BURG CAMPELL (CAMPI)
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Allgemeine Informationen
Sehr gut erhaltene und vorbildlich sanierte Ruine einer hochmittelalterlichen Rodungsburg, die über die Jahrhunderte stufenweise ausgebaut wurde. Sie war zunächst Wohnsitz der Herren von Campell und gehörte ab dem 15. Jhdt. als bischöfliches Lehen der Familie von Schauenstein-Ehrenfels. Sichtbar sind der mächtige Turm, verschiedene Wohngebäude und die Zisterne.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 42' 02.54" N, 09° 28' 17.54" E
Höhe: 773 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 755.460 / 174.180
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 durch das Domleschg bis zur Ausfahrt Thusis Süd. Abbiegen in Richtung Albulapass, dann aber gleich links einbiegen in die Hauptstrasse nach Sils i.D. Im Dorfzentrum rechts in die Schynstrasse abbiegen und dieser bergauf folgen, bis links eine Nebenstrasse zum Weiler Campi abzweigt (Parkmöglichkeit unmittelbar vor dieser Stelle). Ab hier zu Fuss weiter, die Ruine befindet sich direkt hinter den Häusern von Campi.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit der Rhätischen Bahn bis Thusis. Von hier weiter mit dem Postauto in Richtung Obermutten bis zur Haltestelle Sils im Domleschg, Campi.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Campell
Quelle: Stiftung Ruine Campell/Campi (Hg.) - Die Burgruine Campell/Campi | Infobroschüre | Sils im Domleschg, 2006 | überarbeitet von O. Steimann, 2006
Historie
Auf einem Felsvorsprung über der Albula, mit guter Sicht auf das Domleschg, entstand im 13. Jhdt. die Burg Campell (oder Campi). Schriftliche Angaben über die Erbauer fehlen, doch dürfte es sich um die Herren von Campell gehandelt haben, die hier das Zentrum einer Rodungsherrschaft errichteten. In einem Einkünfteverzeichnis des Bistums Chur wird 1289 ein «Egeno de Campelle» genannt.
In ihrer frühesten Bauphase bestand die Burg aus einem wehrhaften, vierstöckigen Wohnturm mit Hocheingang im dritten Geschoss auf der Ostseite und zwei Aborterkern an der Nordwand. Östlich des Turms stand im äussersten Bereich des Geländevorsprungs ein weiteres steinernes Gebäude, von dem jedoch nur eine Mauerecke erhalten geblieben ist. Der ehemalige Versorgungshof wird an der Stelle des heutigen Weilers Campi vermutet. Noch im 13. oder frühen 14 Jhdt. wurde Campell deutlich vergrössert, erhielt einen Bering mit Tor, Graben und Zugbrücke auf der Westseite und einen Wohntrakt auf der Ostseite. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes befand sich eine grosse Küche mit Feuerstelle und zwei Ausgüssen.

Die Ritter von Campell scheinen bereits im 14. Jhdt. ausgestorben zu sein. Für Vermutungen, dass die Familie Campell aus dem Engadin direkt von der Adelsfamilie abstamme, lassen sich keine Belege finden. Auch für frühere Behauptungen, die Burg sei in einer Fehde mit den Herren von Rhäzüns zerstört worden, gibt es keinen Beweis. Eine Notiz im Besitzverzeichnis des Bistums Chur von 1389 weist darauf hin, dass Bischof Hartmann an Hans und Gottfried von Ehrenfels Güter vergeben habe, die zuvor Lehen der Herren von Campell gewesen seien. Die Burg selbst war damals wohl noch nicht in bischöflicher Hand, denn sie wird im «Buoch der Vestinen» von 1410 nicht erwähnt. Dies muss sich aber kurz darauf geändert haben, denn 1418 verlieh der Bischof Campell an Hermann von Schauenstein-Ehrenfels.

Im 15. Jhdt. wurde die Burg baulich erneut stark verändert. Ein Teil des westlichen Berings wurde aufgestockt und überdacht, ausserdem erhielt der Turm zwei zusätzliche Stockwerke und einen Zinnenkranz. Am Nordhang des Burgfelsens wurde ausserdem eine Tankzisterne eingerichtet. Unter welchem Burgherrn diese Erweiterungen vorgenommen wurden, ist nicht klar. In der zweiten Hälfte des 15. Jhdts. sass ein Zweig der Familie Ringg auf der Burg. 1457 wird erstmals ein «Junker Taniell Ring von Gampell» erwähnt. Vermutlich war er über seine Mutter Adelheid von Schauenstein in den Besitz des bischöflichen Lehens gekommen. Mindestens bis 1497 sassen die Ringg auf der Burg, dann fiel diese an die Schauenstein-Ehrenfels zurück.

Im 16. Jhdt. wurde Campell schlossartig umgestaltet. Der westliche Bering wurde nun vollständig überbaut und es entstand hier ein dreistöckiger Palas. Auch das alte Burgtor wurde nun zugemauert und durch einen neuen Zugang auf der Südseite ersetzt, der über eine Rampe zugänglich gemacht wurde. Als zusätzliches Annäherungshindernis wurde ausserdem auf der Nordseite eine Traversenmauer erstellt, welche die bergseitige Flanke der Burg verlängerte.
1562 verkauften die Herren von Schauenberg-Ehrenfels die Burg Campell an Hans Faschau aus dem Bergell. Von diesem erwarb sie 1567 der Bündner Landeshauptmann Hercules von Salis. Zu Beginn des 17. Jhdts., mitten in den Bündner Wirren während des 30-jährigen Kriegs, fiel die Burg einem Brand zum Opfer. Der Wiederaufbau des Westtrakts erfolgte gemäss einer Bauinschrift 1635. Der alte Wohntrakt im Ostteil der Burg blieb jedoch Ruine und diente fortan nur noch als Stall.

Von den Salis gelangte Campell 1647 an die Herren von Schauenstein-Fürstenau. Um 1700 war die Burg bereits nicht mehr bewohnt, befand sich aber noch in gutem Zustand. In den nachfolgenden Jahrzehnten setzte dann der langsame Zerfall ein und um 1900 wurde die Albulalinie der Rhätischen Bahn durch den äusseren Burggraben gebaut. 1932 konnte die Engadiner Familie Campell die Burg erwerben und vermachte diese 1987 der Stiftung Ruine Campell/Campi. Diese setzt sich seither für die Erforschung und Erhaltung der sehenswerten Anlage ein. Von 1993 bis 1998 wurde die Ruine baugeschichtlich untersucht und das Mauerwerk konserviert. Ab 2001 wurde Campell auch für Besucher wieder zugänglich gemacht.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Zugang zur Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 342
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 134-138
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 200-202
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 26-28
  • Högl, Lukas - Campell/Campi: Abschluss der Restaurierungsarbeiten | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 11. Jhg./Nr. 1 | Basel, 2006 | S. 63-64
  • Högl, Lukas - Vier Hauptfunktionen des Wohnturms: Bauarchäologische Thesen zu einer Leitform des Burgenbaus in Graubünden und der Deutschschweiz | In: Bündner Monatsblatt, Nr.2/2015 | S. 179-210
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 22
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 200-202
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 151-153
  • Stiftung Ruine Campell/Campi (Hg.) - Die Burgruine Campell/Campi | Infobroschüre | Sils im Domleschg, 2006
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 20-24
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