BURG OBER-TAGSTEIN
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Allgemeine Informationen
Eindrückliche Ruine in extremer Lage auf einem rundum senkrecht abfallenden Felsklotz. Die Burg wurde im 13. Jhdt. vermutlich durch die Familie von Masein/Rialt gegründet und nach einem Brand im 15. Jhdt. aufgegeben. Sichbar ist die nur über eine hohe Brücke erreichbare Kernburg mit massiver Schildmauer, Toren aus verschiedenen Bauphasen, einer gut erhaltenen Abortnische und weiteren interessanten baulichen Details.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 41' 06.36" N, 09° 25' 39.60" E
Höhe: 1132 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 752.150 / 172.360
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 in Richtung Süden durch das Domleschg bis zur Ausfahrt Thusis Süd. Der Compognastrasse bis zum Verkehrskreisel am südlichen Ortseingang folgen. Den Kreisel auf der gegenüberliegenden Seite wieder verlassen und weiter bis nach Übernolla und der Strasse weiter in Richtung Dürrwald folgen. Kurz nach der vierten Strassenkehre im Wald (Punkt 991) parkieren. Ab hier führt ein markierter Wanderweg in ca. 10 Min. steil hinauf zur Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit der Rhätischen Bahn bis Thusis. Vom Bahnhof aus in südlicher Richtung dem ausgeschilderten Wanderweg folgen (ca. 50 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Ober-Tagstein
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 157 | bearbeitet von O. Steimann, 2009
Historie
Auf einem Felszahn, der aus dem steilen Bergwald südlich von Thusis emporragt, steht eine der kühnsten mittelalterlichen Wehranlagen der Schweiz. Rund um das etwa 15 x 15 Meter grosse Burgareal fällt der Fels senkrecht oder gar überhängend ab. Ober-Tagstein wurde im 13. Jhdt. erbaut und gehörte zu derselben Herrschaft wie das möglicherweise etwas ältere, jenseits der Nolla gelegene Unter-Tagstein. Die älteste «ze Taxstaein uf der burch» ausgestellte Urkunde geht auf das Jahr 1322 zurück. «Taxus» ist das mittellateinische Wort für Dachs – vermutlich lautete der ursprüngliche Burgname also «Dachsstein».
Als Bauherren beider Tagsteiner Burgen gelten die Herren von Masein, bzw. von Rialt. 1316 überliess Margareta von Rialt alle ihre in Tagstein gelegenen Güter ihren Nichten. Nach dem Aussterben der Masein/Rialt ging die Herrschaft an die Familie von Bärenburg über, die 1322 erstmals als Besitzer erwähnt werden. Die Bärenburg waren Vazer Ministerialen. Als nun das mächtige Geschlecht derer von Vaz um 1337 ausstarb, wurden die Grafen von Toggenburg neue Lehnsherren. 1342 verliehen sie Tagstein an Hug, Sigfrid und Johann Tumb. Hug Tumb legte 1348 vertraglich fest, dass bei seinem Tod alle Lehen oberhalb der Landquart seinem Schwiegersohn Albrecht von Schauenstein zufallen sollen. Diese Urkunde wurde «ze Tagstein» unterzeichnet, wobei wahrscheinlich die untere Burg gemeint ist. Ein Zweig von Albrechts Nachfahren nannte sich fortan «von Schauenstein von Tagstein». Ober-Tagstein wird in den mittelalterlichen Quellen nie direkt erwähnt. Bei weiteren Verkäufen der Herrschaft ist 1385 und 1387 jeweils ausdrücklich von Unter-Tagstein die Rede.

Ober-Tagstein wurde neben einem alten Saumweg von Thusis nach Saissa erbaut. Auf einer kleinen Terrasse bergseits des Burgfelsens standen vermutlich die Ökonomiebauten. Auf diese Seite hin wurde die Kernburg durch eine mächtige, heute noch weitgehend erhaltene Schildmauer geschützt. Beim Bau wurden die Stämme einer Tanne und einer Lärche stehen gelassen und eingemauert. Inwendig lehnte sich ein Palas an, der auf der Nordseite über Abortanlagen und in der Südwestecke über einen grossen Rauchabzug verfügte. In der Südostecke konnte eine Küche nachgewiesen werden: Hier fanden die Archäologen Reste von Getreide und Nüssen, ein Wiegemesser und Fragmente eines Kupferkessels. Inwendig an die Schildmauer war zudem eine Zisterne angebaut, in die über eine Rinne Regenwasser geleitet wurde. In dieser ersten Phase der Besiedlung blieb die talseitige Hälfte des Felsens unbebaut. Der Zugang zur Burg erfolgte vom Graben her über einen hölzernen Aufgang zu einem Tor am südlichen Ende der Schildmauer. Dahinter führte ein schmales Felsband der Südseite der Burg entlang zu einem Zwischentor, das unter einer überhängenden Felspartie angebracht war. Weiter führte der Weg zur nordöstliche Ecke des Palas, wo sich das innere Tor befand.

Möglicherweise noch mitten im Bau wurden die Pläne der ersten Bauphase abgeändert. Die Anlage wurde nun über den ganzen Felsen ausgedehnt. Neu führte der Zugang vom mittleren Tor weiter dem Felsen entlang auf die Ostseite, und hier über eine Holzkonstruktion zum inneren Tor, das sich direkt über dem Abgrund befand. Von diesem Tor erreichte man den etwas höher gelegenen Palasbau über eine Treppe.

Die letzte Bauphase auf Ober-Tagstein wurde durch einen Bauschaden ausgelöst. Bei der Zisterne brach das Sockelmauerwerk der Schildmauer aus, möglicherweise wegen des Wasser- oder Eisdrucks. Der alte Wasserspeicher wurde deshalb aufgegeben und die entstandene Bresche zur neuen Toranlage umfunktioniert. Dieses Tor wurde, genauso wie heute, über eine Brücke erreicht. Durch den ehemaligen Zisternenraum führte eine Treppe ins Innere. Wohl gleichzeitig wurde das alte äussere Burgtor zugemauert, wobei man eine Schiessscharte aussparte.

Im 15. Jhdt. fiel Ober-Tagstein schliesslich einem Brand zum Opfer. Bei der 1980 erfolgten Freilegung der Ruine konnte dieser einwandfrei nachgewiesen werden. Nach diesem Unglück muss die Burg aufgegeben worden sein. Die Ruine wird 1512 im Besitz des Klosters Cazis aufgezählt. Interessanterweise wurde sie bereits im 16. Jhdt. von Wanderern besucht, wie datierte Rötelinschriften im Verputz einiger Fensterleibungen beweisen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 355
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 119-122
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 156-158
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 205-208
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 144-145
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. S. 209
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 222
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 111
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