BURG KINDHAUSEN
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Allgemeine Informationen
Konservierte Mauerreste einer zweiteiligen Anlage mit Rundturm und Wohngebäuden hoch über dem Limmattal. Die in keiner mittelalterlichen Quelle erwähnte Burg Kindhausen wurde gemäss den Kleinfunden um die Mitte des 12. Jhdts. errichtet und bereits im frühen 13. Jhdt. durch ein Feuer zerstört und verlassen. Als Bauherren und Besitzer kommen die Herren von Schönenwerd in Betracht.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23' 23.65" N, 08° 21' 58.66" E
Höhe: 723 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 670.040 / 249.200
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich auf der Zürcherstrasse limmattalabwärts über Schlieren bis nach Dietikon. Im Zentrum zunächst links in Richtung Bremgarten abbiegen, unmittel danach zweigt rechts die Oberdorfstrasse ab. Auf dieser nun bergauf in Richtung Bergdietikon fahren. In Bergdietikon rechts in die Kindhauserstrasse abbiegen und dieser bis zum Parkplatz am oberen Rand des Weilers Kindhausen folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich mit der S-Bahn (diverse Linien) bis Dietikon. Ab hier weiter mit der Buslinie 305 bis Kindhausen (Endhaltestelle).
Wanderung zur Burg
Ab Kindhausen dem markierten Wanderweg in Richtung Egelsee folgen. Wo dieser das Hochtal mit dem Naturschutzgebiet erreicht links in Richtung Schönenberg abbiegen. Der Weg führt nach rund 500 Metern am Burghügel vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Kindhausen
Quelle: gemäss Infotafel unterhalb der Burg | überarbeitet von O. Steimann, 2003/2014
Historie
Zur Geschichte der Burg Kindhausen gibt es kaum historische Hinweise. Bis weit ins 20. Jhdt. hinein war nicht einmal ihre Lage bekannt - sie wurde damals auf dem 500 Meter nordwestlich der Ruine gelegenen Schlossrain vermutet. Erst Ausgrabungen in den Jahren 1934 und 1936 sowie die anschliessende Konservierung der Mauerreste brachten die zweiteilige Burganlage wieder zum Vorschein. Heute ragen die teilweise wieder aufgemauerten Gebäude der Kern- und Vorburg bis zu 2 Meter hoch auf.

Aufgrund ihrer Lage in der ehemaligen Vogtei Oberndorf, die bis 1367 den Herren von Schönenwerd gehörte, könnte die Burg Kindhausen eine Gründung dieser Familie sein. Die Schönenwerder waren zunächst kyburgische und später habsburgische Dienstleute. Ihre Stammburg, deren Ursprünge ins 11. Jhdt. zurückreichen, lag rund 5 km weiter östlich auf einer Insel in der Limmat.

Kindhausen wurde gemäss den spärlichen Kermikfunden wohl im späten 12. Jhdt. errichtet. Dazu wurde der längliche Burghügel durch einen tiefen Graben zweigeteilt. Auf der nördlichen Anhöhe entstand eine Art Vorburg mit einem steinernen Gebäude. Dessen Innenraum war mit einem Ofen ausgestattet und bildete ein unregelmässiges Viereck mit 4,6 bis 5,4 Meter langen Seitenwänden. Die äusseren Ecken der 0,9 Meter starken Mauern waren abgerundet - ein für die Region untypisches Merkmal. Nördlich dieses Steinbaus stand vermutlich ein zweites Gebäude aus Holz, von dem noch eine grosse, gemauerte Herdstelle nachgewiesen werden konnte.
Die südliche, über 60 Meter entfernte Kernburg bestand aus einem Rundturm auf dem höchsten Geländepunkt und einem kleinen Wohngebäude. Der Turm mass im Durchmesser 6,5 Meter und verfügte über 1,2 Meter dicke Mauern aus Kalk- und Sandsteinen und Nagelfluhbrocken. Dieses Baumaterial dürfte aus der unmittelbaren Umgebung stammen. Der danebenstehende Wohntrakt, teilweise in Fischgrattechnik (Ährenverband) gebaut, verfügte über einen ebenerdigen Zugang und eine Herdstelle mit Kamin. Sein westseitiger Abschluss ist nicht mehr vorhanden, weil der Baugrund hier irgendwann abgerutscht ist. Weitere Gebäude werden auf einem kleinen Plateau südlich der Kernburg vermutet. Über diese Seite erfolgte auch der Zugang zur gesamten Anlage. Ein Bering konnte auf dem schamlen Hügelzug nirgendwo nachgewiesen werden - evtl. bestand er lediglich aus einer Palisade, deren Spuren entweder abgerutscht oder den damaligen Ausgräbern entgangen sind.

Gemäss den allgemein nicht sehr zuverlässigen Zürcher Chronisten des 15. Jhdts. soll Kindhausen am 12. September 1353 von Zürcher Truppen erobert und zerstört worden sein. Tatsächlich befand sich Ritter Heinrich von Schönenwerd zu jener Zeit im Streit mit der Stadt, die ihm seine Stammburg zweimal beschädigte (1344 und 1371). Doch die archäologischen Befunde deuten im Fall von Kindhausen darauf hin, dass die Kernburg bereits im frühen 13. Jhdt. einem Brand zum Opfer gefallen und danach aufgegeben worden ist. Die Gebäude der Vorburg wurden vom Feuer zwar nicht erfasst, aber wohl um die gleiche Zeit dem Zerfall überlassen.
Die Familie der Ritter von Schönenwerd starb um 1400 aus und ihre Burgen gerieten in Vergessenheit. Allerdings sollen gemäss mündlicher Überlieferung auf dem Grat von Kindhausen noch zu Beginn des 19. Jhdts. deutliche Mauerreste zu sehen gewesen sein, ehe diese abgebrochen und für den Bau von Häusern im nahen Weiler Schönenberg verwendet wurden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel unterhalb der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 7
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 78-80
  • Heid, Karl - Hasenburg und Kindhausen, die Burgen am Hasenberg | In: Neujahrsblatt von Dietikon, 10. Jhg. | Dietikon, 1957 | S. 3-39
  • Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II | Basel, 1995 | S. 6-8
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 17-20
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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