BURG SCHENKENBERG
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Allgemeine Informationen
Schenkenberg ist die grösste Burgruine des Kantons Aargau und steht auf dem gleichnamigen Hügel nördlich von Thalheim. Sichtbar sind die noch hoch aufragenden Reste von Bergfried und Palas, zwei Rundtürme, Ökonomiegebäude, die Toranlage und die weitläufige Ringmauer. Erbaut wurde die Burg im späten 12. oder frühen 13. Jhdt. durch die Grafen von Habsburg. 1460 durch Bern erobert, wurde die Burg zum Landvogteisitz, bis sie 1718 wegen Baufälligkeit aufgegeben wurde und rasch zerfiel.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26' 30.92" N, 08° 06' 02.57" E
Höhe: 631 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 649.940 / 254.780
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Brugg auf der Kantonstrasse 5 in südwestlicher Richtung bis nach Schinznach Bad. Im Dorfzentrum rechts abbiegen und auf der Aarestrasse den Fluss überqueren. Geradeaus weiter fahren bis nach Schinznach Dorf, anschliessend das Schenkenbergertal aufwärts über Oberflachs nach Thalheim. Im Unterdorf scharf rechts in die Polenstrasse einbiegen und dieser bergauf bis zu den Schenkenbergerhöfen folgen. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Brugg mit dem Bus 371 in Richtung Thalheim bis zur Haltestelle Thalheim, Unterdorf.
Wanderung zur Burg
Ein markierter Wanderweg führt sowohl von Thalheim-Unterdorf als auch von Norden von den Schenkenberghöfen hinauf zur Burg.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle im Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schenkenberg
Quelle: Neu gezeichnet von O. Steimann 2005 gemäss Infotafel auf der Burg und Reding, Christoph - Die Burgruine Schenkenberg bei Thalheim | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 9. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2004 | S. 85-86
Historie
Im 12. Jhdt. versuchten die Grafen von Habsburg, die Gegend um den Bözberg unter ihre Kontrolle zu bringen. Auf den bewaldeten Jurahöhen entstanden so verschiedene Rodungsherrschaften mit Burgen, die von habsburgischen Dienstleuten bewohnt wurden. Um 1200 wurde auf diese Weise auch Schenkenberg erbaut, das von jener Familie bewohnt wurde, die am Hof der Grafen das Schenkenamt ausübte. Die Schenken von Schenkenberg werden 1243 erstmals erwähnt, gemäss der dendrochronologischen Datierung von Balken im Bergfried bestand die Burg allerdings schon vor diesem Zeitpunkt. Zum ältesten Kern der Anlage zählt auch der daran anschliessende Palas, der später bis auf Höhe der Turmzinnen aufgestockt wurde.

Um 1300 wurde die mächtige Schildmauer nördlich des Turms hochgezogen. Als Bauherr käme allenfalls der 1282 erwähnte Albrecht von Schenkenberg in Frage, der als unehelicher Sohn König Rudolfs von Habsburg gilt. In weiteren Bauphasen erhielt die Burg im Spätmittelalter eine weitläufige, durch mehrere Rundtürme gesicherte Ringmauer und zahlreiche Nebengebäude. Östlich des Burggrabens wurde der Grat des Schenkenbergs zudem durch zwei über 100 Meter lange Trockenmauern und ein turmartiges Gebäude über dem Halsgraben befestigt, von denen heute aber kaum noch Spuren sichtbar sind.

Von Rüdiger von Schenkenberg, Schultheiss der Stadt Brugg, erwarben 1373 die Herren von Schönau das habsburgische Lehen. 1386 fiel Ritter Hans Rudolf von Schönau in der Schlacht von Sempach. Nun wechselten die Burgherren in rascher Folge: Bereits im folgenden Jahr vergab Leopold von Habsburg, Herzog von Österreich, die Burg an Peter von Torberg. 1404 wurde sie an den vermögenden Basler Bürger Jakob Ziboll verpfändet.

Als König Sigmund 1415 Herzog Friedrich von Österreich ächtete, wurden zahlreiche Besitztümer der Habsburger zu Reichsgütern erklärt. So auch Schenkenberg. 1417 bestätigte der König der Margarita Gessler, Witwe des Hans von Fridingen, den Besitz der Burg mit allen zugehörigen Rechten. 1431 verkaufte Margarita Schenkenberg an Thüring von Aarburg. Dieser ehemalige Geistliche hatte mit päpstlicher Einwilligung geheiratet, um seine Familie vor dem Aussterben zu bewahren, doch starb seine einzige Tochter noch vor ihm. Weil er zudem verschuldet war, musste er die Burg 1451 an seinen Schwiegersohn Hans von Baldegg und dessen Bruder Markwart veräussern.

Die Stadt Bern, seit 1415 Beherrscherin des Aargaus, versuchte mehrmals, Schenkenberg aufzukaufen. Doch die habsburgtreuen Herren von Baldegg konnten die Schulden ihres Vorgängers tilgen und die Herrschaft so dem Zugriff der Stadt entziehen. Als nun die Eidgenossen 1460 gegen Herzog Sigmund von Österreich in den Krieg zogen, nutzten die Berner die Gelegenheit, Schenkenberg anzugreifen und zu erobern. Die Burg brannte dabei teilweise ab, wurde von der Stadt aber sogleich wieder hergerichtet.

Markwart von Baldegg und sein Sohn Johann waren jedoch nicht bereit, auf ihre Rechte zu verzichten. Sie nannten sich weiterhin Herren von Schenkenberg und unterstützten 1470 auch burgundische Amtsleute, welche die Bewohner der Herrschaft gegen Bern aufzuwiegeln versuchten. Im Schwabenkrieg von 1499 geriet Johann von Baldegg jedoch in eidgenössische Gefangenschaft und musste für seine Freilassung nicht nur Lösegeld zahlen, sondern auch endgültig auf seine Ansprüche auf Schenkenberg verzichten. Kaum in Freiheit, versuchte er den Fall jedoch wieder aufzurollen und vor dem Bischof von Basel verhandeln zu lassen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil der Ritter bald darauf verstarb.

Schenkenberg war nun Amtssitz eines Berner Landvogts. Um 1500 wurde die Ringmauer an drei Punkten mit Rundtürmen verstärkt, die Schlüsselscharten für Handfeuerwaffen aufweisen. Auch im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) wurde auf Schenkenberg viel gebaut. Neben der Verstärkung der Wehranlagen wurde auch in eine bessere Wasserversorgung investiert. Die Rechnungen der Landvogtei geben in allen Details darüber Auskunft, wie teuer Ausbau und Unterhalt der grossen Burganlage waren.
Trotzdem war Schenkenberg im frühen 18. Jhdt. in einem derart schlechten Zustand, dass der Landvogt zwischenzeitlich nach Brugg umsiedeln musste. 1718 liess Bern einen Bericht über die Qualität der Burgmauern erstellen, der zum Schluss kam, dass diese «von oben an biss unden auss, von aussen und innen, von hinden und vornen (...) nichts nutz» seien. Bern beschloss darauf, die Unterhaltsarbeiten einzustellen und verlegte den Amtssitz auf die nahe Burg Wildenstein. Schenkenberg wurde ausgeräumt, teilweise als Steinbruch missbraucht und zerfiel nun rasch. Nach den Revolutionsjahren kam die Burg 1803 in den Besitz des Kantons Aargau. 1837 erwarb sie ein dubioser Herr von Schenkenberg, der aber bald darauf spurlos verschwand.

1918 wurde die Ruine versteigert und ging für 50 Franken an die Aargauische Vereinigung für Heimatschutz. Im folgenden Jahr wurden einige Mauerreste notdürftig gesichert. Von 1931 bis 1970 wurde die weitläufige Burganlage verschiedentlich saniert, doch wies das Mauerwerk gegen Ende des 20. Jhdts. wieder neue Schäden auf. 2003 wurde deshalb für 0,7 Mio. Franken eine Gesamtsanierung der Ruine unternommen. Begleitend dazu wurde die Baugeschichte der Burg untersucht und dokumentiert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 41
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 112-116
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 106-108
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 105-108
  • Merz, Walther - Unbekannte Bilder von Schenkenberg und Kasteln | In: Argovia: Jahresschrift der Historischen gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 44 | Aarau, 1932 | S. 209-211
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 89-90
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 222-223
  • Reding, Christoph - Die Burgruine Schenkenberg bei Thalheim | In: Argovia: Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd.117 | Aarau, 2005 | S. 8-74
  • Reding, Christoph - Die Burgruine Schenkenberg bei Thalheim | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 9. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2004 | S. 85-105
  • Stettler, Michael / Maurer, Emil - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg | Basel, 1953 | S. 416-421
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