SCHLOSS GÄNSEFURTH
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Allgemeine Informationen
Zweiteilige Anlage aus "Alter Burg" (vierflügeliges Renaissanceschloss als Nachfolgebau einer mittelalterlichen Wasserburg); u. daran angebautem Barockschloss.
Hinweis: Die Gestalt des heutigen "Schlossensembles" ist das Resultat vieler An- und Umbauten, so dass sich Schloss Gänsefurth heute als eine im Laufe der Jahrhunderte gewachsene Anlage präsentiert. Der Ursprung des Schlosses liegt in einer Burg des 14./15. Jahrhunderts, von der einige Bauteile überkommen sind. Im 16. Jahrhundert wurde diese zu einem Renaissanceschloss umgebaut und auch in den darauf folgenden Jahrhunderten durch weitere Umbauten verändert. Den größten baulichen Eingriff stellte die Errichtung des Barockflügels im 18. Jahrhundert dar.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 51°52'05" N, 11°32'14" E
Höhe: 66 m ü. NN
Topografische Karte/n
nicht verfügbar
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
k.A.
Anfahrt mit dem PKW
A14 Abfahrt Stassfurt, von dort über Stassfurt auf der L73 nach Hecklingen, weiter auf der Börnecker Str. (K1306) nach Gänsefurth, auf dem "Apfelweg" den Ort durchfahren bis zum Schlossgelände am nördlichen Ortsrand.
Parkmöglichkeiten an der Straße.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
k.A.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Nur Außenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
k.A.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
k.A.
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
k.A.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eingeschränkt: bis Burghof
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schloss Gänsefurth
Quelle: Weinhauer, Claudia - Das alte Schloss in Gänsefurth, Ldkr. Aschersleben-Stassfurt. In: Burgen in Sachsen-Anhalt, Heft 12. | Halle (Saale), 2003
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Gänsefurth wird 1159 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, der Ort erscheint als Namenszusatz eines "Erkenbertus", der als Zeuge des Verkaufs zweier Dörfer vom Abt des Klosters Ballenstedt Arnold an flämische Kolonisten erscheint, 1162 wird "Herchenbertus de Genssenworthe" zum letzten Mal erwähnt. Vermutlich hat zu dieser Zeit bereits ein Adelssitz o. eine Burg in Gänsefurth bestanden. Auf diesen bezieht sich vielleicht auch eine urkundliche Nennung aus dem Jahr 1273, in der eine Burgstelle (wörtlich: "Teich Burgstadel") in Gänsefurth erwähnt wird.

Ein Dorf Gänsefurth wird im 13. Jh. mehrmals zusammen mit einer Mühle und Kirche genannt, so 1270 und 1271 die Mühle in "Ghensevorde". Das Dorf u. die Kirche sind zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich bereits im 15.Jh, aufgegeben worden.

Im letzten Drittel des 14. Jh. erscheinen wieder namentlich Besitzer des Gänsefurther Schlosses in der Überlieferung: die Familie von Wederde. Die Familie von Wederde hat um 1370 Gänsefurth als Lehen erhalten. Im Juli 1370 gelobt Erzbischof Albrecht III. von Magdeburg seine Schulden von 78 Mark an Gerhard von Wederde zurückzuzahlen. Vielleicht wurde er im Zusammenhang mit der Schuldentilgung vom Erzbischof mit Gänsefurth belehnt. Die v. Wederde blieben nur wenige Jahre im Besitz der Burg.

Die Burg wird erst 1422 als „Schlosse Genseforde" erstmals genannt. Im 15. Jh. geht Gänsefurth und das Dorf Hecklingen in den Besitz der Familie von Trotha über. Fürst Bernhard VI. von Anhalt-Bernburg belehnt am 25. März 1461 Claus von Trotha mit"Muß und Sloß Genßeforth mit dinsten, acker, wassern, weiden, gehoftzin, vischerien, [...] grasse, nutzen, freiheiten und mit allen rechten". Claus von Trotha wurde durch den Erwerb von Schloss Gänsefurth und Dorf Hecklingen zum Begründer der Trothaischen Gänsefurth - Hecklinger - Linie. Bevor er am 27. März 1492 stirbt, vermacht er "krankheits - und unvermögenshalber" Schloss Gänsefurth und Dorf Hecklingen seinen Söhnen Claus, Andreas, Matthias und Hans. Auf die vier Brüder folgen im Jahr 1516 die Söhne von Claus dem Jüngeren namens Franz und Clamor. Zwischen 1585 und 1608 kam es zu bauliche Veränderungen am Schloss.

Die Geschehnisse des 30-jährigen Krieges von 1618-1648 hinterließen auch in Gänsefurth ihre Spuren. Der Ort besaß nach dem Ende des Krieges nur noch "verwüstete Äcker und ruinenhafte Gebäude". In den Dreißiger Jahren des 17. Jh. erreichten die Plünderungen und Verwüstungen der Truppen beider Kriegsparteien in Hecklingen und Gänsefurth ihren Höhepunkt. Von Gänsefurth wird berichtet, dass es "...am 20.12.1639 von 50 vagabundierenden Musketieren angefallen wurde, die nur zurückgeschlagen werden konnten, weil zufällig etliche Kothburschen aus Staßfurt dort lagen." Wolf Thilo v. Trotha berichtet einige Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges über die Kriegsereignisse in Gänsefurth und Hecklingen: "es ist solches (d.h. was die Brüder eben mühsam wieder aufgerichtet hatten) nicht allein in Anno 1640 durch der Piccolomini Feldzug, besonders auch folgendes Jahres durch den ertzhertzöglichen Rückmarsch fast gänzlich wieder aufgezehrt worden [...], und als wir darauff durch die Translation des Krieges nach Schlesie, Mähren und anderen abgelegenen Ländern das Unglück weit von uns zu sein erachtet auch durch schwere Anleihen die Ritter Güter Gänsefurth u. Hecklingen umb ein ziemliches wiederumb erhoben und angebauet, dasselbe doch erst Anno 1644 noch schärfer bei uns eingeschlagen, indem durch das Hallesche Feldlager wir an alle moventica und mobilica dermaßen ruiniert worden, daß auch nicht ein Bund stro bei uns übrig verblieben ". Auch in den folgenden Jahrzehnten bleibt Gänsefurth weiter verschuldet.

Wolf Thilos Sohn Thilo Lebrecht übernahm 1693 Gänsefurth. Nach seinem Tod 1755 erbte sein Sohn Friedrich Lebrecht Gänsefurth und ließ im Jahr 1757 an das Renaissanceschloss einen Barockflügel anfügen. Mit Otto Ernst v. Trotha-Gänsefurth begann Mitte des 19.Jh. das industrielle Unternehmertum in Gänsefurth Fuß zu fassen. Er gründete dort eine Zuckerfabrik, außerdem betrieb er einen Kalksteinbruch und einen Kalkofen. Sein Sohn Thilo Lebrecht, der ab 1878 Gänsefurth besaß, erweiterte das Unternehmen seines Vaters, indem er in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses eine Konservenfabrik betrieb und durch die Ausbeutung einer Mineralwasserquelle ein "kohlensaures Wasser" namens "Gänsefurther Schlossbrunnen" herstellte, u. damit die Tradition der Mineralwasserherstellung in G. begründete, die nach der Wende von der Schlossbrunnen Wüllner GmbH & Co. KG. weitergeführt wurde.

Nach dem Verkauf des Gutes an die Gemeinde Hecklingen in den 1920er Jahren wurde das Schloss verschiedenen Zwecken zugeführt. Bis 1939 war im Schloss eine Motorsportschule, und bis 1945 ein Arbeitsdienstlager für den weiblichen Arbeitsdienst untergebracht. 1945 wurde es von der sowjetischen Besatzungsmacht genutzt und 1947 wieder an die Stadt Hecklingen zurückgegeben, die dort ein Feierabendheim einrichtete. Das Feierabendheim bestand bis 1992 im Schloss, dass in jenen Jahren immer mehr den Verfall preisgegeben wurde. In den 70er Jahren wird dem Heim und Schloss keine Perspektive mehr gegeben. Von einer dringend notwendigen Generalinstandsetzung des Schlosses rät der ehemalige Bürgermeister von Hecklingen ab, da man zu diesem Zeitpunkt den Bau eines neuen Heimes in Staßfurt plante. 1992 wurde das Feierabendheim durch den Verein „Lebenshilfe Bördeland" übernommen und in ein Behindertenheim umgewandelt, welches aber bereits 1998 in einen Neubau in Hecklingen umzog. Der Umbau zum "Kinder- und Jugendhotel" ab 2001 durch einen privaten Projekträger wurde einige Jahre später wieder aufgegeben, seitdem steht das Schloss leer.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Weinhauer, Claudia - Das alte Schloss in Gänsefurth, Ldkr. Aschersleben-Stassfurt. In: Burgen in Sachsen-Anhalt, Heft 12. | Halle (Saale), 2003
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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