CHÂTEAU D'YVERDON
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Waadt | District du Jura-Nord vaudois | Yverdon-les-Bains

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Allgemeine Informationen
Das Château d’Yverdon steht am Ort, wo um 1235 die Herren von Montfaucon-Montbéliard eine Vorgängeranlage errichtet hatten. Diese wurde aber in einer Fehde um die Vorherrschaft über Yverdon schon bald zerstört. Der heutige Bau, ein Musterbeispiel für den Burgentypus des «carré savoyard», entstand ab 1259 unter Graf Peter II. von Savoyen. Die savoyische Herrschaft dauerte bis zur Eroberung durch Bern 1536. Danach diente das Château bis 1798 als Vogteisitz, bevor es im frühen 19. Jhdt. die Erziehungsanstalt des berühmten Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi beherbergte. Heute sind in der gut erhaltenen Burg mehrere Museen untergebracht.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46’ 41.60“ N, 06° 38’ 29.45“ E
Höhe: 435 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 539.120 / 181.090
Kontaktdaten
Musée d’Yverdon et région | Le Château | CH-1401 Yverdon-les-Bains
Tel: +41 (0)24 425 93 10 | E-Mail: info@musee-yverdon-region.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A5 bei der Ausfahrt Yverdon-Ouest verlassen und auf der Route de Sainte-Croix in östlicher Richtung bis an die Hauptstrasse 5 (Avenue de Grandson) fahren. Rechts abbiegen und der Strasse bis ins historische Zentrum von Yverdon folgen. Die Burg steht am östlichen Rand der Altstadt. Kostenpflichtige Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Yverdon-les-Bains ist die etwas weiter südlich gelegene Burg in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar.
Wanderung zur Burg
Der Chemin des Trois Lacs führt unweit nördlich an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
In der Burg befinden sich drei Museen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten.
Musée d’Yverdon et région: www.musee-yverdon.ch
Musée suisse de la Mode: www.museemode.ch
Centre Pestalozzi: www.centrepestalozzi.ch
Einige Räume der Burg können auch für Privatanlässe gemietet werden: www.patrimoine.vd.ch
Eintrittspreise
für das Musée d’Yverdon et région:
Erwachsene: 10 CHF
Kinder (ab 6 Jahren): 6 CHF
(Stand 2018)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
k.A.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Yverdon
Quelle: De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 2 [Cahiers d'archéologie romande 99] | Lausanne, 2004 | S. 861 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2018
Historie
Keltische und römische Zeit:
Yverdon liegt verkehrstechnisch günstig am südlichen Ende des Neuenburgersees und war seit vorgeschichtlicher Zeit ein beliebter Siedlungsplatz. Der See reichte früher allerdings viel weiter nach Süden – mit der Uferlinie veränderte sich auch die Besiedlung über die Jahrhunderte immer wieder. Erste keltische Befestigungsanlagen gehen auf das 1. Jhdt. v.Chr. zurück. Im frühen 4. Jhdt. entstand dann ein grosses römisches «castrum» unweit südlich der heutigen Burg. Die Befestigungsanlagen von Eburodunum, wie Yverdon damals hiess, verfügten über zwei Tore, elf Wehrtürme und eine starke Umfassungsmauer. Diese römische Anlage diente bis ins Hochmittelalter als Zentrum der Siedlung.

Frühes 13. Jhdt.:
Über die Besitzverhältnisse an diesem strategisch wichtigen Ort herrscht keine Klarheit. Im frühen 13. Jhdt. lag er im Einflussbereich der Herren von Montfaucon-Montbéliard, die in Orbe residierten. Doch auch der Bischof von Lausanne verfügte hier über Rechte. Es war wohl die immer engere Allianz des Bistums mit den stark expandieren Grafen von Savoyen und den benachbarten Herren von Grandson, die Amadeus III. von Montfaucon-Montbéliard um 1235 veranlasste, in Yverdon eine erste Burg zu bauen.
Den Kern dieser Anlage bildete ein Rundturm mit 9 Metern Durchmesser und rund 1,75 Meter starken Mauern. Seine Fundamente wurden 1943 bei Ausgrabungen im heutigen Burghof entdeckt. Über diesen Fund wurden später viele Theorien aufgestellt. Erst durch weitere Grabungen in den Jahren 1979 und 1994 konnte aufgezeigt werden, dass der Turm Teil einer grösseren Burganlage war. Ihr Umfang lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Das Tor befand sich wahrscheinlich südöstlich unmittelbar neben dem Turm.

Diese erste Burg hatte nicht lange Bestand. Spätestens ab 1238 kam es zum Konflikt zwischen den beiden Parteien, die um die Vorherrschaft über Yverdon rangen. Dabei wurde die Anlage, die vielleicht gar nie fertiggestellt worden war, zerstört. Eine Schlüsselrolle spielte dabei Aymon II. de Faucigny als enger Verbündeter der Savoyer. Er führte zahlreiche Fehden in der Region und dürfte auch für die Eroberung Yverdons verantwortlich sein. An ihn veräusserte das verschuldete Bistum seine Rechte in der Region. Auch die Herren von Montfaucon-Montbéliard mussten sich aus Yverdon zurückziehen. Wahrscheinlich als Ersatz für die verlorene Burg erbauten sie damals das benachbarte Château de Montagny-le-Corbe.

Spätes 13. Jhdt.:
Graf Peter II. von Savoyen war der Schwiegersohn von Aymon II. de Faucigny und beerbte diesen um 1253. Er sicherte sich weitere Rechte in Yverdon und begann 1259 mit dem Bau einer neuen Burg samt zugehörigem Städtchen. Für Letzteres erhielt er vom Bischof das Marktrecht. Die Einwohner zogen vor allem aus dem alten Römerkastell, aber auch aus der weiteren Umgebung hierher.
Die neue Burg bildet ein klassiches Beispiel des «carré savoyard»: Eine recheckige Anlage mit Rundtürmen in jeder Ecke. Verantwortlich für das Projekt war der bedeutendste Baumeister in Diensten des Grafen, Pierre Mainier. Die Arbeiten dauerten bis 1285, und ein Grossteil des heutigen Mauerwerks geht auf diese Epoche zurück. Die Dimensionen sind alle nach dem «savoyardischen Fuss» (28 cm) bemessen. Die drei kleineren Türme sind je 70 Fuss hoch (19,6 Meter), der Donjon in der südöstlichen Ecke 100 Fuss (28 Meter). Die Abstände zwischen den Türmen betragen ebenfalls 100 bzw. 130 Fuss (36,4 Meter).

Alle Türme weisen im Innern Reste von Kaminanlagen auf, waren also zumindest zeitweise bewohnbar. Der Hocheingang des Donjons ist noch heute vom südwestlichen Wohntrakt her über einen Laubengang erreichbar, der von einer Zugbrücke unterbrochen wird. Im Kellergeschoss des Turms befindet sich eine grosse Zisterne mit Kuppelgewölbe. Seinem obersten Stockwerk war einst ein rundum verlaufender Wehrgang aus Holz vorgelagert. Vergleichbare Konstruktionen dürften auch bei den drei anderen Türmen bestanden haben.
Die Wohnbauten der Burg lehnen sich inwendig an die Ringmauer an. Im südwestlichen Trakt befand sich die Wohnung des Burgherrn, auf der Südostseite hingegen die Kappelle, für die im 14. Jdt. ein grosses gotisches Fenster in die Ringmauer eingebaut wurde. Küche und Wohnräume des Kastellans waren hingegen im nordostseitigen Trakt untergebracht.

Ursprünglich war die Burg mit einer äusseren Wehrmauer und einem Graben umgeben. Dieser konnte im Bedarfsfall mit Wasser aus dem Flüsschen Thièle geflutet werden. Das Burgtor auf der Nordostseite wurde über eine Zugbrücke erreicht, die durch eine Barbakane geschützt war. Diese äusseren Befestigungswerke sind heute leider gänzlich verschwunden.

14. und 15. Jhdt:
Die Savoyer liessen die Herrschaft Yverdon durch Kastellane verwalten, die aus dem Adel des Waadtlandes stammten. Am häufigsten lag das Amt in den Händen der Herren von Colombier. 1365/66 wurde die Burg in Verteidigungsbereitschaft versetzt, um einen allfälligen Einfall von Söldnerscharen aus Frankreich abzuwehren. Ausserdem verwüstete ein grosses Brand 1378 Teile der Burg und des Städtchens. Bis 1382 musste ein Grossteil der Dächer neu gedeckt werden. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Burg mit Kanonen ausgestattet und baulich modernisiert. Herzog Amadeus VIII. von Savoyen nutzte sie um 1399 für längere Zeit als Residenz.
Die Abrechnungen des Hauses Savoyen zeigen, dass vor allem in der ersten Hälfte des 15. Jhdts. immer wieder in die Burg investiert wurde. Danach aber verschlechterte sich ihr baulicher Zustand deutlich. Deshalb stiessen die Berner auf keine grossen Hindernisse, als sie zu Beginn der Burgunderkriege 1475 in Yverdon einfielen und die Stadt gezielt verwüsteten. Zwar konnte im Folgejahr Jacques von Savoyen, Graf von Romont, den Ort zurückerobern. Doch die Kriegsschäden waren so gross, dass die Burg als unbewohnbar eingestuft wurde. Die Kastellane mussten in der Stadt residieren, und der Bevölkerung wurden ab 1479 für ein Jahrzehnt die Steuern erlassen, damit sie den Wiederaufbau bewerkstelligen konnte.

16. bis 18. Jhdt.:
1536 besetzte Bern die Waadt erneut und diesmal endgültig. Auch in Yverdon mussten die Verteidiger nach viertägiger Belagerung am 25. Februar kapitulieren. Damit brach für die Burg eine neue Zeit an, denn sie wurde nun wieder in Stand gestellt und fortan als Vogteisitz genutzt. Ihre fortifikatorische Funktion wurde nun unbedeutend, weshalb die äusseren Befestungsanlagen nach und nach verschwanden. Die Gräben wurden aufgefüllt und neue Fenster in die Mauern gebrochen. Die Innenräume erhielten eine neue, wohnlichere Ausstattung. Weitgehend neu aufgebaut werden musste ab 1604 der westseitige Turm (Judenturm), der kurz zuvor eingestürzt war. Seine exkat zugeschnittenen Tuffquader heben sich deutlich vom restlichen Mauerwerk der Burg ab.
In der helvetischen Revolution von 1798 gehörte Yverdon zu den ersten Herrschaften, die das alte Regime stürzten. Das Château wurde nun Nationalgut und gelangte 1803 an den neuen Kanton Waadt. Dieser verkaufte es allerdings bereits 1804 samt den zugehörigen Gütern für 44’870 Pfund an die Stadt Yverdon.

19. Jhdt. bis heute:
Yverdon überliess die leerstehende Burg dem berühmten Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, der darin eine Erziehungsanstalt einrichtete, in der er seine reformerischen Ideen umsetzte. Sie bestand bis 1823 und sorgte damals international für Aufsehen. Nach dem Konkurs des Heims beherbergten die Räumlichkeiten ein privates Institut, bis die Burg 1837 zum Schulhaus von Yverdon umfunktioniert wurde.
Seit 1912 ist das Museum für Yverdon und seine Region im Château einquartiert, zwischenzeitlich gesellten sich auch die Stadtbibliothek und -verwaltung dazu. Heute beherbergt die rundum sanierte Anlage das Schweizerische Modemuseum, ein Theater und das Pestalozzi-Zentrum.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 55-56
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 716
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, II. Teil | Basel, 1936 | S. 94-101
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), 2 Bde. [Cahiers d'archéologie romande 98/99] | Lausanne, 2004
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 115-117
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 72-73
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 70-72
  • Pradervand, Brigitte - Châteaux en pays de Vaud: Du château médiéval à la maison de campagne du XVIIIè siècle | Lausanne, 2010 | S. 134-139
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