BURG KÜSSNACHT (GESSLERBURG)
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Allgemeine Informationen
Die Burg Küssnacht wurde vermutlich im frühen 13. Jhdt. als Wohnsitz habsburgischer Dienstleute gegründet. Die Herren von Küsnacht waren ein wohlhabendes Rittergeschlecht, mussten aber mehrfach Konflikte mit ihren Untertanen austragen. Um die Mitte des 14. Jhdts. wurde die Burg durch einen Brand zerstört und danach deutlich grösser wieder aufgebaut. Im 15. Jhdt. war sie ein Wohnsitz der Herren von Silenen, bevor sie bald nach 1500 aufgegeben wurde. Gemäss der Tellensage soll die Burg der Wohnsitz des Vogts Gessler gewesen sein.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 04' 55.28" N, 08° 26' 55.22" E
Höhe: 519 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 676.700 / 215.050
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 bei der Ausfahrt Küssnacht verlassen und dann der Zugerstrasse in südlicher Richtung bis in den Ortskern folgen. Beim ersten Kreisel zunächst rechts, beim zweiten Kreisel links abbiegen und auf der Bahnhofstrasse bis zum Hauptplatz fahren. Nun ein kurzes Stück nach Norden und dann rechts in die Seebodenstrasse abbiegen (Hinweisschild zur Burg). Wo diese eine erste scharfe Linkskurve macht, zweigt rechts der Weg zur Ruine ab. Wenige Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Schwyz oder Luzern nach Küssnacht. Vom Bahnhof dem markierten Wanderweg in Richtung Rigi folgen. Dieser führt in ca. 20 Min. über den Hauptplatz hinauf zur Ruine.
Wanderung zur Burg
Der Schwyzer Höhenweg und die ViaGottardo führen am Fuss des Burghügels vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
einfache Feuerstellen auf der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Küssnacht
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2015 | auf Basis von: Bamert, Markus et alt. - Gesslerburg und Hohle Gasse mit Tellskapelle [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 790] | Bern, 2006 | S. 40
Historie
In der Sage von Wilhelm Tell, berühmt geworden durch Schillers gleichnamiges Stück, nimmt die Hohle Gasse bei Küssnacht am Rigi eine wichtige Stellung ein. Hier soll der Held den Vogt Gessler, der von seiner Burg kam, erschossen haben. Heute ist die Burgruine oberhalb von Küssnacht deshalb vor allem unter dem Namen «Gesslerburg» bekannt. Die historischen und archäologischen Fakten zeichnen allerdings ein anderes Bild.

Seit der Karolingerzeit war das Dorf Küssnacht im Besitz des Klosters Murbach-Luzern. Weitere Güter gehörten den Grafen von Habsburg, die vor Ort eine Ritterfamilie mit der Vogtei beauftragten: Die Herren von Küssnacht. Auf einem aussichtsreichen Hügel über dem Dorf entstand spätestens im frühen 13. Jhdt. deren Wohnsitz. Den Kern dieser Burganalge bildeten ein starker Bergfried (Seitenlänge 8 x 9 Meter) und ein Palas mit integriertem Sodbrunnen (36 Meter tief), die zusammen mit den Verbindungsmauern einen inneren Hof umschlossen. Einige schöne Gewändesteine und Bossenquader mit Randschlag zeugen noch heute vom repräsentativen Anspruch der Bauherren.
1210 taucht mit Eppo I. erstmals ein Vertreter der Edlen von Küssnacht in den Schriftquellen auf, der sich eindeutig diesem Ort zuweisen lässt. Er war ein Dienstmann des Grafen Rudolf II. von Habsburg und in Streitigkeiten mit seinen Untertanen verwickelt.

1291, im Jahr seines Todes, konnte König Rudolf I.von Habsburg das Dorf Küssnacht kaufen und der habsburgischen Vogtei angliedern. Für die Herren von Küssnacht bedeutete dies einen starken Bedeutungszuwachs, doch die Dorfbewohner akzeptierten die neuen Verhältnisse nicht einfach so. Auf mehr Selbstbestimmung bedacht, stellten sie sich 1302 gegen die Steuerforderungen ihres Vogtes. Es kam zu einem offenen Konflikt. Eppo II. von Küssnacht musste die Burg gegen die aufgebrachten Dorfbewohner verteidigen und kam nur knapp mit dem Leben davon.
Trotzdem begann nun die Blütezeit der Ritterfamilie. Hartmann von Küssnacht schloss 1347 ein Burgrecht mit der Stadt Luzern ab und verbündete sich auch mit Zürich. Er heiratete die Tochter des dortigen Bürgermeisters Rudolf Brun. Fundstücke von der Burg zeigen, dass die Familie damals wohlhabend gewesen sein muss: Es wurden nicht nur Reste von edler Kleidung und verzierten Ofenkacheln gefunden, sondern auch sehr viele Metallgegenstände, darunter ein Topfhelm, ein Spangenpanzer und zwei Turnierlanzen-Krönlein. Denkbar ist, dass die Küssnachter ein Zollrecht besassen, denn unweit ihrer Burg führte ein wichtiger Zubringer zum Gotthardpass vorbei: die Reichsstrasse durch die berühmte Hohle Gasse.

Hartmann von Küssnacht geriet zwischen die Fronten, als es 1352 zu einer heftigen Fehde zwischen Habsburg und den Zürchern und Eidgenossen kam. Faktisch war er nun mit Letzteren verbündet, weshalb 400 habsburgische Krieger im Mai in Küssnacht einfielen und das Dorf brandschatzten. Ob auch die Burg in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist nicht sicher. Zwar konnte archäologisch nachgewiesen werden, dass die Anlage um jene Zeit durch eine Brandkatastrophe weitgehend zerstört wurde. Doch Hartmann bezahlte 1352 einen hohen Steuerbetrag an Luzern – wozu er nach einem habsburgischen Angriff wohl nicht mehr in der Lage gewesen wäre. Vielleicht erreignete sich der Brand also erst später und hatte andere Ursachen.

In der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. wurde die Burg Küssnacht wieder aufgebaut und beträchtlich erweitert. Der Palas erhielt eine neue Unterteilung, Nördlich der Kernburg enstand ein zweiter Burghof, und westlich davon wurden mehrere neue Gebäude errichtet, darunter ein markantes Eckhaus. Zwingeranlagen flankierten die Anlage auf der Nord- und Südseite. Die Gesamtfläche wurde so mehr als verdreifacht.
Mit Hartmann von Küssnacht erlosch die männliche Linie der Burggründer. Über seine Schwester gelangte die Herrschaft in den Besitz von Johann von Kienberg. Vielleicht war er für den Neubau verantwortlich, denn die Burg wurde über lange Zeit auch «Kienberg» genannt. Im späten 14. Jhdt. häuften sich die Besitzerwechsel: Zunächst gehörte Küssnacht den Freiherren von Utzingen, ab 1384 Walter von Tottikon und seinem Stiefsohn Heinzmann von Hunwil. Schliesslich gelangte die Burg 1418 durch Heirat an die Herren von Silenen.
Dieses Urner Geschlecht stieg im 15. Jhdt. innert kürzester Zeit zu einer Familie von bedeutenden Staatsmännern auf. Jost von Silenen, um 1440 auf der Burg Küssnacht geboren, wurde Bischof von Grenoble und später von Sion, Rat des französischen Königs Ludwig XI. und französischer Gesandter in der Schweiz. Sein Neffe Kaspar von Silenen wurde 1506 der erste Hauptmann der Schweizergarde im Vatikan und starb 1517 in der Schlacht bei Rimini. Daraufhin beschlagnahmte der Stand Schwyz das Erbe der Familie, weil Kaspar unerlaubt Söldner angeworben haben soll. Die Herren von Silenen bekamen ihren Besitz zwar nach 20 Jahren zurück, starben aber bereits 1563 aus.

Die Burg Küssnacht muss bereits im frühen 16. Jhdt. verlassen worden sein – der Chronist Gilg Tschudi beschreibt sie 1532 als Ruine. In der Folge wurde sie immer wieder als Steinbruch ausgebeutet, beispielsweise für den Bau der Kirche von Küssnacht. 1904 sollten die letzten Mauerreste abgetragen werden, um Platz für ein Gasthaus zu schaffen. Doch nun regte sich Widerstand, sogar die Landesregierung intervenierte. Im Auftrag des Innendepartements erwarb 1908 der Bezirksammann Josef Blum den Burghügel für 12'000 Franken. Noch im gleichen Jahr begann die Ausgrabung, die bis 1916 dauerte. Neben den erwähnten Funden konnte man grosse Mauerzüge freilegen, die ab 1917 konserviert und stellenweise rekonstruiert wurden. Grössere Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren 1936-1939, 1955, 1967-1968 und 1989-1990 ausgeführt. Doch die vielen, nicht immer nach wissenschaftlichen Methoden ausgeführten Flickarbeiten hatten die Mauern geschwächt. Eine Gesamtsanierung der Anlage wurde unabwendbar. Diese wurde von 2003-2004 im Auftrag des Bundes durchgeführt, wobei auch geologische und ökologische Aspekte berücksichtigt wurden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bamert, Markus et alt. - Gesslerburg und Hohle Gasse mit Tellskapelle [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 790] | Bern, 2006
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden | Basel, 1929 | S. 46-49
  • Birchler, Linus - Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Bd. II: Gersau, Küssnacht und Schwyz | Basel, 1930 | S. 73-83
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 555
  • Güntert, Gabriela / Högl, Lukas - Die Konservierung der Ruine «Gesslerburg» in Küssnacht am Rigi | In: Bundesamt für Kultur (Hg.) - BAK Journal 10: Denkmalfacetten | Bern, 2003 | S. 20-23
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden) und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 49-54
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 40-42
  • Schneider, Hugo - Die Funde aus der Gesslerburg bei Küssnacht | In: Meyer, Werner et alt. - Die bösen Türnli: Archäologische Beiträge zur Burgenforschung in der Urschweiz [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 11] | Olten/Freiburg i. Br., 1984 | S. 89-128
  • Schneiter, Eugen - Die «Gesslerburg» ob Küssnacht | In: Nachrichten der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen (Burgenverein), 22. Jhg./Nr. 3 | Zürich, 1949 | S. 121-122
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