CASTELLO DI MONTEBELLO
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Allgemeine Informationen
Montebello, in drei Bauphasen zwischen dem 13. und 15. Jhdt. entstanden, ist die mittlere der drei Burgen von Bellinzona (UNESCO-Weltkulturerbe). Zusammen mit dem Castel Grande, Sasso Corbaro und einem Wehrmauersystem (Murata) bildete die Anlage eine mächtige Talsperre an einem Punkt, wo zahlreiche alpenquerende Reisewege zusammenkommen. Obwohl gewisse Partien des Castello di Montebello in fragwürdiger Weise rekonstruiert wurden, zählt es zu den eindrücklichsten spätmittelalterlichen Burganlagen im gesamten Alpenraum. Die Wehrgänge sind für Besucher begehbar, die Kernburg enthält ein archäologisches Museum.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 11' 28.41" N, 09° 01' 35.44" E
Höhe: 313 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.580 / 116.770
Kontaktdaten
Museo Castello di Montebello | Salita alla Motta | CH-6500 Bellinzona
Tel: +41 (0)91 825 13 42
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Bellinzona ist die Hauptstadt des Kantons Tessin und liegt an der Nord-Süd-Route (Autobahn A2) unweit südlich des Zusammenschlusses von Leventina und Misox. Das Castello di Montebello überragt die Stadt und ist von weither sichtbar. Vom Stadtzentrum aus ist die Zufahrt ausgeschildert. Parkplätze bergseits unmittelbar vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Bellinzona zu Fuss in Richtung Zentrum und von hier hinauf auf den Burgfelsen (ca. 20 Min.).
Wanderung zur Burg
Der Rundwanderweg Le colline fortificate di Bellinzona führt nahe an allen drei Burgen von Bellinzona vorbei.
Öffnungszeiten
Die Aussenbereiche und Innenhöfe sind tagsüber das ganze Jahr frei zugänglich.

Museum:
April bis Mitte November: täglich 10:00 - 18:00 Uhr
Rest des Jahres geschlossen
(Stand 2022)
Eintrittspreise
Zugang zu allen Aussenbereichen kostenlos

Eintritt Museum:
Erwachsene: 5 CHF
Kinder (6 bis 16 Jahre): 3 CHF
(Stand 2022)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
für Aussenaufnahmen ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Picknickplatz auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Spielplatz auf dem Burgareal
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für die meisten Teile der Anlage möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Montebello
Quelle: Meyer, Werner - Die Burgen von Bellinzona [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 551/552] | Bern, 1994 | S. 30 | überarbeitet von O. Steimann, 2008
Historie
Um 1300: «Castello Piccolo»
Das Castello di Montebello, gelegen auf einer rund 90 Meter hohen, felsigen Anhöhe, ist deutlich jünger als das benachbarte Castel Grande. Die Kernburg wurde wahrscheinlich im späten 13. Jhdt. errichtet, eine erste, indirekte Erwähnung ist erst für das Jahr 1313 überliefert. Als Erbauer der Burg gelten die Rusca, eine mächtige Familie aus Como.
Die Anlage hatte zunächst noch bescheidene Ausmasse und wurde auch «Castello Piccolo» (kleine Burg) genannt. Sie bestand aus einem unregelmässigen Bering, der inwendig durch mehrere Mauerzüge unterteilt war. Der mächtige Hauptturm, der sich heute im Nordosten der alten Kernburg erhebt, ist allerdings weitgehend eine moderne Konstruktion. Abbildungen aus dem 17. Jhdt. zeigen an dieser Stelle nur ein vierstöckiges Gebäude.

Erster Ausbau und Besetzung durch Sax-Misox
Eine erste Ausbauetappe erfolgte um die Mitte des 14. Jhdts., vermutlich zeitgleich mit dem Einbezug der Burg in die Stadtbefestigung. Um den alten Kern wurde ein neuer Bering gezogen, dessen Haupttor beim heutigen inneren Tor auf der Südostseite lag. Die Wehrmauern wurden mit Schwalbenschwanzzinnen versehen.
Die Rusca, von den Mailänder Visconti aus Como verdrängt, planten von Bellinzona aus einen Aufstand gegen Mailand. Doch gelang es umgekehrt den Visconti, Bellinzona am 1. Mai 1340 nach langer Belagerung zu erobern. Der Familie Rusca verblieb nur noch Montebello, das sie als Privatbesitz behalten durfte. Ende des 14. Jhdts. wurde auch Montebello von den Visconti übernommen, die von König Wenzel 1395 zu Herzögen erhoben und mit der Grafschaft Bellinzona belehnt worden waren. Mit dem Tod von Herzog Gian Galeazzo Visconti stürzte Mailand 1402 jedoch in eine schwere Krise. Diese nutzte Albert von Sax-Misox, um 1403 Bellinzona zu besetzen. Montebello soll seiner Familie zeitweise als Residenz gedient haben. 1419 kauften die Eidgenossen den Saxern die ganze Talsperre ab.

Massive Erweiterung im späten 15. Jhdt.
Nach der Rückeroberung durch Mailand (1422) setzte bald der Zerfall Montebellos ein. Berichte mailändischer Kommissäre aus der Zeit um 1460 zeigen auf, dass die Burg den damaligen wehrtechnischen Anforderungen nicht mehr genügte. Mailand reagierte auf diese Berichte mit einem massiven Ausbau der Anlage, der von 1462 bis 1490 in mehreren Etappen erfolgte.
Der Bering aus dem 14. Jhdt. wurde teilweise ersetzt, teilweise verstärkt. Es entstand eine neue, mit Rundtürmen verstärkte Wehrmauer. Das bisherige Tor wurde durch einen starken Torturm ersetzt, dem wiederum ein gegen Osten hin spitz zulaufendes Vorwerk (Ravelin) vorangestellt wurde. Der alte bergseitige Burggraben wurde im Norden durch eine Brustwehr, im Süden durch einen polygonalen Flankierungsturm geschlossen. Die Mauern und Türme wurden durchgehend mit Maschikulis ausgestattet, die für leichtere Geschütze konzipiert wurden. Die so ausgebaute Burg bildete innerhalb der Talsperre einen Festungsbezirk, von dem aus nach allen Seiten hin eine Verteidigung möglich war.

Landvogteisitz bis 1798 und anschliessender Zerfall
Nachdem sie im 15. Jhdt. mehrmals vergeblich versucht hatten, die Burgen von Bellinzona zurück zu erobern, fielen diese den Eidgenossen 1500 eher zufällig in die Hände (vrgl. Castel Grande). Ihren militärischen Zweck verloren sie damit weitgehend, und so wurde auch das Castello di Montebello kaum noch weiter ausgebaut. Dem Landvogt von Schwyz zugeteilt, wurde es nun auch «Castel di Svitto» genannt. Bewohnt wurde es aber nur noch von einem Kastellan und einigen Kriegsknechten. Eine der wenigen Neubauten aus jener Zeit ist die Kappele San Michele, die um 1600 südseits an die Kernburg angefügt wurde.
Nach der Auflösung der alten Eidgenossenschaft kam 1798 die Familie Ghiringhelli in den Besitz der Burg. Doch der riesige Bau zerfiel zusehends und präsentierte sich 1900 teilweise als Ruine. Zur Feier seines hundertjährigen Bestehens erwarb 1903 der Kanton Tessin die Anlage und liess das Mauerwerk in den folgenden Jahren sichern und ergänzen. 1971 bis 1974 erhielt die Kernburg einen modernen Innenausbau, damit in den Räumlichkeiten ein Museum eingerichtet werden konnte.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 118-120
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 603
  • Clemente, Emilio - Castelli e torri della Svizzera Italiana | In: Bollettino storico della Svizzera Italiana, Bd. 86/Heft 1 | Bellinzona, 1974 | S. 15-16
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 18-21
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 49-54
  • Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.) - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 2 | Neue Ausg. | Bern, 2005 | S. 464-465
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 102-105
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 292
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 10-25
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 84-86
  • Meyer, Werner - Die Burgen von Bellinzona [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 551/552] | Bern, 1994
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