STADTBEFESTIGUNG RHEINFELDEN
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Aargau | Bezirk Rheinfelden | Rheinfelden


Quelle: Hunziker, Edith / Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX: Der Bezirk Rheinfelden | Bern, 2011 | S. 75
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Rheinfelden entwickelte sich aus einer frühen Burgsiedlung unter den Herzögen von Zähringen im späten 12. Jhdt. zur befestigten Stadt. Im 13. Jhdt. wurde die Siedlung erweitert, die Befestigungen wurden beidseits des Rheins ausgebaut. Im Spätmittelalter geriet Rheinfelden unter österreichische Herrschaft und war häufig ein Brennpunkt kriegerischer Ereignisse. Schliesslich wurde die Stadt im 17. Jhdt. zur Festung ausgebaut, wovon heute aber keine Spuren mehr vorhanden sind. Erhalten haben sich zwei mittelalterliche Stadttore, zwei weitere Wehrtürme und ein längeres Stück der ostseitigen Stadtmauer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 33’ 13.90“ N, 07° 47’ 42.00" E
Höhe: 275 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 626.820 / 267.080
Kontaktdaten
Tourismus Rheinfelden | Stadtbüro | Marktgasse 16 | CH-4310 Rheinfelden
Tel: +41 (0)61 835 52 00 | E-Mail: tourismus@rheinfelden.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A3 bei der Ausfahrt Rheinfelden-Ost verlassen und zunächst der Riburgerstrasse nach Norden folgen bis zur Kreuzung mit der Zürcherstrasse. Hier links abbiegen – die Strasse führt nach Unterquerung der Bahnlinie an den Rand der befestigten Altstadt. Kostenplichtige Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Rheinfelden liegt an der Bahnlinie zwischen Frick und Basel. Vom Bahnhof ist die Altstadt in wenigen Schritten erreichbar.
Wanderung zur Burg
Die ViaRhenana führt mitten durch die befestigte Altstadt.
Öffnungszeiten
Aussenbesichtigung der Wehranlagen jederzeit möglich.
Informationen zu Führungen unter: www.tourismus-rheinfelden.ch
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
diverse Verpflegungsmöglichkeiten in der Altstadt
Öffentlicher Rastplatz
Stadtpark mit Rastmöglichkeiten am östlichen Rand der Altstadt
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Rheinfelden
Quelle: auf Basis diverser Vorlagen weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2024
Historie
Von der Spätantike bis zum 11. Jhdt.
Über die Besiedlung von Rheinfelden in vormittelalterlicher Zeit ist nur wenig bekannt. Mit Sicherheit war dieser Abschnitt des Rheinufers in den römischen Limes eingebunden, der unter Kaiser Valentinian I. (369 - 374) mit Wachtürmen neu befestigt wurde. Einer dieser Türme dürfte auf dem Gebiet der heutigen Altstadt gestanden haben – vermutlich an deren westlichem Rand über der Senke des Heimendeckenlochs, das 1903 ausgeebnet wurde.
Im 11. Jhdt. erkor ein hochadliges Geschlecht, nahe verwandt mit den Königen von Hochburgund, Rheinfelden zu seinem Wohnsitz: Die Grafen von Rheinfelden. Kuno, ihr erster bekannter Vertreter, lebte vor 1024. Sein Sohn Rudolf stieg 1057 zum Herzog von Schwaben und Verwalter Burgunds auf und wurde 1077 sogar zum Gegenkönig (gegen Heinrich IV.) gewählt. Rudolf starb 1080 in der Schlacht von Hohenmölsen, mit seinem Sohn Berthold starb 1090 der letzte männliche Vertreter des Geschlechts. Die meisten Besitzungen erbten die Zähringer.

Stadtgründung unter den Herzögen von Zähringen
Rheinfelden entwickelte sich erst unter zähringischer Herrschaft um die Mitte des 12. Jhdts. von einer Burgsiedlung zur Stadt. Als Standort einer bedeutenden Burg und eines Rheinübergangs war es dafür prädestiniert. Spätestens 1198 stand hier eine Brücke, die via Burginsel den Fluss überspannte. Die schriftlichen Quellen erwähnen allerdings erst ab 1212 Rheinfelder Bürger, einen Vogt und einen Schultheissen. Auch die erste Stadtbefestigung ist nach heutigem Forschungsstand erst unter dem letzten Zähringer, Herzog Bertold V. (†1218) entstanden. Damals wurde die heutige Altstadt mit einer ersten Mauer umgeben, die über vier Tore verfügte.

Die Stadtbefestigung im 13. Jhdt.
Nach dem Aussterben der Zähringer kam Rheinfelden für wenige Jahre unter die Herrschaft von Graf Egino V. von Urach, bevor es von Kaiser Friedrich II. erworben und für reichsfrei erklärt wurde. Mit einer goldenen Bulle bestätigten 1225 der Kaiser und sein Sohn, König Heinrich (VII.), den Bürgern alle bisherigen Freiheiten. Im Interregnum erlangte jedoch der Bischof von Basel die Herrschaft über die Stadt, weshalb sie 1273 in eine Fehde mit Graf Rudolf von Habsburg verwickelt wurde. Im Feldlager erfuhr der Habsburger von seiner anstehenden Wahl zum Deutschen König, worauf ihm Rheinfelden und Basel die Tore öffneten.
In den folgenden Jahrzehnten galt Rheinfelden wieder als reichsfrei, die Könige Rudolf I. und Albrecht I. residierten zu jener Zeit häufig auf der Burg Stein.
Die Stadt wurde im 13. Jhdt. gegen Süden und Osten erweitert, die Befestigungsanlagen entsprechend ausgebaut und auch im 14. Jhdt. weiter verstärkt. Die bis zu 2,2 Meter dicke Umfassungsmauer erreichte nun eine Höhe von 13 bis 15 Metern und trug einen Wehrgang. Die vier Tore wurden mit Türmen ausgestattet. Dazu zählten das 1256 als «Glunkins-Tor» erstmals erwähnte Obertor oder der 1297 erstmals genannte Kupferturm (Storchennestturm), der gemäss bauhistorischen Untersuchungen aber erst um 1360 seine volle Höhe erreichte. Auf der West-, Süd- und Ostseite wurde die Stadtmauer durch zusätzliche Wehrtürme flankiert.

Kriegerische Wirren im Spätmittelalter
1330 übergab König Ludwig der Bayer die Stadt als Pfand an die Habsburger. Erst König Sigismund anerkannte Rheinfelden 1415 wieder als reichfrei, nachdem er die Reichsacht über Herzog Friedrich IV. von Österreich-Habsburg ausgesprochen hatte. Unter dem Habsburger Friedrich III. war dieser Status aber erneut bedroht. Das Reichsoberhaupt übertrug die Burg Stein 1442 seiner Familie, weshalb Rheinfelden im Juni 1445 ein Bündnis mit Basel einging. Die Basler eroberten und zerstörten die Burg Stein im Jahr darauf.
Im Oktober 1448 rächte sich der habsburgtreue Adel aus dem Umland: Unter der Führung von Hans von Rechberg drangen die Ritter als Pilger verkleidet in die Stadt ein und nahmen sie in ihre Gewalt. Im Jahr darauf wurde die Stadt gezwungen, dem Herzogtum Österreich erneut den Treueeid zu leisten.
Die Stadtbefestigung wurde auch im 15. und 16. Jhdt. weiter ausgebaut. Landseitig entstanden verschiedene Vorwerke, und auch das Rheinufer wurde an einigen Abschnitten befestigt. Der Böckersturm, der am Nordufer als Brückenkopf diente, wurde 1562 durch einen ummauerten Hof mit befestigtem Tor ergänzt.

Dreissigjähriger Krieg: Rheinfelden wird zur Festung
Im Dreissigjährigen Krieg wurde Rheinfelden einmal mehr zum Brennpunkt kriegerischer Ereignisse. Schwedische Truppen beschossen die Stadt 1634 über mehrere Monate und richteten schwere Schäden an, bis die Stadtoberen kapitulierten. 1638 wiederholten sich die Zerstörungen, doch diesmal leisteten die Schweden Hilfe beim Wiederaufbau der Befestigungsanlagen, die in jenen Jahren durch ein zeitgemässes Bastionssystem ergänzt wurden.
Weil die Stadt nach dem Westfälischen Frieden sehr nahe an der Grenze zum verfeindeten Frankreich lag, liess Österreich die Befestigungsanlagen ab den 1660er-Jahren weiter ausbauen. 1678 konnte man so tatsächlich einen französischen Angriff abwehren. Nun liessen die Landesherren auch die Insel Stein neu befestigen – hier entstand ab 1684 eine Artilleriefestung.

Zerstörung der Bastionen im 18. Jhdt.
Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde Rheinfelden erneut von Frankreich angegriffen. Ein Heer unter dem Marschall de Belle-Isle belagerte im Herbst 1744 die Stadt am Hochrhein, die nach kurzer Zeit kapitulierte. Im Winter zerstörten die Franzosen auf Befehl aus Paris die Inselfestung und alle Bastionen durch Sprengungen. Auch der Hermanns- und der Böckersturm wurden beseitigt. Zwar gelangte Rheinfelden bereits 1745 wieder an Österreich, doch verzichtete dieses auf eine Wiederherstellung der Befestigungsanlagen.
Basel unterbreitete Österreich kurz darauf ein Kaufangebot für Rheinfelden, wurde aber abgewiesen. Stattdessen wurden nun politische Reformen durchgeführt: 1756 wurde eine neue Stadtverfassung beschlossen, die den Einfluss der Zünfte stark beschränkte.

Die weitgehende Entfestigung der Stadt
Letztmals ausgebessert wurde die mittelalterliche Stadtbefestigung 1778. Lücken in der Umfassungsmauer wurden damals mit Backsteinen repariert und die Wehrgänge neu gedeckt. Doch bereits um 1790 entschloss man sich, die Stadtgräben aufzufüllen. Im Juni 1796 wurde Rheinfelden dann abermals von französischen Truppen erobert. Sie mussten zwar im Oktober wieder abziehen, doch bereits im März 1799 kam es zur nächsten Besetzung durch die Revolutionsarmee. Trotz regionalem Wiederstand schlug Napoleon I. das Fricktal 1803 der Schweiz zu. Rheinfelden wurde Bezirkshauptort im neu gebildeten Kanton Aargau. Im gleichen Jahr verlor die Stadt ihr Hoheitsgebiet am Nordufer des Rheins ans Grossherzogtum Baden.
Die Entfestigung schritt nun rasch voran. Bereits 1802 war der Weisse Turm abgebrochen worden. 1842 verschwand der Rheintorturm, 1855 ein grosser Abschnitt der südwestlichen Stadtmauer. Sogar 1981 wurde noch ein Teil der Mauer nahe dem Obertorturm zerstört. Erhalten sind heute noch zwei Tor- und zwei Wehrtürme sowie ein längerer Abschnitt der ostseitigen Stadtmauer.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas / Losse, Michael - Burgen und Schlösser am Hochrhein | Lörrach, 2012 | S. 76
  • Hüsser, Linus - Die Stadt Rheinfelden im 15. Jahrhundert | In: Vom Jura zum Schwarzwald: Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz, 88. Jhg. | Laufenburg, 2014 | S. 35-36
  • Hunziker, Edith / Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX: Der Bezirk Rheinfelden | Bern, 2011 | S. 25-84
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 24
  • Mauch, A. - Archäologische Grabungen in Rheinfelden im Sommer 1965: Die Zähringermauer | In: Rheinfelder Neujahrsblätter, 22. Jhg. | Rheinfelden, 1966 | S. 81-85
  • Meier, Gabi - Der Storchennestturm in Rheinfelden | In: Rheinfelder Neujahrsblätter, 60. Jhg. | Rheinfelden, 2004 | S. 114-122
  • Sauerländer, Dominik - Rheinfelden (Gemeinde) | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 26.12.2023: hls-dhs-dss.ch
  • Zotz, Thomas - Das richtige Geburtstagsfest? Die Entstehung der Stadt Rheinfelden | In: Rheinfelder Neujahrsblätter, 63. Jhg. | Rheinfelden, 2007 | S. 134-149
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.01.2024 [OS]