BURGSTELLE EMS (TUMA CASTI)
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Allgemeine Informationen
Burgstelle mit kleinem Mauerrest auf dem Tuma Casti, einem der markanten Hügel von Domat/Ems. Die Wehranlage wurde um die Mitte des 13. Jhdts. durch Heirich von Belmont zusammen mit anderen Adligen errichtet und war bis ins späte 14. Jhdt. ein Lehen des Bischofs von Chur. Nach zahlreichen Handänderungen gehörte die Burg Ems ab 1380 den Freiherren von Rhäzüns und wurde im 15. Jhdt. aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 50’ 06.10“ N, 09° 26’ 51.90" E
Höhe: 638 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 753.260 / 189.060
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A13 bei der Ausfahrt Chur-Süd verlassen, ein kurzes Stück der Umfahrungsstrasse folgen und rechts in die Hauptstrasse 13 einbiegen. Dieser in westlicher Richtung bis nach Domat/Ems folgen. Parkmöglichkeiten im Zentrum. Kurz nach der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zweigt die Via Sogn Pieder westseitig von der Hauptstrasse ab und führt an den Fuss des Burghügels. Hier beginnt neben der Kirche Sogn Pieder der kurze Aufstieg zur Burgstelle (Zustieg von der Hauptstrasse: ca. 10 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit der Buslinie 10 (in Richtung Tamins) bis zur Haltestelle Domat/Ems, Plaz fahren. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
Der Jakobsweg Graubünden führt direkt am Burghügel vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
rudimentärer Rastplatz vorhanden
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Ems (Tuma Casti)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2024
Historie
Gründung durch die Freiherren von Belmont
Die Rheinebene bei Domat/Ems ist geprägt von einem Dutzend alleinstehender, bewaldeter Hügel, den sogenannten Tumas. Es handelt sich um Überreste des gewaltigen Flimser Bergsturzes, der sich um etwa 7400 v.Chr. ereignet hat und u.a. zur Bildung der Rheinschlucht führte. Auf einer dieser markanten Anhöhen, heute Tuma Casti genannt, errichtete um die Mitte des 13. Jhdts. Heinrich von Belmont die Burg Ems. Gemäss dem Eintrag in einem spätmittelalterlichen Güterverzeichnis baute er diese Burg «mit andern herren hilff» als sein Sohn Konrad, der spätere Bischof von Chur, noch zur Schule ging.
Denkbar ist, dass die Grundsteinlegung mit den Ereignissen um den 25. August 1255 in Zusammenhang steht: Damals besiegte der Churer Bischof Heinrich von Montfort zusammen mit seinem Bruder Hugo die Truppen der Herren von Rhäzüns, Belmont, Friberg und Rialt. Die Burg Ems war fortan ein bischöfliches Lehen.

Wechselnde Besitzverhältnisse im 14. Jhdt.
Die «vesti Emptz» wird 1357 im Zuge der Aussöhnung zwischen den Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und den Grafen von Montfort erwähnt: Es wurde festgehalten, dass die Montforter die Werdenberger gegen die Freiherren von Belmont und bei einer allfälligen Belagerung der Burg Ems unterstützen sollten. Dazu kam es aber nicht. 1371 starb mit Ulrich Walter der letzte männliche Belmonter. Die Burg fiel nun seiner Schwester Adelheid zu, verheiratet mit Heinrich von Montalt. 1372 beklagte sich das Ehepaar, das vom Bistum mit einem Bann belegt worden war, weil es dessen Lehnshoheit geleugnet hatte.
Trotz dieses andauernden Konflikts konnte Adelheid die Burg Ems an ihre Tochter aus erster Ehe vererben, Elisabeth von Sax. Diese tauschte den Besitz 1380 mit Ulrich Brun von Rhäzüns gegen die Burg Castrisch ein. Der Bischof von Chur willigte aber erst 1390 in einen Vergleich ein, in welchem er auf die Lehnsrechte über Ems verzichtete.

Die Burg Ems im Rhäzünser Erbstreit
Die Burg blieb in den folgenden Jahrzehnten im Besitz der Rhäzünser. Deren letzter männlicher Vertreter, Georg, verwickelte sich in einen heftigen Erbstreit mit seiner Schwester Ursula von Hohenberg, die 1450 vom Hofgericht Rottweil sämtliche Familiengüter zugesprochen bekam. Sie übertrug die Erbschaft auf ihren Sohn, Jost Nikolaus I. von Hohenzollern. Nach dem Tod von Georg von Rhäzüns (1458) machten die Grafen von Werdenberg Ansprüche auf dessen frühere Besitzungen geltend, die aber gerichtlich abgewiesen wurden. Ob die Burg Ems zu jener Zeit noch bewohnt wurde, ist zweifelhaft. Spätestens gegen Ende des 15. Jhdts. dürfte sie aufgegeben worden sein.

Ausbeutung als Steinbruch
1725 wurde im östlichen, tiefer gelegenen Teil des Burgareals eine dem hl. Antonius geweihte Kapelle errichtet. Es liegt nahe, das für den Bau auch Steine der alten Burg verwendet wurden. Auch in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. wurde die Ruine entsprechend ausgebeutet, bis nahezu keine Mauern mehr sichtbar waren. An der Tuma Casti wurde zu jener Zeit auch Lehm und Kies abgebaut, was den Burghügel an manchen Stellen stark erodieren liess.

Erkenntnisse zur baulichen Ausstattung
Es gibt nur wenige Anhaltspunkte, die auf das einstige Aussehen der Burg Ems schliessen lassen. In einer Darstellung der Region von Matthäus Merian von 1642 (siehe Bildgalerie) ist sie als Ruine mit einem hochaufragenden Turm dargestellt. Dieser soll um 1700 eingestürzt sein. Sein Standort ist auf dem höchstgelegenen Teil des Burgareals zu suchen, das eine Gesamtausdehnung von etwa 40 x 30 Metern aufweist. Heute sind lediglich am nordöstlichen Rand des oberen Plateaus noch letzte Mauerspuren erkennbar.
1908 stiess man beim Abgraben von Lehm im nordwestlichen Teil des Burgareals auf eine gut erhaltene, über 3 Meter tiefe Zisterne mit einem Durchmesser von 2 Metern. Sie war aus Bollensteinen (Rheinkieseln) aufgemauert, den Abschluss bildete ein Kranz aus zugehauenen Mauersteinen. Heute ist davon nichts mehr sichtbar. Ausserdem führten Jugendliche im Sommer 1960 auf dem Burgareal Sondiergrabungen aus, bei denen verschiedene Kleinfunde geborgen werden konnten.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 178-179
  • Direktion des Schweizerischen Landesmuseums (Hg.) - Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Neue Folge, Bd. X/Heft 1 | Zürich, 1908 | S. 84-85
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 182-183
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 35-36
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 74-75
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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