BURGSTELLE SOGN GION (TUMA TURERA)
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Allgemeine Informationen
Die weitherum sichtbare Anlage von Sogn Gion auf dem Tuma Turera genannten Hügel am nördlichen Rand von Domat/Ems wurde lange Zeit für eine Wehrkirche gehalten. Grund dafür war der mächtige Kirchturm, den man fälschlicherweise als hochmittelalterlichen Wehrbau einstufte. Dies konnte mittlerweile widerlegt werden. Hingegen wurden 2019 auf der Nordostseite der Kirche die Grundmauern eines eindeutig hochmittelalterlichen Wehrturms freigelegt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 50’ 15.20“ N, 09° 27’ 03.00" E
Höhe: 608 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 753.490 / 189.350
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A13 bei der Ausfahrt Chur-Süd verlassen, ein kurzes Stück der Umfahrungsstrasse folgen und rechts in die Hauptstrasse 13 einbiegen. Dieser in westlicher Richtung bis nach Domat/Ems folgen. Parkmöglichkeiten im Zentrum. Wo die Hauptstrasse eine Kurve nach Süden macht, biegt westwärts die Strasse Crestas ab, von der nach wenigen Metern der Weg hinauf auf den Kirchhügel abzweigt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit der Buslinie 10 (in Richtung Tamins) bis zur Haltestelle Domat/Ems, Plaz fahren. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
Der Jakobsweg Graubünden führt westlich am Burghügel vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Sogn Gion (Tuma Turera)
Quelle: Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 17 | aktualisiert von O. Steimann, 2024
Historie
Eine vermeintliche Wehrkirche
Sogn Gion (St. Johannes Baptista), die bedeutendste Kirche von Domat/Ems, steht am nördlichen Dorfrand auf einem für diese Region charakteristischen, Tuma Turera genannten Hügel. In der Forschung wurde bis ins 21. Jhdt. hinein die These vertreten, dass es sich bei der Anlage um eine Wehrkirche handle. Grund für diese Annahme waren die 2 Meter dicken Grundmauern des Kirchturms sowie einige Schartenfester, weshalb man ihn als hochmittelalterlichen Wehrbau charakterisierte.
Heute gilt diese Sichtweise als widerlegt: Gemäss neueren Bauuntersuchungen ist der Turm erst in der zweiten Hälfte des 15. Jhdts. errichtet worden und war von Anfang an nur als Kirchturm konzipiert. Die vermeintlichen Schiessscharten liessen sich nicht als solche bestätigen.

Fundamente eines älteren Turmbaus
Der Flurname Tuma Turera deutet auf einen Turm hin. Früher wurde die Bezeichnung insbesondere für den östlichen Teil des Kirchhügels verwendet, und tatsächlich stiess man hier bereits um 1920 bei Grabungen auf dicke Mauern, die man damals aber noch nicht so recht zu deuten wusste. 1978 und 1981 wurde bei Sondierungen beim Beinhaus auf der Nordostseite der Kirche die westliche Aussenwand eines deutlich älteren Gebäudes nachgewiesen.
Geklärt werden konnte das Rätsel bei einer weiteren archäologischen Untersuchung, die 2019 auf Grund einer bevorstehenden Gesamtsanierung der Kirchenanlage vorgenommen wurde. Damals wurde auf dem Platz vor dem Beinhaus aus dem 17. Jhdt. die südliche Hälfte einer Turmruine freigelegt. Dieser Bau verfügte über 1,9 Meter dicke Mauern und mass im Grundriss 12,4 x 10,7 Meter. Teile seines Mauerwerks sind in die Westwand des Beinhauses integriert. In die Südwand des Turms wurde in einer zweiten Bauphase ein Eingang eingebrochen, durch den einst eine Treppe ins Innere führte. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten wurden die Turmmauern wieder zugedeckt.

Unbekannte Nutzer
Wann und von wem dieser imposante Wehrturm errichtet wurde, ist bislang nicht bekannt. Ein Zusammenhang mit der benachbarten Burg Ems ist nicht erkennbar. Vermutlich diente die Anlage auf der Tuma Turera zur Sicherung eines alten Rheinübergangs. Die C-Radiokarbondatierung eines Holzkohlestücks aus dem Mauermörtel verweist auf die Zeitspanne zwischen 1043 und 1224. Somit ist denkbar, dass der Turm um die gleiche Zeit wie die erste romanische Kirche von Sogn Gion im 12. Jhdt. erbaut wurde, an deren Ausrichtung er sich orientierte. Der Abbruch muss spätestens im frühen 16. Jhdt. erfolgt sein, als Sogn Gion als gotische Pfarrkirche neu entstand. Die südliche Hälfte des Turmareals wurde anschliessend als Friedhof genutzt, auf den Ruinen im nördlichen Teil um 1693 das heute noch bestehende Beinhaus errichtet.
Die ältere Literatur hat fälschlicherweise ein Adelsgeschlecht von Ems auf der Tuma Turera verortet. Entsprechende Quellenhinweise beziehen sich aber auf die Herren von Ems im Vorarlberg, die mit Domat/Ems nichts zu tun hatten.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Betz, Jutta - Die Kirchen von Domat/Ems [PEDA-Kunstführer Nr. 349] | Passau, 1995 | S. 11-26
  • Burkhardt, Lorena - Domat/Ems, Sogn Pieder: vom frühmittelalterlichen Herrenhof zum neuzeitlichen Pestfriedhof, Heft 1 [Archäologie Graubünden, Sonderheft 9/1] | Chur, 2020 | S. 30-33
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 178
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 14-19 und S. 36
  • Sele, Raphael et al. - Domat/Ems, Kirche Sogn Gion (Tuma Turera) | In: Archäologischer Dienst Graubünden (Hg.) - Archäologie Graubünden, Bd. 4 | Chur, 2021 | S. 230-233
  • Tobler, Barbara - Sakrallandschaft Domat/Ems [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 1068/1069] | Bern, 2020 | S. 42-55
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 75
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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