BURG REINEGG / REINECK | CASTEL REINEGG
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Reinegg ist eine der großartigsten Burgbauten in Südtirol.
Die heutige Anlage ist im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts durch die Grafen von Eppan errichtet und später nur unwesentlich verändert worden. Es ist vor allem dessen letzten bedeutenden Vertreter, Egno von Eppan, Fürstbischof von Brixen und später von Trient zu danken, dass sie kein schlichter Wehrbau, sondern eine prunkvolle Residenz mit Elementen der Spätromanik und Frühgotik wurde. 1273 ging sie in den Besitz des Tiroler Landesfürsten über, die sie in der Folgezeit verschiedenen Adeligen zu Lehen gaben. Ab dem 18. Jahrhundert verwahrlost die Burg zusehens, bevor die nach 1938 durch den neuen Eigentümer, den venezianischen Conte di Casena umfassend gesichert und wiederhergestellt wurde.
Lage Die Burg Reinegg liegt am östlich der Gemeinde Sarnthein sanft ansteigenden Berghang auf einem nur mäßig abfallenden Wiesenhügel. Der natürliche Schutz des Burgplatzes war nur relativ gering.
Nutzung Die Burg befindet sich in Privatbesitz und wird bewohnt.
Bau/Zustand Die Burg Reinegg befindet sich in einem vorbildlichen Zustand
Das ehemalige Hauptzugang erfolgte von Südwesten. Hinter einem Halsgraben mit Holzbrücke (früher vielleicht Zugbrücke) folgt ein nach innen offener, zinnenbekrönter Torturm, der den Weg in einen Zwinger öffnet, der die Burg an drei Seiten umschließt. An dessen östlichem Ende liegt der zweite, bergseitige Nebeneingang. Durch ein Tor in der Ringmauer der Kernburg betritt man den geräumigen Burghof. Gleich rechts über dem Tor erhebt sich der quadratische Bergfried, dem einige Experten eine Erbauung bereits im 12. Jahrhundert zuschreiben. Die beiden obersten Geschosse mit kleinen Rechteckfenstern hinter Sitznischen waren bewohnbar. Links hinter dem Tor steht der prachtvolle Palas, der einen das gesamte Obergeschoss einnehmenden, gotischen Sallbau besitzt. Er wird durch eine Reihe dreigeteilte Spitzbogenfenster mit schlanken Säulen, Knospenkapitellen und durchbrochenem Spitzbogentympanon erhellt und gegliedert. An die östliche Ringmauer ist ein großer Bau gelehnt, in dem sich die zweigeschossige Burgkapelle befindet, deren Apsis nur wenig aus der Außenmauer hervortritt.
Typologie Reinegg vereint spätromanische und frühgotische Bauelemente. Höhenburg - Gipfelburg - Dynastenburg, später Ministerialensitz
Sehenswert
  • das Gesamtensemble der Burg
  • der gotische Palas mit dem großen Saal mit dreiteiligen Spitzbogenfenstern
  • die Doppelkapelle mit Fresken
Bewertung Es ist sehr schade, das die gut erhaltene und baulich interessante Burg nur von Außen besichtigt werden kann.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°38'26.8"N 11°21'49.3"E
Höhe: ca. 1070 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg Reinegg auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Bozen auf der SS508 Richtung Norden bis Sarnthein. Kurz hinter dem Ortseingang zweigt rechts der Fahrweg zur Burg ab. Es ist jedoch zu empfehlen, in Sarnthein zu parken und dann zu Fuß zur Burg hinauf zu laufen.
(Entfernung Bozen - Sarnthein ca. 21 km)
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Busbahnhof Bozen mit der Linie 150 in Richtung Astfeld, Kandelsberg bis zum Haltepunkt Busbahnhof Sarnthein fahren. Von hier aus auf dem alten Burgweg (ausgeschildert Weg Nr. 3) in ca. 20-30 Minuten hinauf zur Burg laufen.
Wanderung zur Burg
keine Empfehlung
Öffnungszeiten
Die Burgruine befindet sich in Privatbesitz und ist nicht zu besichtigen.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
Bitte respektieren Sie beim Fotografieren und Filmen die Privatsphäre der Bewohner.
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nein
Bilder
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Grundriss
Grundriss Reinegg
  1. Halsgraben mit Holzbrücke
  2. nach innen offener Torturm
  3. Nebentor
  4. Zwinger
  5. Bergfried
    quadratischer Grundriss bei 8,5 Meter Kantenlänge, 2,5 Meter Mauerstärke, 19 Meter hoch, Eingang in 9 Meter Höhe
  6. Burgkapelle
  7. Palas
  8. Burghof
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 498
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
1170 ist das Sarntal Brixener Lehen in der Hand der Grafen von Eppan.
1230-1250 errichten die Grafen von Eppan zur Sicherung ihres Besitzes im Sarntal die Burg, zunächst "Sarnthein" genannt. Noch während der Erbauung nimmt Bischof Egno von Eppan dergestalt Einfluss auf den Bau, dass eine herrschaftliche Residenz entsteht.
1263 ist die Burg ist im Besitz der Gräfin Elisabeth von Eppan, Gemahlin des Hugo von Velthurns.
1265 wird in dem prachtvollen Saal des Palas die große Hochzeit ihrer Tochter Sophie mit Albert Vogt von Matsch gefeiert. Mit dieser Hochzeit verbinden sich drei der vornehmsten Geschlechter dieses Zeitalters in Tirol, die Eppan, Velthurns und Matsch.
1273 erhält der Tiroler Landesfürst Graf Meinhard II., offenbar durch gewaltlosen Druck, die Herrschaft Sarnthein vom Hochstift Brixen als Lehen. Die neu erworbenen Gebiete werden zunächst durch landesfürstliche Beamte verwaltet.
1311 erhält Herzogin Euphemia, die Witwe des Grafen Otto von Tirol, die Gerichtseinkünfte und Burg Sarnthein als Abfindung. Euphemia zeichnet sich durch aktive und umsichtige Verwaltung ihrer Sarntheiner Besitzungen aus. In dieser Zeit setzt sich offenbar der neue Name "Reinegg" als Bezeichnung für die Burg durch.
1347 stirbt Euphemia. Das Amt Reinegg wird an verschiedene, oft wechselnde Gerichtsherren verpfändet, die sich selten auf Burg Reinegg sehen lassen.
1496 kommt der Hofkaplan und Kanzler von Maximilian I., Cyprian von Nordheim, genannt der Sarntheiner, in den Besitz der Pfandschaft. Er verpflichtet sich innerhalb eines Jahres 600 Gulden auf Burg Reinegg verbauen zu lassen, was jedoch nie geschieht. Sein Nachfolger Hans von Sarnthein meldet bereits 1527 den baufälligen Zustand der Dächer nach Innsbruck.
1553 übernimmt Peter von Molart mit kaiserlicher Genehmigung die Pfandschaft und lässt 1556-57 die notwendigen Instandsetzungsarbeiten auf Burg Reinegg vornehmen.
1608 überlässt Ludwig von Molart die Herrschaft für zwei mal 15 Jahre dem Grafen Hans Zyprian Thun.
1635 überlässt der Sohn des Grafen Thun die Herrschaft wegen erheblicher Schulden dem Bozener Handelsherren David Wagner zu Rottenbuch.
1681 wird die Familie Wagner mit dem Prädikat von Sarnthein in den Grafenstand erhoben. Sie bewohnt aber nicht das unkomfortable Schloss, sondern den Dorfansitz Kellerburg. Burg Reinegg vererbt sich innerhalb dieser Familie bis 1936.
1938 wird Reinegg von Conte di Cesana erworben, der die Burg umfassend sichern und restaurieren lässt.
Heute wird die Burg von einem Verwalter und zeitweilig von den Besitzern bewohnt.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 5: Das Sarntal | Bozen; 1981
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 78-83
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S.114-115
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten im Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S. 167-168
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • -
Sonstiges
  • Sage: Die Belagerung der Burg
    Die Belagerung der Burg

    Mit der Burg Reinegg wird aber auch eine alte legendäre Geschichte verknüpft, eine Episode aus dem Jahre 375 nach Christi.
    Damals seien Barbaren eingefallen und hätten Bozen heimgesucht, die Häuser zerstört, die Männer abgeschlachtet, die Frauen geschändet und getötet. Ein ungeheures Heer bärtiger Männer stürzte sich auf alle Dörfer und schon marschierte auch eine Gruppe gegen Sarnthein. Die Sturmglocke läutete, der Rat der Aeltesten trat zusammen, um den besten Weg der Rettung zu finden. Er beschloss, dass sich die Bevölkerung im Schloss einschliessen, Häuser und Felder verlassen und mit der Würde des friedlichen Bürgers das Leben verteidigen sollte. So geschah es. Der Turm der Burg verwandelte sich in ein Lebensmittelmagazin. Jedes Fenster hatte seinen Verteidiger.
    Endlich rückten die Barbaren an. Sie durchsuchten das Dorf. Erstaunt über die Stille, plünderten sie die Häuser, räumten die Keller aus, dann stellten sie sich in einem Halbkreis um die Burg. Aber die Festigkeit des Baues, zumal des Bergfrits, machte die Burg uneinnehmbar. So verharrten die Barbaren belagernd zu Füssen der Burg und die Zeit verstrich.
    Die Hunnen - das nämlich sollen die Belagerer gewesen sein - änderten ihre Taktik. Sie schlossen die Burg mit einem engeren Kreis ein, um die Belagerten durch Hunger und Durst zur Übergabe zu zwingen. Aber es vergingen Wochen und Monate und es begann ein zweites Jahr. Aus dem Inneren der Burg vernahmen die Barbaren frohe und ruhige Stimmen und Gesänge; oft zeigten sich die Verteidiger auf den Zinnen und sah man ihre Weinflaschen und Speisen. Und eines Tages, da die Barbaren meinten, die Lebensmittel seien ausgegangen, wurde ihnen vom Turm ein gebratener Ochse herabgeworfen. Am folgenden Morgen gaben sie die Belagerung auf, die Hunnen legten die Waffen nieder, richteten ihre Zelte neben den verlassenen Häusern auf und begannen auf den Feldern zu arbeiten. Vielleicht wäre nun ein Kompromiss zwischen den beiden Parteien zustande gekommen. Aber die Ereignisse überstürzten sich. Ein Barbare, der die Grundmauern für eine Hütte ausheben wollte, stürzte plötzlich in einen künstlich angelegten Gang. Vorsichtig verfolgte er dessen Verlauf und konnte feststellen, dass er in der Burg endete: es war der Gang, durch den sich die Belagerten mit Wasser und Lebensmitteln versorgten.
    Kurz darauf ertönten die Trompeten. Die Belagerung wurde wieder aufgenommen und, als die Sarntheiner aufs Neue Verpflegung durch diesen Gang holen wollten, fanden sie ihn mit großen Steinen verrammelt. Der Widerstand dauerte noch einige Wochen und man erzählt von verzweifelten, unglücklichen Heldentaten. Die Verteidiger stillten mit dem eigenen Blut ihren Durst, dann boten sie ihre Brust dar, um zu sterben. Nur wenige überlebten: sie wurden wegen ihres Löwenmutes geachtet.

    Quelle: Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 78-83
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