NEUHAUS / MAULTASCH | CASTEL NEUHAUS
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Neuhaus wurde wohl um das Jahr 1200 als oberer Teil einer Doppelburg durch die Grafen von Tirol errichtet. Über eine begehbare Mauer war sie mit einer direkt unterhalb im Tal gelegenen Straßensperre (Klause) verbunden. Zum Zeitpunkt der Erbauung war sie Grenzfeste gegen das Gebiet der Grafen von Bozen.
Zweimal zerstört und jeweils größer wiedererbaut wurde die Burg im 19. Jahrhundert aufgegeben und verfiel schnell zur Ruine. Das heutige Aussehen gaben ihr die Herren von Niederthor am Ende des 14. Jahrhunderts.
Lage Die Ruine der Burg Neuhaus steht südöstlich oberhalb des Weinortes Terlan auf einem Felsklotz, der auf einem ins Tal vorspringenden Bergsporn hervorragt. Nach Nordosten steigt das Gelände hinter einem künstlich vertieften Felsgraben zum Berg hin steil an. Nach Osten, auf der Zugangsseite, befand sich die Angriffsrichtungen. Nach Süden und Westen fällt der Burgplatz relativ steil ins Tal ab.
Nutzung Die Ruine ist normalerweise frei zugängig.
Bau/Zustand Die Burgruine Neuhaus befindet sich in einem relativ aufgeräumten und gesicherten Zustand.
Über die ursprüngliche, wohl nur aus einem festen Haus bestehenden Burg ist so gut wie nichts bekannt. Sie diente vermutlich der Besatzung der Straßensperre (Klause) als Aufenthalt in Kriesenzeiten. Möglich ist auch, dass sie das Zuhause der Ministerialenfamilie war, die mit der Doppelburg belehnt war.
Eine richtige Burg wurde Neuhaus, als Christian von Sarntheim sie um 1320 neu erbaute. Die Kernburg wurde durch einen massiven Wohnturm dominiert, zu dessen Füßen sich weitere Bauten um einen kleinen Hof gruppierten. Am Ende des 14. Jahrhunderts brachten die Herren von Niederthor die Burg in die bauliche Gestalt, wie sie sich noch heute dem Betrachter, wenn auch als Ruine, zeigt. Die Vorburg wurde befestigt und die Kernburgbauten wohnlich ausgebaut. Im 16. Jahrhundert haben die Herren von Boymont-Payrsberg letzte bauliche Veränderungen zum Schutz vor dem Einsatz von Feuerwaffen vorgenommen. Die ehemals schwalbenschwanzgekrönten Ringmauern wurden erhöht und vermutlich stammt der eckige Schalenturm auf dem nordöstlichen Felsbuckel aus dieser Zeit.
Der Zugang zur Burg erfolgt heute wie früher auf dem alten Burgweg südlich unterhalb der Burg vorbei nach Osten, wo sich das erste Tor in der Ringmauer der Vorburg befindet, das ehemals wohl durch einen Halsgraben gesichert war. Die Vorburg beherbergte gleich hinter dem Tor den Bau für das Wachpersonal. Nordwestlich wird sie durch einen auf dem Burgplatz aufragenden Felsrücken begrenzt, auf dem sich die Reste eines eckigen Schalenturmes befinden, der der Sicherung der schwächsten Seite der Burg diente. Durch den Felsen führt ein ausgehauener Verbindungsgang in den Nordostbau. Durch die Reste eines zweiten Tores erreicht man einen schmalen Zwinger, von dem aus man nach links in den Torso der ehemaligen Burgkapelle gelangt. Jetzt ragen die hohen östlichen Wände von Wohnturm und Palas auf. Durch das dritte Tor gelangt man in die Kernburg. Ein ehemals überbauter Weg führt auf den kleinen Hof. Links die noch detailreichen Wände des Palas mit erhaltenen Kellern, geradezu die Reste eines Wirtschaftsbaus mit dem ehemaligen Küchentrakt und rechts der große Wohnturm. Ihn erreicht man auf einer Treppe durch eine Pforte in der Westwand im ehemaligen ersten Obergeschoss. Die Geschossdecken fehlen heute. Mit etwas Kletterei gelangt man auch in das teilweise aus dem Felsen gehauene Untergeschoss des Turmes.
Typologie Die Burg Neuhaus ist spätromanische Burg mit gotischen Elementen.
Höhenburg - Spornburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • der Gesamtensemble der Burganlage
  • der große Wohnturm
  • der ausgehauene Verbindungsgang in den Nordostbau
Bewertung Die Burg Neuhaus zählt zweifellos zu den sehenswertesten Burgruinen in Südtirol. Sie ist relativ bequem zu erreichen und bietet neben einer Vielzahl interessanter baulicher Detail einen schönen Ausblick auf das Etschtal und den gegenüberliegenden Berghang mit dem schroffen, fast 2000 Meter hohen Gantkofel.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°31'30.4"N 11°15'15.7"E
Höhe: ca. 350-360 m ü. NN
Topografische Karte/n
Die Burg Neuhaus auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Tourismusverein Terlan | Dr. Weiser-Platz 2 | I-39018 Terlan
Telefon: +39 0471 257165 | Fax: +39 0471 257830
E-Mail: info@terlan.info | Internet: www.terlan.info
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Am östlichen Ortseingang von Terlan, von Bozen kommend, ca. 350 Meter hinter dem Kreisverkehr, befindet sich auf der rechten Seite der Hochseilgarten „Xsund“ mit Parkmöglichkeiten (46°31'41.2"N 11°15'11.9"E). Von hier aus führt der teilweise steile, alte Burgweg in ca. 20-30 Minuten hinauf zur Burgruine.
Kurz hinter dem Hochseilgarten zweigt die "Möltner Str./Via Meltina/Strada Provinciale 98" rechts ab, den Berghang hinauf in Richtung Mölten. Nach ca. 750 Metern befinden sich auf der linken Straßenseite wenige Parkmöglichkeiten (46°32'03.8"N 11°15'25.2"E) parallel zur Straße. Auf gleicher Höhe beginnt auf der gegenüberliegenden Straßenseite der bequemere "Margarethenweg", ebenfalls in ca. 20 Minuten zur Burgruine.
Gemeinsam mit dem "Margarethenweg" beginnt links der "Alte Montiglerweg", der am Berghang oberhalb an der Burgruine vorbeiführt und dann steil zu dieser absteigt (ca. 30 Minuten Gehzeit).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Man erreicht die Burgruine bequem zu Fuß vom Bahnhof Terlan in ca. 45 Minuten. Zunächst zum ausgeschilderten Hochseilgarten "Xsund" und dann auf dem alten Burgweg hinauf zur Ruine.
Wanderung zur Burg
Von Terlan (248 m) auf der Hauptstraße in Richtung Bozen zur Abzweigung der Möltner Straße/Via Meltina und dann noch kurz weiter bis zum Hochseilgarten "Xsund". Hier bei den Häusern links ab, zuerst kurz auf einem Fahrweg und dann auf dem etwas steilen Burgweg ohne Orientierungsprobleme durch die Buschhänge hinauf zur Burgruine (ca. 340 m); ab Terlan gut ½ Std.. Abstieg: Auf dem Anstiegsweg wieder kurz bergab, dann aber rechts auf dem Margarethenweg weiter, in schöner Wanderung großteils nahezu eben durch Buschwald zur Möltner Straße und nach deren Überquerung an einem Bildstock, an zwei Weinhöfen und am Ansitz Liebeneich vorbei zurück nach Terlan. Ab Ruine Neuhaus etwa ¾ Std.
Höhenunterschied: ca. 100 Meter | Gesamtgehzeit: ca. 1,5 - 2 Std. | Orientierung und Schwierigkeit: leicht und problemlos
Quelle: Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 68-69
Öffnungszeiten
ohne Beschränkungen
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
Demjenigen, der die Ruine der Burg Neuhaus mit dem Auto anfährt, ist im Anschluss ein Besuch im nur wenige Kilometer entfernten "Hotel Terrassencafé Greifenstein" in Siebeneich zu empfehlen. Toni und Elisabeth Patauner servieren hier unter anderem leckeren Kuchen und tolle Einbecher, die man auf der Terrasse über ausgedehnten Obstgärten mit Blick auf die berühmten Burgen Boymont und Hocheppan auf der gegenüberliegenden Bergseite genießen kann.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Die Ruine kann durch Rollstuhlfahrer nicht besichtigt werden.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Neuhaus
  1. erstes Tor, davor schmaler Halsgraben
  2. Vorburg
  3. Wächterhaus
  4. ausgehauener Felsengang in den nördlichen Vorbau
  5. der nördliche Vorbau
  6. zweites Tor
  7. Zwinger
  8. Felsrücken auf dem Burgplatz mit Mauerresten
  9. rechteckiger, nach innen offener Schalenturm, der die Angriffsseite zu flankieren hatte
  10. Burgkapelle
  11. drittes Tor
  12. Burghof, der zumindest teilweise, vielleicht auch vollständig überbaut war
  13. Palas, unterkellert
  14. Zinsterne in Kellerraum
  15. großer Wohn- und Wirtschaftsbau
  16. Wirtschaftsbau, vermuteter Standort der Burgküche
  17. Wohnturm
    innen rechteckig, außen an der Nordseite eine vorspringende, fünfte Kante
    Kantenlänge 10,7 x 11,7 Meter, 20 Meter hoch, 1,6 - 2,5 Meter Mauerstärke, Eingang in 9 Meter Höhe, 4 Etagen
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 427
(durch Autor aktualisiert)
Historie
Um 1200 wird die Burg als befestigter Wohnsitz über einer direkt unterhalb gelegenen und mit einer Mauer verbundenen Straßensperre (Klause) erbaut. Bauherren waren die Grafen von Tirol, die hier den östlichen Beginn ihres Herrschaftsbereiches gegen die Grafschaft Bozen absperrten. Sie besetzten die Doppelburg vermutlich mit einem Ministerialen. Die ursprüngliche obere Burg war vermutlich sehr viel kleiner als die später neu erbaute.
1206 erfolgt die erste urkundliche Erwähnung als "Nova Domus", das neue Haus.
1228 wird ein Bernhard von Neuhaus urkundlich erwähnt.
1275/76 wird die Burg in militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Tirol und dem Bischof von Trient zerstört.
1320 erhalt Christian von Sarnthein die Ruine als Lehen. Er lässt die Burg neu errichtet. Aus dieser Zeit stammt garantiert der große, die Burg dominierende Wohnturm.
1347 wird die Burg durch Kaiser Karl IV. in dessen Rachefeldzug gegen Ludwig den Brandenburger und Margarte Maultasch erneut schwer beschädigt.
Im 14. Jh. soll sich die letzte Tiroler Landesfürstin, Margarete von Görtz-Tirol, auch Margarete Maultasch genannt, öfter auf der Burg aufgehalten haben. Vermutlich hat es sich dabei aber wohl um die unterhalb gelegene Klause gehandelt. Nach dieser Vorliebe soll die Burg Neuhaus auch ihren zweiten Namen "Maultasch" haben.
1382 erwerben die Herren von Niederthor zu Bozen, Inhaber des Gerichtes Neuhaus, die Burg und lassen sie erneuern und ausbauen.
1479 ziehen die Niederthor in ihr neues Schloss Fragsburg um, Neuhaus wird nur noch mit einem Pächter besetzt.
Um 1500 lässt der Domherr Veit von Niedertor die Burgkapelle zur Schmerzhaften Muttergottes errichten.
1572 erwirbt Jakob von Boymont-Payrsberg die Burg und lässt letztmalig bauliche Veränderungen vornehmen, die insbesondere aus zusätzlichen Befestigungen gegen den Einsatz von Feuerwaffen bestehen.
1585-1733 ist die Burg im Besitz der Herren von Wolkenstein-Trostburg.
Seit 1733 ist Neuhaus im Besitz der Grafen Tannenberg-Enzenberg, deren Nachfahren, die Grafen Enzenberg in Siebeneich, sie noch heute besitzen.
1825 ist die Burg bereits in einem stark vernachlässigten Zustand. Sie soll zwar noch Dächer besitzen, sonst aber ziemlich verwahrlost sein.
Mitte 19. Jh. werden wegen der verbreiteten Dachsteuer die alten Ziegel abgetragen. Danach verfällt die Burg zusehens.
1990-1996 wird die Burgruine unter Georg Graf Enzenberg komplett restauriert. Teile der Anlage wurden befestigt und mit Geländern versehen.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trapp, Oswald (hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 8: Bozen | Raum Bozen | Bozen, 1989
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 113-116
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten im Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S. 16-18
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 68-69
  • Bitterli-Waldvogel, Thomas & Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Südtiroler Burgenkarte | Bozen, 1995
  • Donati, Roberto - Schlösser des Trentino und Südtirol | Narni, 1977
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • -
Sonstiges
  • Sage: Der Name Maultasch
    Der Name Maultasch

    Oberhalb Terlan im Etschtale ragen die malerischen Trümmer der Burg Maultasche empor. Erzherzogin Margarethe von Österreich hatte diesen Burgsitz so liebgewonnen und bevorzugte ihn dermaßen, daß derselbe, der sonst anders hieß, den Beinamen Maultasche durch jene Vorliebe empfing. Ein Sitz der Sittlichkeit aber war diese Burg keineswegs. Es hauste auf ihr ein sittenloser Junker, der allen Mädchen der Umgegend Netze stellte. Zu einer Zeit hatte er auch ein Dirnlein betört, unter dem Scheine, einen Dienst anzunehmen, hinauf auf das Schloß zu gehen. Wie die Dirn hinaufging, vertrat ihr ein Jäger den Weg, ein Gesell mit stechenden Augen und spöttischem Blick, der sprach sie an und sagte: "Dirndl! Dirndl! bleib herunt', da droben ist's nix für dich, da droben verlierst dein Ehrenkränzl und findst's nimmer wieder. Laß dich warnen!" "Ah, papperlapapp, laß du dich nicht auslachen, Narr", erwiderte das Dirnlein, wandte dem Jäger den Rücken und ging getrost hinauf und sehr lustig. Acht Monate später schritt das Dirnlein sehr hoffnungsreich, aber schlecht getröstet den Burgpfad hinunter, wohl traurig. Und da stand just an derselben Stelle wiederum derselbe Jäger, der lachte und sagte: "Nu, Dirndl? Wie steht's denn? Wie geht's denn?" Da begann die Dirn zu schluchzen und zu reren und sagte: "Der Teufel hat mich geheißen, da hinaufzugehen!" Bei diesen Worten sprang der Jäger drei Schritte zurück und kam ganz außer Fassung, dann aber sprang er auf die Dirn zu und schlug ihr eine so gesalzene Maultasche (Maulschelle) ins Gesicht, daß sie zu Boden taumelte, und schrie: "Ei, du verlogenes Lügenluder du! Du bist fürwahr für die Hölle zu schlecht! Habe ich nicht vor 8 Monaten da gestanden und dich gewarnt, nicht hinaufzugehen? Und nun sprichst du, ich hätte dich hinaufgehen heißen? Da muß ja die Hölle platzen, und du sollst an diese Maultasche zeitlebens denken", und es war auch so. Davon soll hernach das Schloß selbst seinen Namen erhalten haben.

    Quelle: Ritter von Alpenburg, Johann Nepomuk (Hrsg.) - Deutsche Alpensagenesammelt | Wien 1861 | Nr. 281.
  • Video: Ruine Burg Maultasch bei Terlan
  • Video: Maultasch
  • Video: Burgruine Neuhaus aus der Luft auf peer.tv
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