GROTTENBURG WICHENSTEIN
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Allgemeine Informationen
Von der einzigen Grottenburg des Kantons St. Gallen ist die vierstöckige Frontmauer noch recht gut erhalten. Dahinter erstreckt sich eine geräumige, rund 15 Meter tiefe Höhle, die durch eine kleine Mauerlücke betreten werden kann. Um die Burg, im 13. Jhdt. wahrscheinlich Wohnsitz der Ritter von Wichenstein, ranken sich zahlreiche Volkssagen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 19' 37.59" N, 09° 33' 14.08" E
Höhe: 490 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 759.880 / 243.960
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Gemeinde Oberriet liegt zwischen Widnau und Feldkirch (Österreich), am westlichen Ufer des Rheins. Die Autobahn A13 bei der Ausfahrt Oberriet verlassen und bis ins Ortszentrum fahren. Kurz nach der Kirche biegt links die Kellenstrasse nach Kobelwald ab. Dieser bis zum Hang des Semelenbergs folgen, wo sich in der Kurve Parkplätze befinden.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn bis Buchs, ab hier weiter mit der Buslinie 300 in Richtung Altstätten bis zur Haltestelle Oberriet, Rathaus. Ab hier zu Fuss in westlicher Richtung der Kellenstrasse entlang bis zum Parkplatz unterhalb des Semelenbergs.
Wanderung zur Burg
Vom Parkplatz führt ein markierter Wanderweg in nördlicher Richtung bis zur Infotafel am Waldrand unter halb der Burg. Ab hier ist die Ruine in rund 5 Minuten über einen steilen Pfad zu erreichen.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wichenstein
Quelle: Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten, 1986 | Planbeilage 15 B | überarbeitet von O. Steimann, 2007
Historie
Mit «Dietric miles de Wichinstain» taucht das Rittergeschlecht derer von Wichenstein in einer Urkunde von 1270 erstmals auf. Ob er die Grottenburg erbaut hat, ist nicht bekannt. Mit Burkart von Wichenstein wird 1284 ein weiterer Vertreter der Familie erwähnt. Der Name geht auf das althochdeutsche Wort «wîh» zurück, was «heilig» bedeutet. Möglicherweise befand sich hier ein alter Kultplatz, oder es wurde in der Burg ein geweihter Gegenstand aufbewahrt.

Wichenstein wurde am östlichen Felsabbruch des Semelenbergs errichtet, wozu eine rund 15 Meter tiefe Höhle mit einer vier Stockwerke hohen, an der Basis 2,1 Meter dicken Frontmauer verschlossen wurde. Der Hocheingang befand sich im obersten Geschoss und war über eine Felsrampe von Süden her zugänglich. Links unterhalb finden sich sonderbare, im Dreieck angeordnete Fenster, die sich gegen aussen hin erweitern. Über dem einen ist eine kleine, dreieckige Öffnung angebracht, die vielleicht den geweihten Gegenstand enthielt, welcher der Burg den Namen gegeben haben könnte. Daneben ist im ersten Obergeschoss ein Durchgang erkennbar, der einst zu einem Abort gehörte. In der Höhle sind noch Spuren des einstigen Innenausbaus erkennbar, der als Holzkonstruktion an die Frontmauer angelehnt war. Erhalten ist auch eine schmale Trennmauer, die einen Nebenraum auf der Nordseite abgrenzte.

Da Wichenstein in späteren Urkunden immer im Zusammenhang mit der benachbarten Burg Blatten erwähnt wird, dürfte es sich um ein Lehen des Klosters St. Gallen gehandelt haben, das den Herren von Ramschwag gehörte. 1368 wurde auf der Burg noch eine Urkunde ausgestellt, doch bereits 1405 sollen die aufständischen Appenzeller nach ihrem Sieg in der Schlacht am Stoss die Anlage zerstört haben.
Im 15. Jhdt. mussten die Ramschwager ihre Herrschaft Blatten verpfänden. 1457 wurde dieses Pfand zusammen mit dem «burgsëß Wichenstain» und der Herrschaft Kriessern durch Ulrich Rösch ausgelöst, den Administrator der Fürstabtei St. Gallen. Ob die Grottenburg damals noch bewohnbar war, muss offen bleiben. Als die Abtei unter dem mittlerweile zum Abt aufgestiegenen Rösch Blatten 1486 endgültig an sich zog, wurde Wichenstein nur noch als Burgstock bezeichnet.

Der geschützten Lage unter den Felsen ist es wohl zu verdanken, dass die Frontmauer der Burg über die folgenden Jahrhunderte recht gut erhalten geblieben ist. 1943 wurde die Ruine ein erstes Mal restauriert. 1976 bis 1977 wurde eine Ausgrabung durchgeführt und das Mauerwerk konserviert. Beim Abtragen der Schuttschicht im Innern der Höhle wurden neben mittelalterlichen Keramikfragmenten auch Tierknochen von Schafen, Ziegen, Rindern, Schweinen, Hühnern und Katzen gefunden. Unterhalb der Burg entdeckte man am Fuss des Abhangs Überreste eines Kalkbrennofens, der vermutlich beim Bau der Anlage benutzt worden war.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel unterhalb der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 477
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 162-163
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 146-147
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 21-22
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 3. Teil [82. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1942 | S. 8-10
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 127-128
  • Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten, 1986 | S. 72
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
Sonstiges
  • Burgsage: Der Schatz von Wichenstein
    Der Schatz von Wichenstein

    In grauen Vorzeiten soll Wichenstein ein von üblen Gesellen bewohntes Räubernest gewesen sein. Die Bösewichte müssen seit ihrem Tod für ihre Untaten büssen und wandeln als grosse, schwarze Hunde umher.
    Vor mehr als hundert Jahren ging der «Rofahans» aus Oberriet in der Nacht an der Ruine vorbei und hörte, wie aus dem Innern sein Name gerufen wurde. Er betrat die alte Burg und entdeckte altertümlich gekleidete, um einen Tisch versammelte Gestalten. Auf dem Tisch befand sich eine Truhe, auf deren Deckel ein krötenähnliches Tier sass und ihn anglotzte. Die seltsamen Männer forderten Rofahans auf, das Tier wegzunehmen - dann solle ihm alles Geld in der Kiste gehören. Doch als Rofahans es versuchte, blähte sich die Kröte gewaltig auf und stiess einen stinkenden Rauch aus. So gab er sein Vorhaben auf und floh entsetzt aus der Höhle. Hinter sich aber hörte er ein jämmerliches Geschrei: «Wehe uns, jetzt müssen wir wieder tausend Jahre auf unsere Erlösung warten!»

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten, 1986 | S. 72
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