BURG SPANIOLA
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Allgemeine Informationen
Ruine einer gut erhaltenen Turmburg über dem Dorf Pontresina. Der im Grundriss fünfeckige Wohnturm ist noch in seiner ursprünglichen Höhe erhalten. Er wurde um 1210 wahrscheinlich durch die Herren von Pontresina errichtet und um die Mitte des 13. Jhdts. bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zerstört. Nach dem Wiederaufbau ab 1261 erhielt der Turm ein zustätzliches Stockwerk und eine heute verschwundene Ringmauer. Die kleine Wehranlage wurde bis ins 15. Jhdt. hinein genutzt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 29' 21.70" N, 09° 54' 35.05" E
Höhe: 1875 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 789.700 / 151.660
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab St. Moritz der Hauptstrasse 27 das Engadin abwärts über Celerina bis zur Einmündung in die Hauptstrasse 29 folgen. Hier rechts abbiegen und weiter in südöstlicher Richtung bis nach Pontresina. Auf der Hauptstrasse am Ort vorbeifahren und erst danach links in die Via Maistra einbiegen, die ins Dorf zurückführt. Nach wenigen Metern zweigt rechts die Via Giarsun ab und führt bergauf bis zur Kirche Santa Maria (Parkmöglichkeiten). Die Burgruine steht wenige Schritte neben der Kirche.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab St. Moritz mit der Buslinie 1 (in Richtung Samedan) bis zur Haltestelle Punt Muragl. Ab hier weiter mit der Buslinie 2 (in Richtung Bernina) bis zur Haltestelle Pontresina, Post. Der Strasse wenige Meter in Fahrtrichtung folgen und dann links in die Via Giarsun einbiegen, die zur Kirche Santa Maria und zur Burg führt (10 Min.).
Wanderung zur Burg
Die Senda Segantini und die Bernina-Tour führen an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Spaniola
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2019 | auf Basis von: Högl, Lukas - Der Spaniolaturm zu Pontresina [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 37] | Basel, 2011 | Planbeilage 13 | Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 237
Historie
Die Burg Spaniola gilt als Stammsitz der Herren von Pontresina und trug früher den gleichen Namen wie das Dorf. Die Bezeichnung «Spaniola» ist erst im 18. oder 19. Jhdt. aufgekommen und hat in der frühen Forschung für Verwirrung gesorgt. Man schrieb den Turm mitunter der Zeit der Sarazeneneinfälle im 10. Jhdt. zu, doch nach dendrochronologischen Analysen steht heute fest, dass der Bau ums Jahr 1210 errichtet wurde.
Die Herren von Pontresina gehörten damals zu den führenden Geschlechtern des Oberengadins und waren Inhaber des Kanzleramts mit Sitz in Zuoz. Dieses war ein Lehen des Bischofs von Chur. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht errichteten sie sich bei Pontresina einen standesgemässen Wohnsitz – einen im Grundriss fünfeckigen Turm von hoher baulicher Qualität. Das Gebäude wies in jener ersten Phase vier Geschosse und einen Dachraum auf, der Hocheingang befand sich im dritten Stockwerk auf der Westseite. Bereits nach kurzer Zeit wurde der Turm um ein fünftes Stockwerk mit Aborterker erhöht.

1244 wird mit Tobias «de Pontzarisino» erstmals ein Vertreter der Herren von Pontresina urkundlich erwähnt. Er lag im Streit mit dem Churer Bischof Volkard von Neuenburg und verlor in jenem Jahr das Kanzleramt «culpis suis» (durch eigenes Verschulden). Der Bischof betraute damit neu seinen treuen Anhänger Andreas Planta. Worin das Verschulden des Herrn von Pontresina bestand, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass um 1244 oder bald darauf sein Wohnsitz gewaltsam zerstört wurde. Die Westseite des Turms wurde untergraben und zum Einsturz gebracht, während der Bau in Flammen aufging. Ins Bild passt, dass Bischof Volkard in jenen Jahren bei Madulain die Burg Guardaval errichten liess zum Zeichen des bischöflichen Machtanspruchs im Oberengadin.

Nach dem Tod des umstrittenen Bischofs (1251) konnten die Herren von Pontresina ihre alte Position offenbar zurückgewinnen. Spätestens 1276 hatte mit Thomas von Pontresina wieder einer der ihren das Kanzleramt inne. Der zerstörte Wohnturm hingegen war gemäss Bauuntersuchung bereits um 1261 wieder aufgebaut und dabei um ein sechstes Stockwerk und einen Abschluss mit pfeilerartigen Zinnen ergänzt worden. Darauf ruhte vermutlich ein Zeltdach. Aus der gleichen Zeit stammt gemäss archäologischen Erkenntnissen auch der 0,9 bis 1,1 Meter starke Bering, der den Turm in dieser zweiten Phase umgab und der Geländekante des rund 15 x 15 Meter messenden Burgplateaus folgte. Trotz dieser Erweiterung war die Anlage wahrscheinlich nicht mehr ganzjährig bewohnbar, denn der Turm verfügte nur noch über einen einzigen, nicht beheizbaren Wohnraum. Es wird vermutet, dass die Burgherren ihren ständigen Wohnsitz in den Ortsteil Carlihof verlegten, der unterhalb von Spaniola liegt.
Als Thomas von Pontresina 1294 (oder kurz zuvor) verstarb, verlor die Familie ihre angesehene Stellung innert weniger Jahre endgültig. Caspar und Romedius von Pontresina verpfändeten das Kanzleramt noch im selben Jahr an die Herren von Planta. Daneben besass die Familie umfangreiche Zehnteinkünfte im ganzen Oberengadin, die sie nun aber nach und nach verkaufen musste. Romedius wanderte ins Val Chiavenna aus, wo 1337 noch ein Sohn von ihm lebte. Im Oberengadin verlieren sich die Spuren der Familie nach einem letzten Güterverkauf im Jahr 1338.

Wann die Burg dem Zerfall überlassen wurde, ist nicht bekannt. 1458 wird sie in einem Vertrag zwischen dem Churer Bischof und den Leuten von Pontresina erwähnt und war damals mit Sicherheit noch benutzbar. Im 16. Jhdt. aber hatte man offenbar keine Verwendung mehr für den alten Turm: Im Werk des Bündner Chronisten Ulrich Campell wird er 1573 bereits als Ruine beschrieben.
Trotzdem ist das Bauwerk bis heute erstaunlich gut erhalten. Eine erste Restaurierung erfolgte 1934. In den Jahren 1993/94 wurde die Burg schliesslich umfassend untersucht und saniert. Bei dieser Gelegenheit konnten erstmals auch die verschiedenen Bauphasen identifiziert und datiert werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 315
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 76-77
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 236-237
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 45-46
  • Högl, Lukas - Der Spaniolaturm zu Pontresina [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 37] | Basel, 2011
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 293
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 372
  • Stupan, Victor - Pontresina [Schweizer Heimatbücher, Bd. 192] | Bern, 1993 | S. 58-59
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 58-61
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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