WINKELRIEDHAUS (LUSSIHAUS)
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Allgemeine Informationen
Herrschaftliches Fachwerkhaus der Familie Winkelried aus den Jahren 1456/57, das in der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. unter Ritter Melchior Lussi zu einem schlossähnlichen Gebäudekomplex umgebaut wurde. Der lange in der Bausubstanz vermutete mittelalterliuche Wohnturm konnte hingegen nicht nachgewiesen werden. Heute beherbergt die Anlage einen Teil des Nidwaldner Museums.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 57' 19.68" N, 08° 22' 20.84" E
Höhe: 455 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 671.080 / 200.910
Kontaktdaten
Verwaltung Nidwaldner Museum | Mürgstrasse 12 | CH-6371 Stans
Tel: +41 (0)41 618 73 40 | E-Mail: museum@nw.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 auf der Ausfahrt Stans Süd verlassen. Dann der Buochserstrasse in südwestlicher Richtung bis ins Zentrum von Stans folgen und hier links in die Engelbergstrasse abbiegen. Nach ca. 700 Metern rechts in den Neuweg einbiegen, der direkt zum Winkelriedhaus führt. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige direkte Bahnverbindung von Luzern nach Stans. Ab hier zu Fuss oder mit der Buslinie 324 in Richtung Büren bis zur Haltestelle Engelbergstrasse.
Wanderung zur Burg
Diverse Fernwanderrouten sowie der Nidwaldner Zentrumsweg führen unmittelbar südlich am Winkelriedhaus vorbei.
Öffnungszeiten
Das Museum im Haus ist wochentags von 14 bis 17 Uhr, an den Wochenenden von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
k.A.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
für Aussenaufnahmen ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Winkelriedhaus
Quellen: Achermann, Hansjakob / Horat, Heinz - Das Winkelriedhaus: Geschichte, Restaurierung, Museum | Stans, 1993 | S. 39 | Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 72 | bearbeitet von O. Steimann, 2014
Historie
Bis Anfang der 1990er Jahre ging die Burgenforschung davon aus, dass sich im Winkelriedhaus im Oberdorf bei Stans ein mittelalterlicher Wohnturm verbirgt, wie er auch in der benachbarten Rosenburg nachgewiesen werden konnte. Doch die bauhistorische Untersuchung, die während der 1992 abgeschlossenen Totalrenovation durchgeführt wurde, brachte diesbezüglich ein negatives Resultat. Der älteste nachweisbare Kern des Winkelriedhauses besteht aus einem quadratischen Mauersockel von 10,3 Metern Seitenlänge, der einst einen Fachwerkaufbau mit zwei Haupt- und zwei Dachgeschossen trug. Die Balken dieses Hauses konnten dendrochronologisch auf die Jahre 1456/57 datiert werden. Grösse und Bauweise waren offenbar von vergleichbaren Häusern im süddeutschen Raum beeinflusst und für die Innerschweiz damals aussergewöhnlich.

Erbaut wurde das Haus von der Familie Winkelried – einem angesehenen Nidwaldner Geschlecht, dem die Chronisten der frühen Neuzeit heldenhafte Vorfahren zugewiesen haben. Da wäre einmal Struth Winkelried, der westlich von Stans einen Drachen getötet haben soll. Oder Arnold Winkelried, der sich 1386 in der Schlacht von Sempach todesmutig in die gegnerischen Lanzen gestürzt und den Eidgenossen so zum Sieg verholfen haben soll. Die frühen Generationen der Winkelried sind historisch allerdings schwer fassbar, ebenso ihr vorangegangener Wohnsitz. Als Erbauer des Winkelriedhauses vermutet die moderne Forschung Heinrich Winkelried, der in den Schriftquellen ab 1456 als Landschreiber, Ratsherr, Gesandter, Zeuge und Richter in Erscheinung tritt. Der erste eindeutig fassbare Besitzer war 1474 allerdings ein Arnold Winkelried – möglicherweise ein Sohn von Heinrich. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Söldnerführer und starb 1522 in der Schlacht bei Bicocca.

Nächste nachweisbare Besitzer des herrschaftlichen Hauses waren die von Matt. Heinrich von Matt amtete 1512 als Landvogt im Bleniotal und war von 1527 bis 1538 Landammann. Sein Sohn verkaufte das Anwesen spätestens um 1541 an Johann Lussi, den eidgenössischen Vogt über die Klöster von Engelberg. Dessen Sohn Melchior Lussi liess das Haus um die Mitte des 16. Jhdts. erstmals erweitern und zu einem zeitgemässen Patriziersitz umgestalten. Er war zunächst Landschreiber und reiste 1556 als Gesandter nach Rom zu Papst Paul IV., der ihn zum Ritter erhob. Später wurde Lussi in Jerusalem zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen, war Söldnerführer, Botschafter in Venedig, Gesandter an diversen eurpäischen Höfen und wurde von 1561 bis 1595 insgesamt elfmal zum Landammann gewählt. Im Winkelriedhaus empfing er hohe Gäste, 1570 zum Beispiel den Erzbischof von Mailand. Als bedeutendster Staatsmann Nidwaldens starb er im November 1606.
Bis zu seinem Tod hatte Melchior Lussi das Winkelriedhaus immer weiter verändert. Um 1580 entstanden ein Anbau auf der West- und einer auf der Südseite, in dessen Erdgeschoss eine Kapelle eingerichtet wurde. Um 1600 folgte ein geräumiger Ausbau auf der Nordseite. Aus der spätmittelalterlichen Wohnstatt der Winkelried wurde so in rund 40 Jahren ein prachtvoller Renaissance-Bau.

Die Familie Lussi, die über zwei Jahrhunderte immer wieder das Amt des Landammanns besetzen konnte, besass das Winkelriedhaus bis 1766. Dann ging es an die Familie Trachsler über, die es in den folgenden Jahrzehnten mit neuen Innenbemalungen, Täferungen und Stukkaturen dem Stil des Rokoko anpasste. Durch Heirat kam nach 1813 die Familie Kaiser in den Besitz des Anwesens. Es wurde abermals stark verändert, indem das Innere in einzelne Wohnungen unterteilt und modernisiert wurde. Etliche prunkvolle Einrichtungsgegenstände und ganze Zimmerdecken wurden nun entfernt und verkauft.
1974 wurde das Winkelriedhaus in eine Stiftung überführt und dem Kanton Nidwalden geschenkt. Dieser unterzug es von 1984 bis 1991 einer Totalrenovation. Seither beherbergt das Anwesen wechselnde Ausstellungen des Nidwaldner Museums.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Tor
Literatur
  • Achermann, Hansjakob / Horat, Heinz - Das Winkelriedhaus: Geschichte, Restaurierung, Museum | Stans, 1993
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz | Basel, 1929 | S. 86-87
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 441
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 108-111
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 71-72
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • www.nidwaldner-museum.ch
    Internetseite des Nidwaldner Museums mit Beschreibung des Hauses und Angaben zu aktuellen Ausstellungen im Winkelriedhaus.
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