BURG GUARDAVAL
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Allgemeine Informationen
Grösste Burg des Oberengadins auf einem Bergvorsprung über dem Dorf Madulain. Die Wehranlage wurde um die Mitte des 13. Jhdts. für den Bischof von Chur errichtet, dazu gehörte eine nahegelegene Zollstation. Sichtbar sind der Hauptturm sowie Reste des Berings, eines Zwingers und eines Wohntrakts. Der Burgplatz bietet zudem eine fantastische Aussicht über das Oberengadin.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 35' 07.82" N, 09° 55' 59.95" E
Höhe: 1792 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 791.170 / 162.400
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Madulain ist eine kleine Gemeinde im Oberengadin, 3 km südwestlich von Zuoz. Parkplätze im Dorf, z.B. beim Bahnhof. Von hier aus führt ein gut ausgeschilderter Wanderweg in rund 15 Minuten zur Burgruine hinauf.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn bis zur Station Madulain. Vom Bahnhof aus dem markierten Wanderweg folgen.
Wanderung zur Burg
Die ViaValtellina führt unterhalb des Burgfelsens vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle auf der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Guardaval
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 235 | bearbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
Gemäss dem «Buch der Vestinen», einem hochmittelalterlichen Verzeichnis der dem Bistum Chur gehörenden Burgen, ist Guardaval unter Bischof Volkard von Neuenburg (1237-1251) errichtet worden. Mit der neuen Festung unmittelbar südlich des Albulapasses sicherte er seine landesherrliche Macht im Oberengadin ab. Der Unterhalt der Burg wurde durch Abgaben der bischöflichen Güter im Tal finanziert. Ausserdem waren mit ihr Zollrechte verknüpft, die bereits im späten 13. Jhdt. erwähnt werden. Die alte Talstrasse führte etwas oberhalb an der Burg vorbei, wo heute noch bei Punt Gianet die Überreste eines Zollhauses erkennbar sind.
Das zentrale Element der Burganlage bildete der Turm in der Westecke. Er stand ursprünglich frei und war nur über einen Hocheingang auf der Südostseite begehbar. Der Innenausbau deutet nicht auf eine Nutzung als Wohnturm hin. In einer zweiten Bauphase wurde der Bering mit den Nebengebäuden errichtet. Dazu gehörten eine mehrteilige, heute weitgehend verschwundene Toranlage im Süden der Burg, ein möglicherweise zu einem Nebeneingang gehörender Zwinger im Südwesten und ein zweiteiliger Bau auf der Ostseite, der wohl Ställe und Wohnräume enthielt.

Im 14. Jhdt. besorgten die Herren von Planta die Burghut auf Guardaval. Diese Familie gehörte zu den führenden Geschlechtern des Oberengadins und stammte aus dem nahen Zuoz. Sie versah das Kanzleramt und besass wichtige bischöfliche Lehen, unter anderem das Bergbaurecht und das Fischereirecht für die Engadiner Seen. Auch Zoll und Burg Guardaval hatte sie als Lehen inne, zeitweise gar als Pfand. Der Bischof von Chur suchte die Burg ab und zu aber auch persönlich auf, beispielsweise 1359, als er «in castro nostro Wardenwall» eine Urkunde ausstellte.
Die Herren von Planta gehörten 1367 zu den Gründern des sogenannten Gotteshausbundes, dem ältesten Bund in Rätien. Auf diese Weise förderten sie die Bildung freier Gerichtsgemeinden im Herrschaftsgebiet des Bischofs. In Chur scheint man deshalb vorsichtig geworden zu sein. Sowohl Ritter Thomas von Planta (1377) als auch sein Sohn Jacob (1382) mussten sich verpflichten, «die vesti Waraual» auf Verlangen hin jederzeit dem Bischof zu übergeben. Ausserdem mussten die Planta die Burg, insbesondere die Dächer, in gutem Zustand erhalten.

Weil er Schulden bei jüdischen Geldverleihern in Zürich hatte, musste Bischof Hartmann von Chur 1409 verschiedene seiner Burgen verpfänden. Guardaval kam so in den Besitz des Gotteshausbundes, der im späten 15. Jhdt. die bischöflichen Hoheitsrechte im Oberengadin Stück für Stück aufkaufen konnte. Die Burg verlor dadurch ihre Bedeutung und wurde wohl noch vor 1500 aufgegeben. Gemäss dem rätischen Chronisten Ulrich Campell war Guardaval um 1550 «noch fast unbeschädigt, aber verlassen und öde». Bereits im frühen 17. Jhdt. war die bischöfliche Festung aber nur noch eine Ruine. Wenig glaubwürdig ist eine im Oberangadin verbreitete Volkssage über den letzten Vogt zu Guardaval. Dieser soll den schönen Mädchen im Tal nachgestellt haben und deshalb einer Verschwörung der Talleute zum Opfer gefallen sein.
Im 19. Jhdt. befand sich im südlichen Burgareal ein Ausflugsrestaurant, bei dessen Errichtung offenbar viel originales Mauerwerk zerstört wurde. Bei der ersten Sanierung des Mauerwerks (ab 1935) sind die Resten dieses Gebäudes aber wieder vollständig entfernt worden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 298
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 176
  • Caviezel, Monica - Madulain: Ein Dorf im Oberengadin | Madulain, 2000 | S. 23-25
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 235-236
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 226-228
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 30-32
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 28-37
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 291-293
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 343
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 62-64
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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