von Habsburg
Um 1280 kaufte König Rudolf von Habsburg die Herrschaft Schwarzenbach von Ulrich von Leuberg. Als Schirmvogt über die Reichsabtei St. Gallen sicherte er sich so einen Stützpunkt am Übergang über die Thur und nach Wil. Mittelpunkt der Herrschaft war damals vermutlich noch die eher bescheidene Burg Alt-Schwarzenbach.
Nachdem 1281 mit Wilhelm von Montfort in St. Gallen ein ambitionierter neuer Abt gewählt worden war, verwickelte sich dieser sehr rasch in eine persönliche Fehde mit dem König. Dieser reagierte, indem er Schwarzenbach massiv ausbaute. 300 Meter nördlich der alten Burg entstand zu jener Zeit eine neue, deutlich grössere Wehranlage. Mangels bauhistorischer Untersuchungen ist nicht eindeutig, welche Teile des heutigen Schlosses noch auf diese frühe Bauphase zurückgehen. Am ehesten dürfte dies für den Hauptbau (Wohnturm bzw. Herrenhaus) und für Teile des flussseitigen Berings gelten.
Nördlich der Burg liess der König zudem eine befestigte Stadt anlegen, die durch einen breiten Graben von der Wehranlage getrennt war. Durch diesen Graben wurde nun die Reichsstrasse zum Thurübergang umgeleitet. So entstand ein starkes Gegengewicht zur Stadt Wil, die Abt Wilhelm gehörte.

Krieg zwischen Schwarzenbach und Wil
Im Sommer 1287 eskalierte der Konflikt. Gemäss den Chroniken sollen zunächst die Leute von Schwarzenbach einen Wiler Hirten und seine Viehherde angegriffen haben. Zur Vergeltung liess Abt Wilhelm die Wiler nach Schwarzenbach ziehen, um das Städtchen in Brand zu stecken. Im Gegenzug versuchten die Habsburger Wil einzunehmen, erlitten dabei aber schwere Verluste. Im Spätsommer wurde ein Waffenstillstand vereinbart, Schwarzenbach konnte wieder aufgebaut werden. Doch der Konflikt blieb ungelöst. Der König liess Abt Wilhelm verbannen und setzte 1288 mit Konrad von Gundelfingen einen Gegenabt ein. Wilhelm verschanzte sich nun auf der Alt-Toggenburg, doch diese wurde bald von den Habsburgern erobert. Erst nach dem Tod des Königs konnte er 1291 nach St. Gallen zurückkehren.
Die Fehde flammte aber rasch wieder auf. Die Wiler griffen im Sommer 1292 Schwarzenbach an, erlitten aber hohe Verluste gegen die gut organisierte Verteidigung unter dem habsburgischen Gefolgsmann Jakob Hofmeister. Kurz darauf konnte Albrecht von Habsburg Wil erobern. Die Stadt wurde in den Kriegswirren jenes Sommers gründlich zerstört, fast alle Einwohner mussten nach Schwarzenbach umziehen.

Friedensschluss, Abbruch der Stadt
Erst 1301 kam es zu einer Einigung zwischen St. Gallen und den Habsburgern. Sie sah vor, dass Wil wieder aufgebaut, Schwarzenbach hingegen aufgegeben werde. Nach einigen Verzögerungen kam es 1307 tatsächlich zum planmässigen Abbruch des Städtchens. Heute ist davon nichts mehr erkennbar. Die Burg aber blieb bestehen, denn Jakob Hofmeister wollte vor dem Abbruch 200 Mark Silber zurückerstattet haben, die er in den Ausbau der Anlage investiert hatte. Man erlaubte ihm schliesslich, die Burg für diese Summe an Heinrich von Griessenberg zu verkaufen.
Um 1325 brachte Adelheid von Griessenberg die Herrschaft Schwarzenbach in ihre Ehe mit Graf Diethelm V. von Toggenburg. Nach dessen Tod in der Schlacht bei Grynau (1337) heiratete sie Graf Konrad von Fürstenberg. Ihre Tochter war in zweiter Ehe mit Heinrich von Hewen verheiratet, dessen Nachkommen die Burg über mehrere Generationen halten konnten.

Vogteisitz der Abtei St. Gallen
1483 verkauften die Herren von Hewen die Herrschaft Schwarzenbach für 3000 Rheinische Gulden an Ulrich Rösch, Fürstabt von St. Gallen. Dieser hatte zuvor schon die Grafschaft Toggenburg erworben und machte Schwarzenbach nun zum Verwaltungszentrum einer neuen Obervogtei. Bauliche Massnahmen wurden nötig, nachdem ein Brand 1494 grosse Teile der Anlage zerstört hatte. Um 1500 werden erstmals ein Kornhaus und eine Kapelle in der Burg erwähnt.
Im Dreissigjährigen Krieg legte man auf der Burg ein Pulverlager an, das im Mai 1621 explodierte. Bei diesem Unglück wurde die südwestliche Ecke der Wehranlage mit dem Konhaus völlig zerstört. Daraufhin liess die Abtei St. Gallen auf den alten Grundmauern ein bis heute bestehendes, grösseres Kornhaus bauen.
Im zweiten Villmergerkrieg besetzten zunächst die aufständischen Toggenburger 1710 die Burg Schwarzenbach, zwei Jahre später wurde sie von Truppen aus Zürich eingenommen und erst 1718 wieder dem Fürstabt übergeben. Mit dem Sturz der alten Ordnung wurde dann 1798 auch die Landvogtei aufgelöst.

Private Besitzer seit dem 19. Jhdt.
Schwarzenbach wurde nun zum Staatsgut und beherbergte noch bis 1821 die Bezirksverwaltung. Dann entschloss sich die St. Galler Regierung zum Verkauf. Für 950 Gulden ging das Schloss an den katholischen Administrationsrat St. Gallen, der es 1838 für 5100 Gulden an Niklaus Moosberger von Jonschwil weiterverkaufte. Nun wechselten die Besitzer in rascher Folge: 1840 die Hürlimann aus Oberbüren, 1841 die Fräfel aus Niederstetten und 1852 die Clavadetscher aus Küblis. Letztere verkauften alles Inventar, dass sich zu Geld machen liess. Ausserdem liessen sie die Ringmauer abbrechen, um die Steine für den Bau der nahen Eisenbahnbrücke über die Thur zu veräussern.
1859 kaufte Andreas Marugg von Conters die herntergekommene Liegenschaft, 1872 ging sie an Ruppert Geser von Gaiserwald, der im Kornhaus eine Stickerei betrieb. Sein Sohn verkaufte das Schloss 1943 an die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St. Gallen, die es als Ableger einer Erziehungsanstalt nutzte. Nachdem Ernst Pflüger aus Zürich den Bau 1959 übernehmen konnte, wurden wieder Renovationsarbeiten in Angriff genommen, aber erst in den 1980er-Jahren abgeschlossen. 1986 erwarb die Familie Hengartner das Schloss, und seit 2016 gehört es dem dänischen Geschäftsmann Lars Seier Christensen, der es als privaten Wohnsitz nutzt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 466
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 39-40
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 97-98
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 217-218
  • Näf, Adolph - Die Bestallung des Obervogtes Franz Josef Germann auf Schloss Schwarzenbach | In: Untertoggenburger Neujahrs-Blätter, 9. Jhg. | Flawil, 1937 | S. 54-59
  • o.V. - Chronik des Schlosses Schwarzenbach | In: d’Region: das Regional-Journal für Wil, Fürstenland, Hinterthurgau, Toggenburg, Frauenfeld und Thurtal | 3. Jhg./Heft 5 | Wil, 1983
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 06.04.2021 [OS]