BURG MARETSCH | CASTEL MARECCIO
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Maretsch nimmt unter den Südtiroler Burgen vor allem wegen seiner Lage eine Sonderstellung ein. Es handelt sich nämlich um eine seltene Niederungsburg, die bis ca. 1650 noch von künstlich angelegten Wassergräben geschützt war.
Die ursprünglich kleinere Burg (Wohnturm, Palas, Ringmauer) wurde wohl kurz vor oder nach 1200 durch ein Bozner Adelgeschlecht erbaut, das sich und die Burg nach dem Namen des Flurstückes benannte, auf dem die Burg steht. Bedeutende Besitzer waren die Römer von Maretsch und die Hendl, die die Burg im 16. bzw. 17. Jahrhundert zu einem herrschaftlichen Renaissanceschloss mit seinem heutiges Aussehen erweiterten.
Lage Die Burg Maretsch liegt nordwestlich des Bozner Altstadtzentrums inmitten von Weingärten nahe der Talferpromenade.
Nutzung Maretsch wird heute als Kongress- und Veranstaltungszentrum, das durch die Stiftung Bozner Schlösser betrieben wird, genutzt. Man kann hier in historischem Ambiente auch private Anlässe feiern.
Bau/Zustand Die Burg besitzt einen fast quadratischen Grundriss. In allen vier Ecken stehen Rundtürme. Im südwestlichen befand sich früher die Burgkapelle. Eine freistehende Ringmauer verbindet nur die südlichen Türme. Auf den anderen drei Seiten bilden die Außenwände von Gebäuden die äußere Burgmauer. Der ehemals existierende Burggraben wurde um 1650 zugeschüttet. Das sandsteingerahmte Haupttor mit Diamant- und Rosenornamenten und einem Allianzwappen der Hendl-Thun von 1630 befindet sich im südlichen Teil des Westflügels. Hinter dem Torgang betritt man den heute mit Glas und Stahl überdachten Hof, der die gesamte Südseite einnimmt. Nördlich des Hofes befindet sich ein Komplex von Bauten, der den ursprünglich einmal freistehenden Wohnturm umschließt.
Maretsch besitzt im Innern Räume und Säle, die nach Schloss Ambras mit dem umfangreichsten erhaltenen profanen Freskenzyklus aus der Renaissance geschmückt sind. Die Römer von Maretsch ließen ihre zum komfortablen Wohnsitz umgebaute Burg in der Mitte des 16. Jahrhunderts reich mit figuralen und ornamentalen Malereien, Schlachtenbildern, biblischen und mythologischen Szenen, Grotesken, Wappenfriesen u.a.m. ausmalen.
Typologie Maretsch war im Ursprung eine spätromanische Burg, die im 16. Jahrhundert zum adeligen Renaissance-Wohnsitz umgestaltet wurde.
Niederungsburg - Wasserburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • der umgangreiche Freskenzyklus mit unterschiedlichsten Motiven
Bewertung Wegen ihres Gesamtensembles und des Freskenschmucks wäre Maretsch eigentlich unbedingt eine Besichtigung wert. Dies wird jedoch nur zu außerordentlich seltenen Terminen ermöglicht, so dass man sich in der Regel mit einer Außenbesichtigung begnügen muss.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°30'12.3"N 11°21'01.7"E
Höhe: ca. 280 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg Maretsch auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Stiftung Bozner Schlösser | Schloss Maretsch | Via Claudia de' Medici 12 | I-39100 Bozen
Telefon : +39 0471 976615 | Telefax : +39 0471 300746
E-Mail: maretsch@maretsch.info | Internet: www.maretsch.info
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Direkt am Schloss befindet sich ein großer Parkplatz in der Claudia-de'-Medici-Straße/Via Claudia de' Medici 25 (Koordinaten: 46°30'10.8"N 11°21'05.7"E).
Alternativ kann man jede der gut ausgeschilderten Parkmöglichkeiten im Bozner Zentrum nutzen und von dort in relativ kurzer Zeit zur Burg laufen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Maretsch ist sowohl vom Bozner Haupt-, als auch vom Busbahnhof in 20-30 Minuten bequem zu Fuß zu erreichen.
Wanderung zur Burg
Am sinnvollsten ist es, Maretsch im Rahmen eines Stadtbummels durch Bozen einen Besuch abzustatten. Dazu fährt man eine der gut ausgeschilderten, zentralen Parkmöglichkeiten an, läuft durch die Laubengasse bis zur Talferbrücke und biegt davor rechts in die Wassermauerpromenade ab. Nach kurzer Zeit sieht man Schloss Maretsch auf der rechten Seite.
Öffnungszeiten
Normalerweise kann Schloss Maretsch nicht besichtigt werden.
Nur sehr selten und unregelmäßig werden Öffnungszeiten angeboten. Nach vorheriger Terminvereinbarung sind Gruppenführungen möglich.
Informationen und Anmeldungen unter: siehe "Kontaktdaten"
Eintrittspreise
Besichtigungen sind in jedem Fall kostenpflichtig.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
ja
Bilder
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Grundriss
Grundriss 1 Maretsch
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 395
(durch Autor leicht aktualisiert)
Grundriss 2 Maretsch
Quelle: Caminati, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 40
Historie
1185 wird Maretsch erstmalig als Flurname erwähnt.
1194 erfolgt die Erwähnung eines Berthold Bauzarius (Berthold von Bozen). Er ist vermutlich der Erbauer des ältesten Burgbestandteils, des bewohnbaren Bergfrieds. Seine Söhne Albert und Meinhard nennen sich nach der Burg von Maretsch.
1240-1250 sehen andere Quellen als Zeitpunkt der Erbauung der Burg durch die Bozner Stadtadelsfamilie an.
1253 werden die Brüder Berthold und Heinrich von Maretsch erwähnt.
1275 ist Heinrich von Maretsch Ministeriale des Tiroler Landesherren, Meinhard II..
Nach 1300 sind Paul und Berthold von Maretsch Richter in Bozen.
1385 setzt Volkmar, ein Sohn des Richters Berthold von Maretsch, seine Vettern Thomas und Heinrich von Maretsch testamentarisch als Erben von Burg Maretsch ein.
1454 vererbt Daniel von Maretsch, Sohn des Thomas, die Burg an seine einzige Tochter Klara, die in zweiter Ehe mit Kaspar Reifer von Campill verheiratet ist. Nach deren Tod geht die Burg an ihren Sohn Christoph Reifer.
1464 wird diesem wegen Auflehnung gegen Erzherzog Sigismund und nicht befolgter Aufträge der Prozess gemacht. Gegen Abtretung seiner Burg an den Landesfürsten kommt er wieder in Freiheit.
1476 verkauft Herzog Sigismund die Burg an einen Hans Metzner für 700 Mark Perner Meraner Münze, nachdem dieser offenbar schon vorher einen Teil von Maretsch erworben hatte.
1477 verkauft Hans Metzner die Burg zum gleichen Preis an seinem Schwager Sigismund (Sigmund) Römer, der fortan den Namenszusatz von Maretsch führt. Ihm folgt sein Sohn Hans als Burgherr. Unter der neuen Eigentümerfamilie wir die Burg standesgemäß als spätmittelalterlicher Wohn- und Wehrbau um- und ausgebaut. So entsteht die Ringmauer mit vorgelagertem Graben und Zugangsbrücke sowie den vier Ecktürmen, von denen drei bewohnbar sind und einer die Burgkapelle beherbergt.
1507 übernimmt Christoph Römer von Maretsch, der Sohn des Hans, die Burg.
1516-1526 ist Christoph Römer ist Hauptmann in Buchenstein.
1539 erhält Christoph die Hauptmannschaft über vier wichtige Vikariate im Trentin mit Sitz in Avio.
1544 zieht eine Überschwemmung der nahen Talfer Teile der Burg in Mitleidenschaft.
1558-1570 lassen Christophs Söhne Hans Jacob, Lukas, Kaspar Melchior und Christoph Sigmund die Burg im Renaissancestil grundlegend umbauen. Sie erhält ihr heutiges Aussehen; viele Räume erhalten die typische Ausmalung. Die Brüder bewohnen gemeinschaftlich die Burg und erlangen ansehnliche Positionen im Dienst des Landesfürsten.
1573 erhält Lukas Römer für sich und die Nachkommen seines Bruders Hans Jakob den erblichen Freiherrenstand verliehen.
1581 ist Lukas der einzig überlebende Erbe. Seine Witwe Magdalena heiratete den Freiherrn Maximilian von Hendl, an den die Burg in der Folge übergeht.
1612 kommt die Burg von diesem in den Besitz des Ulrich Hendl.
1629-1634 führen die Hendl noch einmal umfangreichere Umbauarbeiten an der Burg durch. U.a. entsteht das Portal, an dem sich Diamant- und Rosenornamente abwechseln.
1657 wird Maretsch von den Hendl an den Abt Bernhard von Stams verkauft.
1658 geht Martesch an den Erzbischof Guidobald von Thun aus Salzburg, dessen Familie die Burg jedoch häufig längere Zeit nicht nutzt. Im Ergebnis beginnen Bau und Einrichtung zu verkommen.
1851 verkauft Karl Graf Thun das Schloss, das sich fast zweihundert Jahre im Besitz seiner Familie befand, an die Gräfin Anna Sarnthein. Diese verpachtet die Burg an das Aerar, das sie als Zeughaus benutzt. Der Charakter des adligen Herrensitzes geht verloren.
1918 wird Maretsch vom italienischen Militär besetzt.
1919-1973 wird die Anlage als Staatsarchiv genutzt. In dieser Zeit (1930-31) erfolgt eine gründliche Sanierung.
1974 wird Schloss Maretsch an die Bozener Kurverwaltung verkauft.
1976 wird dann die totale Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes in Angriff genommen. Dabei kommen unter anderem auch mehrere Fresken aus der Renaissance ans Tageslicht.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Grebe, Anja & Großmann, Ulrich G. - Bozen - Schloss Maretsch | Regensburg, 2005
  • Gemeinde Bozen (Hrsg.) - Schloss Maretsch | Bozen, 2004
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 5: Das Sarntal | Bozen; 1981
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 35-41
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten im Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S. 96-98
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 76
  • Bitterli-Waldvogel, Thomas & Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Südtiroler Burgenkarte | Bozen, 1995
  • Donati, Roberto - Schlösser des Trentino und Südtirol | Narni, 1977
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
  • Weingartner, Josef - Bozner Burgen | Bozen, 1959
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Sage: Klara's Geist
    Klara's Geist

    Klara, die einzige Tochter des letzten Herren von Maretsch, war das schönste Mädchen im Lande und verlobt mit dem Ritter Theobald. Als dieser sich, gemäß dem Brauch seiner Zeit und um sich Ruhm zu erwerben, dem Zuge des Kaisers ins Heilige Land anschloss, hatte er Klara, die lauter war wie ihr Name, ewige Treue geschworen und bei der Rückkehr aus dem Heiligen Land sollte Hochzeit sein.
    Nach drei Jahren kehrte Theobald zurück, und er kleidete sich, um das Feuer der Liebe Klaras zu erproben, wie ein Bettelmann. Er kam müde und zerlumpt vor Maretsch an und bat um Einlass, mit dem Hinweis, dass er aus dem Heiligen Lande käme und auch Theobald gekannt habe. Er erzählte, dass dem tapferen und kühnen Ritter zum Lohn für seine Taten die Hand der Tochter eines mächtigen und reichen Pascha angetragen wurde: Theobald habe dieses Angebot angenommen.
    Nun vollzog sich mit unerwarteter Schnelligkeit ein dramatisches Ereignis. Klara, welche die erschütternde Nachricht gehört hatte, flüchtete über die Stiege in ihre Kemenate und stürzte sich in ihrer Verzweiflung in den Fluss. Indessen gab sich Theobald zu erkennen und sagte, er habe nur prüfen wollen, ob Klaras Liebe seine lange Abwesenheit überdauert habe. Und er eilte seiner Braut nach. Aber er kam zu spät. Als er in die Kammer gekommen war, bemerkte er das offene Fenster. Theobald eilte die Treppe hinunter und umarmte die Leiche seiner Braut. Dann verließ er den schrecklichen Ort und ward nie mehr gesehen.
    Der Geist des Mädchens aber erscheint von Zeit zu Zeit nächtlicherweise. Dann schweift er durch das Schloss, den suchend, der ihr die süßeste Freude verheißen hatte und durch seine furchtbare Liebesprobe das bitterste Leid kosten ließ.

    Quelle: Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 39-41
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