BURG FRIEDAU
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Allgemeine Informationen
Markante Turmruine mitten im Dorf Zizers, als letzter Rest einer einst bedeutend grösseren Anlage. Die Burg wurde um die Mitte des 13. Jhdts. durch den Bischof von Chur erbaut und 1897 durch einen Grossbrand zerstört. Seit einer 2019 abgeschlossenen umfassenden Sanierung dient der Turm als Veranstaltungsort für kulturelle Anlässe.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 56' 03.35" N, 09° 33' 46.00“ E
Höhe: 548 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 761.740 / 200.320
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Im Rheintal die Autobahn A13 bei der Ausfahrt Landquart verlassen und in südöstlicher Richtung weiter über Igis bis nach Zizers fahren. Parkmöglichkeiten beim Bahnhof Zizers. Die Burg steht oberhalb des Bahnhofs mitten im Dorf am Turmweg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Landquart oder ab Chur nach Zizers.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Friedau
Quelle: Gezeichnet von O. Steimann, 2019, gemäss: Carigiet, Augustin - Die leidvolle Baugeschichte des Turmes Friedau zu Zizers | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2001 | Haldenstein/Chur, 2002 | S. 134
Historie
Entlang der wichtigen Verkehrsverbindung von Schwaben über Churrätien nach Italien gab es seit merowingischer Zeit grössere Komplexe von Krongütern, so auch im Bündner Rheintal. Für das Jahr 955 wird ein Königshof in Zizers bezeugt, als dieser von Kaiser Otto I. dem Bischof von Chur geschenkt wurde. 2003 wurde dieser Königshof südlich der reformierten Kirche von Zizers gefunden und anschliessend freigelegt.
Für die Verwaltung der einstigen Krongüter legte das Bistum Chur um die Mitte des 13. Jhdts. eine neue Burg an. Das «Buoch der Vestinen» berichtet, dass Bischof Volkard (1237-1251) erster Bauherr war, die Arbeiten aber erst unter seinem Nachfolger, Bischof Heinrich III. von Montfort (1251-1272), vollendet wurden. Der Name Friedau wird 1358 erstmals erwähnt und geht auf das althochdeutsche «Fridu-ouwa» (eingehegte Au) zurück.

Die ursprüngliche Burg war deutlich grösser als die heute noch sichtbare Ruine. Ein rund 1 Meter starker Bering um den Gelädesporn westlich des Turms konnte archäologisch nachgewiesen werden. Im so umschlossenen Hof befand sich mindestens ein grosses Nebengebäude. Im 14. Jhdt. werden zudem eine Vorburg, der Burggraben und ein Zwinger erwähnt. Der Turm selbst misst im Grundriss 11,5 x 11,5 Meter, bei einer Mauerstärke von rund 2,3 Metern. Er war einst vier Stockwerke hoch, der heute noch sichtbare Hocheingang befand sich auf der zweiten Etage auf der Ostseite.

1358 verpfändete Bischof Peter I. die «burg Fridow» zusammen mit den Meierhöfen in Zizers, Igis, Friewis und weiteren Rechten für 645 Mark an Berenger von Landenberg und dessen Brüder. Die Burg war dem Bischof jedoch offen zu halten und ein Weiterverkauf war ohne seine Zustimmung untersagt. Bereits 1362 verpfändete derselbe Bischof die gleichen Güter und Rechte an Kunigunde von Toggenburg und deren Söhne. So kam die Herrschaft Friedau an die mächtige Familie der Grafen von Toggenburg. Eine spätere Zeugenaussage belegt, dass zu Lebzeiten der Grafen Donat und Diethelm, also vor 1385, «Fridow verbrent ward». Über die Täter besteht keine Klarheit.
Nun zeigte sich, dass der Burgturm auf problematischem Baugrund errichtet worden war: Seine südliche Hälfte steht auf Lehmschichten, die nur in trockenem Zustand Halt geben. Nach dem Brand drang Feuchtigkeit ein und die ganze Wand brach weg. Trotzdem wurde der Turm in fast gleicher Form (mit neuer Geschosseinteilung) wieder aufgebaut.

Noch 1421 befand sich Friedau im Besitz der Toggenburger, doch wollte nun der Churer Bischof das alte Pfand endlich einlösen. Graf Friedrich VII. wollte darauf jedoch nicht eingehen. Da sowohl er als auch Bischof Johannes IV. Bürger von Zürich waren, urteilte der Rat der Stadt, dass der Graf das Pfand bis zum 14. September 1421 herauszugeben habe. Doch erst 1428 konnten sich die beiden Parteien einigen: Friedrich verzichtete auf das Pfand, durfte Friedau aber noch auf Lebenszeit nutzen. Als er 1436 als letzter männlicher Nachkomme seiner Familie starb, fiel die Burg zurück ans Bistum und war nun wieder Zentrum der Güter in und um Zizers. Unmittelbar unterhalb der Festung verlief damals die Landstrasse, auch ein Weinberg ist bei den Burgmauern bezeugt.

1649 verkaufte der Bischof die bereits stark vernachlässigte Burg ans Hochgericht Vier Dörfer. Der mächtige Turm wurde nun als Gefängnis genutzt und erhielt im Volksmund den Namen «Schelmenturm». Beim grossen Dorfbrand von Zizers vom 9. Januar 1897 wurde er ein Raub der Flammen. Nach den Löscharbeiten und nachfolgenden Regenfällen wiederholte sich, was bereits 1385 geschehen war: Der lehmige Untergrund gab nach, der südwestliche Teil des Gebäudes rutschte ab und musste auf halber Höhe abgebrochen werden, um einen Einsturz zu verhindern.

1960 wurde die Ruine durch den Schweizerischen Burgenverein gesichert. In den Jahren 2000 bis 2002 wurden wegen eines Bauprojekts im Gelände neben dem Turm archäologische Sondierungen vorgenommen, Dabei stiess man auf weitere Spuren der Burganlage aus dem 13. Jhdt., aber auch auf eine Kulturschicht aus der Jungsteinzeit. Eine weitere Sicherung und bauhistorische Untersuchung des Turms erfolgte 2001.
Nachdem der Turm über ein Jahrhundert lang leer gestanden hatte, wollte ihn der Kreis der Fünf Dörfer an den Meistbietenden versteigern. Dagegen regte sich Widerstand aus der Region, worauf das Projekt einer kulturellen Nutzung («Kulturm») entwickelt wurde. 2015 wurde die Burgruine für die statische Sicherung und Sanierung der Stiftung Pro Castellis übertragen. Diese umfangreichen Arbeiten, begleitet von einer archäologischen Untersuchung, wurden 2019 abgeschlossen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 382
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 97 und S. 182
  • Carigiet, Augustin - Die leidvolle Baugeschichte des Turmes Friedau zu Zizers | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2001 | Haldenstein/Chur, 2002 | S. 129-135
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 317-318
  • Gredig, Arthur - Zizers, Freidau (Parzelle 325) | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2000 | Haldenstein/Chur, 2001 | S. 120
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 169
  • Poeschel Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VII: Chur und der Kreis Fünf Dörfer | Basel, 1948 | S. 418
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 44-45
  • Walser, Christoph / Spadin, Jürg - Zizers, Burganlage Friedau | In: Archäologischer Dienst Graubünden (Hg.) - Archäologie Graubünden, Bd. 3 | Chur, 2018 | S. 205-207
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