ST. ANNASCHLOSS (BURG RORSCHACH)
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Allgemeine Informationen
Gut erhaltene Burg am Berghang über Rorschach mit Bergfried aus Sandsteinquadern und angelehnten Wohngebäuden. Die wohl im 12. Jhdt. gegründete Anlage war bis 1449 ein Wohnsitz der Ritter von Rorschach und diente danach als Vogteisitz der Fürstabei St. Gallen. Die 1509 gestiftete Burgkapelle zu Ehren der heiligen Anna verhalf der Burg Rorschach zu ihrem heutigen Namen «St. Annaschloss». Sie befindet sich seit 1805 in Privatbesitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 27’ 51.60" N, 09° 29’ 41.95“ E
Höhe: 569 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 755.030 / 259.090
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Meggenhus verlassen und anschliessend der Kantonsstrasse 7 nach Osten bis nach Goldach folgen. Am Ortseingang rechts in die Bruggmühlestrasse abbiegen und weiter bis zum Bahnhof Goldach. Nach Überquerung der Bahnlinie im Kreisverkehr in die Sulzstrasse einbiegen, die in östlicher Richtung nach Rorschacherberg führt und dort erneut in einen Verkehrskreisel mündet. Hier in südlicher Richtung in die St. Annaschloss-Strasse einbiegen. Diese unterquert die A1 und führt bergauf direkt bis zur Burg. Kostenlose Parkplätze kurz vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab St. Gallen mit der S-Bahn (Linie 4) bis nach Rorschach. Ab hier weiter mit der Buslinie 253 bis nach Rorschacherberg, Gemeindehaus. Wenige Schritte östlich der Haltestelle führt ein markierter Wanderweg bergauf und unterquert kurz darauf die Autobahn. Gleich danach rechts abbiegen in den St. Annaschlossweg, der durch den Wald zur Burg hinauf führt (Zustieg ca. 20 Min.).
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt am «Schlösserrundweg Rorschacherberg».
Öffnungszeiten
Nur Aussenbesichtigung möglich – die Burg befindet sich in Privatbesitz.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss St. Annaschloss
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2021 | u.a. auf Basis von: Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 3. Teil [82. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1942 | S. 18
Historie
Die Ritter von Rorschach und ihre Burg
Die Herren von Rorschach zählten ab dem 12. Jhdt. zu den bedeutendsten Dienstleuten der Abtei St. Gallen und tauchen 1176 mit den Brüdern Egilolf und Rudolf erstmals in einer thurgauischen Urkunde auf. Das Geschlecht verfügte über umfangreiche Besitzungen und Rechte am Rorschacherberg, in Rorschach und in der Umgebung von Herisau. Dort liessen sich um 1200 verschiedene Zweige der Familie auf den Burgen Urstein, Rosenberg und Rosenburg nieder. Im 14. Jhdt. gehörten einer weiteren Linie zudem die Burgen Rosenberg-Bernang und später auch Zuckenriet. Der ursprüngliche Wohnsitz der Familie war aber vermutlich die Burg Rorschach, das heutige St. Annaschloss.
Wie die Burg sich in ihrer Gründungsphase präsentierte, ist nicht bekannt. Sie steht auf einem Geländevorsprung zwischen zwei tief eingeschnittenen Bachtobeln und war sowohl berg- wie talseits durch einen Graben gesichert. Ihre heutige Gestalt geht im Kern auf die Mitte des 13. Jhdts. zurück. Damals wurde der eindrückliche Bergfried aus Sandsteinquadern errichtet, dessen bergseitige Mauer 4,3 Meter dick ist. Westlich neben dem Turm befand sich eine Toranlage mit Zwinger, durch die man in den tiefergelegenen Burghof gelangte. Dieser wird auf der Ost- und Nordseite durch Wohnbauten begrenzt. Ob diese kompakte Burganlage einst von einem äusseren Bering umgeben war, lässt sich ohne Grabungen nicht mehr feststellen.

Übergang an die Abtei St. Gallen
Die Ritter von Rorschach stiegen im Spätmittelalter zum reichsten Ministerialengeschlecht der Region auf, doch wurde ihre wirtschaftliche Basis durch fortlaufende Erbteilungen und veschiedene Fehden empfindlich geschwächt. Ihre Burgen rund um Herisau wurden 1403 durch die Appenzeller zerstört. Die Burg Rorschach entging diesem Schicksal, weil der hier ansässige Familienzweig bereits 1383 ein Burgrecht mit der Stadt St. Gallen geschlossen hatte, die sich nun mit den Aufständischen gegen den Fürstabt verbündete.
1449 aber sah sich Eglolf von Rorschach gezwungen, seine Burg an die Abtei zu verkaufen, die sie fortan als Vogteisitz nutzte. Erster Landvogt wurde der Berner Adlige Stoffel von Grünenberg. Einer seiner Nachfolger, Jörg Pfund, konnte die Burg während der Wirren um den Rorschacher Klosterbruch 1489 und 1490 zweimal erfolgreich gegen die Appenzeller und St. Galler verteidigen.

Der Vogteisitz in der Reformationszeit
1509 stiftete Fürstabt Franz von Gaisberg auf der Burg Rorschach eine Kapelle zu Ehren der heiligen Anna. Von dieser Zeit an wurde die Anlage St. Annaschloss genannt. Als sich in St. Gallen die Reformation durchsetzte, zog sich der schwer erkrankte Fürstabt hierher zurück, wo er im März 1529 verstarb. Da die reformierte Partei die Wahl eines Nachfolgers unbedingt verhindern wollte, hielt man den Tod über mehrere Tage geheim, bis sich die Mönche im Exil auf einen neuen Fürstabt verständigt hatten. Im Sommer desselben Jahres aber drangen die Tuppen des reformierten Zürich ins Fürstenland vor und besetzten am 12. Juni auch die Burg Rorschach. Nach ihrer Niederlage gegen die katholischen Innerschweizer in der Schlacht von Kappel (1531) mussten sie diesen Stützpunkt allerdings wieder aufgeben.

Übergang an private Besitzer
1662 hatte die Burg als Vogteisitz ausgedient, dieser wurde nach Rorschach verlegt. Die alte Wehranlage wurde nun verpachtet und nach der Aufhebung des Klosters St. Gallen 1805 versteigert. Im 19. Jhdt. folgten mehrere Besitzerwechsel. Die Burg wurde in jenen Jahrzehnten kaum gepflegt, aber auch nicht stark verändert. Schliesslich erwarb 1886 Wilhelm Spirig aus Rorschach die Anlage, liess sie umbauen und darin einen Gasthof einrichten. 1928 wurde das St. Annaschloss an den Maler Edward Rüdisühli verkauft, der einige Fresken in der Kapelle neu malte und auf der Westseite einen neuen direkten Zugang zum sakralen Raum anlegen liess. Nach seinem Tod bewohnte seine Frau die Burg noch bis 1964. Nächster Besitzer war mit Olivier Foss ebenfalls ein Künstler. Seit 2014 gehört das St. Annaschloss seiner Tochter, die sich um eine schrittweise Sanierung der Anlage bemüht. Im Zuge dieser Arbeiten erhielt der von Wasserschäden bedrohte Bergfried ein provisorisches Schutzdach.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel bei der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 482
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 201-202
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 26
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 3. Teil [82. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1942 | S. 18-19
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 77-78
  • Kobler, Arthur - Das St. Annschloss | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 123-125
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 151
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