BURG GREIFENSTEIN / SAUSCHLOSS | CASTEL DEL GRIFO
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Greifenstein wurde wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch den Angehörigen eines familiären Seitenzweiges der bedeutenden Grafen von Eppan errichtet, der sich Morit nannte. Ihre exponierte Lage ermöglichte eine hervorragende Kontrolle über das Etschtal bis hinter Bozen.
Um 1425 spielte die Burg noch einmal eine große Bedeutung als wichtiger Stützpunkt des letzten Tiroler Adelsaufstandes unter den Herren von Starkenberg gegen Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche), in den auch der berühmte Minnesänger Oswald von Wolkenstein verwickelt war. Mit ihrem Fall war auch der Aufstand beendet. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg verlassen und verfiel zur Ruine.
Lage Die Burg Greifenstein steht auf dem Gipfel eines Porphyr-Felsturmes, der aus dem oberen Teil des Hanges des Tschögglberges über dem Etschtal bei der Terlaner Fraktion Siebeneich hervorragt. Nach drei Seiten fällt der Burgplatz sturmfrei steil ins Tal ab. Nur nach Norden wird er hinter einem natürlichen Graben zwischen Felsturm und Hang von der sanft ansteigenden Hochebene bei Glaning überragt. Hier befand sich auch die Schwachstelle der Burg.
Nutzung -
Bau/Zustand Greifenstein ist eine wenig gepflegte Ruine. Der relativ bescheidene Bestand an Mauerresten und der zeitige Verfall machen es heute schwierig, das frühere Aussehen der Burg zu rekonstruieren.
Der alte Burgweg, der heute noch Reste der Pflasterung aufweist, führt östlich an der Burg vorbei. Der ursprüngliche Zugang bestand wohl wie heute aus einem schmalen Pfad unterhalb der nördlichen Ringmauer, der bis zum Hocheingang auf der Nordwestseite führte. Den davor befindlichen, kleinen Platz, ca. 3-4 Meter unterhalb der Ringmauer, nahm wohl eine kleine Vorburg oder ein Vorwerk ein. Der Burgplatz in der Form eines unregelmäßigen Dreiecks war durch eine Trennmauer in einen nördlichen und einen südlichen Teil getrennt. Den nördlichen nahm hinter der hier schildmauerartig verstärkten Ringmauer wohl ein evtl. gegliederter Wohn- und Wirtschaftsbau ein. Auf dem südlichen wird der Burghof vermutet. Insgesamt wird der Burgplatz wegen des begrenzten Platzvorrates aber wohl relativ dicht bebaut gewesen sein.
Typologie Greifenstein ist im Ursprung eine romanische Burganlage.
Höhenburg - Gipfelburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • Das Reizvollste an der Ruine Greifenstein ist zweifellos deren extreme Lage. Die fantastische Aussicht vom Burgplatz entschädigt sicher für Mühen des Aufstieges und die wenigen Mauerreste.
Bewertung Jeder Burgenliebhaber sollte sich nicht scheuen, der Ruine einen Besuch abzustatten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°30'43.43"N 11°17'30.98"E
Höhe: ca. 746 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg Greifenstein auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
Um in das Innere der Burgruine zu gelangen, muss man zum Hocheingang hinaufklettern (ca. 2,5 Meter). Die Ruine wird nicht gepflegt und ist deshalb stark bewachsen.
Anfahrt mit dem PKW
Bozen auf der Meraner Straße/Via Merano/SL/SP165 in Richtung Terlan verlassen und bis nach Siebeneich fahren. In der Ortsdurchfahrt Siebeneich befindet sich auf der linken Straßenseite an der Bushaltestelle ein kleiner Parkplatz (Geodaten: 46°30'38.9"N 11°16'27.8"E). Hier beginnt die "Wanderung zur Burg".
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Bozner Hauptbahnhof werktags mit der Linie 12 bis zum Haltepunkt Runkelstein und Sonn- und Feiertags mit der Linie 14 bis zum Haltepunkt St.-Anton Brücke fahren (von hier aus ca. 9 Minuten Fußweg entlang der St.-Anton Straße/Via Sant'antonio).
Zu bestimmten Zeiten verkehrt zwischen dem Bozner Zentrum und Runkelstein ein Shuttlebus. Bitte prüfen Sie dessen aktuelle Verfügbarkeit hier.
Wanderung zur Burg
Von der Bushaltestelle in Siebeneich/Settequerce quert man die Straße durch einem kleinen Fußgängertunnel und wandert auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Pater-Romedius-Weg/Via Padre Romedius bergang, rechts vorbei am Haus des Deutschen Ordens bis zum letzten Hof auf der rechten Seite. Hinter diesem quert der markierte Weg 11A den Steinerbach und führt dann serpentinenartig am Hang, teilweise relativ steil, hinauf zur Burgruine. Unterwegs trifft er sich mit dem Weg, der von der Kirche St. Cosmas und Damian kommt (hier links abbiegen) und heißt dann nur noch Weg 11. Um zum Eingang der Ruine zu gelangen, muss man den Burgfelsen entgegen dem Uhrzeigersinn 3/4 umrunden. (zu überwindender Höhenunterschied ca. 500 Meter, Zeit für den Aufstieg ca. 1,5 Std.)
Wesentlich leichter in der Wanderung, aber komplizierter in der Anfahrt ist die Wanderung vom Gasthaus "Noafer" in Unterglaning (Koordinaten: 46°30'43.5"N 11°18'03.5"E) quasi von hinten, vom Bergrücken, auf deutlich weniger steilem Weg hinab zur Ruine (ca. 1 Kilometer).
Öffnungszeiten
ohne Beschränkungen
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
Demjenigen, der die Ruine der Burg Greifenstein erwandern möchte, ist im Anschluss ein Besuch im "Hotel Terrassencafé Greifenstein" in Siebeneich zu empfehlen. Toni und Elisabeth Patauner servieren hier unter anderem leckeren Kuchen und tolle Einbecher, die man auf der Terrasse über ausgedehnten Obstgärten mit Blick auf die berühmten Burgen Boymont und Hocheppan auf der gegenüberliegenden Bergseite genießen kann.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Für den Aufstieg zur Burg sollten Kinder über ausreichend Kondition verfügen.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht zugängig
Bilder
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Grundriss
Grundriss Runkelstein
  1. Vorburg/Vorwerk
  2. Hocheingang
  3. Burghof
  4. Palas
  5. Schildmauer
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 224/225
(durch Autor aktualisiert)
Historie
1125 wird Graf Arnold von Morit als Vogt des Bistums Brixen genannt. Bei den Morit handelt es sich um einen familiären Seitenzweig der Grafen von Eppan. Etwa um dieselbe Zeit wird vermutlich die Burg errichtet.
1159/60 nennt sich Arnold von Morit erstmals Graf von Greifenstein. Zu diesem Zeitpunkt muss die Burg also spätestens fertig gestellt sein.
1166 erhält nach dem Aussterben der Morit ein Ministerialengeschlecht der Grafen von Eppan das Burglehen.
1170 übergeben die Grafen Heinrich und Ulrich von Eppan die Burg zusammen mit 40 Höfen an Bischof Albert von Trient. Das Bistum Trient lässt Greifenstein durch Ministeriale verwalten, die sich nach der Burg nennen. Der Name Morit kommt außer Gebrauch und verschwindet.
1276 wird die Burg in den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Graf Meinhard II. von Tirol und Bischof Heinrich II. von Trient zerstört. Im Friedensspruch von 1280 zwischen beiden Parteien wird ein Wiedererrichtungsverbot für Greifenstein ausgesprochen.
1334 gibt Herzog Heinrich von Tirol den Kindern des Morhard von Greifenstein die Erlaubnis, die Burg wieder aufzubauen.
1348/50 nehmen die Greifensteiner nach dem Einfall von König Karl IV. in Tirol dessen Partei gegen Herzogin Margaretes zweiten Mann, Ludwig den Brandenburger und dessen Feldhauptmann Herzog Konrad von Teck. Das hat ihren Untergang zur Folge. Die Greifensteiner verlieren ihre Besitzungen und müssen das Land verlassen. Die Burg wird niedergebrannt.
1363 werden die Greifensteiner rehabilitiert und Friedrich von Greifenstein erhält die Burg erneut als Tiroler Lehen. Burg Greifenstein wird zum dritten Mal wieder aufgebaut.
1386 fällt Fritzmann, Friedrichs Sohn, zusammen mit seinem Dienstherren Herzog Leopold von Österreich in der Schlacht bei Sempach. Die Herrschaft Greifenstein fällt darauf an Friedrichs Schwager, Sigmund von Starkenberg.
1420 belagert Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche) im Rahmen der Auseinandersetzungen mit dem aufständischen Tiroler Adel (Falkenbund) zunächst erfolglos die Burg, die ein wichtiger Stützpunkt des Adelsbundes ist. Zu den Verteidigern der Burg gehört auch Michael, Oswald und Leonhard von Wolkenstein. Eine Episode aus diesem Kampf ist durch das Greifensteiner Sturmlied von Oswald von Wolkenstein überliefert.
1424 findet während einer zweiten Belagerung eine Friedensverhandlung auf der Burg statt. Nach dieser wird der Bozner Bürgermeister Nikolaus Hochgeschorn heimtückisch in die Tiefe gestoßen.
1426 flieht der Starkenberger nach mehreren gescheiterten Verhandlung- und Vermittlungsversuchen zwischen den Parteien heimlich von der Burg. Die verbliebenen 18 Knechte geben bald den Wiederstand auf. Die Burg fällt an den Landesfürsten und die Starkenberger werden streng bestraft.
Zw. 1436 und 1481 besetzt Friedrich IV. die Burg mit Pflegern.
1481-1651 sind das Gericht Jenesien und die Burg Greifenstein als Pfand in der Hand verschiedener Adliger.
1486 erfolgen letzte Berichte über Ausbesserungsarbeiten an der Burg.
Im 17. Jh. wird der Gerichtssitz wegen der Baufälligkeit der Burg verlegt und im Laufe des Jahrhunderts wird Greifenstein völlig aufgegeben und beginnt zu verfallen.
1651 wird die Pfandschaft an der Burg in ein Manneslehen umgewandelt, das nacheinander im Besitz derer von Niederthor, Käßler, Fieger, Khuen von Belasi, Hohenhauser, von Castello-Girardi und von Wolkenstein ist.
1872 wird der Besitz unter Oswald und Arnold von Wolkenstein-Trostburg vom Lehen in echtes Privateigentum umgewandelt.
1878 verkaufen die Wolkensteiner die Burg an den Bauern Mathias Pfeifer aus Rentsch.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 8: Bozen | Raum Bozen | Bozen, 1989
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 109-113
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten im Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S. 174
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 72-73
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
  • Laimer, Martin - Zur Sicherung der Burgruine Greifenstein (In: Arx - Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol, Ausgabe 1-2004) | Bozen, 2004
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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Sonstiges
  • Sage: Woher der Name Sauschloss stammt
    Woher der Name Sauschloss stammt

    Schon seit langem wurde Schloss Greifenstein hartnäckig von Friedrich mit der leeren Tasche belagert. Der Herzog war sich seines Sieges schon sicher, da im Schloss die Vorräte dem Ende zugingen. Der schlaue Hauptmann des Schlosses jedoch befahl seinen Soldaten, ein Fest zu feiern und ihr letztes Schwein über die Festung ins Lager des Herzogs zu werfen. Als das Friedrich mit der leeren Tasche sah, fiel er auf die List herein und glaubte, die Burgbewohner seien unbesorgt und besäßen noch Nahrung in Hülle und Fülle. Voller Wut befahl er schließlich seinen Truppen den Abzug. Aus diesem Grund wird Schloss Greifenstein auch "Sauschloss" genannt.

    Quelle: unbekannt
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