STADTBEFESTIGUNG RAPPERSWIL
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Quelle: Anderes, Bernhard - Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Bd. IV: Der Seebezirk | Basel, 1966 | S. 176
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Allgemeine Informationen
Rapperswil ist im frühen 13. Jhdt. aus einer Handwerkersiedlung bei der Burg Neu-Rapperswil und dem älteren Fischerdorf Endingen entstanden. Noch unter den Grafen von Rapperswil wurde der Kern der Altstadt ummauert, Erweiterungen folgten schrittweise bis ins 17. Jhdt. Noch gut sichtbare Teile der Stadtbefestigung sind an der äussersten Landspitze beim Kapuzinerkloster und nordöstlich der Burg zu finden. Ausserdem sind in der Stadt zwei ritterliche Wohntürme ganz oder teilweise erhalten: Der Breny- und der Schlossberg-Turm.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 13' 35.60" N, 08° 48' 59.00" E
Höhe: 410 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 704.340 / 231.540
Kontaktdaten
Verkehrsverein Rapperswil-Jona | Tourist Information | Fischmarktplatz 1 | CH-8640 Rapperswil
Tel: +41 (0)55 220 57 57 | E-Mail: info@vvrj.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Süden her: Die Autobahn A3 bei Pfäffikon (SZ) verlassen und den Zürichsee auf dem Seedamm überqueren.
Von Norden her: Die Autobahn A53 bei der Ausfahrt Rapperswil verlassen und in südlicher Richtung über die Rüti- und Zürcherstrasse bis in die Innenstadt weiterfahren. Zahlreiche kostenpflichtige Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Der Bahnhof Rapperswil ist aus allen Himmelsrichtungen sehr gut erreichbar.
Wanderung zur Burg
Rapperswil ist sowohl durch die ViaJacobi als auch durch den Züri Oberland-Höhenweg, den Zürichsee-Rundweg und den Obersee-Uferweg erschlossen.
Öffnungszeiten
Die erhaltenen Teile der Stadtbefestigung können nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Kinderspielplatz beim Haldenturm
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
grösstenteils möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Rapperswil
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 210 | komplett überarbeitet von O. Steimann, 2015
Historie
Die Rapperswiler Halbinsel war bereits um 1500 v.Chr. besiedelt, wie am Ufer aufgefundene Reihen aus Eichenpfählen belegen. Während sich in der römischen Epoche das Siedlungszentrum nach Kempraten verlagerte, endstand im Mittelalter auf der Landzunge das Fischerdorf Endingen. Der östliche Teil der Halbinsel gehörte ab 744 dem Kloster St. Gallen. Der westliche Teil und das Fährrecht über die schmalste Stelle des Zürichsees waren hingegen im Besitz des Klosters Einsiedeln. Dessen Vögte, die Herren von Rapperswil, gründeten um 1200 auf dem Höhenrücken über dem Dorf die Burg Neu-Rapperswil. Sie waren auch Lehnsträger des Klosters St. Gallen.

Ein genaues Datum für die Gründung der Stadt lässt sich nicht festlegen, ihre Anfänge reichen wohl bis in die 1220er-Jahre zurück. Südlich der Burg entwickelte sich nämlich bald eine kleine Handwerkersiedlung, die mit dem bestehenden Fischerdorf zusammenwuchs. 1233 wird ein Haus des Klosters Rüti «in civitate Raprehswiler» erwähnt, das nun von einer Mauer umgeben sei. Ob sich diese Bemerkung auf eine erste Stadtbefestigung bezieht, ist jedoch unklar. Ab 1259 wurde Rapperswil als «oppidum» bezeichnet. Der erste eindeutige schriftliche Hinweis auf eine Stadtmauer datiert hingegen auf das Jahr 1285.
Diese erste, von den Grafen von Rapperswil angelegte Befestigung verlief von der Burg der Nordkante des Höhenrückens entlang bis zum Ende der heutigen Schlossterrasse (Lindenhof), wo ein Wachturm stand. Die hier noch erhaltene Stadtmauer führt hangabwärts nach Süden bis zum steinernen Haus des Klosters Einsiedeln, das später zu einer turmartigen Eckbastion ausgebaut wurde. Heute präsentiert es sich allerdings nicht mehr so wehrhaft. Weiter zog sich die Mauer dem Seeufer entlang und landeinwärts bis zum Rathaus, von wo sie wieder zur Burg hinauf führte. Auf der Ostseite konnte der ursprüngliche Stadtgraben archäologisch nachgewiesen werden: Er war über 5 Meter tief und rund 9 Meter breit.

Nachdem 1283 mit Rudolf V. der letzte Graf von Rapperswil gestorben war, heiratete seine Schwester Elisabeth zunächst Graf Ludwig I. von Homberg, und nach dessen Tod 1289 Graf Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg. Mit beiden Ehemännern hatte sie Söhne, die den Rapperswiler Besitz nach ihrem Tod aufteilten. Burg und Stadt gelangten an Johann I. von Habsburg-Laufenburg. Er nahm 1336 zahlreiche durch Rudolf Brun aus Zürich vertriebene Ratsherren bei sich auf, die in seiner Stadt eine Exilregierung gründeten.
Die Fehde mit der Limmatstadt führte auch Graf Johann II. weiter, doch geriet er 1350 in Gefangenschaft. Daraufhin zog Rudolf Brun mit seinen Zürcher Truppen nach Rapperswil, brannte Burg und Stadt nieder und zerstörte die Stadtmauern. Johann II. war nach seiner Freilassung hoch verschuldet und verkaufte deshalb 1352 die ganze Herrschaft an Habsburg-Österreich

Die Herzöge Albrecht II. und Rudolf IV. von Österreich kümmerten sich persönlich um den Wiederaufbau der Stadt und liessen 1358 eine erste Brücke über die Seeenge anlegen. Das Brückentor neben dem alten Hafen wurde so zum neuen Stadtzugang auf der Südseite. Die innere Vorstadt östlich der Burg war hingegen bereits in der ersten Hälfte des 14. Jhdts. in die Stadtbefestigung einbezogen worden. Das unmittelbar beim Brenyturm gelegene Tor wird 1347 erstmals erwähnt.
Rapperswil wurde nun zu einem von Vögten verwalteten Stützpunkt der Habsburger, kam nach einer Verpfändung 1378 aber unter die Herrschaft der Grafen von Toggenburg. Die Stadt erhielt nun weitere Rechte: 1379 die niedere Gerichtsbarkeit, ab 1406 das Recht zur freien Wahl des Schultheissen.

1388 konnte Rapperswil eine Belagerung durch die Eidgenossen abwehren, doch im 15. Jhdt. geriet die Stadt immer mehr in den Strudel der regionalen Machtkämpfe. Vorübergehend sagte man sich deshalb von den Habsburgern als Oberlehnsherrn los und erhielt 1415 von König Sigismund die Reichsfreiheit. Doch unter Friedrich III. kehrte man zurück zur alten Herrschaft, erhielt dafür den Blutbann und die Wahl des Burgvogts zugesprochen.
Doch auch dieser Zustand hielt nicht lange an. Im alten Zürichkrieg wurde Rapperswil 1443 und 1445 wiederum belagert, die Stadtbefestigung nahm offenbar schweren Schaden. Der König war jedoch nicht bereit, etwas an die Kriegskosten beizutragen, weshalb die Stadt 1458 den Eidgenossen die Tore öffnete und sich zwei Jahre später definitiv von Habsburg lossagte.
In diesen kriegerischen Jahren um die Mitte des 15. Jhdts. wurde auch die äussere Vorstadt in den Mauerring einbezogen. Als neues Bollwerk im Osten der Stadt entstand damals der Halsturm mit dem Halstor. Von hier zog sich die Mauer auf der Nordseite bis zum heute noch erhaltenen Müseggturm, und von da dem Seeufer entlang bis zur Burg. Dieser letzte Abschnittwurde durch einen noch gut erhaltenen halbrunden Turm verstärkt: den Haldenturm.

Die Reformation konnte in Rapperswil nur für kurze Zeit Fuss fassen – die eidgenössischen Orte der Innerschweiz, die nun als Schirmherren wirkten, bestanden auf eine Rückkehr zum alten Glauben. Diese Situation liess die alte Feindschaft mit Zürich – mittlerweile eine Hochburg der Reformation – wieder aufleben. Als zu Beginn des 17. Jhdts. auf der äussersten Landspitze von Rapperswil ein Kapuzinerkloster errichtet wurde, fühlte sich Zürich provoziert. Das Kloster wurde deshalb mit einer zinnenbewehrten Mauer und einer vorgelagerten Bastion gesichert.
Ebenfalls im 17. Jhdt. entstanden der Pfäferserturm auf der Südseite, der Schutzgatterturm mit Durchfahrtstor am Hafen, ein vorgelagertes zweites Tor beim Halsturm und eine kleine Bastion (Ziegelmodel) auf der Nordseite der Stadt. Manche dieser Verstärkungen trugen wohl dazu bei, dass ein Angriff von 7000 Zürchern unter General Rudolf Werdmüller im Winter 1656 erfolglos blieb.

Nach dem Zerfall der alten Eidgenossenschaft kam Rapperswil 1798 zum neuen Kanton Linth, bevor es 1803 dem Kanton St. Gallen zugeschlagen wurde. Die Entfestigung der Stadt begann 1829 mit dem Abbruch des markanten Halsturms. Der Bau des neuen Hafens und des Bahnhofs bedingte in den folgenden Jahrzehnten die Beseitigung der gesamten südseitigen Stadtbefestigung. Erhalten geblieben sind grössere Teile der Befestigungsanlagen beim Kapuzinerkloster, sowie im Nordosten der Altstadt der Haldenturm und der Müseggturm. Letzterer wurde 1832 zwar zu einem Wohnhaus umgestaltet, ist als einstiger Eckpunkt der Stadtbefestigung aber noch gut erkennbar.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln in der Stadt
Literatur
  • Anderes, Bernhard - Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Bd. IV: Der Seebezirk | Basel, 1966 | S. 176-235
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 209-212
  • Röllin, Peter - Kulturbaukasten Rapperswil-Jona: 36 Museen ohne Dach | 2. Aufl. | Rapperswil-Jona, 2011
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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