BURGSTELLE HEIDEGG
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Allgemeine Informationen
Heidegg ist eine sehenswerte, rätselhafte Burgstelle im Wald westlich von Embrach. Der ovale Hügel zwischen zwei Bachläufen wird bergseits von einem 12 Meter hohen Schildwall und einem Halsgraben geschützt. Vermutlich handelt es sich um eine frühe Rodungsburg, denn es fehlen jegliche Hinweise in den mittelalterlichen Quellen. Der Name weist auf eine Verbindung zur Wagenburg hin, auf der ab dem späten 13. Jhdt. ein Zweig der Reichministerialen von Heidegg wohnte.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 30’ 30.72“ N, 08° 34’ 42.15“ E
Höhe: 551 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 685.860 / 262.600
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Bülach aus der Winterthurerstrasse in östlicher Richtung bis nach Eschenmosen folgen. Rechts in die Dorfstrasse einbiegen, den Weiler durchqueren und auf dem Römerweg geradeaus weiter durch den Wald zum Burghof. Kurz nach diesem Bauernhof zweigt links die Heideggstrasse ab (wenige Parkmöglichkeiten vor Ort). Diesem Strässchen zu Fuss bis zum Waldrand folgen. Wenige Schritte nordöstlich dieser Stelle befindet sich der Burghügel.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur oder Bülach mit der S-Bahn (Linie 41) bis nach Embrach-Rorbas. Von hier mit der Buslinie 520 (in Richtung Flughafen) bis nach Embrach, Dreispitz. Nun dem markierten Wanderweg nach Bülach in westlicher Richtung bis zum Dorfrand folgen. Nach rund 600 Metern trifft dieser auf den Waldrand. Hier auf einem unmarkierten Weg in nordwestlicher Richtung in den Wald hinein halten. Nach einem kurzen Anstieg trifft man erneut auf den Wanderweg und kurz darauf auf den «Burgweg», der rechts abzweigt und talseitig an die Burgstelle heranführt.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Heidegg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann nach eigenen Beobachtungen, 1999/2016
Historie
Obwohl ohne sichtbare Mauerspuren, zählt Heidegg zu den eindrücklichsten Burgstellen des Kantons Zürich. Wer sich der Anlage bergseitig nähert, stösst zunächst auf einen breiten, halbkreisförmigen Halsgraben, hinter dem sich ein zwölf Meter hoher Schildwall erhebt. Dieser schirmt das eigentliche Burgareal gegen die exponierte Südseite hin vollständig ab. Dahinter liegen ein kleiner Zwischengraben und ein Plateau von etwa 40 x 40 Metern Ausdehnung. Zwei auffällige Vertiefungen am östlichen Rand dieser Fläche könnten auf mittelalterliche Bauten zurückgehen, beispielsweise auf einen Kellerraum und eine Zisterne.
Gegen Westen, Norden und Osten hin ist die Burgstelle dank dem steil abfallenden Gelände gut geschützt. Der Oberzelg- und der Stampfenbach haben sich hier tief in die Bergflanke eingegraben.

In den mittelalterlichen Schriftquellen findet die Burg keine Erwähnung. Erst Johannes Stumpf schreibt in seiner Chronik von 1548 von «Heydegk ein alt zerstoert Burgstal». Und er erwähnt, dass die Burg ein «besonder geschlaecht gehebt», das aber ausgestorben sei. Spätere Chronisten haben sich von Stumpf inspirieren lassen – so auch Hans Heinrich Blunschi (1742), der die Burg den auf der Wagenburg ansässigen Herren von Heidegg zuwies.
Tätsächlich erscheint es zunächst plausibel, die Gründung den vom Luzerner Seetal zugezogenen Reichministerialen von Heidegg zuzuschreiben. Allerdings treten diese erst gegen Ende des 13. Jhdts. im Embrachertal in Erscheinung, nachdem Hartmann I. von Heidegg Adelheid von Wagenberg geheiratet hatte. Eine so späte Gründung einer neuen Burg ist zwar nicht auszuschliessen, doch das Fehlen jeglicher Quellenbelege macht diese Theorie unwahrscheinlich. Die Urkunden nennen im 14. und 15. Jhdt. stets nur die Wagenburg als Wohnsitz der Familie. Sie besass zwar das Tavernenrecht in Embrach und um 1375 war Johannes von Heidegg Probst des Embracher Chorherrenstifts St. Peter. Doch obwohl die Burg Heidegg auf dem Boden des Stifts stand, wird sie nie genannt.

In der Forschung wurden deshalb verschiedene andere Thesen zur Burgstelle geäussert. So wurde Heidegg auch als bronzezeitliche Wehranlage gedeutet. Oder es könnte ein römischer Wachturm auf dem Hügel gestanden haben: Um 1885 sollen hier tatsächlich römische Münzen gefunden worden sein. Das Embrachertal war in der Spätantike nachweislich besiedelt, allerdings verlief hier keine wichtige Strasse, die hätte gesichert werden müssen. Auch weist die Burgstelle keine Ähnlichkeit mit den benachbarten römischen Anlagen am Rheinlimes auf.
In der Literatur aus dem 19. und frühen 20. Jhdt. werden hingegen mehrfach Mauerreste auf Heidegg erwähnt, die Burgstelle wurde deshalb auch lange Zeit noch als Ruine bezeichnet. Dies und der Gesamteindruck der Anlage weisen doch eher auf eine hochmittelalterliche Gründung hin. Sehr wahrscheinlich handelte es sich um eine Burg, die als Mittelpunkt einer kleinen Rodungsherrschaft gegründet und schon bald wieder aufgegeben wurde. Ein vergleichbares Schicksal erlitt beispielsweise die Burg Bernegg am Bachtel. Falls Rodungsherrschaft und Ruine im 13. Jhdt. den Wagenbergern zufielen, wären sie um 1300 erbweise in den Besitz der Herren von Heidegg gelangt. So könnte die Burgstelle zu ihrem Namen gekommen sein.

Eine Klärung der historischen Zusammenhänge dürfte ohne eine archäologische Erforschung der Anlage unmöglich bleiben. Bereits im späten 19. Jhdt. wollten Private auf dem Burghügel nach Schätzen suchen und stellten einen entsprechenden Antrag. Ob die Gemeinde damals Grabungen erlaubte, ist unbekannt. Gerüchte über Schätze auf Heidegg kamen in den nachfolgenden Jahrzehnten aber immer wieder auf.
2014/15 vermass die Kantonsarchäologie Zürich den Burghügel erstmals mit modernen Mitteln. Dabei konnten im direkten Umfeld alte landwirtschaftliche Strukturen identifiziert werden, insbesondere Terrassierungen, Feldgrenzen und Spuren von früherem Rebbau. Die Zeitstellung bleibt aber auch hier unklar.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, eigene Überlegungen
Literatur
  • Baer, Hans - Die Embracher Heidegg: zur Geschichte einer geheimnisumwobenen Burgstelle | Embrach, 2014
  • Baer, Hans - Geschichte der Gemeinde Embrach, Band 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution | Embrach, 1994 | S. 47-51
  • Bluntschli, Hans Heinrich - Memorabilia Tigurina oder Merckwuerdigkeiten der Stadt und Landschafft Zuerich | 3. Aufl. | Zürich, 1742 | S. 205
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen | Basel, 1943 | S. 44
  • Kantonsarchäologie Zürich - Archäologie im Kanton Zürich: Kurzberichte zu den Projekten 2015 | Zürich, 2016 | S. 6
  • Stumpf, Johannes - Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung, Bd. 2 | Zürich, 1548 | S. 114
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 322
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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