BURG SAN PEDER (NUNSBERG)
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Engiadina Bassa/Val Müstair | Scuol

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Allgemeine Informationen
Konservierte, 2,3 Meter dicke Grundmauern einer Turmburg neben der Ruine der romanischen Kirche San Peder auf einem felsigen Hügel im westlichen Dorfteil von Sent (Gemeinde Scuol). Vermutlich war die Burg ein Wohnsitz der ab 1149 erwähnten Herren von Sent und wurde im 14. Jhdt. aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 48' 57.78“ N, 10° 19' 58.72“ E
Höhe: 1442 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 820.830 / 189.070
Kontaktdaten
Tourismusbüro Sent | Posta Pradè | CH-7554 Sent
Tel: +41 (0)81 861 88 29 | E-Mail: sent@engadin.com
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von der Hauptstrasse 27 durch das Unterengadin in Scuol oder Crusch bergseits abbiegen nach Sent. Parkmöglichkeiten im Zentrum oder am Dorfrand. Der Burghügel befindet sich im westlichen Teil von Sent talseits der Strasse.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn das Unterengadin abwärts bis zur Endhaltestelle Scoul-Tarasp. Ab hier stündliche Busverbindungen nach Sent (Haltestelle Sala).
Wanderung zur Burg
Die Senda Scuol-Samnaun führt am Burghügel vorbei.
Öffnungszeiten
Der Burghügel ist nicht öffentlich zugänglich. Das Tourismusbüro Sent veranstaltet jedoch regelmässig Dorführungen, die auch eine Besichtigung der Ruine umfassen.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss San Peder
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 221 | bearbeitet von O. Steimann, 2009
Historie
Bei Ausgrabungen wurden 1937 auf dem Hügel der alten romanischen Kirche von Sent die Überreste eines mächtigen mittelalterlichen Wohnturms entdeckt. Sein Grundriss misst rund 12 auf 13 Meter, die Mauern sind 2,3 Meter dick. Über die Datierung des Bauwerks, das offenbar auf den Überresten eines Vorgängerbaus errichtet wurde, besteht keine Einigkeit: Kleinfunde von der Burg, die Ausmasse des Turms und dessen Mauerwerk aus wenig bearbeiteten Blöcken und Eckquadern mit Kantenschlag deuten auf das 13. Jhdt. hin. Hingegen dürfte die heute auch nur noch als Ruine erhaltene Kirche San Peder neben dem Turm bereits im 12. Jhdt. entstanden sein.
Undeutliche Spuren am südlichen Rand des Burghügels lassen ausserdem vermuten, dass Turm und Kirche einst von einer Wehrmauer umgeben waren – vielleicht war San Peder ursprünglich ein kleines Kirchenkastell. Eine Kirche zu Sent wird nämlich bereits in einer Königsurkunde von 930 erwähnt. Damals schenkte Heinrich I. diese dem Priester Hartbert in Ramosch, dem späteren Bischof von Chur.

Direkte schriftliche Quellen zur Burg fehlen, doch taucht ab 1149 ein Hezilo «de Sindes» (Sent) in verschiedenen Urkunden auf. Er war ein Gefolgsmann der Freiherren von Tarasp sowie des Bischofs von Chur und Kanzler der Grafschaft Vinschgau. Offenbar war er eine bedeutende Persönlichkeit. In der Krypta des Klosters Marienberg existiert als Fresko ein zeitgenössisches Porträt von ihm. Er gilt als Ahnherr der Herren von Tschengels und wurde 1182 von Herzog Welf VI. als Vogt des Klosters St. Magnus in Füssen eingesetzt. Danach verschwindet er aus den Schriftquellen.
Weitere Vertreter der Familie von Sent tauchen noch bis ins frühe 13. Jhdt. in Urkunden auf – zuletzt Anselmus de Sindes im Jahr 1210. Im frühen 13. Jhdt. soll zudem eine Agnes von Sins/Sent, Tochter eines Ritters, im Kloster Müstair gelebt haben. Ob alle diese Personen der gleichen Familie angehörten, ist unsicher. Klar ist jedoch, dass es im 12. und 13. Jhdt. Adlige gab, die sich nach Sent benannten und wohl auch den Turm erbaut haben.

Die Fundlage deutet darauf hin, dass der stattliche Bau im 14. Jhdt. wieder aufgegeben wurde und danach in Vergessenheit geriet. Fortunat Sprecher von Bernegg nennt die Anlage in seiner rätischen Chronik von 1617 «Burgus sancti Petri» und erklärt, die Burg werde auch «Nunsperg» genannt. Gleich unterhalb des Burghügels befindet sich eine Anhöhe, die noch heute «Nuns» heisst. Hier sind allerdings keinerlei Spuren einer Befestigung erkennbar.

Die Kirche San Peder wird bereits 1340 nur noch als Kapelle bezeichnet, hatte damals also ihren Rang als wichtigstes Gotteshaus in Sent an die heutige Dorfkirche San Lurench verloren. Trotzdem wurde ihr Inneres noch im 15. Jhdt. mit neuen Malereien ausgestattet, bevor sie in der Reformationszeit aufgegeben wurde. 1856 kam der Burghügel in den Besitz des romanischen Dichters Peider Lansel, der die Kirchenruine 1901 zu restaurieren begann. 1937 wurden die Grundmauern des Burgturms entdeckt und daraufhin konserviert. Letzte Erhaltungsarbeiten sind 1968/69 ausgeführt worden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel bei der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 338
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 221
  • Grimm, Paul Eugen - Sent: Geografie - Geschichte - Menschen | Chur, 2015 | S. 63-66
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 280
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 484-487 und S. 495
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 84
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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