BURG OBERBERG
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Allgemeine Informationen
Mächtiger Wohnturm aus dem 13. Jhdt., der später noch verbreitert wurde. Die Burg, 250 Meter südlich von Alt-Oberberg gelegen, ist wohl die Gründung eines Zweigs der Herren von Andwil, die als Meier des Klosters St. Gallen amteten und sich ab 1260 «von Oberberg» nannten. 1406 durch die aufständischen St. Galler und Appenzeller zerstört, war die Burg bis zum Ende des 18. Jhdts. Sitz eines klösterlichen Obervogts. Heute beherbergt sie ein Gasthaus.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 24' 53.10" N, 09° 17' 09.35" E
Höhe: 722 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 739.400 / 253.190
Kontaktdaten
JS Erlebnis-Gastronomie & Geschenke GmbH | Oberberg 193 | CH-9200 Gossau
Tel: +41 (0)71 385 23 18 | E-Mail: info@schloss-oberberg.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt St. Gallen Winkeln verlassen und weiter in Richtung Gossau fahren. Am Ortseingang rechts abbiegen und dem Wegweiser «Schloss Oberberg» folgen. Besucherparkplätze direkt vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Gossau liegt an der Bahnlinie Winterthur-St. Gallen. Vom Bahnhof aus mit der Buslinie 151 bis zur Haltestelle Oberdorf fahren. Ab hier führt eine markierte Wanderroute in 10 Min. der Zufahrtsstrasse entlang bergauf zur Burg.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Innenbesichtigung nur zu Öffnungszeiten des Restaurants (siehe unten).
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Schlossrestaurant mit Räumen für Seminare, Hochzeiten etc.
Aktuelle Informationen unter: www.schlossoberberg.ch
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich (Aufzug auf der Nordseite der Burg)
Bilder
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Grundriss
Grundriss Altstätten
Quelle: gezeichnet von O. Steimann 2013, gemäss Katasterplan der Gemeinde Gossau
Historie
Weitherum sichtbar thront die Burg Oberberg auf der gleichnamigen Anhöhe zwischen Gossau und St. Gallen. Das älteste, aus groben Findlingssteinen gefügte Mauerwerk der Anlage wird ins zweite Viertel des 13. Jhdts. datiert. Die Burg diente als Verwaltungsmittelpunkt für Güter des Klosters St. Gallen und wurde wahrscheinlich von einer Seitenlinie der Herren von Andwil errichtet. Als Ministerialen dienten sie zunächst dem Bischof von Konstanz, später dann der Reichsabtei St. Gallen. Mit dem Bau von Oberberg wurde vielleicht Ersatz geschaffen für eine ältere Anlage, die sich auf einem kleinen Hügel 250 Meter weiter nördlich befand (siehe Burgstelle Alt-Oberberg). Der hier ansässige Zweig der Andwiler begann sich ab 1260 mit «Cunrado de Obernberch» nach der neuen Burg zu nennen.
Oberberg war eine starke Turmburg ohne nennenswerte Nebenbauten. Der ursprüngliche Wohnturm misst im Grundriss 14,85 x 9,1 Meter bei einer Mauerstärke von zwei Metern. Wie vergleichbare Türme dieser Gegend trug er einen hölzernen Obergaden. Das eher kleine Burgareal war von einer Ringmauer umgeben, die im 19. Jhdt. abgebrochen wurde. Darüber hinaus war der rundum steil abgeböschte Hügel offenbar Schutz genug – ein Burggraben ist nicht mehr auszumachen.

Die Andwiler konnten sich das ganze 14. Jhdt. hindurch auf Oberberg halten. 1380 wurde Ritter Albrecht von Andwil für 80 Mark Silber durch den St. Galler Abt erneut mit der Burg und dem damit verbundenen Meieramt Oberberg belehnt. Bald darauf wurde die Anlage aber zum Angriffsziel der Appenzeller, die in jenen Jahren eine grosse Zahl von Stützpunkten des Abtes zerstörten. Ab 1403 hielt Oberberg zwei Angriffen stand. Doch beim dritten Versuch im Sommer 1406 gelang es den Aufständischen, mit Truppen der Stadt St. Gallen und unter Einsatz einer grossen Blide, die Burg einzunehmen und in Brand zu stecken.
Der Wiederaufbau erfolgte wahrscheinlich bald danach, denn bereits 1413 wurden die Andwiler vom Abt erneut mit der Burg belehnt. Aus nicht ersichtlichen Gründen trennte sich Hans der Jüngere jedoch 1452 von Oberberg. Er überliess die Wehranlage mit den zugehörigen Ländereien für 4000 rheinische Gulden dem Heiliggeistspital in St. Gallen. In den folgenden Jahren nahm ein städtischer Vogt hier seinen Wohnsitz.

1489 kam es jedoch zu einem neuen Höhepunkt im lang andauernden Konflikt zwischen dem Abt und seinen Untertanen in St. Gallen und Appenzell. Dabei wurde ein neu errichtetes Kloster in Rorschach zerstört, weshalb die Eidgenossen eingriffen. Sie erzwangen den Frieden und forderten von den Aufständischen unter anderem die Burg Oberberg als Entschädigung. Bereits 1490 wurde die Anlage wieder dem Kloster übergeben. Fortan war sie der Sitz eines klösterlichen Obervogts, der von hier aus das gesamte Oberbergeramt verwaltete. Zweimal jährlich wurde auf der Burg ein Gerichtstag abgehalten.
Unter Diethelm Blarer von Wartensee (Abt von 1530 bis 1564) wurde Oberberg stark umgestaltet. Er liess den mittelalterlichen Turm gegen Norden hin um 6 Meter verbreitern, auf den neuen Gesamtkomplex wurde ein mächtiges Satteldach gesetzt. Den alten Hocheingang auf der Ostseite liess Blarer durch ein ebenerdiges Tor ersetzen, über dem noch die Jahreszahl des Umbaus (1545) zu lesen ist. Zudem wurde im ersten Stock eine Kapelle eingerichtet.

Bis 1805 verblieb Oberberg im Besitz der Abtei. Nach deren Verstaatlichung wurde die Burg zusammen mit beträchtlichem Grundbesitz versteigert und kam 1812 für 7660 Gulden an Johannes Merz in Herisau. Der imposante Bau wurde im 19. Jhdt. von wechselnden privaten Besitzern für verschiedene Zwecke genutzt, unter anderem als Emmentalerkäserei, Stickerei, Druckwerkstatt und schliesslich als Gasthaus. 1868 wurde im Erdgeschoss eine neue Burgkapelle eingerichtet, die seit 1919 der katholischen Kirchgemeinde Gossau gehört. Die Burg selbst aber wurde 1924 für 20'000 Franken von der Genossenschaft Oberberg übernommen, die sich um eine Renovation bemühte. Als ihr Rechtsnachfolger ist der Förderverein Schloss Oberberg noch heute im Besitz der Anlage. Unglücklicherweise kam es am 27. Oktober 1955 zu einem grösseren Brand, der den Dachstuhl und die beiden obersten Stockwerke weitgehend zerstörte. Nach einer Sammelaktion und einem aufwendigen Wiederaufbau konnte Oberberg 1958 neu eröffnet werden. 1966 wurde darin auch ein kleines Museum eingerichtet, bis heute dient die Burg aber vorwiegend als Restaurant.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 463
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 145-146
  • Breitenmoser, Hans - Schloss Oberberg bei Gossau | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 126-129
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 31-32
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 3. Teil [82. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1942 | S. 25-26
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 60-62
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 264
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 6: Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Ausserrhoden | Zürich, 1983 | S. 27-28
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 94-95
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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