GROTTENBURG KROPFENSTEIN
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Surselva | Breil / Brigels

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Allgemeine Informationen
Ruine einer der schönsten und besterhaltenen Grottenburgen der Schweiz. Die in eine überhängende Felswand hineingebaute Anlage ist auf einem gesicherten Weg über ein schmales Felsband erreichbar. Sichtbar sind die Mauern des langezogenen Kopfbaus und des Wohntrakts mit vielen interessanten baulichen Details. Die um 1312 errichtete Anlage war bis ins späte 15. Jhdt. der Wohnsitz der Familie von Kropfenstein.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46’ 11.42“ N, 09° 06’ 06.20“ E
Höhe: 1102 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 727.020 / 181.200
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Ilanz der Hauptstrasse 19 das Vorderrheintal aufwärts folgen und kurz nach Rueun bergseits den Abzweiger nach Waltensburg/Vuorz nehmen. Das Dorf durchqueren und gleich danach links in Richtung Breil/Brigels abbiegen. Kostenlose Parkplätze am Waldrand. Von dort in südwestlicher Richtung den Wegweisern bis zur Burg folgen (ca. 10 Minuten).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindung von Chur nach Ilanz. Nun weiter mit dem Postauto (Linie 424 in Richtung Andiast) bis zur Haltestelle Waltensburg/Vuorz, Sumvitg. Ab hier der Wanderroute in Richtung Breil/Brigels über 1 km in südwestlicher Richtung folgen, wo im Wald ein ausgeschilderter Weg talseits in wenigen Schritten zur Burg führt.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Kropfenstein
Quelle: weitgehend neu gezeichent von O. Steimann, 2019 | auf Basis von: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 111
Historie
Kropfenstein war eine Grottenburg, die nicht in einem finsteren Loch als Zuflucht für Notzeiten erbaut wurde, sondern einem angesehenen Geschlecht als permanenter Wohnsitz diente. Dies zeigt die vergleichsweise komfortable Austattung der langezogenen Anlage, die wie ein Adlerhorst in einer steilen Felswand ruht. Zugänglich ist sie nur von Nordosten her über ein schmales Felsband, auf dem noch Auflager von heute verschwundenen Zugangsbauwerken erkennbar sind.
Das mit eisernen Angeln ausgestattete Burgtor befindet sich auf der schmalsten Seite und führt ins Untergeschoss des dreistöckigen Kopfbaus. Darüber lag einst ein bewohnbarer Raum mit zwei Sitzfenstern. Der südwestliche Teil der Burg besteht aus dem geräumigen, zweistöckigen Hauptgebäude. Es war mehrfach unterteilt und weist Wände mit Glattverputz, helle Sitznischen, einen Abort, einen Ausguss zur Frontseite und Reste eines Rauchabzugs auf.

Wie die dendrochronologische Datierung zweier Balkenreste ergeben hat, wurde die Burg um 1312 errichtet. Auf einen Vorgängerbau gibt es keine Hinweise. Der Grundriss von Kropfenstein erinnert stark an die Grottenburgen im Bleniotal, auf der Südseite des Lukmanierpasses. Möglicherweise dienten sie den Bauherren als Vorbild. Dies gilt insbesondere für die Grottenburg Casa dei pagani in Malvaglia.
Kropfenstein wird in den mittelalterlichen Quellen nie direkt genannt. Der Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort «Kropf» zurück (Auswuchs am Hals, Wucherung) und passt gut zur Lage der Burg in der überhängenden Felswand. Die Wehranlage wird allgemein als Stammsitz der gleichnamigen Familie betrachtet. Die Kropfensteiner waren Gefolgsleute des Bischofs von Chur sowie der Freiherren von Rhäzüns und zählten im Spätmittelalter zu den angesehensten Geschlechtern des Bündner Oberlandes. In ihrem Wappen trugen sie einen Raben.

Als erster Vertreter eindeutig der Familie zuzurechnen ist ein 1335 erwähnter Bürcli von Kropfenstein. Albrecht von Kropfenstein taucht von 1396 bis 1406 als Vogt von Ilanz auf, ebenso Marquart in den Jahren 1435 bis 1447. Noch 1473 siegelte Junker Jörg von Kropfenstein für einen Einwohner von Waltensburg. Bald darauf starb das Adelsgeschlecht aus.
Zu diesem Zeitpunkt wird auch die Burg verlassen worden sein. Ihren relativ guten Zustand verdankt sie vor allem dem Felsüberhang, unter welchem sie vor Witterungseinflüssen weitgehend geschützt blieb. Erste Sicherungsarbeiten wurden in den 1950er-Jahren vorgenommen. Zuletzt wurden im Jahr 2000 die Mauerkronen und der Wandverputz konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 374
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 163-166
  • Buholzer, Columban - Ehemalige Burgen und Schlösser im Vorderrheintal | In: Bündnerisches Monatsblatt, 1927/Heft 7 | Chur, 1927 | S. 218-219
  • Bundi, Martin et al. - Die Burgruinen Jörgenberg und Kropfenstein in Waltensburg [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 749] | Bern, 2004
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 111-113
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 192-193
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 77-80
  • Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten/Freiburg i.Br., 1986 | S. 65-67
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 53-54
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 46
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 235-236
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. IV: Die Täler am Vorderrhein, I. Teil: Das Gebiet von Tamins bis Somvix | Basel, 1942 | S. 341
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, II. Teil: Bündner Oberland und Seitentäler | Basel, 1944 | S. 44-48
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Der Zwingherr von Kropfenstein
    Der Zwingherr von Kropfenstein

    Auf Kropfenstein hauste einst ein Zwingherr, der seine Untertanen ohne Erbarmen unterdrückte. Seine Burg verliess er selten und sicherte sie duch eine lederne Zugbrücke. Schliesslich erhob sich das Volk, belagerte die Festung und zwang ihn zur Aufgabe. Der Zwingherr wollte sich gefangen nehmen lassen, unter der Bedingung, dass seine Frau die restlichen Lebensmittel in einem Korb wegtragen dürfe. Die Landleute willigten ein und liessen die Frau mit ihrem grossen Korb unbehelligt abziehen. Dann bemächtigten sie sich der Burg. Doch der Zwingherr war nirgends zu finden, weil er mit allen Urkunden der Herrschaft im Korb gelegen hatte. Aus fremdem Lande machte er seine Rechte geltend, und die Untertanen haben ihm und seinen Erben die Schulden bezahlt.

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten, 1986 | S. 66
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