BURG SCHIEDBERG (SAGOGN) Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Surselva | Sagogn |
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Allgemeine Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
Konservierte Grundmauern einer einst bedeutenden Burganlage, die im späten 14. Jhdt. durch einen Brand zerstört wurde. Schiedberg war bereits in prähistorischer und römischer Zeit besiedelt, ein «castrum» wird 765 erwähnt. Um das Jahr 1000 Umbau zur Feudalburg, später Stammsitz der einflussreichen Familie von Sagogn. Hangrutschungen haben immer wieder zu Umbauten genötigt und heute nur noch einen kleinen Teil des ursprünglichen Burgareals übrig gelassen. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Informationen für Besucher | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Bilder | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Grundriss | |||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Bundi, Martin et al. - Schiedberg, Bregl da Heida und Schloss Aspermont in Sagogn [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 829] | Bern, 2008 | S. 18 | überarbeitet von O. Steimann, 2013 |
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Historie | |||||||||||||||||||||||||||||||
Urgeschichte, Spätantike und Frühmittelalter:
Bei Schiedberg/Sagogn handelt es sich um einen der interessantesten Siedlungsplätze Graubündens. Das Burgareal auf einem instabilen Moränenhügel über dem Vorderrhein liegt am alten Zugang zum Bündner Oberland und wurde bereits um 1500 v.Chr. bewohnt. Nach einem längeren Unterbruch wurde der Platz dann im 3. Jhdt. n.Chr. erstmals befestigt – vermutlich diente er der Bevölkerung aus dem Umland als Refugium. Zunächst wurden nur einfache Holzbauten errichtet. Doch im 4. Jhdt. wurde die Lage in den Alpentälern zunehmend unsicher: Auf Schiedberg entstand damals ein erstes Steinhaus, die Befestigungen wurden verstärkt und die Anlage war nun dauerhaft bewohnt – wahrscheinlich von einem Grundbesitzer aus dem senatorischen Adel. Im Frühmittelalter war es die Dynastie der Victoriden, die mittels der wichtigsten Ämter (Präses und Bischof) über Churrätien herrschte, zeitweise sogar in Personalunion. Vieles deutet darauf hin, dass es die Vorfahren dieser Familie waren, die Schiedberg in mehreren Etappen zu einer vornehmen Residenz umgestalteten. Der letzte bedeutende Victoride war Bischof Tello. In seinem um 765 verfassten Testament wird eine «sala muricia in castro» erwähnt – damit war zweifellos Schiedberg gemeint. Hingegen stand der Herrenhof, der das eigentliche Verwaltungszentrum der Victoriden in Sagogn bildete, vermutlich in der Nähe des Dorfes. Umgestaltung von der Karolingerzeit bis ins 12. Jhdt.: Unter Karl dem Grossen wurde Rätien ins Grafschaftssystem des fränkischen Reiches eingebunden und die Victoriden entmachtet. Im 9. und 10 Jhdt. war Schiedberg ein in verschiedene Parzellen aufgeteilter Besitz, dessen Schicksal ungeklärt ist. Als wahrscheinlich gilt, dass sich spätestens im 10. Jhdt. königliche Vasallen hier festsetzten. Damals entstand eine neue Ringmauer, die rund 5 Meter weiter in den Hang hinaus gesetzt wurde, um mehr Platz zu gewinnen. An sie lehnten sich inwendig verschiedene Bauten an – doch der instabile Untergrund sorgte dafür, dass sie in der nächsten Bauphase ums Jahr 1000 alle wieder aufgegeben wurden. Damals verlor Schiedberg den Charakter einer frühen Fluchtburg endgültig. Der Neubau erfolgte nach einem einheitlichen Konzept, inwendig an die südseitige Ringmauer schloss nun ein mehrgliedriger Gebäudekomplex von beträchtlichen Ausmassen an. Die Aufteilung des Areals war offensichtlich bereinigt, Schiedberg zu einer Adelsburg geworden. Als ihre Erbauer gelten die mit «Chuno de Sagannio» um 1137 erstmals erwähnten Herren von Sagogn. Sie genossen in der Surselva seit jeher eine Vormachtstellung. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Familie, die sich bereits in karolingischer Zeit Teile der victoridischen Güter angeeignet hatte. Unter den Herren von Sagogn (12. bis 14. Jhdt.): Im 12. und 13. Jhdt. machten sich die Herren von Sagogn und die mit ihnen eng verwandten Familien von Wildenberg, Frauenberg, Friberg und Greifenstein daran, ihr Herrschaftsgebiet durch Rodung und die Gründung vieler neuer Burgen zu erweitern. Auch Schiedberg selbst wurde den Erfordernissen der Zeit angepasst: Um 1150 entstanden ein starker neuer Bering und im Zentrum der Anlage ein Hauptturm mit 2,5 Meter dicken Grundmauern. Weitere Gebäude werden im heute nicht mehr vorhandenen Nordteil des Areals vermutet. Auf der Westseite stand das 2,6 Meter breite Burgtor, durch das man in einen Hof mit Filterzisterne und Backofen gelangte. Doch die neuen Steinbauten waren offenbar zu schwer für den Kieshügel, auf welchem Schiedberg stand. Bereits um 1200 musste die Ringmauer stellenweise mit Pfeilern gestützt werden, und um 1250 wurde die ganze nördliche Hälfte der Burg aufgegeben. Der Hauptturm wurde wieder abgebrochen und in der südlichsten Ecke eine neue, wesentlich kleinere Wehranlage eingerichtet. Ihr Bering umfasste noch etwa einen Viertel des ursprünglichen Areals und schützte einen neuen, zweiteiligen Wohntrakt. Schiedberg war bereits vor dieser letzten Bauphase nicht mehr die bevorzugte Residenz der weitverzweigten Familie von Sagogn-Wildenberg gewesen. Die Verwaltung der Burg oblag einem Ministerialengeschlecht, den 1235 erstmals sicher nachweisbaren Rittern «de Sigenis». Ob sie eventuell ein sozial abgesunkener Seitenzweig der Herren von Sagogn waren, ist bisher ungeklärt. Erbstreit und Untergang (vor 1400): Im frühen 14. Jhdt. starben sämtliche Linien der Herren von Sagogn kurz nacheinander aus, das Erbe fiel grösstenteils an die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. Dies führte zu langen Streitigkeiten mit den Familien von Belmont und Montalt, die mit den Sagogn ebenfalls verwandt waren. Der Konflikt führte 1352 zum Belmonter Krieg, den die Werdenberger verloren. Gemäss der älteren Überlieferung wurde damals auch Schiedberg erobert – die Archäologen fanden jedoch keine Hinweise auf Kampfhandlungen. Ofenkacheln und andere Fundgegenstände zeugen davon, dass die Burg in der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. noch bewohnt war. Allerdings fiel sie noch vor 1400 einem Brand zum Opfer und wurde dabei vollständig zerstört. Die an Funden reiche Brandschicht lässt darauf schliessen, dass die Anlage zuvor weder geräumt noch geplündert worden war. Archäologische Erforschung im 20. Jhdt.: Der Name «Schiedberg», der in keinem mittelalterlichen Text erwähnt wird, wurde erstmals im 16. Jhdt. vom Chronisten Ulrich Campell verwendet. Er und seine Nachfolger wussten bereits nichts mehr vom Aussehen der Anlage, der teilweise abgerutschte Hügel überwucherte und geriet in Vergessenheit. 1962 wollte man ihn zwecks Kiesgewinnung ganz abtragen, stiess dabei jedoch rasch auf die Grundmauern der Burg. Von 1964 bis 1968 wurde Schiedberg vollständig ausgegraben, saniert und umfassend dokumentiert. Das Fundmaterial umfasst unter anderem Keramikscherben von Geschirr, Öfen und Lampen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Armbrustbolzen und -spanner, Messer, Axtklingen, Sporne, Steigbügel, Küchen- und Landwirtschaftsgeräte, Schreinerwerkzeuge, Schlösser und Schnallen, Schmuck, Münzen, Glasbecher, Knochenflöten und vieles mehr. Heute steht die Ruine unter Bundesschutz. |
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Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg | |||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Webseiten mit weiterführenden Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
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