BURG ALT-KIENBERG
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Allgemeine Informationen
Ruine einer kleinen Höhenburg auf dem exponierten Berggrat zwischen Kienberg und Oltigen. Sichtbar sind die teilweise konservierten Reste eines rechteckigen Gebäudes und eines Rundturms. Gemäss den Ergebnissen von Sondiergrabungen wurde die Anlage im frühen 11. Jhdt. gegründet. Wahrscheinlich handelt es sich um den ersten Wohnsitz der Herren von Kienberg, der um 1200 zugunsten der Burg Kienberg-Heidegg aufgegeben wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26’ 18.34“ N, 07° 56’ 57.75“ E
Höhe: 772 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 638.530 / 254.310
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Aarau aus zunächst die Aare überqueren und dann der Aarauerstrasse in nordwestlicher Richtung bis nach Erlinsbach folgen. Ab hier auf der Saalstrasse über die Salhöhe bis nach Kienberg. Parkmöglichkeiten im Dorf. Zustieg zur Burg: siehe unten.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Olten mit der S-Bahn (Linie 3 in Richtung Laufen) bis nach Gelterkinden fahren. Ab hier weiter mit der Buslinie 102 bis nach Kienberg (Endhaltestelle). Zustieg zur Burg: siehe unten.
Wanderung zur Burg
Von Kienberg aus dem markierten Wanderweg nach Oltigen in westlicher Richtung bergauf folgen. Dieser führt am Kilchtalhof vorbei und erreicht beim Eggacker eine Anhöhe. Kurz darauf biegt links ein Wanderweg zur Salhöhe ab, der nach wenigen Metern zum Waldrand hinauf führt. Hier den Weg verlassen und in östlicher Richtung auf schwach erkennbaren Pfaden den bewaldeten Berghang hinauf steigen. Zuoberst auf dem Grat trifft man auf die Burgruine (Aufstieg rund 40 Min.).
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Alt-Kienberg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2017
Historie
Auf dem abgelegenen Juragrat zwischen Kienberg und Oltigen finden sich in exponierter Lage die Ruinen einer kleinen Höhenburg. Zwei Halsgräben durchschneiden den Grat im Südwesten und im Nordosten der Anlage, das dazwischen liegende Plateau misst rund 30 x 12 Meter. Der bergseitige Graben mündet beidseits in künstlich angelegte Terrassen, die ursprünglich wohl befestigt waren. Sie umgeben den höchsten Punkt des Geländes, auf dem sich einst ein massiver Rundturm erhob, dessen Kellerraum heute freigelegt ist. Grabenseitig ist noch schwach eine vorgelagerte Mauer erkennbar – vielleicht einst Teil des Berings. Im etwas tiefer gelegenen, nordöstlichen Teil der Burg stand ein rund 14 Meter langes Gebäude, das beim zweiten Graben wohl ebenfalls an den Bering angelehnt war. Hier ist auch noch eine Türschwelle erhalten.

Bis in die 1960er-Jahre hinein wurde die Burgstelle «Heidegg» genannt. Man betrachtete sie als den Wohnsitz der Kienberger und später der Herren von Heidegg, welche die Herrschaft Kienberg von 1391 bis 1523 besessen hatten. Weil bei einer unerlaubten Grabung die Mauerkrone des Rundturms freigelegt worden war, führte die Altertümer-Kommission des Kantons Solothurn 1963/64 Sondierungs- und Konservierungsarbeiten durch. Die Untersuchung der Kleinfunde ergab rasch, dass es sich hier um eine andere Burg handeln musste.
In der Ruine wurden neben zahlreichen Tierknochen vor allem Keramikfragmente, Pfeilspitzen, ein Hufnagel und die durchbohrte Schale einer Jakbosmuschel gefunden – ein Pilgerabzeichen für die Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Die Auswertung dieser Kleinfunde ergab, dass die Burg vom frühen 11. Jhdt. bis in die Zeit um 1200 besiedelt war. Als Wohnsitz der Heidegger kommt sie damit nicht mehr in Frage.

Seit dieser Entdeckung wird die Burg stattdessen «Alt-Kienberg» genannt. Sie dürfte das erste Zentrum der Herrschaft Kienberg gewesen sein, die im 11. Jhdt. durch die Herren von Kienberg gegründet wurde. Die damals noch edelfreie Familie taucht mit Ulrich und Hartmann «de Chienberh» 1173 erstmals in einer Urkunde auf, und zwar unter den Zeugen für ein Rechtsgeschäft Kaiser Friedrichs I. Barbarossa in Basel. Die Herrschaft Kienberg bestand damals aus Eigengut, und ihre Inhaber mussten sich mehrfach gegen das Expansionsstreben benachbarter Herren verteidigen. Eine Fehde mit den Grafen von Frohburg führte dazu, dass 1241 der Wohnsitz der Kienberger zerstört wurde. Dabei kann es sich aber bereits nicht mehr um Alt-Kienberg gehandelt haben, sondern um die jüngere Burg Kienberg-Heidegg, die östlich über dem Dorf Kienberg stand.
Warum Alt-Kienberg bereits um 1200 verlassen wurde, ist unklar. Wahrscheinlich eignete sich der Bauplatz nicht für eine sinnvolle Vergrösserung der Anlage. Diese dürfte in den vorangegangenen Jahrzehnten mehrfach den Bedürfnissen ihrer Bewohner angepasst worden sein. Der mächtige Rundturm ist mit Sicherheit erst in einer späten Phase der Besiedlung entstanden. Ungeklärt ist auch die Wasserversorgung, die an dieser Stelle einige Schwierigkeiten bereitet haben könnte. In den Schriftquellen findet die Burg keinerlei Erwähnung, weshalb auch ihr Name hypothetisch bleibt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, eigene Überlegungen
Literatur
  • Amiet, Bruno - Die Burgen und Schlösser des Kantons Solothurn | Basel, 1930 | S. 59-60
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 533
  • Fischer, Eduard / Allemann, Otto - Solothurnische Burgen | Solothurn, 1962 | S. 69-70
  • Loertscher, Gottlieb - Bericht der Altertümer-Kommission über die Jahre 1963/1964 | In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Bd. 38 | Solothurn, 1965 | S. 244-245
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 191
  • Meyer, Werner - Die Kleinfunde von Heidegg/Kienberg | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 37. Jhg./Nr. 3 | Zürich, 1964 | S. 68
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 232
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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