BURG GIEBICHENSTEIN - OBERBURG
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Allgemeine Informationen
Die Burg Giebichenstein besteht aus zwei Teilen. Zum einem aus der alten Oberburg, von der leider nicht viel erhalten ist, zum anderen aus der großräumigen Unterburg, die mit Graben und Rondellen ausgestattet ist und gut erhalten ist. Die Unterburg ist heute jedoch Bildungseinrichtung und nicht zugänglich!
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 51°30'12" N, 11°57'13" E
Höhe: 87 m ü. NN
Topografische Karte/n
nicht verfügbar
Kontaktdaten
Stadtmuseum Halle | Seebener Straße 1 | D-06114 Halle (Saale)
Tel: +49 0345 2213030 | Fax: +49 0345 2213033
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
k.A.
Anfahrt mit dem PKW
Halle erreicht man über die Autobahnen A9; A14; A38; A143.
Kostenlose Parkplätze unterhalb der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
k.A.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
April - Oktober
Montag: geschlossen
Dienstag - Freitag: von 10:00 - 18:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: von 10:00 - 19:00 Uhr
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Erwachsene: 4,00 EUR
Ermäßigt: 2,50 EUR
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
kostenlos
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
k.A.
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
k.A.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
k.A.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Burg Giebichenstein
  1. Oberburg
  2. Unterburg
Quelle: Schmitt, Reinhard - Burg Giebichenstein in Halle/Saale. | Müchen/Berlin, 1993
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Der historische Ort Giebichenstein lag zur Zeit des fränkischen Reiches inmitten des Gaues Neletici. Obwohl er nicht als Burgward benannt worden ist, kann man davon ausgehen, dass er als wichtiger Herrschaftsort eine Burgwardähnliche Funktion inne gehabt hat. Die Burgwardorganisation war der erste Versuch des deutschen Königs, die im 9. Jh. eroberten slawischen Gebiete einer feudalen Ordnung zu unterwerfen. Die Wichtigkeit der an einer Handelsstraße und wichtigen Salzquellen gelegenen Siedlung unterstreicht die Tatsache, dass Otto I. in Giebichenstein Urkunden ausstellte. 961 erfolgte die Ersterwähnung als "civitas, que Givicansten nuncupatur" als Hauptort des Gaues Neletici. In einer anderen Urkunde vom gleichen Tag nennt man ihn "urbs videlicet Giviconsten cum salsugine". Das Gau Neletici und Giebichenstein wurden dem Moritzkloster in Magdeburg übereignet. Aus dem Kloster ging 968 das neu gegründete Erzbistum Magdeburg hervor.

Mit den Bauten der heutigen Burg Giebichenstein hatte die Burg des 10. Jh. wenig zu tun. Ihr genauer Standort ist nicht sicher geklärt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie sich auf der Bergkuppe östlich der heutigen Befestigung auf dem als "Alte Burg" oder Amtsgarten bezeichneten Gelände befand. Eine Erwähnung 1116 als "castrum Givekenstein" und die Benennung einer Burgkapelle bezieht sich wahrscheinlich auf die Alte Burg, wie auch alle anderen Erwähnungen im 10. und 11. Jahrhundert.

Für das junge Erzbistum Magdeburg hatte die Burg eine besondere Bedeutung, die sich heute nicht mehr zweifelsfrei erschließen lässt. So war sie Sterbe- bzw. Aufbahrungsort von drei Bischöfen, Bischof Adalberts 981, Bischof Taginos 1012 und im gleichen Jahr Bischof Walthards. Darüber hinaus diente sie noch dem König als "Staatsgefängnis" für Mitglieder des Hochadels. Unter den Gefangenen waren so bedeutende Personen wie Heinrich vom Nordgau 1004, Adalbert von Este 1014-18, Ernst von Schwaben 1027-29 und Gottfried von Lothringen. Nicht zuletzt war hier auch Ludwig der Springer, der Landgraf von Thüringen, angeblich für seinen Mord am Pfalzgrafen von Sachsen in Haft.

Die Bedeutung der Burg wird auch durch die Anwesendheit von Heinrich IV. 1064 auf der Burg unterstrichen. Friedrich I. Barbarossa berief 1157 die Fürstenversammlung auf die Burg ein, die den zur Durchführung der deutschen Ostexpansion geplanten Polenfeldzug vorbereitete.

Die entscheidende Umgestaltung der Herrschaft Giebichenstein vom Burgward zum landesherrlichen Territorium des Erzbistums Magdeburg erfolgte unter Erzbischof Wichmann (regierte 1152-1192). Wichmann urkundete seit 1154 mehrfach auf Giebichenstein. In diese Zeit fallen auch die ältesten archäologisch ergrabenen Mauerreste auf der Oberburg. Auf dem bisher unbebauten Burgfelsen entstand baueinheitlich der Torturm, Ringmauer und Südturm. Neben dem engen Eingang durch den massiven romanischen Torturm existierte an der Ostseite offenbar ein zweiter Eingang. An der Südseite befand sich ein weiterer Turm. Für die Ringmauer wurde eine ehemalige Höhe von mindestens 4,50 Metern ermittelt. Ansichten aus dem 16./17. Jh. zeigen hier zwei übereinander gelegene Wehrgänge, die aber spätere Ergänzungen sein dürften. Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaute man an die Ringmauer angelehnt an der Nordseite einen Wohnturm und den Palas.

Der spätromanische Wohnturm, eventuell als Kemenate zu bezeichnen, hatte eine fast Grundfläche von elf Metern im Quadrat. Er war mit hohem Komfort ausgestattet und hatte eine im Mauerwerk eingebaute Treppe und Kamine. Bei der Ausgrabung fand man einen hohlen Pfeiler mit Vierpassöffnungen. Seine Funktion ist ungeklärt. Er zeugt aber neben anderem Bauschmuck von dem repräsentativen Aussehen des Bauwerkes. Der Eingang zum Wohnturm befand sich exakt gegenüber dem Eingang zur Burgkapelle.

Man errichtete auch eine im Hof freistehende Kirche. Auch diese Kirche war mit Sicherheit repräsentativ ausgestattet, wie es bei einer Residenz eines Kirchenfürsten anzunehmen war. Als Vergleichsbauwerk wird die Klosterkirche in Wimmelburg und die Kirche des Kollegialstiftes auf Schloss Seeburg angeführt.

Der prächtigste Bau der Oberburg war der an der Nordseite befindliche Palas. Er hatte eine Größe vo 36 x 11 Metern. Es wurden die Mauern von fünf Räumen ergraben, die alle vom Hof aus zugänglich waren. Vor dem Palas war ein Arkadengang gelegen, der auch in den Obergeschossen den Zugang zu den dort befindlichen Räumen ermöglicht haben wird. Das Aussehen dieses Gebäudes kann man sich so wie die Palasgebäude der Runneburg und der Wartburg vorstellen. Auch hier wurde eine ungewöhnliche Fülle von Bauschmuck gefunden.

Westlich von Kapelle und Wohnturm existierte ein aus mehreren Gebäuden bestehender Baukomplex, über den es keine weiteren Überlieferungen gibt. Grundmauern und zwei Kellerräume von diesen Baulichkeiten haben sich bis heute erhalten.

1215 soll die Burg Giebichenstein durch Kaiser Friedrich II: belagert worden sein. Hintergrund dürfte der staufisch-welfische Thronstreit zwischen Kaiser Friedrich II. und Otto IV. gewesen sein. Der damalige Erzbischof Albrecht II. hatte sich auf die Seite der Welfen gestellt. Über den Ausgang der Kämpfe ist nichts bekannt, Otto IV. verlor aber zur damaligen Zeit die letzten Verbündeten und musste seine Ansprüche auf den Thron aufgeben.

Für die Zeit um 1260/66 sind unter Erzbischof Ruprecht Instandsetzungsarbeiten überliefert. Ein umfassender Ausbau der Burg erfolgte 1361 bis 1368 unter Erzbischof Dietrich. Östlich des Palas' erbaute man ein repräsentatives Gebäude, das später noch einen südlichen Anbau erhielt. Das Erscheinungsbild der Burg wurde vom romanischen zum gotischen Baustil umgestaltet.

Von 1382 an war die Burg Giebichenstein Hauptresidenz der Erzbischöfe von Magdeburg. Von hier aus führten sie die Auseinandersetzungen mit der Stadt Halle um deren Unabhängigkeit. Seit 1369 stellten die Erzbischöfe fast alle Urkunden hier aus und seit 1402 verstarben alle Erzbischöfe auf der Burg.

Schon wenige Jahre nach der Fertigstellung der Unterburg wendete sich das Schicksal der Burg. Erzbischof Ernst von Sachsen, Bruder des durch die Reformation bekannten Friedrich des Weisen, ließ in Halle eine neue Residenz, das bastionierte Schloss Moritzburg errichten. Nach dessen Fertigstellung 1503, verlor die Burg Giebichenstein ihre Funktion als Residenz und diente bis ins 20. Jahrhundert als Verwaltungssitz des großen Amtes Giebichenstein. Bereits um 1500 haben die Residenzgebäude eine funktionelle Umwidmung zu Wirtschaftszwecken erhalten. der Westbau der Unterburg erhielt einen südlichen Anbau, das Brauhaus, während das Mushaus am nördlichen Ende zur Brennerei umgebaut wurde. 1514 siedelten die Erzbischöfe endgültig in die Moritzburg um.

Im 16. Jahrhundert verfiel die Oberburg immer mehr. Reparaturen wurden zum Teil nur noch in Holz ausgeführt. Ein Merian-Stich von vor 1636 zeigt den Palas als eine Ruine.

Im Dreißigjährigen Krieg besetzten die Schweden die Burg. Während der Besetzung fiel die Oberburg und Teile der Unterburg einem verheerenden Feuer zum Opfer. Seit dieser Zeit nutzte man die Oberburg nicht mehr.

1706 errichtete man an der Ostseite der Unterburg das barocke Herrenhaus. Der Amtsmann Ochs ließ die steinerne Brücke bauen. Weiterhin gestaltete er Burggraben und alte Burg zu einem Park um.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden verschiedentlich Reparaturen, Abrissarbeiten im Sinne der Denkmalpflege und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. 1921 wurde die Stadt Halle Eigentümerin der Burg. Sie richtete in der Unterburg eine Kunstgewerbeschule ein, die eng mit dem Bauhaus verbunden war. Unter dem Architekten Paul Thiersch brach man in die Hofseiten der Gebäude große Atelierfenster in die Mauerfronten ein, während die Außenseite der Burg ihren mittelalterlichen Charakter behielt. 1958 wurde die Schule zur Hochschule.

Aus Anlass der 1000-Jahr-Feier der Stadt Halle führte Hans-Joachim Mrusek umfassende Ausgrabungen auf der Oberburg durch. Sie führten zur kompletten Freilegung der Ruine. Nach Beendigung der Grabungen entstand auf dem Gelände ein Freilichtmuseum und ein beliebter Aussichtspunkt über das Saaletal.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Billig, Gerhard - Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. | Berlin, 1989
  • Mrusek, Hans-Joachim - Die Funktion und baugeschichtliche Entwicklung der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) und ihre Stellung im früh- und hochfeudalen Burgenbau. (ungedruckte Dissertation). | Weimar, 1970
  • Schmitt, Reinhard - Burg Giebichenstein in Halle/Saale. | Müchen/Berlin, 1993
  • Wende, Michael - Burgenführer Deutschland: I. Östliche Bundesländer. | Stahnsdorf, 2002
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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