BURG/FESTUNG SIGMUNDSKRON | CASTEL FIRMIANO
 Weltweit | Europa | Italien | Südtirol | Überetsch-Unterland | Eppan (Fraktion Frangart)


Quelle: Braun, Wolfgang - Rekonstruktionszeichnungen von Burgen Brandenburgs, Hamburgs, Mecklenburg-Vorpommerns, des Saarlandes, Sachsens und Südtirols | 1. Auflage, 2012 | S.68
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Sigmundskron wurde unter dem Namen Formicaria vermutlich im 10. Jahrhundert zur Sicherung der an ihr vorbeiführenden, bedeutenden Handelswege errichtet. Sie war später Sitz eines Ministerialen des Bistums Trier und wurde im 15. Jahrhundert vom Tiroler Landesfürsten Sigmund in eine spätmittelalterliche Festung zur Grenzsicherung umgestaltet.
Lage Die Burg/Festung Sigmundskron liegt auf dem nördlichen Sporn des in N-S-Richtung gelegenen Mitterbergs südwestlich von Bozen. Im Norden und Osten wird dieser von der Etsch umflossen. Der Burgplatz fällt nach Westen, Norden und Osten steil ins Tal ab, nach Süden wird er von dem Zentralmassiv des Bergrückens deutlich überragt. Hier war die am meisten gefährdete Seite (Hauptangriffsrichtung) der Burg.
Die gewaltige Anlage liegt an so exponierter Stelle, dass sie bei Annäherung aus fast allen Himmelsrichtungen bereits von Weitem zu sehen ist.
Nutzung Die Burg/Festung Sigmundskron beherbergt das "MMM Firmian", das Herzstück der vier Messner-Mountain-Museen!
Bau/Zustand Die Burg/Festung Sigmundskron ist eine der ältesten und flächenmäßig größten Burganlagen Südtirols. Seit der Umgestaltung zum MMM Firmian zeigt sie sich als Teilruine mit aussagefähigen Resten, insbesondere in Bezug auf die Festungsbauten aus dem 15. Jahrhundert. Die ältere Kernburg liegt auf dem sich von Südwest nach Nordost durch den Burgplatz ziehenden, ca. 20 Meter höheren Porphyrfelsen. Hier befinden sich die Reste der Burgkapelle mit Turm und des Palasbaus ganz am östliche Rand. Der große nordwestliche Hof ist wohl im Zuge der Umbauten der Anlage durch die Herren von Firmian angelegt worden, zumindest stammt der Bergfried im Nordwesten aus dieser Zeit. Der Hof ist jedoch im 15. Jahrhundert grundlegend umgestaltet worden. Der südliche Zwingerhof mit der von zwei gewaltigen Rondellen flankierten Schildmauer ist wohl erst beim Umbau zur Festung angelegt worden, um ein vorgeschobenes Bollwerk gegen die schwächste Verteidigungsseite nach Süden zu haben.
Typologie Die Burg/Festung Sigmundskron ist eine zur spätmittelalterlichen Festung ausgebaute und erweiterte romanische Burganlage.
Höhenburg - Spornburg - zunächst Ministerialenburg, später landesfürstliche Festung
Sehenswert
  • Der "Weiße Turm", der Bergfried auf dem nordwestlichen Hof, beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Burg/Festung.
  • Der südliche Festungszwinger mit der von zwei gewaltigen Rondellen flankierten Schildmauer.
  • Von der ehemaligen Burganlage ist leider nur der Palas begehbar, die Ruine der Burgkapelle mit dem Turm leider nicht.
Bewertung Wer die Burg/Festung Sigmundskron besucht, weil er sich hauptsächlich für den mittelalterlichen Wehrbau interessiert, wird seine Enttäuschung nicht verbergen können. Alle Bauteile zeigen zwar von außen ihre historischen Fassaden fast unverändert, werden im Inneren aber ausnahmslos als Museumsräume genutzt. Wer auch am Museumsinhalt Interesse zeigt, sollte für die Besichtigung der Anlage einen ganzen Tag einplanen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°28'49" N, 11°18'19" E
Höhe: 352 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg/Schloss Sigmundskron auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Schloss Sigmundskron | Sigmundskronerstr.53 | I-39100 Bozen
Tel: +39 0471 631264 | Fax: +39 0471 633884 | E-Mail: info@messner-mountain-museum.it
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
In den Sommer- und Herbstmonaten ist das "MMM Firmian" auf der Burg sehr stark frequentiert. Man sollte in dieser Zeit bereits kurz vor Öffnung mit dem PKW anfahren oder den Shuttle-Bus aus dem Stadtzentrum von Bozen benutzen.
Anfahrt mit dem PKW
Die Anfahrt zur Burg/Festung Sigmundskron ist im Stadtgebiet von Bozen weiträumig ausgeschildert.
Von der Autobahn A22 fährt man auf die SS38 (Richtung Meran). An der ersten Ausfahrt "Appiano/Eppan" verlässt man diese nach Norden in Richtung Bozen-Zentrum. Nach ca. 1km spitzwinklig nach rechts in die "Strada del Vino/Weinstraße" in Richtung Girlan abbiegen. Dieser im Verlauf über die Etsch, bis in einer Rechtskurve unterhalb des Burgberges die Auffahrt "Via San Florino" zu den Parkplätzen nach links abzweigt.
Geodaten des Parkplatzes: 46°28'40" N, 11°18'15" E
Straße, in der der Parkplatz liegt: Via San Florino
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die Burg/Festung Sigmundskron kann vom Stadtzentrum Bozen (Waltherplatz) aus mit dem Sightseeing-Shuttle-Bus "BoBus" erreicht werden.
Download: BoBus-Fahrplan
Wanderung zur Burg
Der ausgeschilderte Wanderweg Nr.1 fährt in ca. 20min vom Bahnhof Bozen zur Burg/Festung Sigmundskron. Unmittelbar am Bahnhof befindet sich auch ein großes, zentrales Parkhaus.
Öffnungszeiten
Vom ersten Sonntag im März bis zum dritten Sonntag im November.
Freitag bis Mittwoch: 10:00 - 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:00 Uhr/Donnerstag Ruhetag)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis: 9,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise. kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
In den zu Ausstellungszwecken genutzten Innenräumen ist das Fotografieren und Filmen offiziell untersagt.
Gastronomie auf der Burg
Auf dem großen nordwestlichen Hof befindet sich ein Restaurant und Café.
Link zur Webseite des MMM Firmian Restaurant
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Die Besichtigung mit Kindern ist unproblematisch, da alle Wege und Treppen gut gesichert sind.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist nur sehr beschränkt möglich.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Sigmundskron
  1. Kernburg / Oberburg / mittelalterliche Burganlage
    unter dem Kernburgfelsen verläuft ein teilweise höhlenartig erweiterter Tunnel
  2. Vorburg / nordwestlicher Hof
  3. südwestlicher Hof / Festungszwinger
  1. Torturm
    (heute: Bergen und Wüste, Mythos und Auflösung)
  2. äußere Ringmauer mit Wehrgang
  3. einziger erhaltener Wohn-/Wirtschaftsbau der Vorburg
    (heute: Sonderausstellungen und Kunstveranstaltungen)
  4. abgegangene Wohn-/Wirtschaftsbauten der Vorburg
  5. ehemals großer Wohnbau, an die nordwestlichen Ringmauer der Vorburg gelehnt
    in der Ringmauer Fenster mit Sitznischen und Erkerausgänge
    (heute: Freilichttheater)
  6. "Weißer Turm", Bergfried aus dem 12. Jh, ursprünglich freistehend
    6 Etagen
    (heute: Ausstellung zur Burggeschichte)
  7. westliches Halbrondell
    (heute: Gaststättenbereich)
  8. nördliches Dreiviertel-Rondell
    (heute: Religionsstifter aus den Bergen/Skulpturen)
  9. Wohnbau (wahrscheinlich Palas) der mittelalterlichen Burg
    4 Etagen, romanische Dreibogenfenster
    (heute: Entstehung der Berge und ihre Besteigungsgeschichte)
  10. Kapelle der mittelalterlichen Burg mit Turmanbau
    (nicht begehbar)
  11. südöstliches Rondell
    (heute: Schlüsselstellen in den Gebirgen)
  12. südwestliches Rondell
    (heute: Schlüsselberge)
  13. Schildmauer mit Wehrgang und großer Pforte
    5 Meter Mauerstärke
Quelle: Friedrich-Wilhelm Krahe - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) - S.566
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Im 1. Jh v.u.Z hat sich auf dem späteren Burgplatz vermutlich ein rätisches Kastell befunden.
945 wird eine Burganlage mit dem Namen „Castrum Formicarium“ erwähnt.
Sie trotzt angeblich einem Ansturm des Berengar von Ivrea, der aus dem Vinschgau nach Italien vorstößt, um die Krone des Landes von Hugo von Arles zu erwerben.
1027 übergibt Kaiser Konrad II. die Burg, die zu diesem Zeitpunkt Formigar genannt wird, an den Bischof von Trient.
Sie besteht wohl nur aus Bauten auf dem erhöht liegenden Porphyrfelsen, der allein durch seine Lage bereits ausreichend Schutz bietet. Das nordwestlich liegende Plateau dient vielleicht als Vorburg.
Vom 11.-14. Jh wird die Burg von den Trienter Bischöfen als Residenz genutzt. Außerdem ist sie Sitz eines Gerichtes und eines Amtsmannes.
Im 12. Jh erhält ein Ministerialengeschlecht die Burg als Lehen vom Bistum Trier, das sich fortan Firmian nennt. Aus seinen Kreisen gehen mehrere hohe kirchliche Würdenträger hervor.
Im 12. und 13. Jh bauen die Herren von Firmian die Burg grundlegend um.
Zu dieser Zeit wird wohl der nordwestliche Hof befestigt und der Bergfried auf diesem errichtet.
Im 13. Jh beenden die Grafen von Eppan und die von Tirol auf der Burg eine zwischen ihnen seit über 30 Jahre bestehende Fehde.
Im 14. Jh wird die Burg für die Trienter Bischöfe bedeutungslos, da sie ihre Herrschaft im Etschtal um Bozen an die Tiroler Landesfürsten verlieren.
1473 kauft der Landesfürst von Tirol, Sigmund der Münzreiche, die Burg, benennt sie in Sigmundskron um und lässt sie als frühen Festungsbau so umbauen, dass sie der Wirkung von Feuerwaffen standhalten soll.
Wegen finanzieller Schwierigkeiten werden die Baupläne jedoch nicht komplett umgesetzt und er muss die Festung bald darauf verpfänden. Außerdem verliert die Festung wegen des sich in diesem Zeitraum verschiebenden territorialen Besitzverhältnisse (Sigmundskron liegt nicht mehr im Grenzgebiet) schnell an Bedeutung und es beginnt ihr langsamer Niedergang.
Im 17. Jh werden die ständige Wachmannschaft der Festung abgezogen und keine Instandhaltungsmaßnahmen mehr ausgeführt.
1639-1807 sind die Grafen von Wolkenstein-Trostburg Besitzer der Festung.
1807-1870 sind die Grafen von Sarntheim Herren auf dem Schloss. Die Anlage wird jedoch komplett vernachlässigt und verfällt zur Ruine.
1870-1994 gehört die Ruine den Grafen Toggenburg.
Am 17.11.1957 ist die Burg Schauplatz der Protestkundgebungen von 35000 Südtirolern unter Führung von Landeshauptmann Silvius Magnano für die Erfüllung des Pariser Vertrages (Gruber-Degaspari-Abkommen) und die eigenständige Autonomie Südtirols (Los von Trient).
1996 erwirbt die Provinz Südtirol die Ruine.
2003 erhält Reinhold Messner nach längeren Verhandlungen das Recht, Sigmundskron für sein Museumsprojekt "Messner Mountain Museum" zu nutzen.
2006 wird bei Baumaßnahmen ein jungsteinzeitliches Grab mit dem Skelett einer Frau gefunden, die vor ca. 6000 bis 7000 Jahren gelebt hat.
2006 wird Sigmundskron mit dem "MMM Firmian" wieder für den Besucherverkehr geöffnet.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Hörmann, Magdalena (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 10: Überetsch - Südtirole Unterland | Bozen, 2011 | S. 223-266
  • Stampfer, Helmut & Andergassen, Leo / Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Sigmundskron | Regensburg, 2013
  • Tscholl, Werner - Revitalisierung Sigmundskron: von Riesenfeste zum Bergmuseum | In: Arx, 32, 2010 | S. 3-6
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 121 ff
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten in Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S. 16 ff
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 110
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Sage: Der Junker von Sigmundskron
    Der Junker von Sigmundskron

    Auf dem Schlosse Sigmundskron, das hart am Etschknie stattlich auf breitem Felsen thront, hauste einst ein leichtlebiger Junker, der allnächtlich zu sündhaftem Treiben in das nahe Dorf Frangart schlich. In einer stürmischen Nacht, da ein eiskalter Wind von der Mendel niederbrauste, rollte dem Junker auf der Frangarter Straße ein von vier feuerschnaubenden Rossen gezogener Wagen entgegen. Aus der Kutsche stieg ein Mann, von dem Feuerschein ausging und der dem Junker die drohenden Worte entgegenrief: „Wenn ich dich nochmals auf diesem Sündenpfad treffe, dann bereite ich dir dein Bett an jenem Felsen.“. Furchtgeschüttelt kehrte der Junker um und entsagte mehrere Monate lang seiner Leidenschaft. Eines Nachts aber trieb es den Unseligen doch wieder hinunter nach Frangart Kaum hatte er die Straße erreicht, da sauste wieder der feurige Wagen heran; der Satan sprang aus der Kutsche, ergriff den Junker und schleuderte ihn an den Burgfelsen. Noch nach Jahren tropfte das Blut des Verdammten von dem Felsen, und als man den Stein wegsprengte, um die unheimliche Spur zu vertilgen, klang noch oft zur Nachtzeit geisterhaftes Wehklagen um die Burgmauern von Sigmundskron.

    Quelle: unbekannt
  • Video: Luftaufnahme der Burg/Festung Sigmundskron
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