CASTELLO DI SANTA MARIA DI CALANCA
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Allgemeine Informationen
Hoch über dem Misox am Eingang zum Calancatal gelegene Burg mit einem für diese Gegend völlig untypischen Donjon französischer Prägung. Der interessante Bau aus der Mitte des 13. Jhdts. steht inmitten einer älteren Burganlage und wurde wohl unter Heinrich III. von Sax errichtet, dem Begründer der Seitenlinie von Sax-Calanca. Spätestens im 15. Jhdt. wurde die Burg aufgegeben. Der Donjon kann besichtigt werden und dient als Aussichtspunkt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 15’ 44.25“ N, 09° 08’ 45.00" E
Höhe: 979 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 731.620 / 124.860
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A13 im Misox bei der Ausfahrt Roveredo verlassen. Anschliessend im Kreisverkehr auf der Hauptstrasse 13 nach Norden in Richtung Grono halten. Kurz vor dem Dorf biegt links die Strasse hinauf ins Calancatal ab. Dieser ca. 4 km bergauf folgen, bis nach der Brücke über die Calancasca eine Nebenstrasse nach Santa Maria scharf rechts abzweigt. Dieser Strasse nun über Castaneda bergauf bis ins Dorf folgen, wo der Donjon bereits von weitem sichtbar ist. Kostenlose Parkplätze auf der Nordseite des Burgfelsens.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bellinzona mit der Buslinie 214 bis nach Grono, Bivio Calanca. Hier umsteigen auf die Buslinie 216, und mit dieser bis zur Endhaltestelle in Santa Maria in Calanca fahren.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt an der ViaCalanca und am Sentiero Alpino Calanca.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Santa Maria di Calanca
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 245 | bearbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
Der sonnenbeschienene Berghang rechts über dem Eingang zum Calancatal war, wie zahlreiche Fundstellen bezeugen, bereits in prähistorischer Zeit ein attraktiver Siedlungsplatz. In romanischer Zeit entstand hier die Kirche Santa Maria, die im Hochmittelalter das sakrale Zentrum der Talschaft bildete. Auf dem markanten Felsgrat, der sich unmittelbar hinter der Kirche erhebt, wurde dann spätestens im 12. Jhdt. auch das weltliche Zentrum des Tals errichtet: Die Burg Santa Maria di Calanca.
Diese erste Anlage, von der heute nur noch geringe Mauerspuren sichtbar sind, umfasste die gesamte Fläche des Burgfelsens. Sie bestand aus einer Umfassungsmauer und einem Wohntrakt in der Nordecke. Bei Sondierungsarbeiten sind hier Fragmente von Wandmalereien und Ofenkacheln gefunden worden. Als Erbauer der Burg kommen die Herren von Calanca in Frage, ein lokales Adelsgeschlecht, das mit «Anricus de Calanca» 1203 in einer Urkunde erwähnt wird.

Spätestens um die Mitte des 13. Jhdts. muss die Herrschaft über die Burg und das Calancatal an die Freiherren von Sax-Misox übergegangen sein, denn im Dezember 1253 leiteten die Brüder Heinrich III. und Albert III. als Inhaber der Grafschaftsrechte eine Gerichtsversammlung «in castro de Calancha». Ihre Familie baute damals erfolgreich eine geschlossene territoriale Herrschaft über das gesamte Misox und seine Seitentäler auf und verdrängte dabei zahlreiche andere Adelsgeschlechter.
Heinrich III. und seine Nachkommen nannten sich «de Clanxis», gründeten hier also einen neuen Familienzweig. Und dieser Heinrich dürfte es auch gewesen sein, der die Burg umgestalten liess. Auf dem höchsten Punkt des Felsens entstand als neuer Kern der Wehranlage ein massiver, im Grundriss fünfeckiger Donjon. Der mächtige Bau verfügt inwendig auf zwei seiner drei Stockwerke über Wohnräume mit schönen Kreuzgewölben, Sitznischen und Kaminen. Die Treppen zwischen den Stockwerken und hinauf zur Wehrplattform auf dem Dach wurden in die Wanddicke hineingebaut, ebenso wie der Rauchabzug der Kamine und die Aborte. Im fensterlosen untersten Geschoss war eine Zisterne untergebracht.
Donjon-Bauten dieser Art sind im Alpenraum und in Italien völlig unbekannt, vergleichbare Exemplare finden sich erst in Mittel- und Nordfrankreich. Wie diese Architektur um 1250 ins abgelegene Calancatal gelangen konnte, ist bis heute ein Rätsel. Die Herren von Sax müssen dazu wohl eine ausländische Handwerkertruppe verpflichtet haben. Von der älteren Burganlage wurden beim Bau des Donjons grosse Teile zerstört. Der Wohntrakt auf der Nordseite hingegen wurde, wie verschiedene Funde nahelegen, auch weiterhin genutzt.

1291 und 1296 wird Martin Heinrich von Sax als Herr über das Calancatal erwähnt. Später verlegte er seinen Wohnsitz allerdings nach Grono hinunter in die Torre Fiorenzana, wo auch seine Nachkommen lebten. Noch 1434 befand sich die Burg offenbar in der Hand des Familienzweigs der Sax-Grono – ob sie aber noch permanent bewohnt wurde, ist unklar. Als Graf Johann Peter von Sax dann 1480 die gesamten Herrschaftsrechte im Misox und Calancatal an den Mailänder Gian Giacomo Trivulzio verkaufte, fand das Castello di Santa Maria di Calanca bereits keine Erwähnung mehr.
Während nun die übrigen Bauten der Burg zerfielen, blieb der massive Donjon erstaunlich gut erhalten. Erste Restaurierungsarbeiten wurden von 1932 bis 1934 durchgeführt, wobei die Aussenseiten des obersten Turmgeschosses stellenweise neu aufgemauert werden mussten. Seither dient der Donjon auch als Aussichtsturm. Die bislang letzte Sanierung erfolgte 1979, um das Mauerwerk vor eindringendem Regen- und Schmelzwasser zu schützen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 329
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 245-247
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 128-129
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 151-153
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 53-54
  • Hitz, Florian - Die Freiherren von Sax und die Herrschaftsbildung im Misox | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 18. Jhg./Nr. 3 | Basel, 2013 | S. 65-88
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 90-91
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 60-63
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 220-221
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VI: Puschlav, Misox und Calanca | Basel, 1945 | S. 311-312
  • Probst, Eugen - Der Turm von Santa Maria in Calanca | In: Nachrichten der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen (Burgenverein), 5. Jhg./Nr. 4 | Zürich, 1932 | S. 1-3
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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