BURG RIOM
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Allgemeine Informationen
Eindrückliche, aus einem karolingischen Königshof hervorgegangene Wehranlage am Dorfrand von Riom. Die Burg wurde um 1240 wahrscheinlich durch die Herren von Wangen-Burgeis errichtet und war von 1258 bis 1552 in der Hand des Bischofs von Chur. Gut erhalten sind der schlanke Bergfried und der grosse Palas, in welchem seit 2006 ein rätoromanisches Theater untergebracht ist.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 36' 33.40" N, 09° 35' 03.50" E
Höhe: 1227 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 764.360 / 164.250
Kontaktdaten
Origen Festival Cultural | Pale Sot 6 | CH-7463 Riom
Tel: +41 (0)81 637 16 81 | E-Mail: info@origen.ch | www.origen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Hauptstrasse 3 in südlicher Richtung über die Lenzerheide und Tiefencastel bis nach Cunter. Hier talseits abbiegen in Richtung Riom-Parsonz. Die Strasse führt auf der anderen Talseite in drei Kehren hinauf zur Burg. Parkplätze am Dorfeingang.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindung von Chur nach Tiefencastel. Ab hier weiter mit dem Bus in Richtung Bivio bis zur Haltestelle Cunter, vischnanca. Nun umsteigen auf den Bus in Richtung Salouf. Die Burg steht nahe der Haltestelle Riom, Dorf.
Wanderung zur Burg
Die ViaSett führt unmittelbar an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Die Burg ist als Theaterhaus ausgebaut und beherbergt im Sommer jeweils das rätoromanische «Origen Festival Cultural».
Aussenbesichtigung jederzeit möglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Riom
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 68 | bearbeitet von O. Steimann, 2012
Historie
Von den einst zahlreichen Burganlagen im Oberhalbstein ist Riom zweifellos die mächtigste. Ihr Hauptbau besteht aus einem imposanten, dreistöckigen Palas, der im Grundriss 12 x 34 Meter misst. Er war urspünglich von Zinnen gekrönt - heute trägt er ein Giebeldach, das ihm aber erst im 20. Jhdt. zum Schutz des Mauerwerks aufgesetzt wurde. Aus mittelalterlicher Zeit erhalten sind hingegen etliche interessante Details wie zwei Kamine, Spuren eines Aborterkers, eines Backofens und viele grössere und kleinere Fensteröffnungen. Der alte Hocheingang liegt auf der Südseite des Gebäudes und ist heute wieder zugänglich. Der ebenerdige Eingang entstand hingegen erst in den 1930er Jahren.
Auf der Bergseite des Palas schliesst der gleichzeitig erbaute, schlanke Bergfried an. Auch er ist noch in seiner vollen Höhe von sechs Stockwerken erhalten und misst im Grundriss etwa 7 x 7 Meter. Das Innere war unbewohnbar: Nur wenige Lichtschlitze erhellten die äusserst engen Räume. Der Turm diente wohl hauptsächlich repräsentativen Zwecken. Turm und Palas waren von einer Ringmauer umgeben, die der Geländekante des Burgareals folgte. Grosse Teile davon sind in der Neuzeit abgerutscht, weshalb auch die Lage des Burgtors nicht mehr erkennbar ist. Es wird auf der Nordseite vermutet.

Riom war bereits in römischer Zeit eine wichtige Siedlung am Weg zum Julier- und zum Septimerpass. In karolingischer Zeit befand sich hier ein Königshof samt zugehöriger Taufkirche, der von Kaiser Arnulf einem gewissen Ruotpert geschenkt wurde. 904 gelangte er von diesem über einen Tauschhandel ans Kloster Lorsch. Die heutige Burg Riom wurde hingegen erst um 1240 erbaut – vermutlich auf dem Areal des alten Königshofs. Palas und Bergfried gehören zum ursprünglichen Baubestand. Der Wohntrakt war zunächst nur zweigeschossig, wurde aber schon bald nach seiner Entstehung auf die heutige Höhe aufgestockt.
Als Bauherren von Riom gelten die Freiherren von Wangen-Burgeis aus dem Vinschgau. Berall von Wangen verkaufte im Februar 1258 seinen gesamten Besitz im Oberhalbstein für 300 Mark Silber dem Bischof von Chur. Dieser musste sich für den Kauf Geld bei den Freiherren von Vaz besorgen und gab ihnen dafür die Burg Riom als Pfand.

1275 wude das Pfand ausgelöst, und Riom diente fortan als bischöfliches Herrschaftszentrum im Oberhalbstein. Spätetens ab dem frühen 14. Jhdt. amtierten die Herren von Marmels als bischöfliche Vögte auf der Burg. Als erster wird der vor 1346 verstorbene Symon von Marmels in diesem Amt erwähnt, das die Familie mit kurzen Unterbrüchen bis 1426 behielt. Von 1359 bis 1377 hatte der Bischof ihr die Burg sogar für 200 Mark Silber verpfändet – allerdings mussten sie ihm die wichtige Festung jederzeit offen halten. Nach den Marmels besorgten im 15. und 16. Jhdt. die Familien von Riom, von Stampa, Jecklin von Zuoz, Schanöl und von Fontana die Burghut.
Im Frühjahr 1468 kam es zu einem Konflikt zwischen dem Gotteshausbund und dem damaligen Churer Bischof, Ortlieb von Brandis. Die Gotteshausleute besetzten verschiedene bischöfliche Stützpunkte, darunter auch Riom. Die Stadt Zürich setzte sich für den Bischof ein und forderte die Leute aus dem Domleschg, dem Oberhalbstein und von Bergün auf, die Burgen wieder freizugeben, was offenbar geschah.

1552 konnten sich die Talleute von der bischöflichen Oberherrschaft freikaufen. Die Burg wurde nun nicht mehr bewohnt, diente aber noch lange Zeit als Versammlungsplatz für die Landsgemeinde. So blieb sie bis weit ins 19. Jhdt. hinein gut erhalten. Nach einem verheerenden Dorfbrand wurden 1867 allerdings die Dächer abgedeckt und alle Böden entfernt, weil das Holz für den Wiederaufbau der Häuser gebraucht wurde. Nun setzte ein rascher Zerfall ein, der durch den Nachbau der Dächer in den Jahren 1936 (Turm) und 1977 (Palas) aber gestoppt werden konnte.
Eine neue Funktion erhielt die Burg erst vor wenigen Jahren. Im Innenraum des Palas wurde, ohne die historisch Bausubstanz zu tangieren, ein Theater mit 220 Zuschauerplätzen eingerichtet. Dieser Raum mit seiner speziellen Ambiance wurde 2006 eröffnet und beherbergt seither jeden Sommer das «Origen Festival Cultural» - einen der bedeutendsten Kulturanlässe im rätoromanischen Sprachraum.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 323
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 68-71
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 48-50
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 286
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 87
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 257-259
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 260-261
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 42-46
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