FÜRSTENBURG | CASTEL FÜRSTENBURG
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Fürstenburg wurde im 12. Jahrhundert durch Bischof Ulrich II. zur Sicherung der weltlichen Macht des Bistums Chur im oberen Vinschgau errichtet. Sie wurde von Burghauptmännern aus bedeutenden Adelsgeschlechtern verwaltet und war im 16. und 17. Jahrhundert längere Zeiten Bischofssitz.
Lage Die Fürstenburg liegt auf einem nur wenig erhabenen Felsklotz am südlichen Rand von Burgeis, einem Ortsteil von Mals. Der Bauplatz wurde aus verteidigungstechnischer Sicht eher ungünstig gewählt. Nach Westen fällt das Gelände nur sehr mäßig zur ca. 50 Meter entfernten Etsch ab, nach Osten steigt das Gelände dagegen relativ rasch in Richtung auf die das Tal überragenden Berge an. Die Burg war also aus allen Richtung relativ gefährdet. Man versuchte dieses Manko durch eine kompakte und massive Bauweise wettzumachen.
Westlich oberhalb der Burg liegt die Benediktinerabtei Marienberg. Noch deutlich höher in Westrichtung befinden sich die spärlichen Reste der einstigen Burg Kastellatz.
Nutzung Die Burg beherbergt heute die Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg (Scula Prof. Agricoltura Fürstenburg).
Bau/Zustand Die Fürstenburg wurde in ihrer über 700-jährigen Geschichte zwar mehrmals belagert und auch eingenommen, ist aber durch Kampfhandlungen nie in größerem Umfang beschädigt worden. Außerdem ist sie über die ganze Zeit fast immer genutzt worden. Und als 1994 große Teile des Bergfrieds einstürzten, wurde die komlette Anlage vollständig restauriert. So zeigt sie sich heute als fast komplett erhaltener, trutzig wehrhafter, mittelalterlicher Herrschaftsbau. Der Burgplatz auf dem Felskopf fällt von Osten nach Westen ab. Nach Osten, in die Hauptangriffsrichtung, steht auf der höchsten Stelle der älteste Bauteil der Burg, der 25 Meter hohe, zinnengekrönte Bergfried in der hier schildmauerartig wirkenden Ringmauer. Er besitzt einen ursprünglichen Eingang in 6 Meter Höhe und ca. 1,85 Meter Mauerstärke. Nach Westen folgt über eine Terrassenstufe der Burghof, der an den drei anderen Seiten von an die Ringmauer gelehnten Wohn- und Wirtschaftsbauten gerahmt wird. Der ehemalige Palas als repräsentativer Wohnbau der Fürstbischöfe liegt in der Südostecke.
Der Zugang zur Burg erfolgte durch einen nordöstlich gelegenen, kleinen Torzwinger. Im Nordosten ragt ein kleiner, dreiviertel-runder Schalenturm aus der Ringmauer hervor. Ein aus dem Felsen gehauener, unterirdischer Gang ermöglicht es, die Burg heimlich zu verlassen. Der Ausgang befindet sich in der Nähe der unterhalb der Burg fließenden Etsch.
Typologie Die Fürstenburg ist eine im Ursprung frühgotische Burganlage, die in der Renaissance wohnlich ausgebaut wurde.
Höhenburg - Spornburg - Randhausburg - Sitz kirchlicher Fürsten (Bischöfe von Chur), die im Gebiet auch die weltliche Macht ausübten
Sehenswert
  • Der kompakte bauliche Gesamtkomplex der Burg.
  • Die mit üppiger Fassadenmalerei (Fresken) versehenen Hoffronten der Wohn- und Wirtschaftsbauten.
  • Die Fürstenzimmer im Palas.
  • Die Burgkapelle aus dem 16. Jahrhundert im Nordflügel.
  • Der in Angriffsrichtung stehende Bergfried, der allerdings nicht bestiegen werden kann.
Bewertung Auch wenn große Teile des Inneren der Fürstenburg durch deren Nutzung als Landwirtschaftsschule geprägt sind, ist eine Besichtigung unter engagierter Führung, die sich auf die historisch wertvollen Raumlichkeiten konzentriert, durchaus lohnenswert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°42'25.75" N, 10°31'33.68" E
Höhe: 1185 m ü. NN
Topografische Karte/n
Die Fürstenburg auf der interaktiven Karte des Vinschgau
Kontaktdaten
Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg | Burgeis 7 | I-39024 Mals (OT Burgeis)
Tel: +39 0473 836500 | Fax: +39 0473 836599 | E-Mail: fs.fuerstenburg@schule.suedtirolit | Internet: www.fachschule-fuerstenburg.it
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
In der Zeit des Schulbetriebes in der Fürstenburg ist grundsätzlich nur eine Außenbesichtigung möglich.
Anfahrt mit dem PKW
Die Anfahrt zur Fürstenburg erfolgt über die SS.40. Auf der Höhe von Burgeis zweigen von ihr mehrere Straßen in diesen Ortsteil von Mals ab, die man alle benutzen kann. Am südwestlichen Ende von Burgeis führt eine Stichstraße direkt zur Burg. Der große Parkplatz liegt direkt vor der Fürstenburg.
Die Anfahrt wird dadurch erleichtert, dass die Fürstenburg von der SS.40 schon von Weitem zu sehen ist.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Burgeis ist in mehrere Buslinien im Obervinschgau eingebunden. Eine davon führt z.B. vom Endbahnhof der Vinschgaubahn (Meran-Mals) in Mals nach Burgeis.
Wanderung zur Burg
keine Angaben
Öffnungszeiten
Die Fürstenburg kann nur in den Sommerferien der Landwirtschaftsschule mit Führung besichtigt werden.
Juli und August: Montags 16:00 Uhr / Donnerstags 10:00 Uhr
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis: 3,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine Einschränkungen
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine Einschränkungen
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist nicht möglich.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Sigmundskron
  1. äußeres Tor
  2. Torzwinger
  3. inneres Tor, im Anschluss Torhalle
  4. Burghof
  5. Norwestflügel
  6. Nordflügel mit Burgkapelle
  7. Palas, Südflügel mit Erkervorbau
  8. Bergfried
  9. schildmauerartig gestaltete Ringmauer in Angriffsrichtung
  10. kleines Rondell
Quelle: Friedrich-Wilhelm Krahe - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Weltbild-Verlag, 1996 | S. 202
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Im 12. Jh wird angeblich durch den Stifter des Klosters Marienberg, Ulrich II. von Tarasp, Bischof von Chur (1087-1095), ein an der Stelle der heutigen Burg stehender Vorgängerbau zerstört. Von diesem berichtet der Marienberger Chronist Goswin. Spuren dieser frühen Burg haben sich nicht erhalten.
Im letzten Viertel des 13. Jh wird die Burg durch Konrad III. von Belmont, Bischof von Chur (1273-1282), mit Zustimmung des Tiroler Landesfürsten Meinhard II., als Trutzbau zur Sicherung der weltlichen Macht des Bistums Chur im oberen Vinschgau errichtet. Ob der Bau im Zusammenhang mit dem etwa zeitgleichen Verlust der ebenfalls von den Bischöfen erbauten Churburg an die Vögte von Matsch steht, ist nicht geklärt. Für die Verwaltung und Verteidigung werden von den Bischöfen Burghauptmänner eingesetzt.
Aus der Erbauungszeit stammen der Bergfried und Teile der Ringmauer.
Die Burg bleibt bis zur Säkularisierung im Jahr 1803 im Besitz der Bischöfe.
1292 wird die Burg durch Berthold II. von Heiligenberg, Bichof von Chur (1291-1298), erstmals urkundlich erwähnt ("in caso nostro Furstenburch").
1333-1347 wird die Burg bereits das erste Mal verpfändet, und zwar an Ulrich von Aspermont.
Um 1349 nehmen die Vögte von Matsch, die schon lange Widersacher der Churer Herrschaft im Vinschgau sind, im Auftrag des Tiroler Landesfürsten die Burg ein. Diese wird anschließend aber nicht an die Matscher verpfändet, sondern an Konrad von Freyberg.
1356 vergleicht sich Peter I. Wurst, Bischof von Chur (1356-1368) mit Konrad von Freyberg und bringt die Burg zurück in den Besitz des Bistums.
1382 überlässt der amtierende Fürstbischof die Fürstenburg dem Konrad von Stadion.
Im 14. Jh wird die Burg für die Trienter Bischöfe bedeutungslos, da sie ihre Herrschaft im Etschtal um Bozen an die Tiroler Landesfürsten verlieren.
1431 wird die Burg erneut durch eine landesfürstliche Streitmacht belagert und zur Aufgabe gezwungen.
Anfang 1499 wird die Burg im Engadiner Krieg durch den Tiroler Landeshauptmann Leonhard von Völs überrumpelt und der darin weilende Heinrich IV. von Hewen, Bischof von Chur (1441-1456), gefangen genommen. Bis zu Niederlage der Österreicher bei Calven im Mai 1499 bleibt die Burg von diesen besetzt.
Im 16.Jh ist die Burg quasi Residenz der Churer Bischöfe, als diese hier mehrfach Zuflucht vor ihren aufständischen, der Reformation verbundenen Bündner Landsleuten suchen.
1525 muss Paul Ziegler, Bischof von Chur (1509-1541), aus Chur fliehen und verbringt den größten Teil seiner Amtszeit in der Fürstenburg.
Ab 1565 verbringt Beat à Porta, Bischof von Chur (1665-1581), sechs Jahre im Fürstenburger Asyl, ebenso sein Nachfolger Peter Raschèr (1581-1601). Während ihrer Amtszeit auf der Burg wird diese umfangreich umgestaltet und erhält im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. Es entstehen neue Bautrakte und an den Palas wird ein Erker angefügt. Aus dieser Zeit stammen auch die Wandgemälde an der Hauptfront, die Ausstattung der Fürstenzimmer, von denen einzelne noch ihr Getäfel bewahrt haben, die Küche, die neue Kapelle, der Ziehbrunnen und die Verließe.
1607 flieht Johannes V. von Aspermont, Bischof von Chur (1601-1627), aus Chur nach Tirol. Seine Schweizer Gegner kommen ihm jedoch zuvor und verwehren ihm den Zutritt zur Burg. Die Bündner werden zwar bald von den Österreichern vertrieben, doch der Tiroler Landesfürst benutzt die Gelegenheit, um eine österreichische Besatzung auf der Burg zurück zu lassen.
1657 tritt Johannes VI. von Aspermont, Bischof von Chur (1636-1661), die Gerichtsbarkeit über die Churer Untertanen im Vinschgau an die Tiroler Landesfürsten ab.
1791 verziert ein Mönch des Klosters Marienberg nachweislich ein Zimmer mit gotischen Holzschnitzereien.
1803 fällt die Burg im Rahmen der Säkularisierung an den österreichischen Kaiser.
1814-1850 ist die Burg Sitz eines k.k. Rentamtes, nachdem Tirol an Österreich zurückgegangen ist.
1805-1814 kommt Tirol und damit auch die Fürstenburg an Bayern und dient als Landgericht.
1859 ersteigert die Gemeinde Burgeis die Burg, die sie als Kaserne und Armenhaus nutzt.
1883 verkauft die Gemeinde die Burg an das Benediktinerkloster Marienberg, dem sie noch heute gehört.
1890 bis 1906 wird die Burg an einen Braumeister verpachtet.
1914 werden in der Burg während des 1. Weltkrieges russische Kriegsgefangene untergebracht.
1952 wird die Burg vom Land Südtirol gepachtet und als landwirtschaftliche Schule genutzt.
Nach 1977 / 1994 werden Sanierungsarbeiten an der Burg ausgeführt, u.a. am Bergfried, der 1994 teilweise einstürzt.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 1: Vinschgau | Bozen, 1980
  • Blaas, Mercedes - Die Fürstenburg - Veröffentlichungen des Südtiroler Kulturinstitutes, Band 1 | Bozen, 2002
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 121 ff
  • Graziadei, Helga - Burgenland Südtirol | Lana, 1998
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 14-15
  • Dumler, Helmut - Wanderungen zu Burgen und Schlössern ind Südtirol | München, 1991
  • Donati, Roberto - Schlösser des Trentino und Südtirols | Narni, 1977
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 158
  • Weingartner, Josef & Hörmann, Magdalena - Die Burgen Tirols (Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol) | Innsbruck, 1981
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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