STADTBEFESTIGUNG WIEDLISBACH
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Bern | Verwaltungskreis Oberaargau | Wiedlisbach


Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2a: Nachträge zu Band 2 | Zürich, 1999 | S. 11
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Kompaktes mittelalterliches Städtchen, im 13. Jhdt. von den Grafen von Frohburg als Teil der Herrschaft Bipp gegründet. Noch erhalten sind der westliche Eckturm (Städtliturm) sowie in Häuserzeilen auf der Nord-, Ost- und Südseite integrierte Reste der Stadtmauer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 15' 07.38" N, 07° 38' 45.72" E
Höhe: 470 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 615.700 / 233.480
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Wangen an der Aare verlassen und anschliessend der Kantonsstrasse 22 in nördlicher Richtung bis nach Wiedlisbach folgen. Parkmöglichkeiten im Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Langenthal mit dem Regionalzug in Richtung Oensingen bis nach Wiedlisbach. Der Bahnhof befindet sich unmittelbar nördlich der befestigten Altstadt.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Nur Aussenbesichtigung möglich, die meisten Gebäude mit Resten der Befestigungsanlagen befinden sich in Privatbesitz.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Wiedlisbach
Quelle: Boschetti-Maradi, Adriano / Portmann, Martin - Das Städtchen Wiedlisbach: Bericht über die archäologischen Untersuchungen bis ins Jahr 2000 | Bern, 2004 | S. 15 | überarbeitet von O. Steimann, 2006
Historie
Das Gebiet von Wiedlisbach war bereits in römischer Zeit dicht besiedelt. Etwa 700 Meter südöstlich des Städtchens stand ein bis mindestens ins 3. Jhdt. n.Chr. bewohnter Gutshof, und unmittelbar südlich davon wurde ein Grab aus dem 7. Jhdt. entdeckt. Auf dem «Walkihügel» südlich des Städtchens wird ausserdem eine hochmittelaterliche Burganlage vermutet.
Wiedlisbach selbst wurde sehr wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jhdts. durch Graf Ludwig den Älteren von Frohburg gegründet. Nach der grossen Erbteilung in der mächtigen Grafenfamilie benötigte er als Oberhaupt der Zofinger Linie wohl einen neuen Zoll und Markt am südlichen Zugang zum Oberen Hauenstein. Wiedlisbach war allerdings eher bescheiden angelegt und konnte denn auch nie die vom Gründer vielleicht erhoffte Bedeutung erlangen. 1275 wird das «oppidum Wiechtlispach» erstmals erwähnt. Die ummauerte und bergseits durch einen Graben geschützte Stadt verfügte über je ein Tor auf der Westseite (Bieltor) und der Ostseite (Baseltor). Hinweise aus den Schriftquellen deuten darauf hin, dass sie seit ihrer Gründung über eine Kapelle verfügt hat. Die Stadtmauer selbst war maximal 9 Meter hoch, bis zu 1,7 Meter dick und mit einem Zinnenkranz und einem hölzernen Wehrgang versehen. In der nordwestlichen Ecke errichteten die Frohburger einen mächtigen Wehrturm (Städtliturm), der dem örtlichen Vertreter des Stadtherrn vermutlich auch als Residenz gedient hat. Eine lokale Adelsfamilie, die sich von Wiedlisbach nannte, taucht im 13. und 14. Jhdt. auf.

Das Städtchen Wiedlisbach gehörte zur Herrschaft Bipp und ging mit dieser im späten 13. Jhdt. in den Besitz der Grafen von Nidau über. Graf Rudolf von Neuenburg-Nidau urkundete 1297 auf der Burg Bipp und war 1313 nachweislich Herr über Wiedlisbach. 1338 stiftete er eine Kaplanei an der Katharinenkapelle.
Im späten 13. oder frühen 14. Jhdt. wurden die beiden Stadttore, bislang einfache Durchlasstore, mit Türmen befestigt. Über andere Verstärkungen der Stadtbefestigung ist nichts bekannt. Wiedlisbach teilte das Schicksal der Burg Bipp und gelangte 1375 in den Besitz des Grafen Simon von Thierstein. Im selben Jahr soll das Städtchen angeblich beim Einfall der «Gugler» genannten Söldner aus Frankreich verbrannt worden sein.

1386 wird erstmals ein Marktrecht erwähnt. 1406 konnten die Städte Bern und Solothurn die Herrschaft Bipp mit Wiedlisbach von den Grafen von Neu-Kyburg erwerben, ab 1463 wurde sie von Bern allein verwaltet. Der Städtliturm wurde nun zum Kornhaus umfunktioniert, der Stadtvogt residierte fortan in Bipp. Ab dem 15. Jhdt. lassen sich weitere Gebäude öffentlichen Charakters nachweisen, beispielsweise das 1487 gestiftete Spital. Mindestens bis ins 16. Jhdt. zurück reichen die Badstube, die Mühle und das Rathaus.
Im Bauernkrieg von 1653 schloss sich Wiedlisbach den Aufständischen an. Die bernische Obrigkeit besetzte deshalb das Städtchen und liess es am 5. Juni 1653 entfestigen. Die Mauern und Türme wurden jedoch nicht geschleift, es wurden wohl nur symbolisch die Torflügel der Stadttore entfernt. Die Stadtbefestigung blieb bis ins 19. Jhdt. erhalten. 1827/28 wurden auf Wunsch der Berner Strassenkommission beide Stadttore abgebrochen, Neubauten ersetzten an vielen Stellen die ehemalige Stadtmauer. Trotzdem ist neben dem markanten Städtliturm auch die Gesamtform der Anlage sehr gut erhalten geblieben. Die Stadtbefestigung ist an den Aussenmauern einzelner Gebäude noch gut erkennbar, so vor allem an der Katharinenkapelle am Ostrand der Stadt.
Die archäologische Erforschung von Wiedlisbach begann 1984, weil damals ein Brand mehrere Häuser im Südteil der Altstadt zerstörte und daraufhin Grabungen möglich wurden. Eine systematische Untersuchung der frohburgischen Stadt erfolgte erst ab 1987. Anlässlich der Sanierung der Hauptstrasse konnten 1994 und 1995 auch die Fundamente der beiden Stadttore freigelegt werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boschetti-Maradi, Adriano / Portmann, Martin - Das Städtchen Wiedlisbach: Bericht über die archäologischen Untersuchungen bis ins Jahr 2000 | Bern, 2004
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 95-97
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2a: Nachträge zu Band 2 | Zürich, 1999 | S. 11-12
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 30.05.2015 [OS]