HARDTURM
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Allgemeine Informationen
Mächtiger Wohnturm in klassischer Megalithbauweise als Rest einer kleinen Burg zur Bewachung der damals einzigen Limmatbrücke zwischen Zürich und Baden. Das in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. wahrscheinlich durch die Familie Manesse errichtete Bauwerk wird auch heute noch bewohnt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23’ 38.47“ N, 08° 30’ 49.53“ E
Höhe: 401 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 681.170 / 249.800
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Vom Zürcher Stadtzentrum dem Sihlquai entlang zum Escher-Wyss-Platz fahren. Hier rechts abbiegen und die Limmat überqueren. Unmittelbar danach beim Wipkingerplatz links einbiegen, dann wiederum links halten und der Breitensteinstrasse in westlicher Richtung stadtauswärts folgen, bis diese die grosse Eisenbahnbrücke unterquert. Kostenpflichtige Parkfelder entlang der Strasse. Direkt unterhalb der Eisenbahnbrücke die Limmat auf dem Hardturmsteg überqueren – der Turm steht am Südufer, wenige Schritte flussaufwärts.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab dem Hauptbahnhof Zürich mit der Tramlinie 17 in Richtung Werdhölzli bis zur Haltestelle Fischerweg fahren. Der Hardturm befindet sich wenige Schritte nordöstlich der Haltestelle am Flussufer.
Wanderung zur Burg
Vom Zürcher Hauptbahnhof kann man auf einem markierten Wanderweg (Richtung Kloster Fahr) dem Nordufer der Limmat entlang in rund 40 Min. zum Hardturm wandern.
Öffnungszeiten
Der Turm wird bewohnt und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
kleiner Spielplatz direkt vor dem Turm
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hardturm
Quelle: Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 320 | bearbeitet von O. Steimann, 2005/2017
Historie
Westlich der Stadt Zürich, am Flusslauf der Limmat, war die Landschaft im Mittelalter von Sümpfen und Auenwäldern geprägt. 1251 wird die Au im Hard erstmals erwähnt. Sie gehörte bis dahin als Lehen der Zürcher Fraumünsterabtei den Leuten von Wipkingen. Da Wipkingen nördlich der Limmat liegt, die Hard aber südlich, wird an dieser Stelle schon damals ein Flussübergang bestanden haben. Ab 1251 war es jedoch die Ritterfamilie Manesse, die der Abtei für die Güter im Hard zinspflichtig war. Diese Zürcher Adelsfamilie, welche auch die südlich der Stadt gelegene Burg Manegg und zwei Wohntürme innerhalb der Stadtmauern besass, errichtete hier wohl kurze Zeit später eine Burg.

Diesen Schluss lässt zumindest das für jene Zeit typische Mauerwerk des Turms zu: Sein 10,8 Meter im Quadrat messender Sockel besteht aus groben, nahezu unbearbeiteten Gesteinsbrocken (Findlingen), die Grundmauern weisen eine Dicke von 3,3 Metern auf. Das rund 8 Meter hohe, nur durch eine schmale Scharte beleuchtete Erdgeschoss wird inwendig durch ein Tonnengewölbe aus Tuffstein abgeschlossen. Die einfache Turmburg war mit einer Ringmauer mit Tor versehen und auf drei Seiten durch einen Wassergraben, auf der vierten durch den Fluss geschützt. Sie war ausserdem der Endpunkt der Letzi im Sihlfeld, einer vorgeschobenen Verteidigungslinie der Stadt Zürich. Unbekannt ist, wie die Anlage ursprünglich genannt wurde. Die Quellen berichten bis in die Neuzeit immer nur von einem Haus oder Turm «im Hard».

1293 wird Ritter Heinrich I. Manesse erstmals ausdrücklich mit Wohnsitz in der Hard genannt. Beim politischen Umsturz in der Stadt von 1336 versprach Heinrich II. schriftlich, «hus und die brugge in dem Harde» niemandem offen zu halten, der gegen Zürich vorgehen wolle. 1343 oder 1349 wurde die Brücke allerdings während eines Hochwassers zerstört, als ein von den Fluten mitgerissenes Haus gegen das Bauwerk prallte. Diese Erfahrung nutzten die Zürcher nur wenige Jahre später aus, als sie im Konflikt mit den Habsburgern lagen. Als Herzog Albrecht 1352 bei der Belagerung von Zürich eine neue Brücke in der Hard errichten wollte, liessen die Stadtbürger ein mit Steinen beschwertes Floss die Limmat hinunter treiben, um das Bauwerk zum Einsturz zu bringen.

Ohne den Flussübergang verlor der Hardturm bald an Bedeutung. 1417 verkauften ihn die Manesse an Rudolf Netstaller. Die Burg ging nun durch die Hände mehrerer angesehener Zürcher Familien und gehörte ab 1460 auch für einige Jahrzehnte der Stadt selbst. Sie verlieh die Burg an die Familie Schwend, die sie wahrscheinlich als repräsentativen Gerichtsherrensitz für das Niedergericht über Wiedikon nutzte.
In dieser Zeit verlor der Turm seine Wehrhaftigkeit, Ringmauer und Graben verschwanden. Die Aufstockung um ein Geschoss über dem alten Turmsockel und der neue Dachstuhl sind gemäss dendrochronologischer Datierung 1465 entstanden. Im späten 16. Jhdt. wurden die kleinen Eckerker angebaut und bald darauf auch der alte Hocheingang durch ein hölzernes Treppenhaus ersetzt.

Bereits 1519 hatte die Stadt den Hardturm an einen unbekannten privaten Eigentümer veräussert. Im 17. Jhdt. gehörte er der Familie Bodmer. Ein bedeutender Umbau erfolgte um 1693, als eine neue Stockwerkeinteilung neue Fenster erforderte. Dazu wurden die alten Mauern teilweise grossflächig durchbrochen.
1799 war Alt Zunftmeister Georg Escher Besitzer des Turms, danach wechselten die Eigentümer wieder in rascher Folge. 1882 erwarb ihn die Firma Schoeller & Co und betrieb auf dem Areal eine Wollfärberei. Die mittelalterliche Anlage verschwand nun hinter Industriebauten. 1964 wurde der Hardturm vom Zürcher Stadtrat unter Schutz gestellt – trotzdem wurde nur wenige Jahre später wegen einer geplanten Fernverkehrstrasse erwogen, das ganze Bauwerk zu verschieben. Nicht zuletzt dank dem Eingreifen des Schweizerischen Burgenvereins konnte dies verhindert werden.
Als 1992 eine grosse neue Wohnüberbauung auf dem Areal der Wollfärberei geplant wurde, unternahm die Kantonsarchäologie Sondiergrabungen und stiess 8 Meter westlich des Hardturms auf Reste des Burggrabens und der Ringmauer. 1999 wurde der Turm einer umfassenden Restaurierung unterzogen, in seinem Inneren richtete man zwei Mietwohnungen ein. Das Bauwerk gehört heute der Hardturm Immobilien AG.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Barraud Wiener, Christine et al. - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, neue Ausgabe, Bd. V: Die «Ausgemeinden» der Stadt Zürich bis 1860 | Bern, 2012 | S. 148-153
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 831
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 99
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 62-64
  • Hoffmann, Hans / Kläui, Paul - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. V: Die Stadt Zürich, zweiter Teil | Basel 1949 | S. 392-395
  • Kläui, Paul - Der Hardturm im Mittelalter | In: Nachrichten des schweizerischen Burgenvereins, 32. Jhg./Nr. 3 | Zürich, 1959 | S. 1-5
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 221
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Band 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 55-56
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 89-90
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 47-50
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 319-320
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 15. Bericht: 1997-2000 | Zürich/Egg 2004 | S. 344-349
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