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(140) = Gesamtzahl der Burgen und anderen Wehrbauten
Historischer Überblick
Frühes Mittelalter (vor Beginn des 11. Jh.)
Süditalien, insbesondere das Gebiet des heutigen Apulien, war im frühen Mittelalter stets eine umkämpfte Region. Nach dem Fall des weströmischen Kaiserreiches hinterließen Langobarden und Byzantiner, aber auch Sarazenen (Bari war von 847-871 Sitz eines arabischen Emirats) ihre Spuren in der Region.

Normannische Periode (Beginn 11. Jh. - Ende 12. Jh.)
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts erschienen die ersten normannischen Krieger in der Region. Bei ihnen handelte es sich zunächst nur um kleine Gruppen landloser Ritter aus dem Gebiet der französischen Normandie. Da sie in ihrer Heimat wenig Perspektive hatten, suchten sie ihr Glück „in der Fremde“. Süditalien, in welchem zu dieser Zeit viele Kriege und Auseinandersetzungen geführt wurden und in welchem zudem keine stabilen politischen Verhältnisse herrschten, bot sich geradezu für diese normannischen Ritter an. Sie verdingten sich zunächst als Söldner der lokalen Herrscher und gelangten dadurch nach und nach zu mehr Ruhm und Reichtum. Diese Erfolge der ersten Normannen im Süden Italiens sprachen sich bis in ihre ehemalige Heimat rum und so folgten ihnen mehr und mehr ihrer Landsleute nach. Dies hatte zur Folge, daß ihr militärischer und politischer Einfluß beständig wuchs, so daß die Anführer der normannischen Krieger schnell zu Vasallen der heimischen Fürsten wurden und sie auch in den Besitz eigener Lehen gelangten.
Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erlangten die Normannen unter der Führung mehrerer Brüder aus dem Hause Hauteville historische Bedeutung. Zu diesen Brüdern gehörten u.a. Robert Guiscard und Roger I. Mit ihren normannischen Kriegern griffen sie die letzten byzantinischen und sarazenischen Besitzungen planmäßig an und eroberten sie. Roger I. legte den Schwerpunkt seiner kriegerischen Handlungen auf die Eroberung Siziliens, während sein Bruder Robert Guiscard zunächst Kalabrien und anschließend Apulien in seinen Besitz brachte.
Dieser neue und selbständige normannische Machtfaktor im Süden Apuliens rief jedoch den römisch-deutschen Kaiser Heinrich III. auf den Plan. Zusammen mit dem von ihm protegierten Papst Leo IX. versuchte der Kaiser, die weitere Ausdehnung des normannischen Machtbereichs einzudämmen. Dieser Versuch mißlang jedoch (Schlacht von Civitate in Nordapulien, 1053) und so mußten Kaiser und Papst Robert Guiscard als Herzog von Apulien und Kalabrien anerkennen und bestätigen.
Der Tod Kaiser Heinrich III. (1056) schwächte die Reichsgewalt. Konfikte zwischen Kaiser- und Papsttum brachen auf und gipfelten schließlich im Investiturstreit. Robert Guiscard indes nutzte die Gunst der Stunde und ergriff Partei für den Papst. Als Gegenleistung für diese Parteinahme ließ er sich sein neues Reich als päpstliches Lehen übertragen (1059). Diese neue Allianz zwischen Papst und Normannen bewährte sich erstmals 1084, als Kaiser Heinrich IV. Rom belagerte und die Stadt durch das Heer Robert Guiscards gerettet wurde.
Nachdem der Einfluß der kaiserlichen Partei in Süditalien deutlich geschwächt war und zudem der byzantinische Einfluss nach dem Fall von Bari 1071 ebenfalls praktisch erlosch, wandte sich Robert Guiscard neuen Zielen zu: der Planung zur Eroberung von Griechenland und Byzanz. Dazu kam es jedoch nicht mehr, da der Herzog im Jahre 1085 verstarb.
Die am Anfang unter den Mitgliedern des Hauses Hauteville aufgeteilten Fürstentümer und Grafschaften Süditaliens und Siziliens faßte Roger II. später zu einem geschlossenen Staatsgebiet zusammen. Dieses Staatsgebiet wurde 1130 vom Papst als Königreich Sizilien bestätigt.

Staufische Periode (Ende 12. Jh. - letztes Drittel 13. Jh.)
Ende des 12. Jahrhunderts begann für Süditalien ein neues Kapitel in seiner Geschichte. Der deutsche Thronerbe Heinrich, Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossas, heiratete 1186 König Rogers II. Tochter Konstanze, Erbin des Königreichs Sizilien. Die dadurch absehbare Personalunion des mächtigen und in Italien sehr aktiven deutschen Reiches mit dem bisher dem Papst zugewandten süditalienischen Königreich Sizilien stellte eine akute Bedrohung aller Mächte dar, die die kaiserliche Gewalt in Italien einzudämmen trachteten (Papst und die selbständigen lombardischen Städte Oberitaliens). Zwar starben sowohl Kaiser Heinrich VI. als auch seine Frau Konstanze schon bald kurz nacheinander (1197 und 1198), das italienische Erbe verblieb aber dem minderjährigen Sohn beider, dem späteren Kaiser Friedrich II., welcher zudem ab 1215 deutscher König war.
Kaiser Friedrich II., welcher von 1215 bis 1250 regierte, rückte das italienische Festland mit Apulien gegenüber Sizilien stärker in den Mittelpunkt des Geschehens. Er hielt sich nur selten in Sizilien oder in Deutschland auf. Sein Augenmerk galt in erster Linie den Auseinandersetzungen mit den lombardischen Städten Oberitaliens und dem Papst. Seine Residenz verlegte er nach Foggia und errichtete dort einen prachtvollen Palast. Auch an vielen anderen Orten Apuliens ließ der Kaiser Burgen, Hafen- und Küstenbefestigungen bauen.
Kaiser Friedrich II., der auch als „Stupor mundi“ bezeichnet wurde, umgab sich zum Entsetzen seiner christlichen Untertanen mit muslimischen Gelehrten, hielt sich eine sarazenische Leibwache und besiedelte die apulische Stadt Lucera mit unterworfenen Sarazenen. Letztere dankten ihm seine Wohltaten, indem sie seine treuesten Untertanen wurden. 1250 starb Friedrich II. auf Castel Fiorentino in der Nähe von Lucera.
Mit dem Tod Friedrichs II. endete die Hochzeit des Staufertums im Königreich Sizilien. Die Herrschaft übernahm sein (unehelicher) Sohn Manfred. Dieser behauptete sich zunächst gegen päpstliche Truppen, die sein Königreich von Norden bedrohten. Die Wende kam jedoch, nachdem sein Gegenspieler Papst Urban IV. Karl von Anjou, Bruder des französischen Königs, zum Verbündeten gewann. Letzterem wurde das Königreich Sizilien, aus dem er die Staufer vertreiben sollte, als päpstliches Lehen übertragen. 1266, in der Schlacht von Benevent, besiegte Karl von Anjou schließlich König Manfred, welcher nicht nur seine Krone sondern auch sein Leben verlor.
Ein letzter Versuch der staufischen Partei, Apulien wieder zurückzugewinnen (Feldzug des jungen Konradin), endete 1268 bei Tagliacozzo in einer Katastrophe. Konradin wurde gefangen genommen und später in Neapel enthauptet. Das letzte Überbleibsel der Stauferherrschaft in Süditalien, die sarazenische Kolonie in Lucera, wurde schließlich im Jahre 1300 vernichtet.
Mit dem Ende der Stauferzeit endet auch die relative Eigenständigkeit Apuliens. Die Landschaft teilt seither die Geschicke Unteritaliens bzw. Siziliens und nimmt keine Sonderstellung mehr ein, zumal mit dem Ende der Kreuzzüge und dem Aufstieg Venedigs zur beherrschenden Seemacht in Adria und östlichem Mittelmeer auch die wirtschaftliche Bedeutung der apulischen Adriahäfen zurückging.

Anjou Periode (Letztes Drittel 13. Jh. - Mitte 15. Jh.)
Die Herrschaft des Hauses Anjou konnte sich zunächst fest etablieren und militärisch absichern, machte sich aber aufgrund ihrer Härte die Bevölkerung zum Feind. Zeitgleich machte das Königshaus Aragón Erbansprüche auf den staufischen Besitz geltend. Ein von Aragón unterstützter Aufstand in Sizilien im Jahr 1282, die sogenannte „sizilianische Vesper“, riß die Insel vom Königreich los und brachte sie auf Dauer in aragonesischen Besitz. Das Festland mit Apulien verblieb zunächst dem Haus Anjou als Königreich Neapel.

Aragonesische Periode (ab Mitte 15. Jh.)
Da es Nachfolgestreitigkeiten im weit verzweigten Haus Anjou gab, bot sich den Aragonesen 1442 die Gelegenheit, auch das Königreich Neapel zu übernehmen. Infolgedessen waren die ehemaligen Reichsteile wieder vereint und standen von nun an - nach der Vereinigung der iberischen Reiche zum Königreich Spanien im Jahre 1479 – unter der spanischen Krone, die kurz darauf dem Haus Habsburg zufiel.
Eine neue Bedrohung ergab sich jedoch infolge des Ausgreifens der osmanischen Türken auf dem Balkan und ihres ständigen Kampfes mit Venedig seit dem 14. Jahrhundert. Die Apulien gegenüberliegende Adriaküste Albaniens war bereits türkisch, und so erfolgte 1480 unter Sultan Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels, ein Angriff auf Otranto und die Zerstörung der Stadt. Die Türken errichteten somit an der engsten Stelle der Adria einen Brückenkopf in Italien. Ob damit der Anfang weiterer Eroberungen und die Bedrohung des Papstes in Rom, beabsichtigt war, muß offen bleiben. Nach dem überraschenden Tod Mehmeds II. gaben die Türken schon im folgenden Jahr die Stadt Otranto wieder auf. Die Spanier restaurierten ihre Herrschaft. Trotzdem blieben die Küsten Apuliens, wie alle Küsten des westlichen Mittelmeeres im 15. und 16. Jahrhundert, äußerst gefährdet durch die ständigen Überfälle türkischer und berberischer Seeräuber. Zeugnisse dieser Bedrohung sind die heute noch erhaltenen zahlreichen Überreste von Befestigungen und Wachttürmen. Erst die militärischen Expeditionen Kaiser Karls V. in Nordafrika um 1530 konnten hier eine gewisse Entlastung bringen.

Erstellt durch Dr. Olaf Kaiser (Penzberg, D)
Grundzüge in der Entwicklung des Burgenbaus
Im 11. Jahrhundert begannen die Normannen mit einer systematischen Befestigung Apuliens. Gleichzeitig blühten die Städte wieder auf, mit denen die Burgen oft in engem Zusammenhang standen. Letztere wurden entweder an den Rändern der Städte errichtet oder aber ragen in isolierter Lage etwas weiter davon entfernt empor. Die Rolle der Burg ging dabei über ihre streng verteidigende Funktion hinaus. Vielmehr sollte sie auch ein Mittel zur politischen Kontrolle darstellen und sowohl auf potentielle Feinde von außen als auch auf die Untertanen selber eine abschreckende Wirkung ausüben.
Die Normannen waren jedoch nicht die Ersten, die Burgen in Apulien bauten. Die Byzantiner hatten bereits im 10. und 11. Jahrhundert Verteidigungsanlagen und Wachtürme erbaut. Ihre politische Strategie zielte dabei darauf ab, den direkten Verteidigungsbedürfnissen des Gebietes gerecht zu werden, aber auch das produktive Potential der unbebauten Landflächen auszubauen und die ländliche Umgebung erneut zu besiedeln. Zu dieser Zeit entstanden die befestigten, sogenannten „Grenzstädte" an der Linie des Fortore-Flusses (u.a. Montecorvino und Fiorentino). Mit ihnen versuchte der byzantinische Katapan Basilio Boioannes den Druck, den die Langobarden auf Nord-Apulien ausübten, Stand zu halten.
Im Gegensatz zu den Byzantinern, denen es um die Verteidigung ihres Herrschaftsgebietes ging, sind die von den Normannen erbauten Burgen als klassische Feudalburgen anzusehen. Die alten, bereits vorhandenen Anlagen wurden unter den Normannen ausgebaut und umgebaut. Zusätzlich wurden oft auch neue Bauten hinzugefügt. Die Burgen sollten, ab der Zeit des normannischen Königs Roger II., die königliche Macht sichern und dem starken Selbstständigkeitsdrang der Städte entgegen wirken. Daß sich die Burgen auch gegen die Städte richteten, ist gut an der Geschichte der Stadt Bari ersichtlich. Bari unterlag 1156 König Wilhelm, welcher anschließend alle städtischen Türme symbolhaft abreißen ließ.

Seinen Höhepunkt erreichte dieser städte- und auch adelfeindliche Kurs unter Kaiser Friedrich II., welcher alle Burgen und Befestigungsanlagen, die nicht direkt unter seiner Kontrolle standen, abreißen ließ.
Kaiser Friedrich II. baute ein zentralistisches System auf, in welchem die Burgen ihm persönlich unterstanden. Die militärische und administrative Verwaltung des Gebietes basierte auf den castra und domus (z.B. Castel Fiorentino). Die Verwalter und Burgherren wurden mit Sorgfalt ausgewählt und persönlich vom Kaiser ernannt. Zu den wichtigsten Vorposten dieses Systems gehörten u.a. Vieste, Barletta und Trani. Nicht so sehr verteidigungstechnische Gründe als eher der Wunsch, die Stadt zu überwachen, führten in Bari zur Errichtung der normannisch-staufischen Burg. Diese Burg hat über die Jahrhunderte ihre militärische Rolle immer gewahrt. Die Burg von Gioia del Colle wurde ebenfalls von Kaiser Friedrich II. errichtet. Sie ist außen durch eine Bossenwerk-Verkleidung aus rotem Carparo-Stein gekennzeichnet.
Neben den wehrhaften, militärischen Burgen ließ sich Kaiser Friedrich II. aber auch prachtvolle Residenzen erbauen, bei denen die Wehrfunktion in den Hintergrund trat. Diese Anlagen wurden zumeist abseits der Städte in waldigen Gebieten errichtet. Zu den bekanntesten dieser Residenzen gehören das prächtige Castel del Monte und das sogenannte Schloss von Gravina. Letzteres war von einem großen Park mit Teich und Naturreservat umgeben, so daß der Kaiser hier seiner geliebten Falkenjagd nachgehen konnte.
Die von Kaiser Friedrich II. erbauten Burgen verkörperten eine konkrete Darstellung der kaiserlichen Anwesenheit und bildeten sein wachsames und unnachgiebiges Auge. Sie sollten aber auch die Macht und Herrschaft als solche symbolisieren, und zwar mit einem gewissen Anspruch auf Ewigkeit, wie ein zeitgenössischer Zeuge bestätigt:
„Er ließ mit größtem Eifer wunderschöne und riesige Paläste errichten, als sei ihm ein ewiges Leben gewährt, wo er jedoch nie verweilen konnte; er baute Burgen und Türme auf Berggipfeln und in den Städten, als befürchte er täglich von Feinden belagert zu werden. Doch er tat all dies, um seine Macht zur Schau zu stellen, um Ehrfurcht und Bewunderung zu erwecken und seinen glorreichen Namen so tief in jedermanns Gedächtnis einzuprägen, daß er nie vergessen werden sollte".
Es muß, wenn von den Bauten Kaiser Friedrich II. gesprochen wird, angemerkt werden, daß es sich jedoch in den meisten Fällen um Eingriffe auf schon bestehende Bauten aus der Normannenzeit handelt. Die Anlagen, deren Gründung durch Friedrich II. historisch belegt ist, beschränken sich größtenteils auf die palatia und domus solaciorium. In diesen Fällen scheint der Kaiser also eher um seine weltlichen Freuden, als um Kriege und militärische Strategien besorgt gewesen zu sein. Zu den interessantesten unter diesen Bauwerken zählen das Schloss von Gravina (1231) und die Anlage von Lucera, einer Stadt, in der eine große Sarazenen-Kolonie lebte und in der das prächtige kaiserliche palatium in Form eines riesigen Turmes angelegt war (1233). Vergessen werden darf in dieser Aufzähkung auch nicht das Castel del Monte (um 1240), welches das Konzept der kaiserlichen Macht wohl am Besten symbolisiert, in dem aber Friedrich II. selbst vielleicht nie verweilte, auch wenn es die Burg ist, die allgemein am engsten in Zusammenhang mit Friedrich II. gebracht wird.

Als sich nach dem Tod von Kaiser Friedrich II. der Konflikt zwischen Herrscher und den nach Autonomie strebenden Städten zuspitzte, ließ sein Sohn Manfred alle noch übrigen Städte mit einer Burg zur besseren Überwachung versehen. Manfred gründete 1256 die Stadt Manfredonia und siedelte dort die Bevölkerung von Siponto (eine Stadt, welche durch zwei Erdbeben 1223 und 1255 völlig zerstört wurde) an. Die Burg von Manfredonia wurde außerhalb der Stadt gebaut, durch einen tiefen Graben von der Stadt abgesichert und nur an einer Ecke mit der Stadtmauer verbunden. Der Palast von Manfred stimmt mit dem viereckigen zentralen Kern mit Ecktürmen überein, welcher im 15. Jahrhundert mit einer Mauer mit drei runden Türmen umgeben wurde. Dieser Befestigung fügte man schließlich im darauf folgenden 16. Jahrhundert eine fünfeckige Bastion hinzu.

Mit den französischen Anjou, die der Staufer-Dynastie folgten, setzte eine Phase der sorgfältigen Restaurierung des Verteidigungsprogramms Apuliens ein. Die Burgen dienten nicht mehr nur als militärische Arsenale und Unterkunft für Garnisonen, sondern wurden auch in Waren- und Lebensmittellager umgewandelt. Sie fanden aber auch als Gefängnisse Verwendung, in welche alle Gegner der Monarchie, sowie auch alle Nachfolger des Staufer-Hauses gefangen gesetzt wurden: Trani, Monte Sant'Angelo und Castel del Monte. In Lucera wurde von den Anjou eine riesige Festung erbaut, welche sich die Reste der staufisch-kaiserlichen Residenz einverleibte und in Art einer befestigten Zitadelle die aufständische Sarazenenstadt unter Kontrolle halten sollte.

Der letzte bedeutende Abschnitt in der Entwicklung der apulischen Burgen spielte sich zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert ab, als die von See her drohenden Gefahren die aragonesischen/spanischen Herrscher veranlassten, insbesondere die Küste nach den letzten Prinzipien der Verteidigung zu befestigen. Hierzu wurden Militärarchitekten wie Evangelista Menga und Giangiacomo dell'Acaja zu Rate gezogen. Die Aragonesen bauten die Burg in Monte Sant'Angelo aus und paßten die alten Verteidigungsanlagen den neuen Bedürfnissen an. Auf diese Zeit geht auch der große, wie ein Schiffsbug gestaltete Bergfried zurück, der das Datum 1493 trägt und traditionsgemäß dem sienesischen Architekten Francesco di Giorgio Martini zugeschrieben wird. An der Küste von Bari entlang erneuerte man unter spanischer Herrschaft die Burgen von Monopoli und von Mola di Bari und baute sie zu Festungen aus.
Weiter im Süden, auf der Salento-Halbinsel, findet sich ebenfalls eine große Anzahl an Festungen und Burgen. Die meisten von ihnen wurden jedoch in der Neuzeit verändert und nach und nach, besonders in den Städten des Hinterlandes, in komfortable und luxuriöse herrschaftliche Wohnsitze umgestaltet. Die Küste musste jedoch weiterhin durch befestigte Vorposten vor den wiederholten Angriffen der Türken geschützt werden. Dies wird beispielsweise an den Festungen von Brindisi deutlich, wo der staufischen Landburg noch eine Seeburg hinzugefügt wurde. Letztere wurde im 15. Jahrhundert von Alfons von Aragon mit einem riesigen Vorwerk und neuen Türmen versehen. Ähnliche Bauten wurden in den Küstenorten Otranto, Gallipoli und Tarent errichtet. Weiter im Inland, jedoch einfach von der Küste aus erreichbar, liegen Copertino, Lecce und Acaia. Aufgrund dieser Lage beschloss Karl V., die Burgen dieser Orte zu erneuern und mit neuesten Verteidigungssystemen auszustatten, die den letzten Entwicklungen in der Angriffstechnik zu widerstehen vermochten.

Anschließend kam endlich eine friedlichere Zeit, in der die Fürsten begannen, als Förderer der Kunst und Kultur neues Ansehen zu gewinnen. Ihr Wohnsitz, die bis dahin dunkle und unbezwingbare Festung, sollte sich zumindest teilweise den weltlichen Freuden und der Muße öffnen. Daher wurde bei vielen Burgen begonnen, sie behaglicher zu gestalten und den Wohnkomfort zu steigern. Als Beispiele können hierfür die Burgen von Bovino und Conversano genannt werden, welche in prächtige Residenzen umgewandelt wurden.

Erstellt durch Dr. Olaf Kaiser (Penzberg, D)
Literatur
  • Bruhns, Leo - Hohenstaufenschlösser in Deutschland und Italien | Königstein/Taunus, 1964
  • Capone, Lorenzo - Puglia: Castelli e torri | Lecce, 2006
  • De Vita, Raffaele – Castelli, torri ed opere fortificate di Puglia | Bari, 2001 (4. Auflage)
  • Graf Waldburg-Wolfegg, Hubert – Vom Südreich der Hohenstaufen | München, 1955 (2. Auflage)
  • Hahn, Hanno, Albert Renger-Patzsch - Hohenstaufenburgen in Süditalien | Ingelheim, 1961
  • Leistikow, Dankwart – Burgen und Schlösser in der Capitanata im 13. Jahrhundert (in: Bonner Jahrbücher, Bd. 171) | Kevelaer, 1971
  • Leistikow, Dankwart – Burgtürme in Apulien – Donjon und Wohnturm (in: Heinz Müller (Hrsg.) - Wohntürme) | Weißbach, 2002
  • Mola, Stefania - Apulien - Die Schlösser | Bari, 2007
  • Pace, Valentino - Kunstdenkmäler in Süditalien | Darmstadt, 1994
  • Willemsen, Carl A. - Apulien: Kathedralen und Kastelle | Köln, 1973 (2., verbesserte Auflage)
  • Willemsen, Carl A. – Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien (in: Württ. Landesmuseum (Hrsg.) - Die Zeit der Staufer, Bd. III) | Stuttgart, 1977
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