MEIERTURM (TURU)
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Wallis | Bezirk Brig | Simplon

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Neben der Poststelle von Simplon Dorf stand bis zu seinem Abbruch 1892/93 ein grosser mittelalterlicher Wohnturm. Er war im 13. Jhdt. als Wohnsitz der Herren von Simplon errichtet worden, die als bischöfliche Meier amteten. Nach ihrem Aussterben im 14. Jhdt. wurde der Turm zum Zentrum einer Kastlanei, später diente er unter anderem als Gemeindehaus. Heute enthält nur der angebaute Treppenturm auf der Nordostseite noch mittelalterliches Mauerwerk.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 11’ 44.50“ N, 08° 03’ 19.90“ E
Höhe: 1472 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 647.620 / 116.210
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Der Autobahn A9 das Wallis aufwärts bis zum Ende bei Ried-Brig folgen. Anschliessend auf der Hauptstrasse 9 weiter über den Simplonpass bis nach Simplon Dorf. Dem Abzweiger hinauf ins Zentrum folgen (Parkmöglichkeiten). Der Rest des Meierturms steht an der Alten Simplonstrasse, direkt neben der Poststelle.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Sion mit der Bahn nach Brig, anschliessend mit der Buslinie 631 (in Richtung Domodossola) bis nach Simplon Dorf, Post. Der Turm befindet sich direkt neben der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
Die ViaStockalper führt direkt am Meierturm vorbei.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Meierturm (Simplon)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
13. und 14. Jhdt.: Turm der bischöflichen Meier
Zur Verwaltung seiner Besitzungen auf der Südseite des Simplonpasses setzte der Bischof von Sion 1257 Burchard von Simplon als Meier ein. Das lokale Adelsgeschlecht errichtete damals im gleichnamigen Dorf als standesgemässen Sitz einen Wohnturm. Es war ein stattlicher Bau mit einem Grundriss von ca. 9 x 9 Metern, der direkt an der alten Passstrasse stand.
1334 verkaufte Johann von Simplon, verheiratet mit Ursula von Attinghausen, einen Drittel des Turms sowie einen Drittel des Meiertums an Bischof Aymo von Sion. In dieser Urkunde wird der Bau erstmals direkt erwähnt. Bald darauf verlieren sich die Spuren seiner Erbauer. Ursula von Attinghausen scheint nach dem Tod ihres Mannes ins Urnerland zurückgekehrt zu sein, ihre beiden Söhne tauchen in den Quellen nicht mehr auf.

1380 bis 1545: Sitz des Kastlans von Simplon
Nach dem Aussterben derer von Simplon brachte der Bischof auch den Rest des Turms in seinen Besitz. Das Meieramt wurde nicht neu vergeben, dafür ein Kastlan eingesetzt. 1380 erhielt Anton Theiler dieses wichtige Amt. Damit verbunden war der Auftrag, den Turm wieder instand zu stellen und im Erdgeschoss einen Lagerraum für Waren einzurichten, die über den Pass transportiert wurden. Als Kastlane verfügten die Theiler am Simplon nicht nur über die Gerichtsbarkeit, sondern auch über das Sustrecht und das Weg- und Zollrecht. In den folgenden Jahrzehnten stiegen sie so zur mächtigsten Familie der Talschaft auf.
Im 16. Jhdt. trat allerdings die Gemeinde Simplon immer eigenständiger auf und machte den Kastlanen deren Vorrechte streitig. 1543 kam es – offenbar nicht ganz freiwillig – zum Verkauf: Simplon erwarb von den Theiler das Zoll-, Weg- und Sustrecht samt dem «Turu». Jakob Theiler wollte diesen Handel zwar rasch rückgängig machen, doch wurde das Geschäft 1565 vom Landeshauptmann für rechtskräftig erklärt. Ein weiterer Rekurs scheiterte 1571 vor einem Schiedsgericht.

16. und 17. Jhdt.: Gemeinde- und Salzhaus
Das Dorf nutzte den alten Meierturm fortan als Gemeindehaus. Bereits 1545 wurde im Stockwerk unter dem bisherigen Wohngeschoss eine Burgerstube eingerichtet, die als Versammlungsraum diente. Zur gleichen Zeit dürfte auf der Nordostseite, auf einem mittelalterlichen Mauersockel, der halbrunde Treppenturm angebaut worden sein.
Als sich im 17. Jhdt. Kaspar Stockalper eine Vormachtstellung beidseits des Simplonpasses sicherte, erwarb er von Privatleuten 1650 und 1653 Anteile am Turm. Er plante, den mittelalterlichen Bau als Salzhaus zu nutzen und liess den Treppenturm bis über die Burgerstube aufstocken. Von einer damals ebenfalls vorgesehenen Umfassungsmauer ist auf späteren Abbildungen nichts erkennbar.

Spätes 19. Jhdt.: Teileinsturz und Abbruch
Nach dem Sturz Stockalpers (1678) wurde der Turm weiterhin von der Gemeinde und verschiedenen Privaten genutzt, wie Einkommensverzeichnisse aus jener Zeit belegen. 1832 kam es zu einem Brand, doch scheint der Bau zumindest notdürftig wieder hergestellt worden zu sein. Noch bis ins späte 19. Jhdt. versammelten sich die Bürger von Simplon jedes Jahr zu Silvester im Turm, wo einjeder ein sogenanntes «Turmbrot» erhielt und viel Wein getrunken wurde.
Am 2. Oktober 1892 brach gegen die alte Passstrasse hin ein grösseres Mauerstück ab. Nun wurden rasch Stimmen laut, die den kompletten Abbruch des schon seit längerem baufälligen Turms verlangten. Drei Wochen später beschloss die Walliser Regierung, ihn bis auf die Hälfte abzutragen. Bereits im Februar 1893 entschied man, auch den Rest der Ruine zu beseitigen und an gleicher Stelle ein neues Gemeindehaus zu errichten. Vom Vorgängerbau blieben nur noch zweieinhalb Geschosse des Treppenturms erhalten. Ein Blick auf alte Abbildungen zeigt, dass die Gemeinde Simplon damit ihr Wahrzeichen verloren hat.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Arnold, Renato - 700 Jahre Gemeinde Simplon: Geschichte und Geschichten | Simplon, 2008 | S. 45-58
  • Arnold, Renato - von Simpeln | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 19.01.2022: hls-dhs-dss.ch
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 232-234
  • Kuonen Ackermann, Carmela - Die Kunstdenkmäler des Kantons Wallis, Bd. IV: Der Bezirk Brig | Bern, 2015 | S. 294 und S. 308
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    -
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 21.01.2022 [OS]