BURG WEINFELDEN
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Allgemeine Informationen
Die Burg Weinfelden steht über dem gleichnamigen Ort am Südhang des Ottenbergs. Gegründet wurde sie vermutlich im 12. Jhdt. durch die Grafen von Kyburg, doch wurde die heute noch sichtbare Anlage erst im 13. Jhdt. errichtet. Als habsburgisches Lehen gehörte sie bis 1614 verschiedenen Ministerialenfamilien und wohlhabenden Konstanzer Bürgern, um danach bis 1798 als Zürcher Vogteisitz zu dienen. Heute ist die Burg ein privater Wohnsitz der deutschen Industriellenfamilie von Finck.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 34’ 35.43“ N, 09° 06’ 31.83“ E
Höhe: 558 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 725.660 / 270.870
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A7 bei der Ausfahrt Müllheim verlassen und anschliessend in südöstlicher Richtung auf der Hauptstrasse 14 über Märstetten bis nach Weinfelden fahren. Beim Kreisel am Ortseingang geradeaus fahren und kurz darauf links in die Frauenfelderstrasse einbiegen. Nach etwa 500 Metern biegt links die Magdenaustrasse ab und führt steil bergauf, bis sie oberhalb des Weilers Schlipfenberg auf die Obere Bühlstrasse trifft. Hier erneut links abbiegen und dieser Strasse über mehrere Kehren und durch den Wald hinauf zur Burg folgen. Keine Parkmöglichkeiten direkt vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Weinfelden dem markierten Wanderweg nach Norden in Richtung Schloss und Dattenhub bergauf folgen (ca. 20 Min. Fussweg).
Wanderung zur Burg
Der Mittelthurgau Schlossweg führt unterhalb der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Weinfelden
Quelle: Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 592 | bearbeitet von O. Steimann, 2018
Historie
Die Burg Weinfelden steht über dem gleichnamigen Ort, in Spornlage am Südhang des Ottenbergs. Sie muss bereits im 12. Jhdt. gegründet worden sein, denn 1180 übertrug Graf Hartmann III. von Kyburg einen Sechstel des «castri Winvelden» dem Bistum Konstanz und empfing diese Gabe gleich wieder als Lehen zurück.
Wie die Burg damals ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Vermutet wird eine einfache Anlage aus Holz. Wahrscheinlich geht der Halsgraben noch auf diese Gründungsphase zurück. Alle heute bestehenden Bauten wurden aber erst später errichtet. Dies gilt auch für den eindrücklichen vierstöckigen Hauptturm, der um die Mitte des 13. Jhdts. als bewohnbarer Bergfried auf der Bergseite der Anlage entstand. Er misst im Grundriss 10,5 x 10,2 Meter und hat bis zu 2,5 Meter dicke Mauern. Sein ursprünglicher Hocheingang liegt auf der Südseite im ersten Obergeschoss.

Von 1256 bis 1296 tauchen in den Schriftquellen die Brüder Ulrich und Friedrich von Weinfelden auf. Sie waren kyburgische Ministerialen und dienten nach dem Aussterben des Grafenhauses den Habsburgern. Ab dem 14. Jhdt. befand sich das Burglehen in den Händen der Freiherren von Bussnang. Sie dürften die Bauherren des geräumigen Palas sein, der südseitig an den Hauptturm anschliesst. Beide Gebäude und die Burgkapelle in der östliche Ecke werden durch eine Ringmauer geschützt, die an drei Stellen durch runde Wehrtürme verstärkt ist.

Im 15. Jhdt. hatten die Bussnang mit grossen Geldsorgen zu kämpfen und mussten ihre Besitztümer schliesslich aufgeben. 1431 wurde die Herrschaft Weinfelden je zur Hälfte an die Stadt Konstanz und an den deren Bürger Bertold Vogt verkauft. Als dann 1458 im sogenannten «Plappart-Krieg» – entstanden aus einem Streit am Konstanzer Schützenfest – Luzerner Truppen nach Weinfelden zogen, zahlte Vogt 2000 Gulden, um die Plünderung der Burg abzuwenden. Sein Anteil an Weinfelden kam 1466 an die Konstanzer Familie Kornfeil und 1502 an die Familie Muntprat. Durch einen Abtausch von Gütern und Rechten mit der Stadt Konstanz konnten die neuen Besitzer 1542 wieder die gesamte Herrschaft in einer Hand vereinen.
In der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. kam es zu häufigen Besitzerwechseln. 1551 kam die Burg durch Heirat an Hans Dietrich von Gemmingen, der sie 1555 an den Augsburger Kaufmann und kaiserlichen Rat Jakob Fugger verkaufte. Ab 1572 gehörte die Anlage Arbogast von Schellenberg und ab 1580 wieder der Familie von Gemmingen.

1614 konnte das reformierte Zürich Burg und Herrschaft für 131’000 Gulden erwerben, wogegen die katholischen Orte der Eidgenossenschaft vergeblich Protest einlegten. Fortan residierte ein Zürcher Obervogt für jeweils sechs Jahre auf der Burg. Mit dem Umsturz von 1798 verlor die Limmatstadt ihre Herrschaft, nicht aber die Burg und die zugehörigen Güter. Diese wurden nun Schritt für Schritt verkauft. Der Wehrbau selbst wurde schliesslich versteigert – den Zuschlag erhielten für 16’000 Gulden die Gebrüder Wehrli aus Weinfelden.
Nun wurde die Anlage zum reinen Spekulationsobjekt und wechselte rasch die Hand. 1846 gehörte sie vorübergehend dem Zimmermeister Karl Schönenberger aus Wil, der die Dächer entfernen und Teile der Gebäude abbrechen liess. Draufhin glich die Anlage einer Ruine. Nur die alte Burgkapelle wurde zu einem kleinen Wohnhaus umfunktioniert.

1860 übernahm der Sattlermeister Elias Keller aus Weinfelden die Burg und liess sie wieder herstellen: Der Palas wurde neu gedeckt und darin eine Wohnung eingerichtet, der Hauptturm erhielt einen Zinnenkranz. Die teure Immobilie wechselte aber weiterhin häufig den Eigentümer und bleib immer nur wenige Jahre in den gleichen Händen.
Der bislang letzte Besitzerwechsel erfolgte 1973, als die Anlage vom deutschen Industriellen August von Finck erworben wurde. Er liess sie komplett renovieren. Nach seinem Tod übernahm sein gleichnamiger Sohn die Burg und liess 1982 dem Hauptturm ein neues, hohes Pyramidendach aufsetzen. Von Finck bewohnt die Anlage bis heute, doch führen er und sein Halbbruder seit vielen Jahren einen juristischen Kleinkrieg um das milliardenschwere Familienerbe. Dabei geht es auch um den Besitz der Burg Weinfelden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 592
  • Giezendanner, Heini - Burgen und Schlösser im Thurgau | Frauenfeld, 1997 | S. 89-91
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser im Thurgau | Kreuzlingen, o.J. | S. 109-110
  • Komission des historischen Vereins des Kantons Thurgau - Die Burgen und Schlösser des Kantons Thurgau, II. Teil | Basel, 1932 | S. 85-89
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 259
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 149-150
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