CASTELLO DI SAN GIORGIO
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Allgemeine Informationen
Eine Burg zu Magliaso wird bereits 1033 in den Urkunden erwähnt. Um 1100 bot das Castello di San Giogio dem exkommunizierten Bischof von Como, Landolfo de Carcano, eine Zuflucht, bis es 1118 von den Comaskern erobert wurde. 1156 zerstörten Truppen aus Mailand die Burg. Später gehörte sie der Familie Rusca und ab 1667 Karl Konrad von Beroldingen aus Uri. Letzterer liess die Anlage in einen schlossartigen Landsitz umbauen. Vom mittelalterlichen Baubestand existiert heute nur noch der Turm.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 45° 59’ 05.20“ N, 08° 53’ 19.10“ E
Höhe: 307 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 712.360 / 093.620
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 bei der Ausfahrt Muzzano verlassen und der Hauptstrasse 399 in westlicher Richtung nach Agno folgen. Im Zentrum links abbiegen und auf der Contrada San Marco in südlicher Richtung bis nach Magliaso fahren. Im Kreisverkehr am Ende des Dorfes rechts in Richtung Neggio abbiegen und der Via S. Giorgio bergauf bis oberhalb der Anlage folgen. Von hier führt die Via Chiesa hinunter zum Castello (nur wenige Parkmöglichkeiten in der Nähe).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Lugano mit dem Regionalzug (S60 in Richtung Ponte Tresa) bis nach Magliaso fahren. Von der Bahnstation der Via Castellacio in nordwestlicher Richtung bis zur Hauptstrasse folgen. Diese überqueren und der Via Chiesa bergauf an der Kirche vorbei bis zum Castello folgen (Zustieg ca. 10 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss San Giorgio
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
Die Anfänge der Burg im 10./11. Jhdt.
Das Castello di San Giorgio steht auf einem Geländevorsprung über dem Dorfkern von Magliaso, mit schönem Ausblick auf den Luganersee. Ursprünglich war diese Wehranlage wohl der Mittelpunkt einer langobardischen Herrschaft, die sich auf eigenen Grundbesitz und die Verwaltung von Klostergütern abgestützt haben dürfte. Für das 10. Jhdt. ist in Magliaso Grundbesitz des Klosters San Pietro in Cielo d’Oro in Padua nachgewiesen, der von einem herrschaftlichen Hof aus verwaltet wurde. Erstmals erwähnt wird eine Burg zu Magliaso im Jahr 1033, als sie von Arderico di Mendrisio an den Priester Arnoldo verkauft wurde.
Worauf sich der Name San Giorgio bezieht, konnte bis heute nicht geklärt werden, denn die nahe Kirche San Biagio war nie dem hl. Georg geweiht. Vielleicht stand im Hochmittelalter auf dem Burgareal eine Kapelle mit diesem Patrozinium. Die heutige Anlage umfasst jedoch keine Spuren mehr aus dieser Frühzeit.

Zuflucht für einen exkommunizierten Bischof
Im späten 11. Jhdt. muss das Bistum Como in den Besitz der Burg gelangt sein. Im Investiturstreit suchte hier der Comasker Bischof Landolfo de Carcano Zuflucht. Er war von Kaiser Heinrich IV. 1098 eingesetzt, aber von Papst Urban II. exkommuniziert worden. Truppen aus Como stiessen 1118 nach Magliaso vor, belagerten das Castello di San Giorgio und nahmen Landolfo schliesslich gefangen. Dies war der Auslöser für den zehnjährigen Krieg zwischen Como und Mailand. Wie stark die Burg damals Schaden nahm, geht aus den spärlichen Quellen nicht hervor. 1156 soll sie aber von den Mailändern zerstört worden sein.

Spätmittelalter und frühe Neuzeit: unter den Familien Rusca und von Beroldingen
Erst im 14. Jhdt. ist San Giorgio wieder fassbar. Die Anlage gehörte damals einem Zweig der Familie Rusca, einem hauptsächlich in Lugano und Como ansässigen Adelsgeschlecht. Mit der Burg waren Einkünfte von zahlreichen, weit verstreuten Gütern verbunden. Gegen Ende des 15. Jhdts. scheinen die Rusca von Magliaso ausgestorben zu sein, die weiteren Besitzverhältnisse des Castello sind nicht bekannt. Seine Funktion als Herrschaftssitz verlor es aber spätestens, als die Eidgenossen ab 1512 das Sottoceneri besetzten.
1667 kaufte der Urner Patrizier Konrad von Beroldingen das Castello di San Giorgio von einem gewissen Giovanni Maria Castoreo. Der neue Burgherr erhielt von den eidgenössischen Orten die niedere Gerichtsbarkeit übertragen, wodurch er in Magliaso wieder eine Familienherrschaft etablieren konnte. Die Anlage liess er um 1687 gründlich umbauen – so entstand ein schlossartiger Landsitz. Nur der aus der Zeit um 1200 stammende Turm blieb bestehen, wurde aber ebenfalls verändert und in einen neuen Wohntrakt integriert. Konrad von Beroldingen stiftete auch die Barockkirche San Biagio unterhalb der Burg. Als Verwalter der Burggüter wurde ein Podestà eingesetzt.

Das heutige Erscheinungsbild des Castello
Um 1785 wechselte San Giorgio in den Besitz des Urner Landammanns Jost Müller aus Altdorf. Im 19. Jhdt. folgten weitere Handänderungen, und um 1907 wurden die meisten Neubauten aus dem 17. Jhdt. wieder abgebrochen. Von der Anlage, die sich bis heute in Privatbesitz befindet, weist nur der Turm noch mittelalterliche Elemente auf. Auf seiner südostseitigen Fassade sind noch die Überreste einer romanischen Fassadendekoration sichtbar. Auch einzelne Schartenfenster und ein zugemauerter Hocheingang weisen den Turm als mittelalterliches Bauwerk aus. Erst im Spätmittelalter entstand hingegen der runde Backsteinerker (Pfefferbüchse) an seiner nordseitigen Ecke.
Weitere Wehrelemente der Burg sind heute nicht mehr erkennbar. Ob in den Fundamenten des Hofgebäudes nördlich des Turms oder in den seeseitigen Terrassierungen noch mittelalterliches Mauerwerk steckt, müssten bauhistorische Untersuchungen nachweisen. Leider befindet sich die gesamte Anlage seit Jahrzehnten in einem baulich schlechten Zustand.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 630
  • Clemente, Emilio - Castelli e torri della Svizzera Italiana | In: Bollettino storico della Svizzera Italiana, Bd. 86/Heft 2 | Bellinzona, 1974 | S. 122-126
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 112-113
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 110-112
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 120-122
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 43-44
  • Rahn, Johann Rudolf - Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, Canton Tessin | In: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, 25. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1892 | S. 75-78
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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