742
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Erste schriftliche Erwähnung von "Erphesfurt". Der Missions-Erzbischof Bonifatius bittet den Papst Zacharias in einem Brief um die Bestätigung der von ihm gegründeten Bischofssitze und der von ihm geweihten Bischöfe: "Und wir bitten und begehren, dass jene drei Orte (oppida sive urbes), in denen wir sie eingesetzt haben, durch Urkunden kraft Eurer Autorität bestätigt und gesichert werden. Einen dieser Bischofssitze haben wir errichtet in dem Kastell, welches Würzburg heißt, den zweiten an dem Platz, welcher Büraburg genannt wird, den dritten in dem Ort, welcher Erphesfurt heißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlung heidnischer Bauern gewesen ist.
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802
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Graf Wernher beurkundet "ad Erfesfurt in palatio publico". Dadurch wird das Vorhandensein einer Königspfalz belegt, die sich wohl auf dem Petersberg befindet und in der im Auftrage Karls des Großen ein Graf seinen Sitz hat. Der König hat bei seinen zeitweiligen Aufenthalten in Erfurt seinen Sitz auf dem Petersberg.
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852
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Der König des Ostfrankenreiches, Ludwig der Deutsche, hält in Erfurt einen Hoftag ab. Mit seinem Heer zwingt Ludwig der Deutsche die Sorben erneut unter ostfränkische Tributpflicht.
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936
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König Heinrich I. nimmt auf seinem letzten Hoftag kurz vor seinem Tod in Erfurt eine so wichtige Handlung wie die Designation seines Sohnes Otto I. zum Nachfolger vor. Ort des Reichstages war wahrscheinlich der Petersberg.
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973; 974; 975
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Kaiser Otto II. hält in der Stadt Hof. Das Königsgut im thüringischen Hauptort Erfurt und um diesen herum gehört zur Basis der königlichen Zentralgewalt. Erfurt zählt zu den bedeutendsten Orten der sächsisch-thüringischen Königsgutlandschaft.
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um 1000
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In Erfurt vollzieht sich die Entwicklung zur Stadt. Die einstigen durch Erfurt führenden Völker- und Verkehrswege wandeln sich zu viel benutzten Handelsstraßen. In Erfurt kreuzt sich die vom Rhein nach Russland führende Hohe Straße oder Königsstraße (via regia) mit Verkehrswegen, die Süddeutschland mit den Küsten im Norden verbinden.
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1066
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Bau erster umfangreicher Befestigungsanlagen zum Schutz der Stadt. Nur wenige Städte in den fortgeschrittenen westlichen und südlichen Reichsteilen erhalten im 11. Jahrhundert Stadtmauern.
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1080
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Im Verlauf des Investiturstreites schließt sich der Mainzer Erzbischof dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden an. Heinrich IV. wendet sich aufgrund dieser Entscheidung gegen das mainzische Erfurt; die Stadt wird erobert und in Brand gesteckt.
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1104
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Die mächtigen Grafen von Tonna-Gleichen haben die Erfurter Vogtei als erzbischöfliches Lehen inne.
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1108
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König Heinrich V, der später Kaiser Heinrich V., hält sich erstmals in Erfurt auf. Er ist auch noch 1113 und 1114 in der Stadt.
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1111 - 1137
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Erzbischof Adalbert I. lässt am östlichen Abhang des Domberges eine Burg errichten, die wegen ihrer Form "Krummhaus" genannt wird.
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1123
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Der Thüringer Zehntstreit flammt während der Amtszeit Adalberts I. wieder auf. Etwa 20.000 Bauern beabsichtigen 1123, von der Trettenburg aus in die Stadt Erfurt einzudringen, in der sich der Erzbischof aufhält.
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1151
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König Konrad III., der erste Staufer auf dem deutschen Thron, kommt nach Erfurt.
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2. Juli 1160
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Versammlung zahlreicher geistlicher und weltlicher Großen des Reiches in Erfurt. Dabei wird über die Bürger der Stadt Mainz, die den Erzbischof Arnold getötet hatten, die Acht verhängt.
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1181
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Während des Reichstags auf dem Petersberg unterwirft sich Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, der dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Gefolgschaft verweigert hat. Als in Thüringen die Entscheidung in den Machtkämpfen zwischen Hohenstaufen und Welfen fällt, ist Erfurt der bevorzugte Aufenthaltsort des Kaisers und damit Mittelpunkt der Zentralgewalt. Friedrich Barbarossa besucht Erfurt mehrmals: 1161, 1170, 1172, 1179, 1180 und letztmals zum Hoftag von 1181.
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1200 - 1204
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Der staufisch-welfische Thronstreit beeinträchtigt die Entwicklung der Stadt. 1203 belagern böhmische, landgräflich thüringische und welfische Truppen die Stadt Erfurt, wohin sich der Staufer König Philipp von Schwaben zurückgezogen hat, einen Monat vergeblich.
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1204
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Der welfisch gesinnte Landgraf Hermann von Thüringen beugt sich dem deutschen König Philipp von Schwaben in Ichtershausen nahe Erfurt.
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1214
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König Friedrich II. hält sich erstmals in der Stadt auf, späterhin noch 1218, 1219, 1220.
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1217
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Es besteht bereits die Verpflichtung, zu Erhaltung und Bau von Wall und Mauer beizutragen, eine städtische Abgabe zu entrichten und Nachtwachen zu übernehmen.
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1234
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In den 30er Jahren flammen die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Mainzer Erzstift erneut auf. Mit Bann (Acht) und Interdikt versuchen die Erzbischöfe, die revolutionären kommunalen Bestrebungen einzudämmen.
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10. September 1234
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König Heinrich VII. hebt die über die Stadt Erfurt verhängte Acht auf, nachdem die Bürger dem Erzbischof von Mainz Genugtuung geleistet haben. Danach bestätigt er der Stadt alle Rechte und Freiheiten.
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1252
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In einer Urkunde des Markgrafen Heinrich des Erlauchten von Meißen wird die wichtigste der durch Erfurt führenden Straßen, die West-Ost-Verbindung, erstmals urkundlich erwähnt.
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1269
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Mit der Erwerbung von Burg und Dorf Stotternheim legt der Erfurter Rat den Grundstein zu seiner Landgebietspolitik.
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1279
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Die Auseinandersetzungen zwischen städtischen und kirchlichen Gewalten erreichen einen Höhepunkt. Erzbischöfliche Amtsträger werden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastet zweieinhalbe Jahre auf der Stadt.
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1282
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Der Sühnevertrag zwischen dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein und der Stadt Erfurt hebt den Bann über die Stadt auf. Die Stadt muss dem Erzbischof 1.000 Silbermark als Buße und Schadensersatz zahlen. Der städtischen Geistlichkeit müssen für die Verluste während der über zweijährigen Verbannung aus der Stadt 300 Mark Silber gezahlt werden.
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1289/90
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König Rudolf von Habsburg hält Hof in Erfurt. Die Stadt wird für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag stehen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen werden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.
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16. März 1304
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König Albrecht I. bestätigt der Stadt Erfurt alle, besonders aber die von König Rudolf erteilten Privilegien und Rechte.
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1304/1306
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Bildung des Thüringer Dreistädtebundes von Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen. Die gegenseitige Städtehilfe erweist sich für fast 180 Jahre beim Schutz der Handelsstraßen und des Landfriedens, bei der Sicherung und Erweiterung der Autonomie und Selbstverwaltung überaus wirksam. 1469 wird der Vertrag zum letzten Mal für zwölf Jahre verlängert.
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1309
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Die Gegensätze zwischen dem Landgrafen Friedrich I. und dem Thüringer Dreistädtebund erfahren eine immer schärfere Zuspitzung. Friedrichs Streitmacht greift Erfurt an und steckt Gärten und Häuser außerhalb der Stadt in Brand. Mehrere Wochen wird die Stadt belagert. Am 2. Februar bestätigt König Heinrich VII. die Privilegien der Stadt Erfurt. Am 18. Juli nimmt König Heinrich VII. die Stadt Erfurt, weil sie sich mit ihm gegen den Landgrafen Friedrich verbündet hat, in seinen besonderen Schutz und bestätigt ihr alle Rechte und Privilegien.
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7. Januar 1327
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Friedrich II., Landgraf von Thüringen, nimmt die Stadt Erfurt in seinen Schutz und bestätigt ihr die Privilegien.
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1330
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Entsprechend seiner Bedeutung wird unter den thüringischen Städten Erfurt durch Kaiser Ludwig IV. besonders umworben. Der Kaiser bestätigt der Stadt alle Rechte und Privilegien.
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1342 - 1346
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Erfurt stellt sich im thüringischen Grafenkrieg auf die Seite der Landgrafen. Ein Heer von Erfurter Bürgern plündert und brennt 1345 Rudolstadt samt Rathaus und den beiden Burgen nieder. Für die Stadt haben Verlauf und Ergebnis eine Vergrößerung ihres Territoriums zur Folge. Als Lohn für die Hilfe übergibt der Landgraf der Stadt die Dörfer Zimmern (1345) und Großbrembach (1348). Die Schlösser Tonndorf und Mühlburg werden 1346 erworben. Die aus 15 Dörfern bestehende "Grafschaft" Vieselbach kauft der Rat 1343 dem Grafen von Gleichen endgültig ab. 1348/1350 erwirbt er noch die burggräflich kirchbergische Herrschaft Kapellendorf.
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1348
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Karl IV., römischer König, bestätigt auf Bitten des Rates die Urkunde über den Verkauf der "Grafschaft" Vieselbach durch Graf Hermann von Gleichen an die Stadt Erfurt und über die Belehnung der Stadt mit der genannten Grafschaft durch den Landgrafen Friedrich II.
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um 1350
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Beginnend mit der Anlegung eines künstlichen Wallgrabens wird eine zweite Stadtumwallung errichtet deren Bau im Wesentlichen um 1480 abgeschlossen ist und die entstandenen Vorstädte mit einbezieht. Der Verlauf der weiteren Stadtbefestigung ist identisch mit dem Verlauf des heutigen Flutgrabens, der zunächst als Wallgraben dient und in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts zwecks Bannung der Hochwassergefahr zu einem Umflutkanal ausgebaut wird.
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1352
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König Karl IV. belehnt die Stadt mit Burg und Dorf Kapellendorf. Mit dieser Übertragung als Reichslehen verfügt die Stadt über reichsunmittelbaren Besitz. Damit erhält Erfurt das Recht, eigene Münzen zu prägen und an Reichstagen teilzunehmen.
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1356
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In der von Kaiser Karl IV. verkündeten "Goldenen Bulle", einem die Königswahl regelnden Reichsgrundgesetz, wird Erfurt zusammen mit den Städten Mühlhausen, Nürnberg, Rothenburg und Windsheim in der Gruppe der Städte genannt, die dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg das Geleit geben sollen, und somit als Stadt des Reiches behandelt.
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1375
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Im Streit zwischen Adolf von Nassau und dem Wettiner Ludwig, dem Bruder Landgraf Friedrichs III. des Strengen, um den Mainzer Erzstuhl nimmt Erfurt für ersteren Partei. Es wird mit dem päpstlichen Interdikt und der kaiserlichen Acht belegt. Landgräfliche und böhmische Truppen verheeren das Umland fürchterlich, können aber trotz siebenwöchiger Belagerung die Stadt nicht einnehmen. Kaiser Karl IV. kommt schließlich selbst vor Erfurt und vermittelt den Frieden.
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1380
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Im Zusammenhang mit einer Erbeinigung wird auf Drängen der Wettiner und des Papstes durch den römischen König Wenzel über Erfurt die Acht ausgesprochen. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen wird Erfurt belagert. Das Hauptquartier der Belagerer wird im Cyriakskloster aufgeschlagen. Trotz königlicher Unterstützung kann die gut befestigte Stadt nicht eingenommen werden.
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1382
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König Wenzel hebt Acht und Aberacht über Erfurt auf.
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1418
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Erfurt erwirbt den Marktflecken Sömmerda und fördert dessen Weiterentwicklung zu einer kleinen Stadt.
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1430
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Beitritt Erfurts zum Goslarer Bund von Hansestädten. Der Thüringer Städtebund gehört als südlichste Städtegruppe lose dem großen Städtebund der Deutschen Hanse an. Die Zugehörigkeit zum Goslarer Bund stellt den Höhepunkt der politischen Beziehungen der Stadt zur Hanse dar.
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1447
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Erfurt stellt sich im Sächsischen Bruderkrieg (1445-1447) auf die Seite des Kurfürsten Friedrich II. des Sanftmütigen gegen dessen Bruder Herzog Wilhelm. Die Arbeiten an der Stadtbefestigung werden deshalb verstärkt.
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1450
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Erfurt stellt sich in der schwarzburgischen Fehde halbherzig auf die Seite Kurfürst Friedrichs II. von Sachsen. Die Beteiligung an den Auseinandersetzungen richtet im Erfurter Landgebiet großen Schaden an und verursacht große Kosten. Die Fehde geht in das Vorgehen gegen die drei Brüder Vitzthum über, deren Burg Wachsenburg die Erfurter am 10. Dezember 1451 einnehmen.
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1460
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Der Rat entsendet auf Bitte des Mainzer Erzbischofs Diether von Isenburg einen Trupp von Soldaten an den Rhein, der dem Erzbischof in einem Kampf gegen Pfalzgraf Friedrich I. beistehen soll. Die Erfurter nehmen an der vom Erzbischof verlorenen Schlacht bei Pfeddersheim teil.
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um 1470
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Das Erfurter Territorium erreicht mit ca. 100 Dörfern, Burgen und Vorwerken seine größte Ausdehnung. Mittelpunkt der stadtfernen Ämter sind die Burgen Vargula, Mühlburg, Vippach, Tonndorf und Kapellendorf sowie das Städtchen Sömmerda.
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1480
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Bau der Cyriaksburg auf der strategisch wichtigen Höhe zum Schutz der Stadt.
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1483
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Durch die erstarkenden Territorialgewalten wird die Stadt gezwungen, Verträge zu schließen, die ihre ökonomische und politische Stellung nachhaltig schwächen und nachhaltig beeinflussen. Am 6. April bestätigt im Vertrag von Amorbach der Mainzer Elekt Adalbert von Sachsen die Privilegien Erfurts, während dieses die Abhängigkeit von Mainz umfassend anerkennt. Im Vertrag von Weimar, den der Rat, ebenfalls 1483, mit Sachsen abschließt, begründen die Wettiner ihre Schutzherrschaft über Erfurt. An beide Landesfürsten muss die Stadt hohe Entschädigungssummen zahlen.
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1497
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Der kursächsische Schutzherr und der kurmainzische Stadtherr sind bestrebt, weitere, über die Verträge von Weimar und Amorbach hinausgehende Vorteile zu erlangen. Eine Vereinbarung zwischen dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg und der Stadt, die sogenannten Concordata Bertholdi, zeugen von den Erfolgen, die Kurmainz gegenüber der Selbständigkeit der Stadt erreicht hat. Erstmals wird festgelegt, dass dem Erzbischof fortan als der "Stat Erffurt Erbherrn" zu huldigen sei.
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um 1500
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Der 1373 begonnene Bau eines zweiten Mauerringes, der die Vorstädte einschließt, wird abgeschlossen.
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1508
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Der Rat verpfändet das Amt Kapellendorf, das die unmittelbare rechtliche Verbindung der Stadt zum Reich hergestellt hat, an Kursachsen. Erfurt gelingt es nie mehr, das Pfand auszulösen.
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1592
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In einem Zusammenspiel von Kurmainz und Sachsen-Weimar entreißt letzteres der Stadt Erfurt die Ämter Tonndorf und Mühlberg.1602 muss der Erfurter Rat dies anerkennen.
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1626
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Die Stadt bleibt von den Vorgängen des Dreißigjährigen Krieges nicht unberührt. Für viel Geld erwirbt die Stadt eine "Salva Guardia", also ein Schutzpatent, um keine kaiserlichen Truppen beherbergen und verpflegen zu müssen. Dessen ungeachtet fordert der kaiserliche Kommandeur Johann von Merode nochmals 50.000 Taler von der Stadt.
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1627
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Die Stadt kauft ein zweites Mal einen Schutzbrief. Er wird missachtet. Die Bauern der Erfurter Gebiete werden ausgeplündert, misshandelt, viele werden getötet. Von Erfurt kann die Gefahr abgewendet werden. Die Stadt bringt an Auslagen für Verpflegung und Quartier 186.000 Taler auf.
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1631 - 1635
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Die Schweden halten die Stadt Erfurt besetzt. Nach der Niederlage der kaiserlichen Truppen am 17. September 1631 bei Breitenfeld hält König Gustav II. Adolf von Schweden Einzug in die Stadt (2. Oktober). Der Rat empfängt den König ehrerbietig vor dem Gasthof "Hohe Lilie", wo er Quartier nimmt. Die Stadt wird zu einer starken schwedischen Festung ausgebaut. Der in schwedischen Diensten stehende Magdeburger Otto Guericke, der spätere große Erforscher des Luftdrucks, wird von Gustav Adolf beauftragt, die Cyriaksburg umzubauen, widerrät es jedoch.
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1632
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Auf Betreiben des Erfurter Rates händigt der König von Schweden Gustav II. Adolf eine Urkunde aus, in der er Rat und Bürgerschaft alle Rechte des Erzbischofs überträgt: die Kirchendörfer, den Mainzer Hof, die Stifte, Klöster und katholischen Pfarrkirchen - doch "in allerweg vorbehaltlich" der schwedischen Oberhoheit.
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1635
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Der Rat der Stadt muss den ihm von Gustav II. Adolf geschenkten mainzischen Besitz nach dem Frieden von Prag wieder herausgeben.
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1637 - 1650
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Die Stadt Erfurt wird unter ihrem Feldherren Johann Banér erneut von Schweden besetzt. Die Rechte des Erzbischofs und der katholischen Geistlichkeit werden nicht angetastet. Während der in Münster und Osnabrück geführten Friedensverhandlungen wird die Reichsstandschaft nicht erreicht ("Westfälischer Friede" von 1648).
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1662
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Eine kaiserliche Kommission verlangt die Herausgabe des Rezesses, der keine Schmälerung städtischer Rechte gegenüber dem Erzbischof zulassen soll, und verurteilt den Rat zu einer Buße von 4.800 Talern. Die Bevölkerung protestiert, und die kaiserliche Kommission muss fliehen. Der Erfurter Rat warnt die Bürgerschaft vor Unruhen und Zwiespalt und fordert zu Einigkeit und Gehorsam auf. Die Aufforderung des Rates bezieht sich auf ein Mandat des Kaisers vom 2. Februar 1662, mit dem der Rat aufgefordert worden war, "dass derselbe mit angelegenem Fleiß darob seyn solle, damit künftig alhier Factiones, Ärgernis und Weitläufigkeit verhütet und wieder die, so darzu Ursach geben, hiesigen Statutis gemäß mit nachdrücklichem Ernst und Straffe verfahren werde".
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28. September 1663
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Der Reichsherold erscheint, um die Reichsacht zu verkünden. Bereits am Stadttor wird er "von der rasenden... bürgerschaft gar übel empfangen", arretiert und schließlich fortgejagt. Mit der "Real-Exekution" der Acht wird vom Kaiser der Erzbischof von Mainz beauftragt.
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6. November 1663
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Truppen des Erzbischofs von Mainz erscheinen vor den Toren Erfurts. Sie ergreifen bei Gispersleben zwei Erfurter Bürger, foltern und erhängen sie. Die mainzischen Soldaten werden durch die Bürgerwehr zurückgeschlagen.
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5. Oktober 1664
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Gewaltsame Unterwerfung der Stadt nach Belagerung durch das Heer des Erzbischofs, dem 15.000 Soldaten, darunter 6.000 Franzosen, angehören. Die Stadt verliert ihr umfangreiches Landgebiet sowie wichtige Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung und damit auch ihre über Jahrhunderte erfolgreich verteidigte Unabhängigkeit.
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6. Oktober 1664
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Unter Glockengeläut rücken die Belagerungstruppen in die Stadt ein. Zuvor wird die Zitadelle der Cyriaksburg durch münsterische Truppen eingenommen, während mainzische Truppenteile alle übrigen Befestigungsanlagen besetzen.
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12. Oktober 1664
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Im Lager vor Erfurt wird die Kapitulationsurkunde der Stadt Erfurt von dem Mainzer Bevollmächtigten Philipp Ludwig von Reiffenberg und dem französischen General Franz von Pradel einerseits und von 26 Mitgliedern des Erfurter Rates andererseits unterzeichnet.
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1665 - 1726
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Bau der Befestigungsanlage des Petersberges als kurmainzische Zwingburg im Zuge der stärkeren Wiedereingliederung Erfurts in Kurmainz nach Plänen von A. Petrini. Erste Anlage mit 8 Bastionen im neuitalienischen System; Kommandantenhaus, Kasernen und Außenwerk um 1707/26 im Zuge weiteren Anbaus nach Entwürfen von Maximilian von Welsch im Vaubanschen System mit Grabenscheren, Kasematten, Kaponnieren, Minen und Glacis, Ravelins, Lünetten und Hornwerk. 1814/73 Umbau nach preußischem Befestigungssystem.
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1756-1763
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Im Siebenjährigen Krieg zwischen Preußen und Österreich wird die Stadt, ohne größeren Schaden zu nehmen, mehrfach von beiden Kriegsparteien eingenommen. Die Kriegslasten- und -schäden belaufen sich auf über drei Millionen Taler.
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21. August 1802
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Ein 3.500 Mann starkes Korps der preußischen Armee zieht durch das Krämpfertor in die Stadt ein, und Zivilkommissare übernehmen die Verwaltung des Erfurter Gebietes. Die kurmainzischen Beamten bleiben in preußischen Diensten.
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18. November 1802
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Mit Dekret der preußischen Regierung wird die ehemalige städtische Streitmacht, das aus 2.000 Mann bestehende Bürgerregiment, aufgelöst.
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17. Oktober 1806
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Nach der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt wird die Festung Erfurt kampflos an die französischen Truppen übergeben. In dichten Kolonnen ziehen die militärischen Einheiten durch das Johannestor in die Stadt ein.
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1808
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Vom 27. September - 14. Oktober findet in Erfurt der Fürstenkongress statt. Kaiser Alexander I. von Russland und die meisten der deutschen Rheinbundfürsten kommen nach Erfurt, das so für zwei Wochen zu einem Zentrum europäischer Politik wird. Magistrat und Deputierte der Erfurter Bürgerschaft empfangen Napoleon I. vor dem Brühler Tor und überreichen ihm symbolisch den Stadtschlüssel. Seine Residenz wird das Gouvernementsgebäude. Am selben Tag empfängt Napoleon I. Alexander I. von Russland in der Nähe von Linderbach zwischen Erfurt und Weimar. Unter dem Geläut der Glocken halten die beiden Herrscher Einzug in die Stadt.
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1813
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Die Zitadelle Petersberg wird am 24. Februar durch einen kaiserlichen Befehl in den Belagerungszustand versetzt. Napoleon besichtigt am 25. April eingehend alle Befestigungsanlagen der Stadt, besonders die des Petersberges und der Cyriaksburg. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober) ist die Stadt durch ein starkes Belagerungskorps, aus preußischen, österreichischen und russischen Truppenteilen unter dem Kommando von Generalleutnant Friedrich von Kleist bestehend, eingeschlossen. Bei der Beschießung der Zitadelle Petersberg werden das Stadtviertel auf dem nördlichen Teil des Domplatzes, Teile der Befestigungsanlage und die Peterskirche sowie die Klostergebäude auf dem Petersberg schwer beschädigt.
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1814
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Truppen der Verbündeten marschieren unter großem Jubel der Bevölkerung in die Stadt ein. Die letzten französischen Besatzungstruppen, insgesamt 1.700 Mann, räumen die beiden Zitadelle Petersberg und Cyriaksburg.
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1815
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Auf dem Wiener Kongress werden Stadt und Festung Erfurt erneut Preußen zugesprochen. Preußen ergreift am 21. Juni vom ganzen Fürstentum Erfurt mit Blankenhain Besitz und tritt am 28. September den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach ab.
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1873
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Aufhebung der Festungseigenschaft Erfurts durch Reichsgesetz vom 30. Mai 1873 mit Wirkung vom 1. Oktober 1873. Damit wird die Bebauung außerhalb der bisherigen Stadtbefestigung möglich. Besonders nach 1890 werden die alten Stadtmauern und Wälle beseitigt.
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1874
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Mit dem Abbruch des Brühler Tores fällt das erste Außentor der Befestigung.
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1878
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Das Schmidtstedter Tor mit Brückenkopf, das Krämpfertor und das Löbertor werden abgebrochen.
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1880
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Abbruch des Johannestores.
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1881
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Abbruch der Moritzbastion mit Tor und die Andreasbastion.
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1887
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Die "Hohe Batterie", ein ehemaliges Vorwerk der Stadtbefestigung, wird eingeebnet.
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1888
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Abbruch des Pförtchenturmes.
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bis 1900
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Nahezu alle Befestigungsanlagen werden niedergelegt.
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1893
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Gleisanlagen werden auf den bisherigen Festungswall hochverlegt. Eine Unterführung durch die frühere Wallanlage stellt die Verbindung mit den neuen südlichen Außenbezirken her.
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1890 - 1898
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Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Planungen wird der alte Wallgraben zum Flutgraben, der die Hochwassergefahr in der Stadt beseitigen soll, umgebaut. Am 14. Oktober 1898 wird der Flutgraben seiner Bestimmung übergeben. Danach wird der innere Festungsgraben ("Wilde Gera") zugeschüttet und eine Ringstraße (heute Juri-Gagarin-Ring) darauf angelegt.
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1933
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Die Stadtverordnetenversammlung beschließt den Kauf der Wasserburg Kapellendorf durch die Stadt Erfurt.
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20. Februar 1944
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Ein letzter Rest der äußeren Stadtmauer, der Wallturm 23 am Boyneburgufer, fällt erst einem Bombenangriff zum Opfer.
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seit 1990
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Rekonstruierung und sanierung der restlichen Stadtmauer.
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Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
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