BURG SCHAUENBERG
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Allgemeine Informationen
Konservierte Ruine einer Höhenburg auf dem zweiteiligen, von Wall und Graben umgebenen Gipfel des Schauenbergs. Sichtbar sind insbesondere die Grundmauern eines mächtigen Wohnturms aus der Zeit um 1300. Schauenberg war einer der Wohnsitze von Beringer von Hohenlandenberg, einem Söldner und Raubritter. 1342 oder 1344 wurde die Burg zusammen mit Hohenlandenberg durch Truppen der Habsburger, Zürcher und Winterthurer zerstört. Vor allem bei klarem Wetter ist der Berggipfel ein äusserst lohnenswerter Aussichtspunkt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 27' 36.03" N, 08° 51' 59.28" E
Höhe: 890 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 707.660 / 257.560
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Winterthur auf der Kantonsstrasse 7 bis Elgg, dann in südlicher Richtung bis Schlatt oder Schümberg fahren. Oder von Winterthur auf der Kantonsstrasse 15 tösstalaufwärts bis Turbenthal, dann steil bergauf zum Gasthaus Girenbad fahren. Von allen drei Ausgangspunkten ist die Burg auf gut markierten, aber steilen Wanderwegen in ca. 30 Minuten erreichbar. Zahlreiche Parkplätze in Girenbad, wenige Parkmöglichkeiten in Schlatt und Schümberg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur Hauptbahnhof mit der Buslinie 680 bis Girenbad bei Turbenthal. Ab hier dem markierten Wanderweg folgen.
Wanderung zur Burg
Der Schauenberg-Erlebnis-Weg und der Züri Oberland-Höhenweg führen beide zur Burgruine.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Sitzbänke und Feuerstelle auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schauenberg
Quelle: Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VII: Der Bezirk Winterthur, südlicher Teil | Basel, 1986 | S. 273 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2006
Historie
Der Schauenberg, höchste Erhebung zwischen dem Eulach- und dem Tösstal, war bereits im ersten und zweiten Jahrtausend v.Chr. besiedelt. Bei Ausbrabungen wurden Spuren einer Pallisadenbefestigung und Keramikscherben gefunden. Um 80 v.Chr. wurde die Anlage, vermutlich ein nur temporär genutztes Refugium, aufgegeben. Hinweise auf eine Nutzung des Berggipfels in römischer Zeit fehlen.
Um 1200 entstand dann die erste mittelalterliche Anlage, für die jedoch keine schriftlichen Hinweise vorliegen. Der Berggipfel wurde mit einer neuen Wall- und Grabenanlage umgeben, wobei sich die Erbauer an den Befestigungsspuren aus prähistorischer Zeit orientiert haben könnten. Auf der Westhälfte des Burgareals wurde ein grosser Kellerraum aus dem Fels geschlagen, der über eine steinerne Treppe zugänglich war. Über diesem Raum dürfte sich eine bescheidene Holzkonstruktion erhoben haben. Auf der Ostseite des Berggipfels deuten Pfostenlöcher auf weitere Bauten hin, die jedoch zeitlich nicht genau zugeordnet werden können. Hinweise auf die Trinkwasserversorgung fehlen. Vermutlich wurde das Regenwasser in einer Zisterne gesammelt.

1242 wird in einer Konstanzer Urkunde ein Ritter Rudolf von «Schowenberg» erwähnt. Es darf davon ausgegangen werden, dass seine Vorfahren die Gründer der Burg waren, die als Zentrum einer Rodungsherrschaft auf Boden der Abtei St. Gallen entstanden war. Die Schauenberger waren jedoch nicht nur Dienstleute des Klosters, sondern treten in den Urkunden auch als Anhänger des Bischofs von Konstanz und der Grafen von Kyburg auf. Hartmann von Schauenberg befand sich gar im Gefolge des Konstanzer Bischofs, als dieser 1254 in Rom weilte. Um diese Zeit dürfte auch die Burg baulich verändert worden sein. Durch einen 6 Meter tiefen Graben wurde das Burgareal in zwei Teile getrennt. Auf der Innenseite des westlichen Hügels wurde eine rund 1 Meter starke Schildmauer errichtet, der ein Zwingersystem vorgelagert war. Die östliche Kuppe des Burghügels gehörte fortan nicht mehr zum innersten Wehrbezirk, Steinbauten gab es auf ihr keine.

Die Burg Schauenberg selbst wird 1260 als «Schowenberc» erstmals erwähnt. Ihre Gründerfamilie hingegen verschwindet mit Heinrich von Schauenberg bereits 1273 aus den Urkunden. Wer nun die Burg übernahm, ist unklar. Am ehesten kommen dafür die Herren von Landsberg in Frage. Sie waren ebenfalls Gefolgsleute der Abtei St. Gallen, besassen zahlreiche klösterliche Lehen in der näheren Umgebung und amteten im benachbarten Turbenthal als Meier. Um 1275 kam es auf der Burg zu einem Brand, der das Ende der zweiten Bauphase bedeutete. Auch mit den Herren von Landsberg ging es um jene Zeit bergab. Im Streit zwischen Abt Wilhelm von St. Gallen und König Rudolf von Habsburg hielten sie treu zum Kloster, was zur Zerstörung ihrer Stammburg bei Ifwil führte. Sie zogen sich daraufhin in die Stadt Wil zurück und erwarben deren Bürgerrecht.
Als neuer Burgherr auf dem Schauenberg trat 1302 Ritter Walter von Castell auf. Die Castell waren Gefolgsleute der Habsburger und vielleicht verantwortlich für die letzte Bauphase der Burg. Über dem alten Felsenkeller wurde ein mächtiger Wohnturm mit bis zu 3,5 Meter dicken Grundmauern errichtet, der mit Kachelöfen beheizt werden konnte. Auf dem massiven steinernen Sockel trug das Gebäude vermutlich einen Obergaden aus Holz und ein Schindeldach.

1319 starb mit Walters Sohn Dietegen die Familie der Herren von Castell aus. Das Kloster St. Gallen erhob umgehend Anspruch auf Schauenberg. Neuer Lehnsherr wurde Beringer von Hohenlandenberg. Zusammen mit anderen deutschen Rittern stand er 1322 bis 1323 in päpstlichen Diensten und befehligte eine Truppe von etwa 40 Söldnern. Spätestens 1331 kehrte er in seine Heimat zurück und erwarb sich hier bald einen sehr schlechten Ruf als Wegelagerer, Falschmünzer und Pferdedieb. Als es 1336 in der Stadt Zürich zum Umsturz unter Rudolf Brun kam, wurden etliche Ritter aus der Stadt verbannt. Diesen soll Beringer auf seinen Burgen Gastrecht gewährt haben. Ausserdem kämpfte er mit Graf Johann von Habsburg-Laufenburg 1337 bei Grynau gegen die Zürcher, wobei er ein Auge verlor.
Diese zürichfeindliche Haltung mag mit ein Grund gewesen sein, weshalb auf dem thurgauischen Landtag zu Hafnern um 1340 beschlossen wurde, die Burgen Beringers zu zerstören. Nun gingen die Amtsleute von Habsburg-Österreich zusammen mit Truppen aus Zürich und Winterthur gegen den Ritter vor. 1342 oder 1344 (die mittelalterlichen Quellen machen unterschiedliche Angaben) wurden die Burgen Hohenlandenberg und Schauenberg für immer zerstört. Auf dem Schauenberg wurde der grosse Wohnturm angezündet und nachträglich gründlich geschleift. Im Oktober 1344 stellte Herzog Friedrich von Österreich der Stadt Zürich eine Urkunde aus, in welcher er versprach, der Stadt beizustehen, falls sie wegen der Zerstörung von Hohenlandenberg und Schauenberg belästigt würde. Dies hielt Beringer von Hohenlandenberg allerdings nicht davon ab, weiterhin gegen Zürich zu kämpfen. So nahm er im Februar 1350 an der berüchtigten Mordnacht von Zürich teil und fand im Strassenkampf den Tod.

Im 17. Jhdt. errichtete Zürich auf dem Schauenberg eine Hochwacht, die in Sichtverbindung mit zahlreichen anderen Stationen auf Zürcher Gebiet und im Thurgau stand. Im Zwischengraben wurde zu diesem Zweck aus Steinen der Burg ein Wächterhaus erbaut. Um 1800 wurde die Hochwacht aufgegeben. Nun geriet die Ruine auf dem Schauenberg in Vergessenheit, bis die Zürcher Kantonsarchäologie 1976 bis 1979 eine umfassende Ausgrabung und Konservierung der Anlage vornahm.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 799
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 109
  • Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VII: Der Bezirk Winterthur, südlicher Teil | Basel, 1986 | S. 272-274
  • Kantonsarchäologie Zürich - Die Burg Schauenberg bei Hofstetten | Faltblatt | Dübendorf, 2001
  • Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 265-267
  • Winiger, Josef / Matter, Annamaria / Tiziani, Andrea - Die Burg Schauenberg bei Hofstetten: Zeugnisse eines Burgenbruchs [Monographien der Kantonsarchäologie Zürich, Bd. 33] |Zürich/Egg, 2000
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 363-364
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