CASTI DA LUMBREIN (CHISTI)
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Allgemeine Informationen
Gut erhaltener, wuchtiger Wohnturm am südlichen Dorfrand von Lumbrein, nur wenige Schritte vom Turm Casaulta entfernt. Das gemäss dendrochronologischer Datierung um 1316 errichtete Gebäude war bis um 1500 Sitz der Herren von Lumbrein und fiel dann der Familie Capaul zu, die es bis heute bewohnt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 40’ 58.70“ N, 09° 08’ 07.20" E
Höhe: 1400 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 729.790 / 171.600
Kontaktdaten
Familie Capaul | Maus 26 | CH-7148 Lumbrein
Tel: +41 (0)79 613 00 62
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 das Rheintal aufwärts bis zur Ausfahrt Reichenau. Nun auf der Hauptstrasse 19 das Vorderrheintal hinauf über Flims bis nach Ilanz. Ab hier weiter der Strasse ins Lugnez (Via Sogn Martin) folgen, durch Cumbel, Vella und Vignogn bis nach Lumbrein. Parkmöglichkeiten im Ort. Der Turm steht am unteren Dorfrand, 70 Meter südwestlich der Kirche.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindung von Chur nach Ilanz. Ab hier weiter mit dem Postauto (Linie 441, in Richtung Vrin) bis zur Haltestelle Lumbrein, vitg. Der Turm steht etwa 100 Meter weiter westlich unterhalb der Hauptstrasse.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Im Turm befindet sich eine Ferienwohnung. Informationen zur Vermietung unter:
www.surselva.info
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Casti da Lumbrein
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020 | auf Basis von: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 97
Historie
Nach dem Dorf Lumbrein nannte sich ein Adelsgeschlecht, das mit «Henricus de Lumarins» 1231 erstmals in Erscheinung tritt. In den folgenden Jahrzehnten tauchen verschiedene Vertreter der Familie in den Schriftquellen auf. Enge verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zur einflussreichen Familie da Torre im Bleniotal (Tessin). Dies deutet darauf hin, dass der Weg vom Lugnez über den Diesrut-Pass und die Greinaebene nach Süden im Mittelalter eine gewisse Bedeutung hatte.
Ab 1298 verschwinden die Herren von Lumbrein aus den Quellen und finden erst 1371 mit «Ermano filio domini Zani de Lamareno de Lognecia» (Hermann, Sohn des Herrn Zani von Lumbrein aus dem Lugnez) wieder Erwähnung. Ob eine direkte verwandschaftliche Beziehung zu den Lumbreinern des 13. Jhdts. bestand, ist ungeklärt. Jedenfalls gehörte die Familie vom 14. bis zum 16. Jhdt. zu den führenden Geschlechtern im Tal. Die Herren von Lumbrein waren bischöfliche Vasallen, Vögte des Lugnez und zeitweise Meier zu Sagogn. Ausserdem stellten sie Landrichter des Grauen Bundes, Landammänner von Disentis und besassen im 15. Jhdt. Burg und Herrschaft Löwenberg bei Schluein. Gaudenz von Lumbrein war 1522 Hofmeister des Abtes von Disentis, Albin von Lumbrein amtete zur gleichen Zeit als Vogt auf der Burg Riom.

Der mächtige Wohnturm am südlichen Dorfrand von Lumbrein wird seit jeher den Herren von Lumbrein zugeschrieben. Entgegen den Annahmen in der älteren Burgenliteratur stammt der heutige Bau aber nicht aus dem 13. Jhdt., sondern wurde gemäss dendrochronologischer Datierung um 1316 errichtet. Er stammt somit aus einer ähnlichen Zeit wie der nur wenige Schritte entfernte Turm Casaulta. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass er einen älteren Vorgängerbau ablöste.

Der von den Einheimischen «Chisti» genannte Wohnturm steht auf einem flachen, felsigen Geländevorsprung, der ursprünglich wohl durch einen bergseitigen Graben geschützt war. Im Grundriss misst der wuchtige Bau 12 x 14 Meter. Im untersten Geschoss sind die Mauern rund einen Meter dick – mit Ausnahme der nordwestseitigen Wand, die 1,4 Meter stark ist. Diese Wand wirkt wie eine Schildmauer und überragt den Rest des Turms um ein Stockwerk. An ihrer Innenseite war einst ein Wehrgang angebracht.
Zugänglich ist das Casti da Lumbrein über zwei nordostseitige Hocheingänge im 3. und 4. Stockwerk, wobei der untere noch mit einer originalen Eisentür ausgestattet ist. Diesen beiden Zugängen ist ein hölzerner Anbau vorgelagert, zu dem eine Steintreppe hinaufführt. Auf den verschiedenen Stockwerken finden sich neben neueren Fensteröffnungen auch noch mittelalterliche Schmalscharten und mit Tuffstein eingefasste Rundbogenfenster.

Bereits um 1500 waren die Herren von Lumbrein aus dem Lugenz weggezogen. Ihren Stammsitz überliessen sie der angeheirateten Familie Capaul aus Flims, die eine Generation früher in den niederen Landadel aufgestiegen war. Der Turm verlor allerdings bereits 1538 seine Funktion als Sitz der Vögte im Lugnez, weil die Talschaft direkt dem Grauen Bund unterstellt wurde.
Die Familie Capaul besitzt und bewohnt das Casti da Lumbrein bis heute. In den Jahren 1969/70 liess sie den historischen Bau sorgfältig restaurieren, wobei die Innenräume modernisiert wurden. Es war dies das erste Bauprojekt des später berühmt gewordenen Architekten Peter Zumthor. Zwei Stockwerke des Turms wurden im Zuge dieser Arbeiten in eine Ferienwohnung umgewandelt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 295
  • Buholzer, Columban - Ehemalige Burgen und Schlösser im Vorderrheintal | In: Bündnerisches Monatsblatt, 1927/Heft 8 | Chur, 1927 | S. 247-248
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 96-97
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 83-85
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 54-55
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 249-250
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. IV: Die Täler am Vorderrhein, I. Teil: Das Gebiet von Tamins bis Somvix | Basel, 1942 | S. 200
  • Rätische Vereinigung für Familienforschung (RVFF) - Mitteilungsblatt Nr. 3 / Dezember 2001 | Chur, 2001 | S. 1-2
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, II. Teil: Bündner Oberland und Seitentäler | Basel, 1944 | S. 32-33
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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