BURGSTELLE GERSTELFLUH
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Allgemeine Informationen
Archäologisch belegte Burgstelle nahe dem Sattel bei der Gerstelfluh, rund 800 Meter östlich der Ruine Waldenburg. Auf der bereits in frühgeschichtlicher Zeit besiedelten Fläche befand sich im 12. Jhdt. eine Wehranlage, die wohl von frohburgischen Dienstleuten bewohnt wurde. In sie scheint auch eine Grotte mit natürlichem Felsenfenster miteinbezogen gewesen zu sein.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 49.90“ N, 07° 45’ 48.10“ E
Höhe: 817 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 624.520 / 247.790
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A22 auf der Ausfahrt Liestal verlassen und anschliessend der Kantonsstrasse 12 (Waldenburgerstrasse) in südlicher Richtung über Hölstein, Niederdorf und Oberdorf bis nach Waldenburg folgen. Nach Durchquerung des Städtchens der Hauptstrasse bis zur zweiten Kehre folgen. Hier biegt bergseits eine markierte Nebenstrasse ab. Wendet man sich bei der nächsten Verzweigung nach links, mündet diese in einen grossen Parkplatz. Von hier führt ein steiler Wanderweg zur Ruine Waldenburg hinauf. Anschliesssend dem Bergweg in Richtung Rehag nach Osten folgen bis zur Burgstelle (Zustieg ca. 45 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die Waldenburgerbahn verkehrt halbstündlich zwischen Liestal und Waldenburg. Vom Bahnhof führt ein markierter Wanderweg in ca. 55 Min. steil hinauf zur Ruine Waldenburg und weiter in Richtung Rehag bis zur Burgstelle.
Wanderung zur Burg
siehe oben
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
einfache Feuerstelle auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Gerstelfluh
Quelle: Berger, Ludwig / Müller, Felix - Sondierungen auf der Gerstelflue bei Waldenburg BL 1968 und 1974 | In: Baselbieter Heimatbuch, Bd. 14 | Liestal, 1981 | S. 15 | überarbeitet von O. Steimann, 2022
Historie
Die Besiedlung von der späten Bronze- bis in die Römerzeit
Von der Ruine Waldenburg erstreckt sich ein felsiger Juragrat über mehrere Kilometer nach Osten. Rund 800 Meter östlich der Burg befindet sich in diesem Grat ein Sattel, bevor er steil zur schroffen Gerstelfluh hin ansteigt. Wie mehrere archäologische Untersuchungen gezeigt haben, war dieser Ort bereits ab der späten Bronzezeit (ab 1300 v. Chr.) besiedelt. Die ältesten Funde wurden auf kleinen, nur schwer zugänglichen Flächen hoch in den Felsen der Gerstelfluh entdeckt.
Auch aus der Hallstattzeit (ab 800 v. Chr.) und der La-Tène-Zeit (ab 450 v. Chr) fand man Spuren, allerdings vor allem auf zwei Plateaus zu beiden Seiten des Sattels. Mühlsteine im Fundgut, Keramikscherben und zahlreiche Münzen sprechen dafür, dass sich schon damals Menschen hier dauerhaft niederliessen. Es wird vermutet, dass der Sattel bei der Gerstelfluh als Ausweichroute für den Verkehr über den Jura diente, wenn die Klus bei Waldenburg beispielsweise wegen Hochwasser unpassierbar war. Möglicherweise stand hier ein Höhenheiligtum, das bis in römische Zeit hinein aufgesucht wurde.

Die Gerstelfluh im Mittelalter
Die mittelalterliche Besiedlung der Gerstelfluh hatte ihren Schwerpunkt auf dem Plateau 50 Meter westlich des Sattels. Sie scheint auch eine gegen Norden ausgerichtete Grotte mit natürlichem Felsenfenster miteinbezogen zu haben. Eine bei den Untersuchungen entdeckte Steinsetzung auf der Südostseite der Siedlungsfläche ist wohl der Überrest einer Stützmauer. Die mittelalterlichen Fundstücke – Tonscherben, ein Reitersporn mit Stachel, Geschoss-Spitzen, Hufeisen, eine Fleischgabel, weitere Metallgegenstände und ein Spielwürfel aus Tierknochen – zeigen, dass sich hier im 12. Jhdt. ein adliger Wohnsitz befand. Schlacken deuten zudem darauf hin, dass auf dieser Anlage Eisenerz verarbeitet wurde.
Umfang und Aussehen dieser Höhenburg lassen sich heute nicht mehr rekonstruieren. In den Schriftquellen wird sie nicht erwähnt. Die Gerstelfluh befand sich im 12. Jhdt. im Einflussgebiet der Grafen von Frohburg, die im Hochmittelalter den Verkehr über den Oberen Hauenstein kontrollierten. Von der Burg aus dürften die Rodungsarbeiten in diesem Gebiet vorangetrieben worden sein, bevor um 1200 die Waldenburg als neues Herrschaftszentrum und Wohnsitz eines Zweigs der Grafenfamilie errichtet wurde. Die ältere Anlage verlor damit ihre Bedeutung und wurde aufgegeben.

Archäologische Untersuchungen
Erste Grabungen auf dem Areal wurden 1968 durchgeführt, gefolgt von einer breiter angelegten archäologischen Untersuchung im Sommer 1974. In den nachfolgenden Jahren wurden immer wieder Einzelfunde gemeldet, die Gerstelfluh wurde aber auch mehrfach von illegalen Sondengängern heimgesucht. Weil sich zeigte, dass sich viele Fundgegenstände nahe an der Erdoberfläche befanden und von Verwitterung und Erosion bedroht waren, entschloss sich die Kantonsarchäologie Baselland 2014 zu systematischen Sondierungen. Dabei wurden insgesamt mehr als 600 Metallfunde aus den verschiedenen Besiedlungsperioden gesammelt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ludwig / Müller, Felix - Sondierungen auf der Gerstelflue bei Waldenburg BL 1968 und 1974 | In: Baselbieter Heimatbuch, Bd. 14 | Liestal, 1981 | S. 9-91
  • Fischer, Andreas / von Wartburg, Jan - Waldenburg BL, Gerstelfluh | In: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Bd. 98 | Basel, 2015 | S. 225
  • Fischer, Andreas / von Wartburg, Jan - Waldenburg, Gerstelfluh: auf der Spur einer besonderen Keltensiedlung | In: Archäologie Baselland (Hg.) - Jahresbericht 2014 | Liestal, 2015 | S. 30-31
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 99
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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