KLOSTER MÜSTAIR (CLAUSTRA SON JON)
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Engiadina Bassa/Val Müstair | Val Müstair

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Das Kloster St. Johann in Müstair wurde in karolinischer Zeit gegründet und in den nachfolgenden Jahrhunderten immer wieder um- und ausgebaut. Im 10. Jhdt. wurde durch den Bischof von Chur der sogenannte Plantaturm errichtet, der bis heute das Bauensemble zusammen mit der Klosterkirche prägt. Der westliche Teil der Abtei wurde im Spätmittelalter mit einem Bering umgeben, mit je einem Torturm auf der Nord- und Südseite. Die sehr gut erhaltene, seit über 1200 Jahren durchgehend bewohnte Anlage zählt seit 1983 zum UNESCO-Welterbe.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 37’ 46.87“ N, 10° 26’ 54.20“ E
Höhe: 1284 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 830.430 / 168.690
Kontaktdaten
Kloster St. Johann Müstair | museum & butia | CH-7537 Müstair
Tel: +41 (0)81 858 61 89 | E-Mail: visit-museum@muestair.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zernez im Unterengadin auf der Hauptstrasse 28 über den Ofenpass ins Val Müstair fahren und der Strasse weiter talabwärts bis zum Ort Müstair folgen. Parkplätze beim Kloster.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn bis nach Zernez im Engadin. Ab hier weiter mit der Postauto-Linie 811 in Richtung Mals (IT) bis zur Haltestelle Müstair, Clostra Son Jon.
Wanderung zur Burg
Die Klosteranlage liegt direkt am Jakobsweg Graubünden und am Nationalpark-Panoramaweg.
Öffnungszeiten
täglich geöffnet ausser am 25. Dezember
Mai bis Oktober: 09:00 - 17:00 Uhr (Sonn- und Feiertage erst ab 13:30 Uhr)
November bis April: 10:00 - 12:00 Uhr / 13:30 - 16:30 (Sonn- und Feiertage erst ab 13:30 Uhr)
Eintrittspreise
Erwachsene: 12 CHF
Studenten und Lehrlinge: 8 CHF
Kinder (6 bis 16 Jahre): 6 CHF
Führungen für Gruppen auf Voranmeldung
(Stand 2019)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Das Kloster betreibt ein Gästehaus.
Informationen unter: www.muestair.ch/zu-besuch/gaestehaus
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Müstair
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2019, auf Basis einer Infotafel im Kloster
Historie
Karolingerzeit:
Einer Legende zufolge wurde das Kloster Müstair durch Karl den Grossen gegründet, nachdem er auf der Rückkehr vom Langobardenfeldzug (773/774) auf dem Umbrailpass einem schlimmen Schneesturm entkommen sei. Zeitgenössische Belege für diese Stiftung gibt es zwar nicht – trotzdem ist ein Zusammenhang mit dem berühmten Frankenherrscher nicht unwahrscheinlich. Wie die jüngere Forschung belegen konnte, wurde mit dem Bau der doppelstöckigen Heiligkreuz-Kapelle tatsächlich im Jahr 775 begonnen. Bereits in seiner Gründungsphase war das Kloser eine monumentale Anlage, deren Zentrum die Johannes dem Täufer geweihte Kirche bildete. Sie ist mit sehr reichen karolingischen Wandmalereien ausgestattet und beherbergt eine berühmte Karls-Statue aus dem Hochmittelater.
In den frühesten Quellentexten wird das Kloster noch «Monasterium Tuberis» genannt, man rechnete es also dem Nachbarort Taufers zu. Erst in den Jahrhunderten nach der Gründung entstand neben der Benediktinerabtei eine neue Siedlung – das Dorf Müstair. Über die Frühgeschichte ist ansonsten wenig bekannt, selbst die Namen der ersten Äbte sind umstritten. 881 trat König Karl III. das Kloster dem Bischof von Chur ab, der so einen strategisch wichtigen Zugang zum Vinschgau erhielt.

Hochmittelalter:
Im 10. Jhdt. litt das Bistum Chur stark unter den Einfällen der Sarazenen in den Alpenraum. Teile des Klosters Müstair wurden damals durch einen Brand zerstört. Der Wiederaufbau und die Erweiterung der Anlage erfolgten unter Bischof Hartbert, einem engen Vertrauten Ottos des Grossen. Nördlich der Klosterkirche entstand nun ein grosser Wohnturm (Grundmasse: 13 x 11,7 Meter), der mit einer Pallisade und einem Graben befestigt wurde: der Plantaturm. Dendrochronologisch konnte der Baubeginn auf das Jahr 958 datiert werden.
Hartbert sicherte wohl in königlichem Auftrag die wichtigen Reiserouten durch die Alpen – zur gleichen Zeit wurde auch die Burg Ramosch im Unterengadin ausgebaut. Der wehrhafte, viergeschossige Turm in Müstair gilt heute als das älteste intakte Bauwerk dieser Art im ganzen Alpenraum. In Zeiten von Gefahr konnten Benediktiner und bischöfliche Gefolgsleute hier Zuflucht suchen.

Eine nächste grosse bauliche Veränderung erfolgte ab 1035 unter Bischof Hartmann, der sich im Nordhof des Kosters eine neue Residenz erbauen liess, die unter seinem Nachfolger um eine doppelstöckige Kapelle ergänzt wurde. Schliesslich wurde Müstair um 1163 in eine Frauenabtei umgewandelt. In jenem Jahr traten zwei Töchter des mächtigen Hauses Tarasp ins Kloster ein. Kurz darauf trat der damalige Bischof Egino seine Residenz den Nonnen ab und liess nördlich des Plantaturms einen heute verschwundenen Palas als neue Bischofswohnung errichten.
Zu Beginn des 13. Jhdts. wurde Müstair dann zum Wallfahrtsort, nachdem eine Hostie, welche die Nonne Agnes von Sent versteckt hatte, sich in Fleisch und Blut verwandelt haben soll. Die wieder zunehmende Bedeutung der Abtei zeigte sich auch in ihrer Bautätigkeit: Spätestens jetzt wurde der westliche Klosterhof mit den Ökonomiegebäuden ummauert und mit zwei befestigten Toren versehen.

Schwabenkrieg und Reformationszeit:
Im Schwabenkrieg von 1499 erlitt das Kloster ein weiteres Mal grosse Zerstörungen. Obwohl König Maximilian I. sein Kastvogt war, plünderten und beschädigten seine Truppen im Februar 1499 Müstair und führten die Äbtissin Angelina von Planta ins Tirol ab. Erst nach der Niederlage der Habsburger in der Schlacht an der Calven, unweit vom Kloster entfernt, konnten die Nonnen zurückkehren. Angelina von Planta nahm umgehend die Wiederaufbauarbeiten an die Hand.
Der alte Wohnturm erhielt einen komplett neuen Innenausbau und trägt deshalb heute den Namen der damaligen Äbtissin. Sie liess aber auch den Kreuzgang neu gestalten, die Klostermauern verstärken und die bieden Tore mit Türmen befestigen. Alle erhaltenen Wehrbauten des Klosters präsentieren sich heute im Wesentlichen noch im Zustand der damaligen Zeit.

In der Reformationszeit drohte der Abtei die Auflösung – zwischenzeitlich bestand der Konvent nur noch aus drei Frauen. Um den Übertritt des Dorfes zum reformierten Glauben abzuwenden, versprach Äbtissin Barbara von Castelmur der Bevölkerung, die Klosterkirche als Pfarrkirche nützen zu dürfen. Sie hatte damit Erfolg, und als sichtbares Zeichen wurde um 1530 der Glockenturm errichtet.

17. Jhdt. bis heute:
Weitere Um- und Neubauten erfolgten in barocker Zeit, ohne das Aussehen der Abtei jedoch nachhaltig zu verändern. Einen nächsten Einschnitt brachten erst die Revolutionskriege. 1799 besetzten französische Truppen hundert Tage lang das Kloster und hinterliessen es in einem erbärmlichen Zustand. 1803 wurde auch die österreichische Kastvogtei aufgelöst und dem Kloster, hauptsächlich von Südtirolerinnen bewohnt, drohte erneut das Ende. Der Bischof von Chur und das Dorf Müstair setzten sich jedoch wiederholt für seinen Erhalt ein. So wurde es zwar 1810 in ein Priorat umgewandelt, besteht als solches aber bis heute.

Ende des 19. Jhdts. wurden die zwischenzeitlich übertünchten karolingischen Wandmalereien neu endeckt und bis 1951 vollständig freigelegt. Sie trugen wesentlich dazu bei, dass das Kloster Müstair 1983 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Eine umfassende archäologische und bauhistorische Untersuchung der Anlage begann 1997 und ging einher mit der Restaurierung aller wesentlichen Gebäude. Mit der Sanierung der Heiligkreuz-Kapelle wurde 2018 eine wichtige Etappe abgeschlossen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. inkl. Infotafeln im Kloster
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 307-308
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 269-270
  • Muraro, Vinzenz - Bischof Hartbert von Chur (951-971/72) und die Einbindung Churrätiens in die ottonische Reichspolitik [Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte, Bd. 21] | Chur, 2009 | S. 102-103
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 303
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil: Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell | Basel, 1943 | S. 292-366
  • Sennhauser, Hans Rudolf - Müstair, Ausgrabung und Bauuntersuchung im Kloster St. Johann: Bericht über das Arbeitsjahr 1997 | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 1997 | Haldenstein/Chur, 1998 | S. 7-12
  • Sennhauser, Hans Rudolf - Müstair, Ausgrabung und Bauuntersuchung im Kloster St. Johann: Bericht über das Arbeitsjahr 1998 | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 1998 | Haldenstein/Chur, 1999 | S. 6-13
  • Sigel, Brigitt (Red.) - Müstair, Kloster St. Johann, Bd. 1: Zur Klosteranlage / Vorklösterliche Befunde | [Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich, Bd. 16.1] | Zürich, 1996
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.05.2019 [OS]