BURG CAGLIATSCHA
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Allgemeine Informationen
Markante Turmruine zwischen Clugin und Andeer, auf einem felsigen Sporn auf der linken Talseite des Schams. Das Burgplateau ist im Westen durch einen Graben begrenzt. Die Burg wurde um 1266 vermutlich durch lokale Dienstleute der Freiherren von Vaz erbaut, schriftliche Überlieferungen sind aber keine vorhanden. Die Zerstörung erfolgte wahrscheinlich während der Schamserfehde von 1451/52.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 36' 49.50" N, 09° 25' 20.70" E
Höhe: 1181 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 751.950 / 164.420
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 in Richtung Süden durch das Domleschg bis zur Ausfahrt Andeer. Vor dem Ortseingang rechts abbiegen und über die Hinterrheinbrücke, rechts an der Kiesgrube vorbei in Richtung Promischur hinauffahren. In der grossen Linkskurve bei Punkt 1165 befindet sich ein Parkplatz. Von hier biegt ein Forstweg rechts ab. Auf diesem ebenen Weg erreicht man die Ruine zu Fuss in etwa 15 Minuten.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit der Rhätischen Bahn bis Thusis. Vom Bahnhof mit dem Bus in Richtung San Bernardino/Bellinzona bis zur Haltestelle Pignia, Bogn. Ab hier dem markierten Wanderweg über Clugin hinauf nach Cagliatscha folgen (ca. 30 Min.).
Wanderung zur Burg
Die ViaSpluga führt am Fuss des Burghügels vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Rastplatz mit Feuerstelle vor der Ruine
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Cagliatscha
Quellen: Plan: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 169 | Aufriss: Nöthiger, Felix - Die Burgruine Cagliatscha GR | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 63. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1990 | S. 63 | überarbeitet von O. Steimann, 2013
Historie
Das Schamsertal am Zugang zum Splügen und San Bernardino war schon in prähistorischer Zeit besiedelt, und auch die Römer hinterliessen hier ihre Spuren. 940 schenkte König Otto I. das Schams und das vordere Rheinwald dem Churer Bischof. Vom Bistum erhielten es später die Freiherren von Vaz zu Lehen. Unter ihrer Herrschaft entstanden zahlreiche kleinere Burganlagen – darunter auch der mächtige Turm von Cagliatscha. Die Anlage muss um 1266 fertiggestellt worden sein, wie mittels dendrochronologischer Datierung mehrerer Balken nachgewiesen werden konnte.
Zu Cagliatscha sind keine schriftlichen Überlieferungen vorhanden, auch der usprüngliche Name der Burg ist verloren gegangen. Erst ab dem 16. Jhdt. wurde die Ruine von den Chronisten Campell und Sprecher als «Castellatsch» (rätoromanisch: schlechte Burg) erwähnt. Seither ist der Name im romanischen Dialekt zu «Cagliatscha» mutiert. Über die Erbauer und Besitzer der Burg kann man nur Vermutungen anstellen. Den bekannten Familien des Schamser Niederadels konnte allen eine Burg zugeordnet werden – ausser dem Vazer Ministerialengeschlecht der Panigad. Die Panigad, auch Stainbrugg genannt, erscheinen mehrmals als Zeugen in Urkunden und besassen Güter im nahen Dorf Clugin. Zudem ist ihr Wappen, zusammen mit anderen, im dritten Stockwerk des Turms von Cagliatscha in den Verputz eingeritzt.

Die Burg thront auf einem dreiseitig steil abfallenden, felsigen Sporn, 200 Meter über dem Hinterrhein zwischen Clugin und Andeer. Ein in den Fels gehauener Halsgraben schützt das länglichen Plateau auf der Bergseite. Die terrassenförmigen Stufen im Graben deuten auf die Gewinnung von Steinen hin. Im frühen 20. Jhdt. glaubte der Burgenforscher Erwin Poeschel, entlang dem Plateaurand schwache Fundamentspuren eines Berings auszumachen. Diese sind heute jedoch verschwunden. Im sanft abfallenden Gelände vor der Burg befindet sich hingegen das Fundament eines mittelalterlichen Ökonomiegebäudes.
Der zentrale Bau der Burganlage war jedoch der mächtige Wohnturm mit einem Grundriss von 8,6 x 8,6 Metern. Auf der dem Feind zugewandten Seite ist die Mauer 2,24 Meter stark, die übrigen Seiten wurden 0,4 Meter schwächer ausgeführt. Heute ist der Turm nur auf der Südseite noch in seiner vollen Höhe von 20 Metern und fünf Stockwerken erhalten. Sein lagerhaftes Mauerwerk besteht aus grösseren, wenig bearbeiteten Blöcken und ist stark ausgezwickt. Aussen finden sich Spuren eines Rasa-pietra-Verputzes mit Kellenfugen. Der Eckverband besteht aus langen Bossenquadern.
Auf der Südseite im zweiten Stock befindet sich ein zugemauerter Hocheingang. Die Stümpfe der Kragbalken des hölzernen Podests, die Schwellenplatte und die steinernen Hakenkonsolen für das Vordach sind immer noch sichtbar. Doch wurde der Eingang noch während der Bauzeit des Turms verlegt: Die zugemauerte Tür ist auf der Innenseite vom ursprünglichen Verputz überdeckt. Nach dem Erreichen des dritten Geschosses hat offenbar eine Neuausrichtung der Bauausführung und Planung stattgefunden. Der neue Eingang wurde in den dritten Stock, auf die feindabgewandte Seite verlegt. Und das gesamte Mauerwerk zeigt zwischen dem zweiten und dritten Geschoss einen eindeutigen Wechsel zu einer qualitativ besseren Ausführung. Die Quader sind im oberen Teil wieder wuchtiger. Es steckt sogar ein riesiger, über 700 kg schwerer Brocken aus Rofnagneis im obersten Teil der Mauer. Das vierte und fünfte Turmgeschoss waren von einer hölzernen Wehrlaube umgeben. Den Abschluss bildete ein teilweise noch erhaltenes, mit Schieferplatten gedecktes Pyramidendach.

Über den Abgang der Burg ist nicht mehr bekannt als über ihre Gründung. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass er gewaltsam erfolgte. Nach dem Aussterben der Vazer um 1338 wurden ihre Rechte im Schams an die Grafen von Werdenberg-Sargans vererbt. Gegen den Willen der Grafen traten die Talleute 1424 dem Grauen Bund bei. In der darauf folgenden «Schamserfehde» wurde 1451/52 mit der Bärenburg bei Andeer zunächst die Hauptburg der Grafen im Schams zerstört, danach folgten weitere Burgen im benachbarten Domleschg. Auch der Wohnturm von Cagliatscha wurde damals wahrscheinlich geplündert und ausgebrannt. Ein weiteres Feuer an drei Aussenseiten des Fundaments schwächte die Mauern zusätzlich – dann wurden sie untergraben und zum Einsturz gebracht. Die Trümmerteile liegen heute bis zu drei Meter hoch im Sockel des Turms und im Tobel unterhalb der Ruine.
Nach ihrer Niederlage veräusserten die Grafen von Werdenberg-Sargans ihre Besitzungen und Rechte im Schams ans Bistum Chur. Doch bereits 1458 konnte sich die Talschaft von jeglicher Oberherrschaft loskaufen. Cagliatscha spielte in der Geschichte des Tals keine weitere Rolle mehr und wurde dem Zerfall überlassen. 1984/85 wurde die Anlage durch Freiwillige des Burgenvereins Graubünden dokumentiert und saniert. Eine archäologische Untersuchung wurde aus finanziellen Gründen aber unterlassen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 276
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 169-170
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 24-25
  • Nöthiger, Felix - Die Burgruine Cagliatscha GR | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 63. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1990 | S. 58-64
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 212-213
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil: Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell | Basel, 1943 | S. 199
  • Pro Castellis (Hg.) - Infotafel Cagliatscha | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 14. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2009 | S. 161-163
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 18
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