SENWELENTURM
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Allgemeine Informationen
Sehr gut erhaltener Rundturm aus dem 13. Jhdt., der ins 1584 erbaute Rathaus von Vicosoprano integriert ist. Der Senwelenturm war im Spätmittelalter ein Lehen des Bischofs von Chur und wurde zunächst von den Castelmur, später von den Planta und anderen Familien bewohnt. Im 16. Jhdt. wurde er zum Gefängnis umfunktioniert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 21’ 04.20" N, 09° 37’ 17.25“ E
Höhe: 1067 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 768.000 / 135.650
Kontaktdaten
Infos zu Führungen:
www.bregaglia.ch/de/pretorio-und-folterkammer
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Vom Oberengadin über den Malojapass hinunter ins Bergell fahren und der Hauptstrasse 3 über Casaccia bis nach Vicosoprano folgen. Vor dem Ortseingang rechts in die Via Principale abbiegen und dieser bis zum zentralen Platz folgen, wo sich auch das Rathaus mit dem Senwelenturm befindet. Parkmöglichkeiten im Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Chur aus mit der Rhätischen Bahn bis nach St. Moritz. Ab hier weiter mit dem Bus in Richtung Chiavenna bis zur Haltestelle Vicosoprano, Plazza.
Wanderung zur Burg
Die ViaSett führt unmittelbar am Turm vorbei.
Öffnungszeiten
von April bis Oktober täglich von 09:00 bis 19:00 Uhr
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Senwelenturm
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2023 | Turmaufriss auf Basis von: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 233
Historie
Vom Wohn- zum Gefängnisturm
Es existieren nur sehr wenige Rundtürme aus dem Mittelalter in Graubünden – der am besten erhaltene steht im Ortskern von Vicosoprano im Bergell und ist seit dem späten 16. Jhdt. ins Rathaus integriert. Das 15 Meter hohe Bauwerk besteht aus etwa 1,1 Meter dicken Mauern aus eher kleinen Bruchsteinen und weist an den Aussenwänden noch Spuren eines Rasa-pietra-Verputzes auf. Noch sehr gut zu sehen sind die Löcher der Gerüsthebel aus der Entstehungszeit.
Der Turm verfügt über vier Geschosse und ist mit einem gewölbten Steindach gedeckt, das aber nicht dem ursprüngliche Baubestand zugerechnet wird. Der 3,3 Meter hohe Kellerraum ist in nachmittelalterlicher Zeit in drei Gefängniszellen unterteilt worden, die durch Einstiegslucken aus dem darüberliegenden Stockwerk erreichbar sind. In der ersten Etage befindet sich auch der alte Hocheingang. Im Laufe der Jahrhunderte wurden mehrere Fensteröffnungen zugemauert, so dass der Turm heute sehr abweisend wirkt. Ein gut erhaltener Schüttstein verweist aber darauf, dass er im Mittelalter bewohnt wurde.

Bischöfliches Lehen in den Händen der Castelmur
Entstanden ist der Senwelenturm wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. Seine für die Region ungewöhnliche Form gab ihm den Namen, denn «sinwel» ist ein mittelhochdeutsches Wort für «rund» (vrgl. «Sinwellturm» der Kaiserburg Nürnberg). Bereits in den spätmittelalterlichen Quellen wird er als «turrim rottundam» (1314) oder «sinweln turn» (1410) bezeichnet.
Die erste Erwähnung des Bauwerks stammt aus dem Jahr 1285. Damals übertrug Jacob von Castelmur die Hälfte jener Güter und Rechte, die er von seinem Onkel Konrad geerbt hatte, an den Bischof von Chur. Im Gegenzug erhielt er den Turm zu Vicosoprano als Burglehen. Diese Vergabung war offensichtlich nicht vererbbar, denn Ende Oktober 1314 bestätigte Perlin von Castelmur zusammen mit dem Podestà Ramus und Ulrich Minusa, dass sie den Turm ab Lichtmess 1315 für fünf Jahre bewohnen und den zugehörigen kleinen Wegzoll einziehen dürfen. Danach sollte beides ans Bistum zurückfallen.

Wechselnde Bewohner im Spätmittelalter
Bischof Ulrich von Chur verlieh den Turm später an die Familie von Planta, doch die Bergeller Talleute machten eigene Ansprüche auf das Lehen geltend. 1377 wurden sie deshalb vom Bischof aufgefordert, die Planta in Ruhe zu lassen. 1390 wurde der bischöfliche Ammann Jacob Planta von Zuoz mit dem Turm belehnt. Daraus geht auch hervor, dass das Talgericht des Bergells jeweils an diesem Ort abgehalten wurde.
Noch im bischöflichen Burgenverzeichnis («Buoch der Vestinen») von 1410 ist der Senwelenturm als bischöflicher Besitz verzeichnet. Gemäss dem Chronisten Ulrich Campell wurde er von der Familie Torriani bewohnt und sei nach deren Aussterben noch im 15. Jhdt. abermals in die Hände der Familie von Castelmur gelangt. Deren hier ansässige Linie nannte sich «Castelmur de la Turr». 1583 konnte die Gemeinde den Bau erwerben und errichtete im Folgejahr darum herum das neue Rathaus. Der Turm wurde nun zum Gefängnis umfunktioniert. Heute steht er leer, im Innern sind noch einige alte Folterwerkzeuge zu besichtigen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 370
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 99
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 233-234
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 160-161
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 166-167
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 77-80
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 92-93
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 295
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil, Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell | Basel, 1943 | S. 472
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 52-54
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